Das Panda-Syndrom: Wie wichtig ist Sex in einer Beziehung?

Wenn das Panda-Syndrom zuschlägt

„In zwei Wochen, wenn das Projekt abgeschlossen ist, dann haben wir auch endlich mal wieder Sex.“ So oder so ähnlich denken viele Paare – bis sie merken, dass sich das „Problem“ doch nicht von alleine löst, wenn der Stress dann weniger wird. Aber wie wichtig ist Sex wirklich um eine glückliche und intakte Beziehung zu führen? Und ab wann wird das sogenannte Panda-Syndrom zum Beziehungskiller?

Am Anfang jeder Beziehung steht Sex − viel Sex. Frisch verliebte Paare können die Finger kaum voneinander lassen und wünschen sich nichts sehnlicher, als den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Aber irgendwann verschieben sich dann die Prioritäten (meist macht sich das nach 2 Jahren bemerkbar) und es stellt sich Routine ein – oder auch das Panda-Syndrom: Der Sex kann weiterhin gut sein, nur findet er eben weniger oft statt. Manchmal lassen aber auch die Zärtlichkeiten nach. Die schlimmste Kombination ist zweifelsohne wenig, schlechten oder gar keinen Sex nebst mangelnder Zuneigung zu haben. Doch wie wichtig ist Sex in einer Beziehung überhaupt?

Das Panda-Syndrom: das Bett ist zum Schlafen da

Corinna (34) hat schon seit Jahren kein ausgefülltes Sexleben mehr. Schuld daran hat ihr Job. „Ich stecke bis über beide Ohren in der Arbeit fest. Die letzten Beziehungen sind alle mangels Sex in die Brüche gegangen. Ich persönlich habe so viel zu tun, wenn ich dann abends nach Hause komme, möchte ich nur noch schlafen und zwar alleine und ungestört.“ So wie Corinna geht es immer mehr Menschen und trotzdem steht eine Zahl beharrlich im Raum: Zwei Mal pro Woche sollen die Deutschen ihrem Sexleben nachgehen. Trotz stressigem Job, Treffen mit Freunden und Familie auch noch aktiv im Bett? Aktuelle Studien rudern jedoch etwas zurück. Paare sollen demnach im Durchschnitt vom ersten Verliebtsein bis zur Goldenen Hochzeit einmal pro Woche Sex haben. Auch Single-Frauen kommen auf dieses Ergebnis. Single-Männer sind da deutlich aktiver, sie haben im Durchschnitt zweimal pro Woche Sex. Weit abgeschlagen sind Paare mit jüngeren Kindern: da wird das Liebesspiel auf einmal im Monat reduziert.

Wenn beide Partner jedoch damit zufrieden sind, nur einmal im Monat oder vielleicht nur alle paar Monate Sex zu haben, dann spricht man vom Panda-Syndrom. Beide sind glücklich und finden durch Streicheleinheiten, Berührungen, Küsse oder liebe Worte die Nähe zueinander. So kann ebenso Intimität und Integrität geschaffen werden. Sex der Arbeit und dem Wohnungsputz? Viel zu anstrengend. Dann lieber in die Arme des/der Liebsten versinken und gemeinsam einen Film schauen. Daran ist auch nichts auszusetzen – solange beide Parteien damit auch zufrieden sind. Anders sieht es auch, wenn der Sexentzug eher unfreiwillig entsteht.

Warum entsteht eine Sex-Flaute?

Und plötzlich ist sie da, die Flaute im Bett. Das bedeutet nicht gleich das Ende der Beziehung. Es gibt immer Phasen, in denen der Sex eine untergeordnete Rolle spielt, Sex nicht so wichtig ist und das Panda-Syndrom die Zeit zu Zweit bestimmt. Sei es aufgrund von Stress, Nachwuchs oder einem besonderen Lebenseinschnitt oder auch, weil man auch ohne Sex so zufrieden ist. All diese Ereignisse lassen den Sex auf der Prioritätenliste nach ganz unten rutschen, was völlig normal ist. Kommt das vor, und einer der Partner vermisst den Sex, sollte der Partner erst mal verständnisvoll sein und auf keinen Fall Druck ausüben. Sollte die Flaute ohne erkennbaren Grund herrschen, so sollte das Gespräch aufgesucht werden, denn Sex gehört für die meisten zu einer intakten Beziehung dazu und findet er über einen längeren Zeitraum (das kann sich auch um Jahre handeln) nicht mehr statt, so sind viele bereit, ihre Sexualität auszulagern. Mit anderen Worten: Die Affäre ist vorprogrammiert.

Wie wichtig ist Sex?

„Ich habe mich nur einfach so sehr nach Liebe gesehnt, die ich von meiner Freundin schon seit über einem Jahr nicht mehr bekommen habe“, erzählt Jochen (39). „Wenn ich versucht habe das anzusprechen, ist sie mir nur ausgewichen. Ich wollte auch mal wieder Zärtlichkeiten erfahren und mich begehrt fühlen. Darum habe ich mir eine Affäre gesucht, die den Sex mit mir genossen hat, mich ebenso verwöhnt hat, wie ich sie und vor allem, die Lust auf mich hat. Da habe ich erst gemerkt, wie wichtig mir Sex ist.“ Wenn Männer fremdgehen, dann ist es meistens, wie Jochen beschreibt: Die Sex-Flaute herrscht über einen längeren Zeitraum und alles Reden hilft nichts. Es geht für die wenigstens darum, schnell den Druck abzubauen oder den schnellen anonymen Sex mit heimlichen Phantasien. Im Gegenteil: Es geht vielmehr um Qualität statt Quantität.

Welche Rolle spielen Zärtlichkeiten und Nähe?

Egal wie wichtig Sex ist: Für viele ist ein romantischer Abend, an dem auch mal nur gekuschelt und geschmust wird mindestens genauso wichtig wie die körperliche Vereinigung. „Wenn es nur endlich mal wieder schön wäre“, klagt Andrea (44). „Mein Mann hat auf überhaupt nichts mehr Lust. Kein Sex, keine Zuneigung, keine Zärtlichkeiten – und das mittlerweile seit Jahren. Er behauptet immer wieder, er sei zufrieden – auch ohne Sex und Zärtlichkeiten. Mir geht es da anders. Auf Sex kann ich lange verzichten, aber nicht auf die Zärtlichkeiten. Ich möchte mich nicht trennen, aber so kann es auch nicht weiter gehen.“ Dies ist der Moment, in dem eine Affäre oder ein erotisches Abenteuer relevant wird.

Eine Umfrage unter LOVEPOINT-Mitgliedern bestätigte, dass knapp die Hälfte aller Frauen und Männer sich eine Beziehung ohne Sex nur dann vorstellen können, wenn sie ihre Lust in einer offenen Beziehung oder Affäre ausleben dürfen. Sex hat also immer noch einen hohen Stellenwert, auch wenn viele das Gegenteil behaupten. „Sex ist ein Grundbedürfnis, das befriedigt werden will.“

Wenn Paare über einen längeren Zeitraum nichts gegen die Flaute im Bett unternehmen, steigt die Wahrscheinlichkeit rasant an, dass sich einer der beiden den Spaß zurückholt – bei einem Seitensprung. Eine Affäre ist dann eine willkommene Option, für die der frustrierte Partner sehr empfänglich ist. Sex hat doch für die meisten Frauen und Männer noch einen hohen Stellenwert, auch wenn viele behaupten dem sei nicht so. Sollte nur einer von beiden durchweg auf Sex verzichten wollen, so bleibt eine offene Beziehung, Trennung oder eine Affäre unabdingbar. Fehlender oder schlechter Sex ist meist nicht der einzige Grund für eine Trennung, aber bestimmt oft der Auslöser. Sex gehört zu einer intakten Beziehung dazu und bildet im Idealfall gemeinsam mit der Liebe und Zuneigung die Einheit.


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