Für eine offene Beziehung entscheiden sich immer mehr Paare, nachdem diese Offenheit lange Zeit ein großes Tabu war. Auch heute ist Monogamie noch immer das gängigste Beziehungsmodell. Aber ist es noch zeitgemäß?
„Appetit holen darf man sich – gegessen wird daheim!“ Wenn es um den Exklusivanspruch innerhalb einer Beziehung geht, markiert der Sex bei den meisten Paaren die Grenze zur Untreue. Und gerade dies wird oft zum Problem, denn der Mensch scheint nicht für die Treue gemacht zu sein. In einer offenen Beziehung wird deshalb auch besonders die Lustkomponente toleranter gehandhabt. Dieses Partnerschaftsmodell bietet für viele Paare in festen Lebensgemeinschaften und auch Ehen eine echte Alternative zu der nicht mehr von jedermann als zeitgemäß empfundenen monogamen Variante einer Beziehung.
Was ist überhaupt eine offene Beziehung?
In erster Linie versteht man unter einer offenen Beziehung, sexuelle Lust und Bedürfnisse nicht nur mit dem Lebenspartner auszuleben. „Wir haben wirklich guten Sex“, erzählt René (38). „Einen besonderen Kick holen wir uns in Swingerclubs. Wenn wir gemeinsam auf diese Art und Weise Sex mit jemand anderem genießen, ist das für uns okay. Anders wäre es, wenn jeder sein eigenes Ding machen würde – da müssten wir nochmal neu verhandeln.“ Bei dieser offenen Beziehung steht das gemeinsame Erleben im Vordergrund, und wenn es für beide reizvoll ist, den Partner beim Sex mit anderen zu beobachten, bietet ein Swingerclub hervorragende Möglichkeiten, gemeinsam offen seine Phantasien auszuleben.
Andere Paare sind noch weitaus toleranter in Bezug auf eine offene Beziehung. Sie bestreiten ihr Leben gemeinsam, lieben sich, teilen Tisch und Bett und trennen im Rahmen einer offenen Beziehung lediglich die Sexualität von der Beziehung. „Ich liebe meinen Mann. Im Bett ist allerdings schon seit einiger Zeit die Luft raus. Das war für uns aber kein Grund für eine Trennung. Uns beide verbindet so vieles mehr, dass wir erkannt haben: Ein toleranter Umgang mit unserer Sexualität gefährdet die Beziehung keineswegs. Im Gegenteil! Diesen Stolperstein für unseren ehelichen Frieden haben wir aus dem Weg geräumt“, berichtet Anke (46). Ihre Liebe gehört zu einhundert Prozent dem Ehemann, während sie und auch er ihre Lust mit anderen Sexualpartnern befriedigen. Erotik und Liebe sind hier klar voneinander getrennt. Es gibt aber auch Menschen, die zwei oder mehrere Menschen zugleich lieben und begehren. Dieses Beziehungskonzept nennt man Polyamorie. Es kommt nicht allzu häufig vor, ist aber mitunter auch ein Grund, warum sich Paare für ein offenes Beziehungsmodell entscheiden.
Wie eifersüchtig ist man auf andere Partner?
Wo Liebe lodert, schlummert irgendwo in der Regel auch die Eifersucht. Selbst wenn ein toleranter Umgang mit Seitensprung oder Affäre vereinbart wurde, können sich die Partner nicht immer gegen dieses Gefühl erwehren. Vom außerehelichen Sexpartner zu schwärmen oder gar detailliert von einem lustvollen Erlebnis zu berichten, sollte man deshalb auch tunlichst vermeiden. Denn bei aller Offenheit und Liberalität kann es trotzdem schwer sein, sich ganz konkret mit den sexuellen Abenteuern des Partners so direkt konfrontiert zu sehen.
Eine offene Beziehung besteht in der Regel aus klaren Abmachungen. Daran sollte man sich halten. Gegen diese Vereinbarungen zu verstoßen oder, trotz vereinbarter Offenheit und Ehrlichkeit, zu lügen, ist ein erheblicher Vertrauensbruch. „Niemals in der eigenen Wohnung! Das war eine der wichtigsten Grundregeln unserer offenen Beziehung. Ich habe es darauf ankommen lassen und wurde mit meiner Affäre prompt im ehelichen Schlafzimmer erwischt. Noch haben meine Frau und ich uns nicht getrennt, aber ich kämpfe Tag für Tag darum, irgendwie ihr Vertrauen wiederzugewinnen. Den Sex mit meiner Affäre hat sich meine Frau von diesem Zeitpunkt ab verbeten. Ob ich damit leben kann? Ich weiß es nicht. Denn ich empfinde auch mehr für meine Freundin als nur sexuelles Verlangen.“, erzählt Oliver (44).
Neben dem Regelverstoß ist Oliver etwas passiert, das gar nicht so selten vorkommt: Man verliebt sich in seine Affäre. Dieser Fall stellt wohl die größte Herausforderung auch für offene Beziehungen dar, denn Liebe ist nur schwer kontrollierbar. Das macht es auch für den festen Partner weitaus schwieriger, mit der Situation umzugehen. Allerdings muss man deutlich sagen, dass Liebe zur Affäre in der Regel nur dann entsteht, wenn die bestehende Beziehung emotional nicht mehr beständig ist.
Offene Beziehungen und ihre Vorzüge
Sexualität bietet eine verlockende Vielfalt. Aber nicht alle sexuellen Phantasien und Träume sind mit dem festen Lebenspartner realisierbar. Möglicherweise gibt es Dinge, die er nicht mag oder die in einer langjährigen Beziehung einfach nicht mehr so intensiv geschehen wie am Anfang: das Prickeln und starke Begehren, die sich besonders bei einem neuen Partner einstellen. Wer auf diese schönen Gefühle nicht verzichten mag, kann sie im Rahmen einer Affäre ausleben und damit wichtige Bedürfnisse stillen, ohne der Ehe zuliebe komplett verzichten zu müssen. Das ist gut, denn wer sich langfristig wesentliche Wünsche versagen muss, wird auf Dauer nicht glücklich. Und das ist Gift für jede Beziehung. „Mein Freund ist eher vom Typ „romantischer Kuschelbär“. Ich mag das. Sehr sogar. Aber manchmal brauch ich einfach mal etwas Rasantes, Ausgeflipptes und Außergewöhnliches. Da liege ich bei meiner Affäre goldrichtig. Er ist mehr der kernige Typ und mag es durchaus auch etwas härter und wild. Der perfekte Ausgleich zu all der lustvollen Zärtlichkeit, die ich mit meinem Partner genieße“, beschreibt Elena (39) das, was sie an ihrer offenen Beziehung so schätzt.
Ein weiterer Vorteil, den eine offene Beziehung bietet, ist, dass Affären nicht geheim gehalten werden müssen. Die Dunkelziffer in Sachen Fremdgehen und Seitensprünge ist höher, als man glauben mag. Fast jeder Mann und drei Viertel aller Frauen hatten schon mindestens einen Seitensprung in ihrem Leben. Die meisten davon geschehen heimlich – was nach wissenschaftlicher Erkenntnis auch gut ist, denn wird der Partner damit konfrontiert oder kommt es durch Zufall heraus, wird die bestehende Beziehung nicht selten belastet. In einer offenen Partnerschaft ist eine Affäre dann kein Treue- und Vertrauensbruch am Partner mehr. Wichtig ist, dass beide Partner die Regeln und Grenzen für dieses Beziehungsmodell klar festlegen, damit es nicht doch zu Missverständnissen kommt. Und dann steht dem lustvollen Ausleben erotischer Wünsche und Phantasien außerhalb der Partnerschaft nichts mehr im Wege.
Damit nichts schiefgeht: Daran sollte man bei einer offenen Beziehung denken
• Suchen Sie sich für Ihr erotisches Leben außerhalb der Partnerschaft jemand Gleichgesinntes oder einen bekennenden Single. Denn geraten Sie an eine Person mit ernsthaften Absichten, könnte diese sich in Sie heftig verlieben. Und dann wird es unter Umständen kompliziert.
• Ihnen selbst und dem Partner zuliebe: Safer Sex sollte ein Muss sein, um die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.
• Halten Sie sich an die Regeln, die Sie mit Ihrem Partner in Bezug auf Ihre offene Beziehung vereinbart haben. Damit der Vertrauensbeweis keinen Vertrauensbruch zur Folge hat.
• Suchen Sie für Ihre offene Beziehung gezielt nach einer geeigneten Person, die Ihren Vorstellungen entspricht und in Ihre partnerschaftliche Konstellation passt. Online Dating ist ein effektiver Weg, diese Person zu finden. Bei LOVEPOINT finden Sie viele Gleichgesinnte, die auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer oder einer Affäre sind.
Offene Beziehung – eine echte Alternative zur Monogamie
Wer sich innerhalb der Ehe oder Partnerschaft an eine offene Beziehung heranwagt, hat gute Chancen auf eine glückliche Beziehung inklusive erfüllter Sexualität. Auch, wenn diese dann nicht mehr ausschließlich mit dem Partner ausgelebt wird. Bleiben Sie im Falle einer offenen Beziehung ehrlich und halten Sie sich an die Abmachungen, die Sie mit Ihrem Partner getroffen haben. Sprechen Sie eventuell aufkeimende Probleme rechtzeitig an und bewahren Sie sich Ihre Offenheit. Dann kann eine offene Beziehung ein wirkliches Alternativmodell zur monogamen Partnerschaft sein. Ganz sicher ist dieses Modell jedoch nicht für jede Beziehung geeignet, auch wenn es sich nur um eine “offene Phase” handeln sollte. Ist ein Partner eifersüchtig, kann dies unter Umständen die bestehende Beziehung stark belasten und man sollte sich überlegen, ob man immer Falle einer Affäre diese nicht besser geheim hält. Hier gilt also wie so oft: Miteinander reden ist das A und O, nur so lässt sich herausfinden, ob sich die Partnerschaft für eine offene Beziehung eignet.