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Mein Mann geht fremd – und ich auch: Wie wir unsere Beziehung mit Affären arrangiert haben

Wenn ein Paar seine Seitensprünge nicht verheimlicht, sondern beide offen fremdgehen: Cora (45) erzählt, wie es ihr dabei ergeht.

Fremdgehen, Seitensprünge, One-Night-Stands: Wir kennen sie meistens als eher „einseitige“ Angelegenheit innerhalb einer Beziehung. Ein Partner ist unzufrieden und befriedigt seine Wünsche und Bedürfnisse im Rahmen einer heimlichen Affäre. Aber es kommt auch vor, dass in einer Beziehung beide Teile fremdgehen – und dabei sogar mit offenen Karten spielen. Cora (45) lebt mit ihrem Mann dieses außergewöhnliche Partnerschaftsmodell und erzählt von ihren Erfahrungen.

Erst heimlich – dann unheimlich

„Markus und ich, das war die klassische Sandkastenliebe. Wir waren zusammen im Kindergarten, haben zusammen die Schulbank gedrückt und sind irgendwann auch ein Liebespaar geworden. Irgendwie schien alles so selbstverständlich, wir waren uns schon ewig vertraut und haben dann auch ziemlich früh geheiratet, Kinder bekommen, ein Häuschen gebaut, also das klassische Familienleben geführt, mit allem, was dazugehört. Das alles klingt sicherlich sehr schön – und bestimmt auch ein bisschen langweilig. Genauso habe ich es nach einigen Jahren dann auch empfunden. Wir haben uns immer gut verstanden, waren beste Freunde, aber sexuell spielte sich immer weniger zwischen uns ab. Mich hat es noch nicht mal sonderlich gestört, dass wir nur noch wie Kumpels oder Geschwister nebeneinander her lebten, schließlich lief zwischen uns sonst alles bestens, und der Alltag mit den Kindern, Job und Co. hielt uns auch so auf Trab. Trotzdem muss mir die Erotik, das Gefühl, begehrt und attraktiv gefunden zu werden, doch gefehlt haben, wenn auch unbewusst. Jedenfalls lernte ich bei meinen regelmäßigen morgendlichen Schwimmrunden einen Mann kennen, der mir auf Anhieb gut gefiel. Wir kamen ins Gespräch und merkten, dass wir uns sympathisch waren und viel zu sagen hatten. Eines Tages lud mich Steffen zum Kaffee ein, und ich spürte, dass sich da noch mehr als bloße Sympathie zwischen uns entwickelte. Er muss das Knistern, das in der Luft lag, auch gespürt haben, denn es folgte eine Einladung zum Abendessen. Wir flirteten wie verrückt, und über kurz oder lang geschah das Unvermeidliche: Wir landeten im Bett eines romantischen Hotels, wo wir drei höchst aufregende Stunden miteinander verbrachten. Steffen hatte mein in den letzten Jahren ja ziemlich erloschenes erotisches Feuer neu entfacht, und ich genoss es unheimlich, von Kopf bis Fuß verwöhnt und begehrt zu werden. Ein wahnsinnig prickelnder Auftakt zu einer leidenschaftlichen Affäre.“

„Und dann erfuhr ich: Mein Mann geht fremd und hat auch eine Affäre“

Die meisten Affären entstehen aus sexueller Unzufriedenheit und ungestillten Bedürfnissen, Sehnsüchten und Wünschen. In den vielen Fällen ist es aber nicht ein rein körperlicher „Mangelzustand“, der mit einer Affäre oder einem Seitensprung behoben werden soll. Für viele ist es genauso wichtig, sich in der Affäre die Aufmerksamkeit und Nähe, aber auch den Reiz des Neuen, das Prickeln und die außergewöhnlichen Momente wiederzuholen, die im Beziehungsalltag verloren gegangen sind.

„Manchmal machte ich mir ja schon Gedanken darüber, ob Markus, meinem Mann, sexuell nicht auch was in unserer Beziehung fehlte“, erzählt Cora weiter. „Aber dass er auch eine Affäre hat und ich irgendwann realisieren muss Mein Mann geht fremd, hätte ich nie gedacht – bis mir eine Freundin die Augen öffnete. Als sie auf Geschäftsreise war, sah sie durch Zufall Markus mit einer anderen Frau sehr vertraut aus einem Hotelzimmer kommen. Und wie es so ist: Obwohl ich ja selbst eine Affäre hatte, war ich zuerst einmal total schockiert und stellte ihn zur Rede. Er gab auch gleich alles zu und war ziemlich zerknirscht, beteuerte mir aber, dass er mich liebe und unsere Beziehung nicht in Frage stelle. Seine Affäre sei nur ein sexuelles Abenteuer, weil er sich in unserer Ehe erotisch unausgelastet fühlte. Also eigentlich dasselbe wie bei mir, wobei Markus ganz gezielt über eine Online-Partnervermittlung nach einer Gleichgesinnten gesucht hatte, die auch nur Sex wollte und ebenfalls in einer festen Beziehung lebte. Tiefere Gefühle spielten in seiner Affäre keine Rolle, und er wollte sich auch gar nicht verlieben. Auch wenn es mir nicht leicht fiel: Ich fand es nur fair, Markus dann auch meine Affäre zu beichten. Er nahm es gefasst auf, aber trotzdem waren die nächsten Wochen schwierig für uns beide. Ganz klar: Man entwickelt schon Verlustängste und muss es auch erst einmal verdauen, dass man seinem Partner zumindest in sexueller Hinsicht geben kann, was er braucht. Mir Markus mit einer anderen Frau im Bett vorzustellen, tat auch ziemlich weh. Ohnehin die Erkenntnis: Mein Mann geht fremd. Andererseits sagte ich mir, dass wir beide in der gleichen Situation waren. Und so sehr ich die Stunden mit Steffen genoss – auch er hätte meine Liebe zu Markus nicht gefährden können. Es gab natürlich viel Redebedarf in dieser Zeit, und wir beleuchteten unsere Beziehungen aus allen Richtungen. Für uns beide stand jedenfalls fest, dass wir unsere Affärenpartner zwar sehr sympathisch fanden, aber auch nicht mehr. Im Prinzip ging es uns beiden nur darum, unsere Sexualität auszuleben und uns das zu erfüllen, was in der Ehe verloren gegangen war. Aber natürlich stellte sich auch die Frage: Wie geht es nun weiter? Führen wir ab sofort eine offene Beziehung?“

Offene Beziehung – kann das funktionieren?

Der Mann geht fremd, die Frau auch: Paare, die sich dazu entschließen, eine offene Beziehung zu führen und auch sexuelle Kontakte zu anderen zuzulassen, müssen schon einige Herausforderungen bewältigen. Ein gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein und Toleranz sind dafür in jedem Fall notwendig – aber auch ganz klare Regeln, an die sich beide halten müssen.

„Wir wollten beide unsere Affären nicht so einfach aufgeben“, meint Cora. „Schließlich gaben sie uns ja etwas, das uns sonst wieder gefehlt hätte. Andererseits merkten wir, dass wir ohne klare Absprachen nicht auskommen würden, wenn wir unsere Beziehung in dieser Richtung öffneten. Klingt zwar ziemlich bürokratisch, aber wir setzten tatsächlich eine Art symbolischen Vertrag auf, in dem wir alles festlegten, was uns wichtig war: zum Beispiel, dass niemals Treffen mit der Affäre bei uns zu Hause stattfinden dürfen, dass Treffen nicht öfter als einmal im Monat stattfinden, es keine gemeinsamen Urlaube mit dem Affärenpartner gibt und auch in Gesprächen die Diskretion gewahrt wird. Das heißt: Keine Gespräche mit der Affäre über den Ehepartner und keine Detailberichte über unsere außerehelichen Sextreffen. Dass unsere Affärenpartner ebenfalls in einer festen Beziehung lebten, die sie nicht aufgeben wollten, erleichterte die Angelegenheit natürlich, da sie ähnlich dachten. Nachdem wir uns an die neue Situation gewöhnt hatten, kamen wir tatsächlich ziemlich gut damit zurecht. Letztendlich veränderte sich auch der Sex in unserer Ehe durch unsere neue Offenheit. Er findet nun zwar auch nicht viel häufiger statt, aber wenn, dann ist er lustvoller als früher und wir genießen ihn mehr als zuvor. Woran das liegt, kann ich gar nicht genau sagen – aber ich bin froh, dass es so gekommen ist und unsere Ehe auch durch den ehrlichen Umgang mit unseren Affären an Qualität und Tiefe gewonnen hat. Die Affäre zu Steffen konnte ich leider nicht weiterführen, weil er aus beruflichen Gründen umgezogen ist. Ich mache es jetzt so wie Markus und suche mir über das Internet gleichgesinnte Partner, hier weiß ich auch gleich, woran ich bin.”


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