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Wenn der Alltag die Erotik zerstört

Wenn der Alltag Einzug in die Beziehung hält

Wer seinen Partner schon lange Jahre kennt, der liebt ihn durchaus immer noch (meistens jedenfalls), aber es gibt Zeiten, da könnte man ihn ohne jedes schlechte Gewissen für die Mars-Mission anmelden – wenn die nicht erst 2023 starten würde. Wenn der Alltag in eine Beziehung einkehrt ist meist auch bereits der Sex nicht mehr das, was er mal war.

Scherz beiseite, jeder kennt Alltagssituationen, die, in der Summe betrachtet, eine Beziehung, die in die Jahre gekommen ist, schon schwer beeinträchtigen können. Der eine verharrt leidvoll in der Situation, ein anderer sucht nach Auswegen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, sich aus derartigen Situationen hinauszumanövrieren? Und wie stellt man das am besten an?

Wie uns der “Teufel Alltag“ im Griff hat

Im Zeichen des Alltags hat schon so mancher sein Sexleben zu Grabe tragen müssen. Zwischen Haushaltpflichten, beruflichen Anforderungen, Kindererziehung und sogar Freizeitstress verlieren sich immer mehr Paare. Da sich in einer Beziehung nach etwa zwei Jahren unser Hormonhaushalt auf ein niedriges Niveau einpendelt, steigt die Wahrscheinlichkeit für die Bereitschaft zu einer Affäre an. Immerhin hatte schon einmal jeder zweite während einer festen Beziehung eine Affäre. Spätestens ab dem dritten Beziehungsjahr, wenn dann schlimmstenfalls auch noch die Kommunikation untereinander nachlässt beziehungsweise sich auf Terminabsprachen oder Essensplanung beschränkt, hat ein Abenteuer gute Chancen erlebt zu werden. Der Alltag ist einfach zu langweilig auf Dauer.

Was fehlt uns überhaupt zum Glück?

Wenn die partnerschaftliche Situation ohnehin nicht mehr die beste ist, ist dennoch im besten Falle die Ehe zur „platonischen Kumpel-Ehe“ geschrumpft. Man versteht sich grundsätzlich noch gut, hat auch durchaus noch ein paar Gemeinsamkeiten mit dem Partner und liebt diesen auch. Nur unter der Bettdecke herrscht Funkstille. Das heißt, man ist jetzt nicht total unglücklich, zum Glück, hat aber doch große Sehnsucht auf etwas „Funkverkehr“. Denn auch fehlender Sex kann auf Dauer unglücklich machen, und so ist es nicht verwunderlich, dass dies für viele der Hauptgrund ist, sich nach einem erotischen Abenteuer umzusehen.

Die Gründe liegen aber längst nicht nur in der eingeschlafenen oder nicht mehr vorhandenen Erotik. In Ehen, in denen keine Gespräche mehr stattfinden und die gegenseitige Anerkennung flöten geht, kann uns das noch schneller in die Ferne treiben. Vor allem dann, wenn Nähe und Zärtlichkeiten auch noch ausbleiben. Quintessenz ist, es findet eine schleichende Entfremdung statt. Das kann ein jahrelanger Prozess sein, den man gar nicht bewusst wahrnimmt oder aber verdrängt. Wenn man sich allerdings auch noch emotional voneinander entfernt, wird es wirklich für viele unerträglich. Und wenn dann in diesem Zustand ein Mensch in unser Leben tritt, mit dem man all dies wieder erleben kann, wird man doch im wahrsten Sinne des Worts wieder empfänglich für jede Aufmerksamkeit.

Lange ging man ja davon aus, dass überwiegend Männer Abenteuer außerhalb der Beziehung suchen. Das ist jedoch ein Trugschluss und liegt meistens schlichtweg daran, dass Frauen eher tiefer stapeln, während Männer öfter mit ihren Affären prahlen oder sich gar erwischen lassen. Beide Geschlechter sind tatsächlich etwa gleich häufig untreu – wenn man es so nennen mag.

Wenn man Lust auf einen Flow der besonderen Art hat

Es gibt Zeiten, da fühlt man sich wie Eddi Arent im „Schatz am Silbersee“ und möchte endlich mal wieder ein paar Schmetterlinge in sein Netz locken. Ich persönlich hätte da ja gerne mal Götz George in mein Netz gelockt … aber gut, das ist eine andere Geschichte. 🙂

Man möchte eben einfach mal ausbrechen, mal wieder “locker drauf sein”, nicht funktionieren, sondern abschalten und genießen. Sich für ein paar Stunden treiben lassen, die Vernunft an der Tür abgeben und sich die Leidenschaft überstülpen. Es hat ein bisschen etwas davon, eine kleine Trauminsel zu betreten. Wann war man beim Sex das letzte Mal so richtig laut und hat sich gehen lassen, ohne den geringsten Gedanken daran zu verschwenden, was die Nachbarn denken? Spontaneität heißt das Schlüsselwort und das gibt uns ein gewisses Gefühl von Freiheit.

Auch eine Möglichkeit: Alternative Beziehungsformen

Hat man erkannt, dass sich etwas ändern muss, weil mindestens einer in der Beziehung unzufrieden ist, gilt es die für beide passende Lösung zu finden. Wenn gar nichts mehr hilft und man sich auch nichts mehr zu sagen hat bzw. sich völlig auseinandergelebt hat, bleibt nur die Trennung.

Ist man sich aber einig, dass man die Ehe weiterführen möchte, kann man auch über ein neues Beziehungsmodell nachdenken. Das setzt natürlich voraus, dass man offen und ehrlich miteinander redet. Welche Bedürfnisse und Wünsche wollen ausgelebt werden? Was davon kann und will gemeinsam ausgelebt werden und was darf „ausgelagert“ werden? Hier ist es ratsam, klare Grenzen zu setzen, das gibt eine gewisse Sicherheit, setzt aber auch großes Vertrauen voraus.

Für den Fall, dass ein Partnerteil überhaupt keinen Sex mehr möchte, also auch nicht mit einem anderen Partner, besteht die Möglichkeit, dem anderen die „Erlaubnis“ zu geben, seine Bedürfnisse in einer Affäre ausleben zu können. Eine feste Partnerschaft und gleichzeitig eine Affäre offen zu (er)leben, ist zwar (offiziell) noch die Ausnahme, kann aber auch Ehen deutlich entspannen.

Sind beide grundsätzlich noch sexuell interessiert, möchten diese aber nicht ausschließlich oder auch gar nicht mehr miteinander ausleben, kann die offene Beziehung eine Alternative sein.

Neben der Erotik, die wieder erlebt werden möchte, spielen wie gesagt aber auch Aufmerksamkeit, Kuscheln und Zärtlichkeit eine große Rolle, da dies in vielen Beziehungen mit der Zeit leider verloren geht – auch das sollte man bei der Entscheidung bedenken, ob man sich der Situation beugt oder nach Auswegen sucht.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

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