Trennung vom Partner: Warum es manchmal eine Befreiung ist

Fast jeder von uns hat schon einmal eine Trennung vom Partner durchgemacht. Entweder hat man sich selbst getrennt, wurde verlassen oder hat sich „einvernehmlich“ dazu entschieden, von nun an getrennte Wege zu gehen. Ist eine Trennung die totale Krise oder eine neue Chance?

Nun, es kommt ganz auf den Blickwinkel an. Fakt ist, dass man sein Leben meist erstmal neu sortieren muss. Unabhängig davon, ob die Trennung mit oder ohne Herzschmerz verlief, man ist plötzlich wieder alleine. Das kann sowohl negativ als auch positiv sein. Und manchmal trifft eine Trennung einen auch wie der Blitz aus heiterem Himmel, eben war die Welt noch in Ordnung und eine Minute später stürzt sie ein. Da kommt man sich doch vor wie im falschen Film, oder? Die Gefühle spielen Achterbahn: Wut, Trauer, Angst, vielleicht auch etwas Selbstmitleid. Vor allem eine Trennung nach einer langjährigen Beziehung kann ein Menschenleben aus der Bahn werfen.

“Meist schmerzt eine Trennung. Aber manchmal ist eine Trennung ein notwendiger Schritt.”

 

Es gibt aber auch die andere Seite, in der eine Trennung das Leben wieder erleichtert und ein notwendiger Schritt ist, von dem viele im Nachhinein denken, dass sie ihn viel zu lange herausgezögert haben. Die Karten werden nach einer Trennung neu gemischt. Alles wird auf Null gesetzt und man ist frei, sich dem zuzuwenden, das einen glücklich macht. Das kann in vielen Fällen das Leben sogar wieder viel glücklicher machen.

Wenn wir verlassen werden: Wie Frauen und Männer auf eine Trennung reagieren

Frauen, die verlassen werden, quälen sich oft mit Fragen nach dem „Warum“ und möchten das Erlebte analysieren. Verlassene Männer leiden anders. Sie stürzen sich in die Arbeit, machen Sport oder ziehen mit den Kumpels um die Häuser. Auch sind es die Männer, die letztendlich schneller wieder ihr Selbstwertgefühl finden und nach einer Trennung eine neue Beziehung eingehen. Frauen brauchen meist etwas mehr Zeit, um loszulassen und die neue Situation zu akzeptieren – was aber natürlich auch immer davon abhängt, wie die Trennung vonstatten ging. Wichtig für beide: Wir sind nicht minderwertig, nur weil unser Partner uns verlassen hat. Und, oft erkennt auch der Verlassene, dass es besser war, von nun an getrennte Wege zu gehen. Oft bemerkt man erst im Nachhinein, dass man selbst eigentlich auch nicht mehr glücklich war.

Wenn wir unseren Partner verlassen: Gedanken vor der Trennung

Wenn man selbst derjenige ist, der die Trennung forciert, scheint dies auf den ersten Blick die schmerzlosere Variante zu sein. Auf den zweiten Blick steckt jedoch mehr dahinter, wenn man die Entscheidung zur Trennung beispielsweise jahrelang vor sich hergeschoben hat. In diesem Falle kann sich dann aber nach dem festen Entschluss auch das Gefühl der großen Erleichterung breit machen.

Warum aber macht man es sich so schwer mit dem endgültigen Schlussstrich? Nun ja, immerhin hatte man mal gemeinsame Träume und ein Lebensziel. Man wollte nur einmal in seinem Leben heiraten. Vielleicht bleibt die Frau auch nur aus Rücksicht auf die Kinder, sozusagen als Alibi, warum man sich – zumindest jetzt noch nicht – trennen kann. Oder man schiebt finanzielle Gründe vor: „Wenn wir uns jetzt scheiden lassen, wäre das für uns beide eine finanzielle Katastrophe!“ Wenn man als Frau nicht berufstätig war, kommen Existenzängste hinzu, also die Frage, ob man für sich selbst sorgen kann. Also, was tun?

Bevor man an Trennung denkt, stellt man ja erst einmal die Beziehung infrage. Seine oder ihre Macken gehen Ihnen immer mehr auf die Nerven? Gute Gespräche führen Sie schon lange nicht mehr, und wenn, dann beschränken sie sich auf die Familie, die Nachbarn, das Wetter? Wenn Sie sich ihrem Partner mit persönlichen Anliegen mitteilen wollen, hört er gar nicht richtig zu? Das alles sind Punkte, die sich langsam wie Gift in die Bezeihung einschleichen. Eigentlich will jeder nur noch seine eigenen Interessen durchsetzen und es kommt ständig zu Streitereien, deren Verlauf man schon auswendig kennt und man das Gefühl hat, jedes Mal auf der gleichen Bühne das gleiche Stück zu spielen. Auch das Sexleben leidet oder findet sogar gar nicht mehr statt. Diese Phase kann von unterschiedlicher Dauer sein, je nachdem wie leidensfähig Sie sind. Früher oder später taucht jedoch die Frage auf: „Soll ich mich trennen?“

10 Fragen, die Sie sich stellen sollten, wenn Sie an eine Trennung denken

Nach wie vor ist die alte Methode, Pro & Contra auf ein Blatt Papier zu schreiben, eine gute Möglichkeit, um einen ersten Überblick zu erhalten. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was Ihnen an der Beziehung überhaupt noch gefällt und was nicht. Folgende Fragen können Sie sich zudem stellen, um sich mehr Klarheit zu verschaffen, ob Sie mit einer Trennung nicht sogar besser leben könnten. Denn viel zu oft passiert es, dass man zu lange in festgefahrenen Mustern stecken bleibt. Auch wenn die Liebe schon längst erloschen ist.

  1. Wie würde Ihr Lebensalltag in fünf Jahren aussehen?
  2. Wie würden Sie sich fühlen?
  3. Wo würden Sie wohnen?
  4. Was würden Sie beruflich machen wollen?
  5. Wie würden Sie Ihre Freizeit gestalten?
  6. Sie haben die Bühne der Streitigkeiten verlassen, wie fühlt sich das an?
  7. Sie können tun und lassen, was Sie wollen, würden Sie dies auch nutzen?
  8. Kommen Sie mit dem Gedanken klar, „allein“ zuhause zu sein?
  9. Wie steht es um Ihr Selbstwertgefühl?
  10. Was empfinden Sie genau für Ihren Partner? Jetzt/vor drei Monaten/vor drei Jahren.

Oftmals stellt man dann fest, dass die Antworten auf die Fragen ohne den Partner viel klarer, glücklicher und mutiger ausfallen. Die größte Gefahr besteht darin, dass man sich selbst etwas vormacht. Der Mensch neigt nun einmal dazu, sich gewisse Dinge schönzureden, wie z.B. sich nur an die schönen Zeiten der Beziehung zu erinnern, das Verhalten des Partners zu entschuldigen bzw. zu verharmlosen. Da kommen dann so absurde Ideen auf, wie eine Trennung auf Zeit vorzuschlagen (die aber leider in den meisten Fällen fehlschlägt), sich vorzunehmen sich mehr „anzustrengen“, „jetzt ist kein guter Zeitpunkt, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht“.

“Mut haben, sich zu trennen – aber auch nichts überstürzen.”

 

Sie finden also tausend Gründe, warum es gerade jetzt ungünstig ist, sich zu trennen. Man muss dabei jedoch ganz klar sagen: Natürlich ist es auch im Umkehrschluss wichtig, nichts zu überstürzen und eine eigentlich gute Beziehung wegen ein paar Unstimmigkeiten zu beenden. Dafür ist eine gewachsene Beziehung viel zu wichtig! Jedoch ist es deutlich häufiger der Fall, dass Menschen nicht den Mut haben, sich zu trennen. Auch wenn sie eigentlich wissen, dass es ihnen selbst – und mittelfristig wahrscheinlich auch dem Partner – besser damit gehen würde.

Wenn nur der Sex fehlt, ohne den man jedoch nicht leben möchte

Diesen Fall gibt es auch: Man führt eine liebe- und respektvolle Beziehung, in der eigentlich alles stimmt, wenn … ja, wenn nur das fehlende Sexleben nicht wäre. In vielen Beziehungen lässt die Lust auf Sex mit den Jahren immer mehr nach oder bekommt einen geringeren Stellenwert, das ist bis zu einem gewissen Grad normal. Manchmal ist es jedoch so, dass die sexuelle Unlust nur einen Paarteil betrifft, während derjenige, der gerne Sex möchte, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse durch die Verweigerung des Partners nicht mehr erfüllen kann. Oft nutzt dann alles Reden nichts, man leidet sehr unter der Situation, möchte sich aber auch nicht trennen, weil ja ansonsten alles in Ordnung ist. An diesem Punkt entscheiden sich viele, entweder in gemeinsamer Absprache mit dem Partner die Beziehung zu öffnen, oder, sollte dies vom Partner nicht geduldet werden, eine heimliche Affäre zu führen. So wird die Komponente Sex aus der Beziehung ausgelagert und letztendlich ist damit für viele eine deutliche Entschärfung der unglücklichen Beziehungssituation verbunden.

Trennung als Chance begreifen

Auch wenn manche sich das kurz nach einer Trennung noch nicht vorstellen können, vor allem, wenn sie verlassen wurden: Es gibt ein Leben danach! Wenn Sie die Trennung emotional überwunden haben, werden Sie wieder lieben und lachen können. Und wenn Sie selbst den Anstoß für das Ende der Beziehung gegeben haben, spüren Sie, wie Sie sich aus einer Situation befreit haben, die Sie unter Umständen jahrelang ausgebremst hat. Sehen Sie die Trennung also als Chance, auch für das Wachsen Ihrer Persönlichkeit. Schmieden Sie neue Lebenspläne und wenn Sie einen neuen Partner gefunden haben, der besser zu Ihnen passt, werden Sie rückblickend sagen: „Ohne die damalige Trennung hätte ich nie das erleben dürfen, was ich jetzt habe“, und Sie werden glücklich sein. Das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 


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