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Was ist Glück? Vom Glücklich- und Unglücklichsein

Die gute Nachricht: Glück ist machbar, jedenfalls überwiegend, denn Glück ist auch Einstellungssache. Die schlechte Nachricht: Wenn man diese Einstellung (noch) nicht hat, muss man ein bisschen daran arbeiten. Aber keine Panik, das kann leichter sein, als Sie denken.

Hand aufs Herz! Haben Sie nicht auch schon mal dem Schornsteinfeger, der Ihnen auf der Straße begegnet ist, die Hand geschüttelt, weil es Glück bringen soll? Ich schon! Denn irgendwie sind die zahlreichen symbolischen Glücksbringer doch seit unserer Kindheit in uns verankert und wir freuen uns, wenn wir ein vierblättriges Kleeblatt sehen oder ein Hufeisen am Wegrand finden. Genau so entfährt uns nach einem Erfolg oder wenn etwas gerade noch mal gut gegangen ist oft der Ausruf “Glück gehabt!”, mit dem wir deutlich machen, dass wir trotz guter Planung und günstiger Umstände eben auch mit einer glücklichen Fügung rechnen.

Erfolg, Gesundheit, Liebe – Was ist Glück überhaupt?

Unter Wikipedia ist von einem „glücklichem Zufall bzw. einer zu Lebensglück verhelfenden Schicksalswende“ die Rede. Also, damit bin ich nicht so recht einverstanden. Das klingt so, als wenn mein Glück von zufälligen äußeren Umständen abhängig ist, und ich bis dahin griesgrämig rumsitzen und warten muss. Ich finde, auch fürs Glück muss man etwas tun.

Glück bedeutet dabei für jeden etwas anderes. Sigmund Freud sieht Glück eher als etwas Episodisches an. Da könnte er Recht haben, denn wer ist schon dauerhaft glücklich? Geht das überhaupt? Nein, und ich denke, das ist auch nicht der Sinn der Sache. Es gibt noch andere Lebensumstände wie Krisen, Unfälle, Krankheit, Trennung und Tod. Aus diesen sollten wir im Idealfall gestärkt hervorgehen. Nur so wissen wir das Glück zu schätzen, auch das kleine. Unglück lehrt uns also, das Glück wieder zu erkennen.

Es soll tatsächlich Menschen geben, die gerne unglücklich sind

Wer kennt sie nicht, die Menschen, die das Glas immer nur halbleer sehen. Die halbvollen Gläser ergattern ihrer Meinung nach immer nur die anderen. Es sind die ewigen Nörgler mit ständig schlechter Laune. Oft leben diese Menschen in der Vergangenheit und wälzen Gedanken wie „Hätte ich damals doch nur nicht geheiratet!“, Wenn ich studiert hätte, hätte ich meine beruflichen Ziele erfüllen können!“, “Hätte ich damals doch nur das Angebot im Ausland angenommen!“. Sie verpassen ihr Leben in der Gegenwart, indem sie sich nur darauf fokussieren, was sie eventuell verpasst haben könnten bzw. was in ihrem Leben vielleicht anders gelaufen wäre, hätten sie andere Entscheidungen getroffen.

Diese Menschen konzentrieren sich auf das Negative und verlieren oft den Blick auf das Positive gänzlich. Es herrschen hauptsächlich Gefühle wie Neid, Eifersucht, Bequemlichkeit und Motivationslosigkeit vor. Sie wollen nicht sehen, dass andere Menschen, die glücklich sind, auch etwas dafür tun – oder ihr Schicksal zumindest so annehmen, wie es ist, und das beste daraus machen. Nein, sie sind der Meinung ihr eigenes Schicksal habe sie dazu verdammt, ein Leben lang unglücklich zu sein. In ihren Augen haben eben nur die anderen das Glück gepachtet.

Wenn diese Menschen erst einmal in der negativen Spirale ihrer trüben Gedanken gefangen sind, ist es ein Leichtes, überall Schlechtes zu erkennen und kleine Glücksmomente als solche nicht mehr wahrzunehmen. Nicht selten wirkt sich das auf das gesamte Umfeld aus, manchmal sogar auf das Körperempfinden, denn wer unglücklich ist, der kommt auch mit kleinen Wehwehchen und Krankheiten weniger zurecht, als ein glücklicher und positiv denkender Mensch.

Sind glückliche Menschen tatsächlich gesünder?

Man könnte also tatsächlich meinen, Glücklichsein heißt auch gleichzeitig gesund oder zumindest gesünder zu sein. Auf jeden Fall steht Unglücklichsein auch oft mit Krankheit in Verbindung. Und zwar in beide Richtungen: Krankheit kann Unglücklichsein erzeugen, genau so wie ständiges Unglücklichsein auch körperliche Symptome und Krankheiten auslösen kann. Negativer (Dauer-)Stress bedeutet meist auch Überforderung, schwächt unser Immunsystem und zieht uns auf Dauer runter. Wir sind schlecht gelaunt, bemitleiden uns selbst und fühlen uns zwangsläufig krank. Das impliziert also, dass zu einem glücklichen Menschen auch gehört, dass er achtsam mit sich und seinem Körper umgeht, sich Entspannung gönnt, auf Körpersignale achtet und auch mal ein freundliches aber bestimmtes “Nein!” von sich gibt, wenn alles zuviel zu werden droht. Positiver Stress, der einer Herausforderung gleichkommt, kann jedoch glücklich machen, sofern er keine Überforderung darstellt. Offenbar liegt der Schlüssel für eine “glückliche Gesundheit” also darin, seine Grenzen zu kennen, und sich seinen Aufgaben – oder vielmehr allen Lebensbereichen – mit Ambition, Freude und Muse zu widmen. Und vor allem: Mit positiven Gedanken!

Interessant ist dazu übrigens noch eine italienischen Studie, bereits aus dem Jahre 2005, über Nonnen, deren Gesundheit sich als besser erwies, als die der Allgemeinbevölkerung. Über zwanzig Jahre wurden 144 Benediktinerinnen von Ärzten überwacht, das Ergebnis bewies im Gegensatz zur Kontrollgruppe, bei der der Blutdruck mit zunehmendem Alter gestiegen ist, einen bis ins hohe Alter super stabilen und vor allem normalen Blutdruck. Ich gehe nun davon aus, dass das Kloster für die wenigsten von uns eine Option ist, aber was machen die Nonnen anders, was können wir von ihnen lernen? Ganz einfach: Sie erleben innere Zufriedenheit, weil sie ihren Lebenssinn gefunden haben und etwas tun, in dem sie aufgehen und das ihnen Freude bereitet. Glück ist außerdem ansteckend. In einer Gemeinschaft fällt es vielen Menschen leichter, glücklich zu sein. Und wenn andere um einen herum glücklich sind, ist man es selbst meist auch. Na, die Glückskrankheit fangen wir uns doch gerne ein, oder?

Wie wird man denn nun glücklich?

Man sagt, glücklich sei der, der sich zur rechten Zeit am rechten Ort befindet. Viel wichtiger jedoch sind ein gewisses Grundvertrauen und eine positive Lebenseinstellung. Wenn das Schicksal eine Tür aufmacht, muss man das erstens bemerken und es zweitens auch wagen, durchzugehen. Man muss für sein eigenes Glück also auch bereit sein, auch für das kleine Glück, es sich bewusst machen und grundsätzlich eine offene, lebensbejahende Einstellung haben. Auch und vor allem zu sich selbst. Denn wer sich selbst liebt, kann auch von anderen geliebt werden. Zusammenfassend können wir davon ausgehen, dass Ihnen die folgenden zehn Punkte auf dem Weg zum Glück zuträglich sein können.

  • sich mit positiv denkenden Menschen umgeben
  • sich von anderen nicht verbiegen lassen
  • das soziale Netzwerk pflegen
  • eine positive Lebenseinstellung pflegen, optimistisch sein, lachen
  • Selbstverwirklichung
  • sich selbst lieben
  • Dankbarkeit und eine gewisse Demut dem Leben gegenüber zeigen
  • verzeihen lernen
  • den Lebenssinn finden
  • auch den physischen Körper pflegen (Ernährung, Sport, Vorsorgeuntersuchungen)

Lenken Sie Ihre Konzentration nicht auf Ihre Schwächen, sondern, ganz im Gegenteil, fördern Sie Ihre Talente und Stärken so gut es geht. Hierbei ist es wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem dies auch möglich ist. Wo wir wieder beim oben bereits erwähnten Vermögen sind, auch mal “Nein!” sagen zu können, und sich somit genügend Freiraum für persönliche Belange und Ihr Glück zu schaffen. Am besten behält man Immanuel Kant im Hinterkopf, er war nämlich der Meinung, dass Glück Pflicht sei! Ist womöglich gar “Entspannung” für die meisten von uns das Zauberwort? Eines ist sicher, der Mensch, der das Glück krampfhaft erzwingen möchte, der verjagt es. Und manchmal muss man nur jemanden anderen glücklich machen um selbst glücklich zu sein.

Zu guter Letzt habe ich einen Spruch für Sie, der wahrer nicht sein könnte. 😉

Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben.
– Abraham Lincoln

 

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 



 

Wenn Sie sich noch etwas eingehender mit dem Thema Glück beschäftigen wollen, möchte ich Ihnen drei Bücher in ganz verschiedenen „Geschmacksrichtungen“ empfehlen:

Buchtipps zum Thema Glück

„Glück kommt selten allein“ von Dr. Eckart von Hirschhausen. Hat es immerhin zum Spiegel-Bestseller gebracht. Er verkündet die frohe Botschaft: Glück kann man lernen, es ist nur eine Frage der Übung. Der größte Unterschied zu anderen Glückbüchern ist: Es gibt viel zu lachen.

 

„Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei“ – Russ Harris‘ spannendes Umdenkbuch ist eher ein Arbeitsbuch für die, die nicht abschalten können, und verdeutlicht, dass Stress und Sorgen keineswegs angestrengt bekämpft werden müssen, sondern dass man mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ATC) entgegenwirken kann.

 

„Der Weg zum Glück: Sinn im Leben finden“In diesem Buch gibt der Dalai Lama sowohl Einblicke in den Buddhismus als auch Anleitungen zur Meditation. Er verdeutlicht, dass es zwei Wege gibt, die Ursachen für Glück zu schaffen. Der erste ist äußerlich. Der zweite Weg besteht in geistiger Entwicklung, die inneres Glück hervorbringt.

 

 

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