Schuldgefühle und Selbstvorwürfe nach dem Seitensprung

Schuldgefühle müssen nicht immer sein

Es gibt Menschen, die gehen fremd, genießen das erotische Abenteuer und haben auch danach kein schlechtes Gewissen dem Partner gegenüber. Andere wiederum plagen zum Teil heftige Schuldgefühle, weil sie betrogen und gelogen haben. Aber wie entstehen solche Schuldgefühle überhaupt?

Sind sie in jedem Fall berechtigt, oder können sie manchmal sogar konterproduktiv sein? Welche Wege gibt es, mit dem schlechten Gewissen umzugehen, und was sollte man dabei tunlichst vermeiden?

Wie entstehen Schuldgefühle? Und warum?

Das Gewissen ist eine besondere Instanz im menschlichen Bewusstsein, die uns sagt, ob unser eigenes Handeln gut oder böse ist. Eine höchst individuelle Angelegenheit also, denn das Verständnis von Gut und Böse ist je nach Sozialisation, kulturellem Hintergrund und psychologischem Entwicklungsstand bei jedem Menschen anders ausgeprägt. Dennoch verbindet die meisten eine gewisse Einigkeit darüber, was man tun oder lassen sollte. Allgemein als schlecht oder böse angesehen werden zum Beispiel Taten, die anderen Schaden zufügen.

Geraten wir in Gefahr, etwas Schlechtes zu tun, ruft uns das Gewissen im Idealfall schon vorher zur Räson. Setzen wir uns über diese innere Stimme hinweg, fühlen wir uns hinterher meist doppelt mies. Das ist auch beim Fremdgehen nicht anders. Aber ist dieses schlechte Gewissen überhaupt angebracht? Müssen wir uns nach einem Seitensprung schuldig fühlen? Immerhin gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die völlig ohne Gewissensbisse fremdgehen. Sind diese Menschen unmoralischer? Etliche Psychologen und Paartherapeuten meinen: Nein, so einfach ist es nicht …

Warum viele kein schlechtes Gewissen nach dem Seitensprung haben

Einer Emnid-Studie zufolge bereuen tatsächlich drei Viertel aller untreuen Frauen und über 40 Prozent der seitenspringenden Männer nicht, dass sie fremdgegangen sind. Und haben auch kein schlechtes Gewissen. Wie kommt es zu diesem hohen Anteil gerade bei den Frauen? Eine Erklärung dafür könnte sein, dass fremdgehende Frauen dies in vielen Fällen tun, weil sie sich von ihrem Partner emotional vernachlässigt fühlen. Ein Mangel an Zuwendung, Aufmerksamkeit, Anerkennung etc. berechtigt, so das subjektive Empfinden, dazu, sich diese Nähe woanders zu holen. Männer, die offenbar deutlich öfter aus rein sexuellen Gründen fremdgehen, unterstellen sich selbst eher „mindere Beweggründe“ und haben deshalb auch häufiger ein schlechtes Gewissen nach dem Seitensprung.

Was genau macht das schlechte Gewissen aus?

Streng genommen ist es gar nicht die Tatsache, mit einem anderen Menschen Sex zu haben, die uns Schuldgefühle gegenüber dem Partner verschafft. Es ist eher das damit verbundene Drumherum, denn meist müssen wir wegen eines Seitensprungs oder einer Affäre den Partner belügen. Wir erfinden Geschichten, wo und mit wem wir uns treffen, wir basteln immer wieder neue Ausreden, warum wir später nach Hause kommen, wir verheimlichen vieles und begehen damit einen Vertrauensbruch.

Viele betrachten diese Dinge als das eigentlich moralisch Verwerfliche am Seitensprung. Genau das bestätigen Betrogene, die meist nicht die Tat an sich, sondern den Vertrauensbruch als schlimmste Begleiterscheinung des Seitensprungs empfinden, zumal Vertrauen von den meisten als eine der wichtigsten Säulen einer funktionierenden Partnerschaft genannt wird.

Warum Schuldgefühle manchmal kontraproduktiv sein können

Auch wenn wir dazu erzogen wurden und die Gesellschaft es erwartet, dass wir nach einer schlechten Tat Reue zeigen. Beim Fremdgehen sind Schuldgefühle nicht immer nützlich. So geschieht es häufig, dass Seitenspringer ihr schlechtes Gewissen dadurch erleichtern wollen, dass sie dem Partner alles beichten. Geschieht dies ohne Not, also nach einem harmlosen One-Night-Stand oder einer ansonsten völlig unrelevanten Affäre, richtet eine solche Beichte nämlich meist großen Schaden an. Der Partner wird unnötig belastet, das Vertrauen zerstört und eine Trennung riskiert. Nur damit man sich selbst vom Schuldgefühl entlastet.

Das mag vielleicht im Beichtstuhl der katholischen Kirche funktionieren, in einer Partnerschaft tut es das nicht. Zumal es dem Partner auch nichts bringt, wenn Sie sich reumütig entschuldigen und alle Schuld auf sich nehmen. Vergeben wird er Ihnen deshalb so schnell trotzdem nicht, und er wird sich mieser fühlen als Sie. Unnötige Beichten sind deshalb egoistisch und kontraproduktiv. Nach einem unbedeutenden Seitensprung heißt es, die Schuldgefühle alleine durchzustehen.

Schuldgefühle prüfen – was steckt wirklich dahinter?

Wenn Sie sehr stark unter seitensprungbedingten Gewissensbissen leiden, kann es hilfreich sein, sich die Gründe für Ihr Fremdgehen bewusst zu machen. Analysieren Sie Ihre Beziehung und fragen Sie sich, warum Sie untreu geworden sind. Stecken tiefgreifende Beziehungsprobleme dahinter, ist die Beziehung vielleicht sogar schon zerrüttet? Sind Sie aus Rache fremdgegangen, weil Ihr Partner Sie auch betrogen hat? Haben Sie sich in einen anderen Menschen verliebt und ist die Beziehung damit eigentlich sowieso am Ende? Dann sind das alles gute Gründe, die Schuldgefühle zu relativieren und aktiv zu werden.

Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner über die eigentlichen Beziehungsprobleme und suchen Sie gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten. Schalten Sie vielleicht einen Paartherapeuten ein, wenn sie miteinander nicht mehr vernünftig sprechen können. Oder ziehen Sie einen sauberen Schlussstrich, wenn Sie sich ohnehin einem anderen Partner zuwenden wollen.

Ein Seitensprung ist nicht per se schlecht

Auch sehr moralischen Menschen passiert es, dass ihr Gewissen sie nicht von einem Seitensprung abhält. Damit die Schuldgefühle danach nicht überhand nehmen, sollten sie sich bewusst machen, dass ein Seitensprung auch seine guten Seiten haben kann. So kann in vielen Partnerschaften, in denen das Thema Sex zum ständigen Konfliktherd geworden ist, eine Affäre im wahrsten Sinne des Wortes zur Entspannung beitragen.

Manch einer weiß nach einem Seitensprung den eigenen Partner wieder mehr zu schätzen. Manchmal bringt der Fremdsex neuen Schwung ins eheliche Schlafzimmer. Und statt der unnötigen, den Partner verletzenden Beichte lässt sich ein schlechtes Gewissen auch nützlicher kanalisieren. Abbitte zu leisten, indem man sich wieder mehr um den Partner und die Beziehung kümmert, sich um neue Impulse bemüht, all das kann positive Effekte bewirken.

Schuldgefühle sind menschlich

Schuldgefühle nach einem Seitensprung sind nicht selten und absolut menschlich. Liegt Ihnen jedoch noch etwas an Ihrer Beziehung, dann achten Sie darauf, dass Sie diese nicht mit einer Beichte gefährden. Wenn Sie keine Trennung möchten, ist es weitaus sinnvoller, positive Energien in die Rettung der Partnerschaft und das Lösen von Beziehungsproblemen zu investieren. Ein guter Weg, das eigene Gewissen durch sinnvolle Taten zu beruhigen!


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