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Die Nachbarin hat eine, die Kollegin ebenfalls und die beste Freundin seit neuestem auch: Eine Affäre. Längst ist es keine Seltenheit mehr, im Freundeskreis die eine oder andere Beichte zu hören: „Es war so aufregend, ich fühlte mich so lebendig, wie schon lange nicht mehr.“ – Dabei strahlen die Gesichter vor Glück, von Schuldgefühlen keine Spur.
Fakt ist, dass laut einer 2008 veröffentlichen Studie der Göttinger Georg-August-Universität, jeder zweite Deutsche in einer festen Beziehung schon mal fremdgegangen ist. Dabei bleibt es meistens nicht bei einem einmaligen Ausrutscher. Oftmals geht eine Affäre sogar mehrere Monate. Doch was treibt die Frau von heute in die Arme eines Anderen?
“Das Herz klopft bis zum Hals, längst verschollen geglaubte Schmetterlinge flattern wie wild durch den Bauch, während jeder Griff zum Handy die Vorfreude beinhaltet, ER könnte es sein. Der bloße Gedanke an seine tiefbraunen Augen, seinen athletischen, durchtrainierten Körper, sein herausfordernder Blick … und erst seine Nachrichten, die von einer bisher unbekannten Begierde sprechen …”
Katharina ist hin und weg. Dieser mysteriöse Fremde hat sie im Nu verzaubert, ihr die Sinne geraubt. Doch es gibt einen Haken: Sie ist verheiratet. Wer jetzt glaubt, es handelt sich hierbei um eine unglückliche Liaison, geprägt von Unterdrückung oder gar Gewalt, hat Unrecht. Katharina ist mit ihrem Leben und ihrer Ehe zufrieden, genießt das allabendliche vertraute Zusammensein bei einem Glas Wein. Trotzdem verzehrt sie sich nach einem anderen Mann. Erst waren es nur Gedanken in denen sich heiße wollüstige Körper aneinander pressten, dann machte sie sich aktiv bei einer Seitensprungagentur auf die Suche nach einer Affäre, die ihr altbekanntes Leben für immer verändern sollte.
Warum entscheiden sich Frauen für eine Affäre?
Das überraschende dabei ist, das nicht etwa eine schlechte Beziehung ausschlaggebend für eine Affäre ist. Ganz im Gegenteil: Nur 33 Prozent der weiblichen und 16 Prozent der männlichen Fremdgeher geben eine schlechte Beziehung als Grund für den Seitensprung an. Was also treibt eine Frau, die zufrieden mit ihrer Ehe ist dazu, ihren Mann zu betrügen?
Ganz einfach: Es fehlt ihr etwas. Das Leben soll nicht nur zufrieden machen, sondern glücklich, lautet die Botschaft, die auf Büchern prangt, in der Industrie durch das Kaufen schneller Autos, einer Pflegecreme oder durch Glücks-Tees propagiert wird. Die größte Sehnsucht unserer modernen Gesellschaft gilt auch für unser Liebesleben. Zumeist sind die Punkte, an denen es am Glücklichsein in der Beziehung hapert, von Außenstehenden nicht wahrzunehmen. Bloß einfach nur zufrieden in einer Partnerschaft zu sein reicht aber vielen nicht mehr aus – die Kirsche auf dem Sahnehäubchen muss eben noch sein. Auch wenn dies bedeutet, sich das Glück außerhalb der eigenen Beziehung zu suchen.
Grundsätzlich gibt es drei typische Faktoren, die im Laufe der meisten Beziehungen nachlassen oder sich verändern: Aufmerksamkeit, Aufregung und Sex.
Sexfrust statt Lust:
Die eine hat zu wenig Sex, die andere gar keinen Sex, die dritte hat den falschen Sex, die vierte bekommt keinen Orgasmus – die Liste an Möglichkeiten für eine sexuelle Frustration ließe sich ewig fortführen. Wenn alles Reden nichts bringt und auch die neu gekaufte Spitzenunterwäsche nicht die angedachte Wirkung erzielt, ist eine Affäre plötzlich gar nicht mal so abwegig – gerade wenn eine Trennung von dem Partner nicht in Frage kommt. Sich endlich wieder lebendig fühlen, wieder nach Jahren einen Orgasmus zu haben oder bisher unerfüllte sexuelle Fantasien auszuleben, wirkt nicht nur befreiend… sondern macht eben auch glücklich.
Endlich wieder Aufmerksamkeit:
Anlachen statt anschweigen: Ein Restaurantbesuch besteht plötzlich nicht mehr aus Schweigen, essen und über das Essen reden. Mit einem Liebhaber wird alles wieder aufregend und interessant. Schließlich möchte man sich gegenseitig näher kennenlernen – nicht nur auf sexueller Basis. „Wo würdest du am liebsten mal hinreisen?“, „Was macht für dich einen perfekten Abend aus?“. Plötzlich steht frau wieder im Mittelpunkt des Interesses, wird umworben und mit Komplimenten überhäuft. Oftmals bemerkt die „Seitenspringerin“ erst wenn sie sich für eine Affäre öffnet, wie sehr sie diese Aufmerksamkeit innerhalb ihrer festen Beziehung vermisst hat.
Aufregung pur:
Wer erinnert sich nicht an die erste Phase des Verliebtseins: Das Kribbeln auf der Haut, die Schmetterlinge im Bauch, die tiefen Blicke, die erotische Anziehung und die elektrisierende innere Aufregung, bei dem bloßen Gedanken an das nächste Treffen. Für viele sind diese Glücksgefühle das Schönste an einer Beziehung. Dieses Hoch kann ein paar Monaten bis zwei Jahren anhalten – doch irgendwann verwandelt der Alltag den faszinierenden Hormoncocktail in Geschichte. Es gibt sogar Leute, die süchtig nach diesen intensiven Gefühlen sind und sich trennen, sobald sich diese einstellen. Im Normalfall geht diese Verliebtseinsphase in Liebe über, die zwar ebenfalls von tiefen Gefühlen zeugt, doch die spannende Aufregung vermissen lässt. Hat eine Frau, neben der eigentlichen Beziehung eine Affäre, die in ihr echte Gefühle weckt, kann sie beides haben: Echte Liebe und Schmetterlinge im Bauch. Ein Volltreffer.
Nicht umsonst fühlen sich Frauen, die eine Affäre neben einer festen Beziehung haben deutlich hübscher, selbstsicherer, weiblicher und sogar jünger. Davon profitiert wiederrum die feste Beziehung – auch wenn es etwas widersprüchlich erscheint. Das Glück, das außerhalb der Partnerschaft gefunden wurde, bewirkt innerhalb der Beziehung wahre Wunder: Frauen mit einem Liebhaber sind ausgeglichener und streiten sich weniger mit ihrem Partner.
Denkt eine Frau über eine Affäre nach, hat dies demnach nicht unbedingt mit einer problematischen Beziehung zu tun. Es fehlt manchmal auch nur ein Aspekt, nachdem sie sich aber sehnt, um vollends glücklich zu sein. Sei es Sex, Aufmerksamkeit oder Spannung. Auch ein mangelndes Selbstwertgefühl, das durch die fehlende Aufmerksamkeit und Co. verursacht oder unterstützt wird oder gar Langeweile, können Auslöser sein.
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