Mobbing in Partnerschaft und Affären

Mobbing in der Partnerschaft

Ein Tabuthema, und dabei ist es in vielen Beziehungen gang und gäbe: Mobbing. Was sind die Ursachen, und was kann man tun, wenn Verletzungen und Kränkungen an der Tagesordnung sind?

Wer kennt sie nicht, die Beziehungen, in denen offenbar jegliche gegenseitige Achtung verloren gegangen ist? Paare, die sich in aller Öffentlichkeit immer wieder verletzen, kränken, gegenseitig bloßstellen und keinerlei Respekt mehr voreinander haben? Mobbing ist tatsächlich nicht nur etwas, das im Job oder der Schule vorkommt, sondern auch in Partnerschaften weiter verbreitet ist, als man denkt. Aber was sind die Ursachen dafür, dass aus einer von Achtung und Liebe getragenen Beziehung ein täglich wiederkehrender Rosenkrieg wird? Und was kann man dagegen tun?

Ist es Mobbing? Oder streiten wir uns nur häufig?

Niemand ist dagegen gefeit: In jeder noch so guten Beziehung passiert es mal, dass man den anderen verletzt oder anfährt, meckert oder vor anderen seine Schwächen ausbreitet. Gerade in langjährigen Partnerschaften kristallisieren sich oft auch gewisse Eigenarten heraus, die man beim anderen unmöglich, vielleicht sogar unerträglich findet und die immer wieder Anstoß für Ärger und genervte Bemerkungen sind. Aber ist das schon Mobbing?

Psychologen ziehen die Grenze an dem Punkt, wo die Verletzung, das Gemecker und Beschimpfen nicht mehr situationsbezogen bleiben und später in einem Gespräch auch nicht wieder aufgelöst werden können. Schließlich ist wohl jedem schon einmal eine, auch absichtlich, verletzende Bemerkung dem Partner gegenüber herausgerutscht. Aus Wut, weil gerade etwas Unschönes vorgefallen ist, man sich in einem Streit befindet. Wird dieser Vorfall später, wenn sich die Emotionen etwas abgekühlt haben, in einem ruhigen Gespräch geklärt und kann man den Ausbruch auf ein konkretes Ereignis zurückführen, ist das noch kein typischer Fall von Mobbing. Finden jedoch die Schikanen, Verletzungen und Beleidigungen nahezu täglich statt und ist gar keine wirkliche Ursache, geschweige denn eine Lösungsmöglichkeit, in Sicht, ist die Grenze überschritten.

Typische Mobbing-Aktionen

Mobbing in der Partnerschaft ist besonders bitter, weil wir dabei von einem Menschen gemaßregelt, gedemütigt, gequält werden, mit dem wir emotional vermutlich trotz allem noch stark verbunden sind oder dies zumindest einmal waren. Typische Formen sind emotionale Erpressung, zum Beispiel, indem man dem anderen ständig Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle macht, ihn durch Missachtung straft oder manipuliert. Auch wenn ein Partner praktische jede Lebensäußerung, jede Handlung, jede Bemerkung des anderen negativ, meist auch ironisch und herabwürdigend kommentiert, ist das ein typisches Mobbing-Verhalten. Das bewusste Vorenthalten von Informationen, Sabotage bis hin zu körperlicher Gewalt sind weitere Ausdrucksformen von Mobbing in der Partnerschaft.

Warum es überhaupt zu Mobbing in der Partnerschaft kommt

Die seltenere Variante: Ein Partner hat eine ausgeprägte sadistische Veranlagung und lebt diese aus, indem er den anderen quält, um sich selbst gut zu fühlen. Dieser Spezialfall ist jedoch nicht repräsentativ für Mobbingfälle in der Beziehung. Wesentlich häufiger ist es so, dass Mobbing aus einer Unzufriedenheit heraus entsteht. Kann dies nicht aufgelöst werden, verstärkt sie sich im Laufe der Zeit immer weiter und dehnt sich oft auch auf andere Bereiche aus. Sexuelle Konflikte sind da der Klassiker. Möchte ein Partner mehr oder anderen Sex oder findet überhaupt kein Sex mehr statt, kann dies zu Unzufriedenheit, Frust und Ärger führen. Dies kann sich zu einem schier unüberwindbaren Berg an negativen Gefühlen auftürmen, die bei einigen Menschen ausgeprägte Rachelust erzeugen. Man „bestraft“ den Partner dann mit anderen, oft schwerwiegenderen Maßnahmen, stellt ihn öffentlich bloß, indem man zum Beispiel seine mangelnde Potenz ins Lächerliche zieht, und stellt ihn allgemein als Versager und Lusche dar, die nichts auf die Reihe bekommt. Umso fataler, da dieses Verhalten die Lösung des eigentlichen Konflikts immer schwieriger macht.

Wer ist schuld?

„Ich konnte ihm absolut nichts mehr recht machen“, beschreibt Luisa (42) ihre eheliche Mobbingerfahrung. „Schon meine pure Anwesenheit schien ihn auf die Palme zu bringen. Und meine Abwesenheit auch – dann gab es Gemecker, wenn ich „endlich“ nach Hause kam. Ganz egal, was ich tat oder unterließ, er kritisierte es und verletzte mich damit extrem. Mein Selbstbewusstsein war irgendwann kaum noch vorhanden, weil ich lange Zeit die Schuld für meine vermeintliche Unvollkommenheit bei mir suchte.“ Es passiert häufig, dass Mobbingopfer zumindest eine Teilschuld bei sich selbst vermuten und das Verhalten des Partners damit in gewisser Weise rechtfertigen. Auch wenn es noch so unsachlich und verletzend ist, was der andere tut, er wird schon einen guten Grund dafür haben, etwa so sieht das Gedankenmuster aus, das dahintersteckt. Es gilt jedoch, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Von Schuld kann bei einem Opfer niemals die Rede sein; es gibt jedoch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die es anderen leichter machen, respektlos mit uns umzugehen. Es lässt sich also aktiv etwas gegen Mobbing, auch in der Partnerschaft unternehmen. Die Initiative dazu muss in der Regel vom Mobbingopfer ausgehen. Denn wer selbst mobbt, ist in der Machtposition und hat ein deutlich geringeres Interesse daran, dies zu ändern!

Wie kann man sich gegen Mobbing wehren?

Trennung? Dies scheint auf den ersten Blick der naheliegendste Weg zu sein, wenn über lange Zeit schwere Formen von Mobbing in der Partnerschaft auftreten. Das Problem dabei: Oft sind trotzdem noch liebende Gefühle für den Partner übrig, und eigentlich besteht nach wie vor die Hoffnung, das Mobbing abstellen zu können. Schließlich hat man früher ja einmal harmonisch und erfüllt zusammengelebt… Sind beide daran interessiert, die Partnerschaft unter neuen Vorzeichen weiterzuführen, kann eine Paartherapie ein guter Weg sein, um die Ursachen und Wege aus der Krise zu finden. Gibt es bestimmte Bedürfnisse, die man sich gegenseitig so einfach nicht mehr erfüllen mag, kann es hilfreich sein, diese woanders auszuleben – dazu raten auch Psychologen. Typisches Thema Sex: Wenn die sexuelle Lust beim Partner erloschen ist, man sich aber ansonsten gut versteht, kann eine Affäre eine Lösung sein, um Frust und Ärger abzubauen. Peter (46) hat damit gute Erfahrungen gemacht: „Im Bett lief bei Eva und mir gar nichts mehr, sie hatte einfach keine Lust mehr, mit mir zu schlafen. Das war lange ein Problem für mich, ich fühlte mich zurückgewiesen, persönlich gekränkt und zeigte ihr das auch massiv. Irgendwann kam dann sogar von ihr der Vorschlag, dass ich meine erotischen Bedürfnisse ja auch woanders ausleben könnte. Zuerst lehnte ich ab, weil ich sie liebe und mir das als Betrug vorgekommen wäre. Als der Frust mal wieder besonders groß war, wagte ich aber doch den Schritt und lernte in einem Dating-Portal eine Frau kennen, die in derselben Situation ist. Wir haben nun seit einigen Wochen eine Affäre, und ich muss sagen, das hat viel von meiner sexuellen Frustration genommen. Seitdem läuft es auch in unserer Beziehung wieder besser, weil das Thema Sex nicht mehr ständig ergebnislos diskutiert werden muss.“

Mobbing erkennen – und abstellen

Wird Mobbing zum Krisenherd in der Partnerschaft und kommt eine Trennung aber nicht in Frage, dann kann eine Affäre ein Ausweg sein. Zumindest dann, wenn die zugrunde liegenden Probleme vor allem sexueller Natur sind. Kann der Partner das Bedürfnis nach Leidenschaft, aber auch nach Nähe und Zärtlichkeit, Anerkennung, Wertschätzung und Respekt so nicht erfüllen, tut dies vielleicht die Affäre. Der Gemobbte findet hierdurch im besten Fall wieder zu mehr Selbstbewusstsein und Stärke zurück, der Mobbende wiederum kann sich seine erotischen Wünsche verwirklichen und so seinen Frust abbauen. In anderen Fällen hilft aber auch die Einschätzung und Hilfestellung eines neutralen Profis. So können erfahrene Paartherapeuten gezielt an den Ursachen des Mobbings ansetzen und bei der Entwicklung von Lösungswegen unterstützen. Auf jeden Fall gilt: Mobbing hat extreme Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden und darf auf keinen Fall zum Dauerzustand werden.

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