„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“ – Schon der Philosoph Friedrich Schleiermacher wusste um die zerstörerische Kraft der komplexen Emotion. Das darunter alle Beteiligten leiden, liegt auf der Hand. Doch wie kann der verhängnisvollen Eifersuchtsfalle entkommen werden?
Selbstzweifel, Verlustangst, Abhängigkeit – Eifersucht ist eine bunte Mischung aus Gefühlen und Bedingungen. Dabei spielt ein geringes Selbstwertgefühl meistens die zentrale Rolle. Immer sind andere hübscher, intelligenter, begehrenswerter. Es wird sich mit anderen verglichen, um Bestätigung beim Partner geheischt. Wenn die Bestätigung ausbleibt, oder vermeintlich einer anderen Person, einer anderen Tätigkeit mehr Aufmerksamkeit gezollt wird, steigt die Eifersucht wie giftige Galle auf. Dabei reagieren Frauen intensiver mit Eifersucht auf tatsächliche oder eingebildete emotionale Untreue, während Männer eher fuchsteufelswild bei tatsächlicher oder eingebildeter sexueller Untreue werden.
Wann wird Eifersucht krankhaft?
Krankhaft wird es dann, wenn die Eifersucht das eigene Leben bestimmt – und das Leben des Partners. Oftmals „braucht“ der Betroffene seinen Partner, verlangt von ihm ständig neue Liebesbeweise. Sie/Er ist der Mittelpunkt des eigenen Lebens. Kaum schenkt der Partner jemand anderem Aufmerksamkeit, fühlt sich der Eifersüchtige vernachlässigt und reagiert gekränkt. Spätestens wenn der Partner grundlos und übertrieben eifersüchtig reagiert, den anderen mit Anschuldigungen bombardiert, ihn einschränken will oder ihn emotional erpresst, sollten die Alarmglocken läuten. Nicht nur der Eifersüchtige leidet unter seinen eigenen quälenden Gedanken, auch das Opfer der Eifersucht wird immer unglücklicher. Sei es wegen dem andauernden Kampf um seine Freiheit, die ständigen haltlosen Anschuldigungen und daraus resultierenden Streitereien, oder auch, weil sich der Partner automatisch selbst einschränkt, um weiteren Diskussionen zu entgehen. Was bleibt ist ein kränkelnde Beziehung, in der keiner glücklich ist.
Das steckt hinter der Eifersucht
Eifersucht kann unterschiedliche Ursachen haben. So gibt es …
- … Eifersucht, die aus Verlustängsten geboren ist. Dabei spielen vor allem Verlusterfahrungen in der frühen Kindheit eine Rolle. Sei es, weil eine wichtige Bezugsperson verstarb oder ein Elternteil die Familie verlassen hat. Doch auch der frühe Verlust eines Partners oder eine schlimme Trennung können tiefergehende Ängste entstehen lassen.
- … Eifersucht, die aus einer geringen Selbstachtung geboren ist. Hier kann ebenfalls das Elternhaus eine entscheidende Rolle gespielt haben. Wird ein Kind nicht richtig gefördert, zu häufig kritisiert, seine Taten und Handlungen dauernd abgewertet und emotional vernachlässigt, kann dies zu Minderwertigkeitskomplexen führen, die sich bis in das Erwachsenenalter ziehen. Ebenfalls können, besonders in der Pubertät, Hänseleien und Ausgrenzung zu Komplexen führen, während andauerndes Mobbing am Arbeitsplatz oder an anderer Stelle ebenfalls eine zerstörerische Wirkung auf das eigene Selbstwertgefühl hat.
Diese beiden Faktoren, die vor allem in der Kindheit nachhaltig prägend sind, sind die Kernpunkte der Eifersucht und ein eifersüchtiges Verhalten nur ein Symptom tiefergehender Problematiken.
Auswirkungen auf die Beziehung oder Affäre
Handyspionage, Kontrollanrufe und dauernde Überwachung haben nicht selten negative Auswirkungen und Handlungen zur Folge. Auf lange Sicht, kann das Opfer der übermäßigen Eifersucht nicht nur selbst psychisch darunter leiden, Schuldgefühle entwickeln, sondern schränkt sich auch selbst in seinen Handlungen ein. Grillen mit Freunden – gestrichen. Ein Treffen mit der besten Freundin/dem besten Freund auf einen Kaffee – keine Chance. Zu groß ist die Gefahr eines Tobsuchtsanfalls der Liebsten/des Liebsten. Das hat nicht selten zur Folge, dass der Partner irgendwann die Reißleine zieht und das Verhältnis beendet oder sogar, angestachelt durch die andauernden Unterstellungen, tatsächlich fremdgeht.
Schwieriger wird der Fall, wenn die Affäre eifersüchtig auf die Partnerin/den Partner oder eine weitere Affäre des anderen ist. In einer Affäre sind oftmals andere Freiheiten vorhanden, als dies innerhalb einer Beziehung der Fall ist. Daher sind Besitzansprüche häufig fehl am Platz. Aus Studien geht allerdings hervor, dass bei 41 Prozent der Befragten eine Affäre länger andauert als einen Monat. Und sogar stolze 29 Prozent hatten schon mal eine Affäre, die länger als ein halbes Jahr ging. Da kann es schon mal passieren, dass der ein oder andere gewisse Gefühle entwickelt und „Treue in der Untreue“ verlangt. Um dem vorzubeugen ist es gut im Vorfeld einer Affäre die Interessen abzuklären. Was erwarten beide Parteien von der Affäre? Soll es nur bei einer Affäre bleiben und ist weitergehendes ausgeschlossen? Oder ist alles offen? Eifersuchtsattacken mindern nur den Spaß, der bei einer Affäre eigentlich an oberster Stelle stehen sollte. So kann es schnell passieren, dass die Affäre ein jähes Ende nimmt.
Oftmals erkennen die Betroffenen hinterher, dass sie übertrieben reagiert haben, doch können sich trotzdem nicht kontrollieren, wenn es sie überkommt. Dabei ist klar: Eine Beziehung oder Affäre kann nicht dauerhaft auf Misstrauen fußen.
Wie entkommt man dem Teufelskreis?
Zuallererst ist es wichtig zu verstehen, warum Sie eifersüchtig reagieren. Ist es die Angst vor dem Verlassenwerden, die Sie so eifersüchtig denken und handeln lässt oder ist es die geringe Selbstachtung, die Ihnen Streiche spielt und Sie in die Enge treibt?
Längerfristig betrachtet ist es demnach sinnvoll, genau an den tiefergehenden Punkten anzusetzen, die für Ihre Eifersucht verantwortlich sind. Sei es ein geringes Selbstbewusstsein oder die Angst vor dem Alleinsein. Kurzfristig helfen die folgenden Erste-Hilfe-Tipps:
- Kontrollieren Sie sich selbst: Sobald Sie merken, dass in Ihnen eifersüchtige Gedanken aufsteigen, stoppen Sie sich selbst, in dem Sie in Gedanken „Stopp“ zu sich sagen. Wenden Sie sich anschließend anderen Dingen oder Tätigkeiten zu, um sich abzulenken. Wichtig dabei ist, dass Sie konsequent bleiben. Lassen Sie die negativen Gedanken nicht zu, werden so weder Sie noch Ihr Partner oder Ihre Affäre darunter leiden müssen. Lassen Sie einmal das eifersüchtige Gedankenkarussell zu, ist es schwierig dem negativen Sog auch wieder zu entkommen.
- Stellen Sie Fragen: Steigen dann doch die ein oder anderen eifersüchtigen Gedanken auf, hilft es sich selbst erst einmal mit langsamen Aus- und Einatmen zu beruhigen und anschließend die eigenen Gedanken nacheinander zu hinterfragen. Dabei können Sie Fragen nachgehen wie: „Ist meine Eifersucht begründet?“, „Was bringt es mir, jetzt eifersüchtig zu sein?“ … Schreiben Sie sich mehrere Fragen auf, die Sie im Fall der Fälle selbst stellen möchten, um sich wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Spicken erlaubt!
- Negatives mit Positivem bekämpfen: Da Eifersucht oft auf einem geringen Selbstwertgefühl oder auf Verlustangst fußt, ist es umso wichtiger, dass Sie sich immer wieder die positiven Taten und Liebesbekundungen Ihres Partners ins Gedächtnis rufen. Sei es die Fürsorge, als Sie krank im Bett lagen, das „Ich liebe dich“ beim letzten gemeinsamen Aufwachen oder der geplante Besuch bei der Familie – halten Sie sich stets vor Augen, wie sehr Ihre Partnerin/Ihr Partner Sie schätzt.
Seine Eifersucht zu bekämpfen ist ein langer und steiniger Weg und erfordert viel Selbstdisziplin. Sollten Sie keine Erfolge sehen und die Eifersucht zu ernsthaften Konsequenzen für Sie und andere führen, empfiehlt sich ein Besuch beim Therapeuten. Denn nur mit Vertrauen kann eine Beziehung oder eine Affäre längerfristig existieren.
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