Eine Affäre ohne Sex: Die emotionale Affäre

Eine Affäre ohne Sex kann ebenfalls erfüllend sein

Es ist ja längst kein Geheimnis mehr: Viele Menschen, die eine Affäre suchen, möchten neben dem erotischen Erlebnis meist noch mehr – das Gefühl der Nähe und Vertrautheit, vielleicht auch gute Gespräche oder gemeinsame Unternehmungen. Dennoch steht gerade bei denjenigen, die eigentlich eine feste Beziehung haben, in einer Affäre der Sex meist im Vordergrund. Denn gerade der Sex ist es, der in einer langjährigen Partnerschaft oft ins Hintertreffen gerät, an Spannung verliert oder nicht alle Wünsche und Phantasien erfüllen kann, die wir haben. Aber es geht auch anders: Wir haben mit Menschen gesprochen, die eine Affäre eingehen, ganz ohne Sex.

Warum der Sex in einer Affäre auch mal im Hintergrund stehen kann

Einem anderen Menschen nah sein, vielleicht mal kuscheln oder ein paar Zärtlichkeiten austauschen, sich in erster Linie aber auf der geistigen, seelischen, emotionalen Ebene begegnen. Kann man in diesem Fall  überhaupt von einer Affäre sprechen? Und kann eine Affäre ohne Sex überhaupt funktionieren?

Sex und hopp? Mitnichten. Viele, die sich auf eine Affäre einlassen, denken dabei nicht nur an Sex, sondern möchten sich erst einmal kennenlernen, ein bisschen flirten, Vertrauen aufbauen und dann weitersehen. Gerade bei Frauen steht es oft nicht besonders hoch im Kurs, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen und noch vor dem ersten Date eindeutige sexuelle Avancen zu machen. Einige, jedoch zugegeben wenige, beginnen sogar eine Affäre, ohne Sex überhaupt in Betracht zu ziehen.
„Ich war in meiner Ehe schon lange vor allem auf emotionaler Ebene nicht mehr glücklich“, meint Marcus (45). „Eine Trennung kam für mich wegen der Kinder und der vielen anderen Dinge, die wir uns gemeinsam aufgebaut hatten, aber nicht in Frage. Deshalb habe ich mich irgendwann dazu entschieden, online nach einer Affärenpartnerin zu suchen. Ohne Gedanken an Sex, sondern vielmehr, um bei ihr das wiederzufinden, was uns in unserer Ehe abhandengekommen ist. Nähe, Aufmerksamkeit, Zuwendung – eben das ganze Gefühlsprogramm.“

„Wenn ich jemanden zum Reden suche, kann ich das auch mit einer Freundin“

Nina (46) hat ganz andere Vorstellungen von einer Affäre: „Ich habe in meiner Beziehung vor allem aufregenden Sex vermisst. Der ist im Laufe der Jahre einfach immer weniger und immer uninspirierter geworden. In meiner Affäre kann ich jetzt das ausleben, was ich zu Hause so nicht mehr bekomme. Wenn ich nur plaudern will, kann ich das auch mit einer Freundin. Oder ich suche mir für Unternehmungen explizit einen Freizeitpartner. In der Affäre steht für mich leidenschaftlicher Sex klar im Vordergrund. Zwar fehlen mir auch Nähe und Aufmerksamkeit in meiner Beziehung, aber letztlich ist es die Erotik und Intimität, die mir in der Affäre wichtig ist.“
Anders bei Marcus: „Ich habe online eine Frau kennengelernt, von der ich mich sehr angezogen fühlte. Wir haben uns viel und ausführlich geschrieben und sind uns dabei intellektuell, aber auch auf der Gefühlsebene sehr nahe gekommen. An Sex habe ich gar nicht gedacht und hätte das auch nicht gewollt, auch wenn ich ihr dies nicht explizit sagte. Ich dachte ständig an sie, schrieb ihr viel und merkte, wie sie mir immer wichtiger wurde. Das erste Treffen konnte ich kaum noch erwarten. Irgendwie hatte ich bei ihr das Gefühl, angekommen zu sein, eine Seelenverwandte gefunden zu haben, die mir zuhört, mit der ich mich austauschen kann. Eine Frau, die mir genau das gibt, was ich in meiner Partnerschaft emotional vermisse – nur ohne Sex.“

„Und dann wollte sie doch mehr …“

Wer auf diese Weise an eine Affäre herangeht und nicht von vorneherein klar sagt, dass Sex für ihn keine Rolle spielt, ist vor Überraschungen oder Missverständnissen jedoch nicht gefeit.
„Nach dem ersten Treffen verstanden wir uns noch besser“, erzählt Marcus weiter. „Allerdings machte sie mir irgendwann auch eindeutige erotische Avancen. Wir hatten uns schon öfters mal in den Arm genommen und bei einem Kinobesuch ein bisschen gekuschelt. Für mich war alles gut, aber Elke wollte dann doch das ganze Paket. Damit war ich erst einmal überfordert, da ich daran gar nicht gedacht hatte und es für mich auch ein Problem war, mit einer anderen Frau als meiner Ehefrau Sex zu haben.“
Was bedeutet es, wenn man in einer Affäre auf Sex verzichten möchte, jedoch Kuscheln, zärtlichen Gesten und Zuneigungsbekundungen nicht abgeneigt ist? „Wenn ich herausfinden würde, dass mein Partner eine Affäre hat, wäre es mir immer noch am liebsten, wenn es eine reine Bettgeschichte ist. Sobald Gefühle ins Spiel kommen, wird es wirklich schwierig. Eigentlich ist auch eine starke emotionale Bindung an einen anderen Menschen tiefer und ernster zu nehmen als der reine Sex“, meint Heike (43). „Da ist es auch dann keine Beruhigung, wenn der andere sagt: Es war ja nichts, wir haben nur geredet. Im Gegenteil.“

Eine Affäre ohne Sex – machbar?

„Wenn ich nach zwei, drei Treffen merke, dass sexuell nichts mit meiner neuen Bekanntschaft laufen wird oder besser gesagt, dass wir diesbezüglich sehr unterschiedlich ticken, beende ich das Ganze. Einmal habe ich tatsächlich jemanden getroffen, den ich superinteressant und witzig fand – aber er war erotisch gesehen völlig unattraktiv für mich. Glücklicherweise beruhte das auf Gegenseitigkeit, so hat sich tatsächlich eine nette, kumpelhafte Freundschaft entwickelt, ganz ohne Flirten und Erotik. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind, auch wenn ich eigentlich etwas anderes gesucht hatte“, meint Nina.
Und wie ist die Geschichte von Marcus weitergegangen?
„Leider gab es kein Happy End. Elke konnte sich nicht vorstellen, ganz auf Sex zu verzichten – sie hatte ja eine Affäre gesucht, um auch ihre erotischen Bedürfnisse zu befriedigen“, erzählt er. „Wahrscheinlich war meine Herangehensweise doch zu außergewöhnlich. Ich werde künftig nicht mehr nach einer Affärenpartnerin Ausschau halten, sondern einfach nach einer Frau, die einen Gleichgesinnten für verschiedene Freizeitaktivitäten sucht. Kürzlich habe ich eine Frau kennengelernt, mit der ich mich hin und wieder zum Wandern verabrede. Zusammen die Natur zu erleben und anschließend irgendwo zum Essen einzukehren, ist auch eine sehr gute Basis, um sich näherzukommen und tiefergehende Gespräche zu führen. Wir verstehen uns sehr gut, und es hat sich schon eine ordentliche Portion Vertrauen aufgebaut. Wer weiß, wohin die Reise geht – auf jeden Fall muss ich mir nun keine Sorgen machen, dass sie eines Tages weg ist, nur weil ich keinen Sex will.“

Mit oder ohne? Hauptsache, beide sind sich einig!

Auch ohne Sex ist eine Affäre sicher bis zu einem gewissen Punkt möglich. Voraussetzung dafür ist, dass sich dafür zwei wirklich Gleichgesinnte gefunden haben. Die Praxis zeigt allerdings: Spätestens nach ein paar Treffen möchte einer meist doch mehr und sieht keinen Sinn darin, eine Affäre ohne Sex zu führen. Um sich Enttäuschungen zu ersparen, empfiehlt es sich also, bereits im Vorfeld zu klären, ob beide auch an einer erotischen Beziehung interessiert sind – und das gilt in jeder Hinsicht.


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