Je ne regrette rien: Warum Sie nichts bereuen sollten

Je ne regrette rien: Warum Sie nichts bereuen sollten

„Hätte, hätte, Fahrradkette“ und “Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär“. Erinnern wir uns an eine Situation, in der wir heute anders entscheiden würden, fragen wir uns unwillkürlich: „Was wäre gewesen, wenn ich damals anders entschieden hätte…?” Nichts bereuen fällt gar nicht so leicht. Wir alle machen Fehler im Laufe unseres Lebens, die wir im Nachhinein bereuen. Doch macht es überhaupt Sinn, sich über vermeintliche Fehlentscheidungen zu ärgern?

Spätestens in der Mitte des Lebens macht jeder einen Schulterblick und schaut zurück. Wie ist unser Leben bisher verlaufen, welche Träume hatten wir, als wir jung waren, und vor allem: welche davon haben wir verwirklichen können? Ich möchte behaupten, dass wir uns alle an Situationen erinnern, in denen wir „falsche“ Entscheidungen getroffen haben. Aus heutiger Sicht. Und genau das ist der springende Punkt. Denn oft zeigt sich erst viel später, für was die vermeintlich falsche Entscheidung gut war.

In welchen Bereichen bereuen wir am häufigsten unsere Entscheidungen?

Auf ihrer “Löffelliste” notierten Morgan Freeman und Jack Nicholson Dinge, die man doch gerne noch erleben will, bevor man ins Gras beißt. Auf unserem Lebensweg haben wir viele Entscheidungen zu treffen, große, mit weitreichenden Auswirkungen, wie auch kleinere, unbedeutendere. Dabei wirklich so überhaupt nicht bereuen zu müssen, beibt den wenigstens von uns vergönnt. Tatsächlich hadern viele immer wieder mit ihrem Schicksal, im festen Glauben daran, Sie hätten es abwenden oder besser machen können, wenn sie nur früher die Weichen gestellt hätten.

In den folgenden Lebensbereichen bereuen wir am häufigsten Fehlentscheidungen:

  • Bildung

Zu früh die Schule geschmissen? Kein Studium gewählt, weil man endlich ins „wahre Leben“ starten und Geld verdienen wollte? Wer kann, sollte dies unbedingt nachholen, weil man sich sonst eventuell in einem beruflichen Umfeld befindet, in dem man sich unwohl fühlt. Bildung bestimmt unser restliches Leben, auch weil sie unser Einkommen und unsere seelische Zufriedenheit beeinflusst.

  • Job

Früher hatten ja oft noch die Eltern ein Wörtchen bei der Berufswahl mitzureden. Da wurde ganz schnell mal aus Vernunftsgründen der „falsche“ Beruf gewählt. Wunsch eines jeden ist aber doch, in seinem Beruf seine Berufung ausleben zu können, nur dann sind wir damit auf lange Sicht auch glücklich. Entweder wir reißen das Ruder nochmal rum und beginnen eine neue berufliche Laufbahn oder wir können unsere Interessen anderweitig in unser Leben einbauen z. B. als Hobby, Nebenjob oder Ehrenamt.

  •  Liebe

Den/die Richtige(n) gehen gelassen zu haben bzw. sich erst gar nicht erklärt zu haben. Hätten wir jemand ganz bestimmtem unsere Liebe gestanden, wäre unser Leben ganz anders verlaufen. Wenn wir uns nicht zu schnell von unserem Partner getrennt hätten, wären wir vielleicht heute noch ein glückliches Paar. Entscheidungen in Sachen Liebe sind nie einfach, da sollten wir nach unserem Bauchgefühl gehen.

  • Kinder

Wer sich zunächst auf die Karriere konzentriert, dem kann auch ganz schnell die Zeit für Kinder davonlaufen, gerade uns Frauen. Da sind die Männer besser dran, bei uns tickt leider die biologische Uhr. Schlimmstenfalls kommt uns eine Krankheit dazwischen, so dass uns aus gesundheitlichen Gründen der Kinderwunsch versagt bleibt. Andere wiederum bereuen vielleicht, zu früh Kinder bekommen zu haben, waren mit der vorzeitigen Verantwortung überfordert. Viele Väter werfen sich später vor, sich nicht genügend Zeit für die Kinder genommen zu haben, als sie noch klein waren, weil die Karriere (und somit die Existenzsicherung) Vorrang hatte.

  • Gesundheit

Sich nicht gebührend um seinen Körper zu kümmern, kann dramatische Folgen haben. Gesunde Ernährung, etwas Sport treiben und ein gutes soziales Netzwerk tun uns gut und halten uns gesund. „Selbstmedikation“ mit Alkohol, Medikamenten oder einfach „nur“ Zigaretten hingegen rächen sich früher oder später. Wir sollten auf die Symptome unseres Körpers achten und entsprechend handeln und ggf. auch zum Arzt gehen. Nehmen wir uns also Zeit für UNS.

  • Eltern

Wenn wir jung sind, empfinden wir Eltern oft als anstrengend. Sie stellen Anforderungen, sind streng und wir sind der Meinung, sie verstehen uns einfach nicht und sind schlichtweg altmodisch. Aber haben Sie sich auch schon mal dabei ertappt, dass Ihre heutigen Ideale eigentlich die sind, die Ihnen Ihre Eltern vermittelt haben?  Spätestens dann, wenn unsere Eltern verstorben sind, kann es sein, dass wir bereuen, nicht mehr Zeit mit ihnen verbracht zu haben. Weil immer etwas anderes wichtiger war, wir keine Zeit hatten, wir dachten, dass sie ewig leben? Nehmen wir uns Zeit, das ist das Wertvollste, was wir verschenken können.

  • Sicherheitsdenken

Wer von Existenzängsten gequält wird, hat Angst, Risiken einzugehen. Da ist immer diese mahnende Stimme: „Wenn du diesen Job kündigst und dieses Einkommen verlierst, findest du vielleicht nichts anderes“. Leider birgt das auch die Gefahr, in einem Job zu versauern, der uns nicht (mehr) erfüllt. Merke: Einen sicheren Job gibt es nicht! Manchmal ist es nicht gut, sich zu viele Gedanken zu machen. Da müssen wir die mahnende Stimme, die uns oft ausbremsen möchte, übertönen mit einem überzeugten: „Ich werde etwas Besseres finden!“ Lieber etwas riskieren, als ewig zu bereuen, sich nicht getraut zu haben.

  • Träume

Wir sollten uns von anderen nicht einreden lassen, dass Träume nur was für Träumer sind. Das sind vielleicht nur die Leute, die sich selbst nicht trauen und neidisch sind auf die, die es tun. 😉 Glauben Sie an Ihre Träume und versuchen Sie diese umzusetzen. Jeder sollte seinen eigenen Weg gehen.

Zufall, Schicksal oder selbstbestimmt

Wer ist schuld an falschen Entscheidungen? Was bestimmt unser Leben? Karma, Astrologie, ein vorbezeichneter Weg oder doch freier Wille? Da wird sich jeder sein eigenes Konstrukt bauen wollen, je nach Glaubensrichtung. Ich bin da für den freien Willen mit Unterstützung von oben, wenn es der richtige Weg ist. Dafür trainiere ich mein Bauchgefühl und füge noch eine kleine Prise Realitätssinn hinzu. Klappt nicht immer, wird aber immer besser.

Macht es Sinn, falschen Entscheidungen nachzutrauern?

Wie sagt man so schön: “Bereue nie etwas, das du getan hast, wenn du im Moment, als du es getan hast, glücklich warst.” Wir sollten also zu unseren Entscheidungen und Taten stehen, denn zum damaligen Zeitpunkt erschienen sie uns richtig. Wer die Situation zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben betrachtet, würde vielleicht heute anders entscheiden. Aber warum? Nun, weil wir heute schon wieder um einige Erfahrungen reicher sind, weil wir uns weiterentwickelt haben und die Sache heute anders sehen als damals.

Freiheit kann auch überfordern

Im Prinzip können wir in heutigen Zeiten viele Möglichkeiten wählen und unsere Chancen ausschöpfen. Es gibt den Begriff Selbstoptimierung, der auch ein bisschen Angst machen kann. Etwas optimieren wollen heißt, ständig daran zu arbeiten und Verbesserungen durchzuführen. Ich muss mein Leben bzw. bestimmte Lebensbereiche dauernd im Blick haben, um zum richtigen Zeitpunkt die Weichen umzustellen. Und wehe, der Zeitpunkt ist verpasst, die Chance ist gerade vorbeigezogen, die unser Leben wesentlich hätte verändern können, oh je. Wer jetzt den Fehler macht zu viel hinein zu interpretieren, wird sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen. Vielleicht umsonst, denn wer weiß, ob das wirklich DIE Chance war oder es nicht sogar besser war, diese vorbeiziehen zu lassen.

Nichts bereuen kann man lernen: Der ewige Schulterblick bringt nur Verspannungen

Schauen Sie nicht ständig zurück und verbringen Ihre Zeit in der Vergangenheit. Diese lässt sich nicht mehr ändern. Bereuen bringt da nur schlechte Gefühle. Wir wissen nicht, wie manche Sache ausgegangen wäre, wenn wir so gehandelt hätten, wie wir es heute tun würden. Damals erschien es uns richtig, wir können nun mal nicht in die Zukunft sehen und sind nicht allwissend. Lernen wir besser, mit den Konsequenzen umzugehen und üben uns in zukünftigen Entscheidungen, das ist auch ein Lerngewinn.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

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