Ecken und Kanten: Warum Sie Ihre Eigenheiten pflegen sollten

Ecken und Kanten: Warum Sie Ihre Eigenheiten pflegen sollten

Die Margarine müssen wir nicht nehmen, aber der dazugehörige Slogan „Ich will so bleiben, wie ich bin!“ kann uns beim Flirten und Daten durchaus behilflich sein. Wenn Sie sich selbst und anderen gewisse Eigenheiten zugestehen, können Sie die Partnersuche viel entspannter angehen – und haben es nicht zuletzt eher mit dem “wahren Charakter” einer Person zu tun.

Wie sagt man so schön: “Nur eine Null hat keine Ecken und Kanten.” Doch was genau bedeutet das? Und versucht man nicht eigentlich, sich bei der Partnersuche mit einem möglichst runden Profil zu präsentieren?

Mit Ecken und Kanten kommt der Gegenwind

Menschen, die alles in Kauf nehmen und stillschweigend akzeptieren, sind oft sehr angepasst. Sie wollen jedes Anderssein möglichst vermeiden. Sie sind die ewigen “Ja-Sager”, die alles tun, um aalglatt ihren Mitmenschen gegenüber aufzutreten. Wer hingegen Ecken und Kanten zeigt, bekommt öfter mal Gegenwind. Denn damit kann nicht jeder umgehen.

Ich allerdings mag Menschen mit Ecken und Kanten! Das ist doch das Spannende an uns Menschen, unsere Individualität. Immer, wenn wir neue Leute kennenlernen, entdecken wir nach und nach ihre ganz persönlichen Eigenheiten.

Die Ecken und Kanten eines Menschen sind doch zunächst einmal positiv besetzt. Sie stehen für Individualität, Ehrlichkeit und Selbstverwirklichung. Sie markieren einen Menschen, der auch mal gegen den Strom schwimmt. Der sich nicht scheut, mit seiner Meinung auch mal allein dazustehen. Ecken und Kanten sind eben einfach die Besonderheiten einer Person, die sie von anderen abhebt und ausmacht. Wenn der Mensch dann noch offen dazu steht, ist das doch entwaffnend und eben authentisch.

Kleine Spleens und Macken machen eine Person interessant

Wir alle kennen kleine Spleens und Macken, ja ich bin sicher, wir haben alle unsere Eigenheiten. Der eine lässt auf seinem Teller das, was er sehr gerne mag bis zum Schluss übrig, um es dann so richtig genießen zu können. Der andere muss, nachdem er die Haustür abgeschlossen hat, doch nochmal zurück und checken, ob er den Herd auch wirklich ausgeschaltet hat. Manche Menschen sammeln abstruse Dinge, andere sind so abstrus minimalistisch veranlagt, dass sie sich von allem lösen, das nicht niet- und nagelfest ist.

Solange man niemandem schadet, sind Ecken und Kanten also erstmal liebenswert. Leute, die im positiven Sinne eine Macke haben, die auch ihre kleinen Spleens hüten und ganz selbstverständlich leben. Allerdings können Eigenheiten schnell auf Grenzen stoßen, wenn sie andere Personen mitbetreffen. Wenn sie schlechte Manieren oder negative Charaktereigenschaften beinhalten, zum Beispiel (der Klassiker!) eine nicht wieder heruntergeklappte Klobrille oder wenn eine Person immer, aber auch immer das letzte Wort haben muss.

Fehlende Empathie, Taktlosigkeit, Überheblichkeit und grundsätzlich egoistische und unfreundliche Handlungs- und Haltungsprinzipien führen über kurz oder lang zu Ablehnung.

Die Macht der Medien: Warum wir alle gleich sein sollen

Medien und Werbung suggerieren uns, dass wir in allen Bereichen perfekt sein können. Natürlich aber nur, wenn wir die angepriesenen Wundermittel zu Hilfe nehmen. Und wie so oft geht es dabei mal wieder zuerst ums Aussehen. Da klärt uns die Dame im TV darüber auf, dass sie mit diesem ach so tollen Mittelchen jetzt endlich ihre Traumfigur erzielt hat, und das natürlich ganz ohne Anstrengung, geschweige denn Sport. Vielleicht nimmt das auch die erfolgreiche Schauspielerin, die kurz nach der Geburt ihres Kindes schon wieder genauso rank und schlank ist, wie zuvor? Oder man greift doch mal etwas tiefer in die Tasche und investiert in die Creme, die eine 80-Jährige aussehen lässt wie eine 40-Jährige. Der ein oder andere Herr findet sich dann plötzlich auch in einer Schönheitsklinik wieder, die ihm Haare einpflanzt, um ihm seine jugendliche Erscheinung wieder zu geben.

Die subtile Beeinflussung erfolgt nicht nur über TV und Printmedien, das Internet und vor allem Social Media-Bereiche gehören heute zu den Hauptlieferanten für “Lebensanleitungen”. Alles, was aus dem Rahmen fällt, wird mit Argwohn beäugt. Grundsätzlich besteht also eine große Gefahr, sich total oder zumindest teilweise zu verstellen. Und dann letztendlich nach etwas zu streben, das man von Natur aus gar nicht ist.

Zu hohe Erwartungen behindern die Partnersuche

Nebenbei müssen wir natürlich den perfekten Partner suchen und auch finden, sonst ist unser Lebensglück in Gefahr. Wenn der Gegenpart nicht alle Punkte auf unserer Liste erfüllt, dann kann das nicht der Richtige sein. Jeder hat natürlich gewisse Ansprüche an den Partner, das ist auch sein gutes Recht. Sie sollten nur nicht zu überzogen sein. Sonst stellen wir ja dieselben Anforderungen an unseren Partner, wie die Medien an uns. 😉

Die ständige Suche nach dem Perfekten ist nämlich auch anstrengend und endet meist frustrierend. Den perfekten Menschen gibt es ohnehin nicht. Jeder Mensch ist ein Individuum, wir selbst auch. Die Macken, die wir haben, sollten wir anderen auch zugestehen. Sich zu verbiegen, nur um den anderen zu gefallen wiederum macht keinen Sinn. Damit fühlen wir uns selbst nicht wohl und halten das auf Dauer auch sicher nicht aus. Selbstliebe heißt das Stichwort.

Was bedeuten Ecken und Kanten im Online-Dating?

Eines ist sicher: Beim Online-Dating ist es gut und wichtig, sich von der Masse abzuheben. Bei vielen, teilweise recht gleichlautenden Anschreiben ist ein kantiges (aber natürlich dennoch sympathisches) Profil oft der Schlüssel zur Kontaktaufnahme.

Hat der Flirtpartner vielleicht ein ungewöhnliches Bild eingestellt? Weicht sein Anschreiben von den anderen ab? Ist sein Vorstellungstext aussagekräftig? Sehr gut! Das ist doch genau das Richtige, um nicht in der Masse unterzugehen. Auch beim ersten Date muss man seine Ecken und Kanten nicht verstecken. Sie MÜSSEN dem anderen nicht gefallen, es bringt also nichts, sich zu verstellen. Im Gegenteil, wenn sie vorgeben etwas zu sein, das sie nicht sind, macht Sie das unter Umständen sogar völlig uninteressant in den Augen Ihres Flirtpartners. Warum? Weil Sie dadurch viel zu glatt rüberkommen könnten. Und glauben Sie mir, der andere wird es merken, wenn Sie nicht Sie selbst sind.

Bei Lust und  Liebe sollte nach wie vor das Herz sprechen. Wer sich bei der Suche zu sehr von der Perfektion leiten lässt, übersieht oft den realen Menschen. Vielleicht hätte aber genau der das Zeug dazu, Sie glücklich zu machen? Gerade, wer eine Affäre sucht, sucht doch auch Abenteuer. Und ist es nicht das Salz in der Suppe, sich auf einen anderen Menschen einzulassen und neue Erfahrungen zu machen? Also genau das, was man zuhause vermisst? Nur, wer sich öffnet kann Abenteuer erleben.

Übrigens: Es scheint, als seien die jüngeren Semester etwas flexibler, was die persönlichen Macken ihres Gegenübers anbelangt. Sie lassen sich offen auf ihren Flirtpartner ein. Partnersuchende ab 50 haben da schon etwas festere Vorstellungen. Das liegt aber sicher an gemachten Erfahrungen, sie möchten mit gewissen Eigenheiten nicht mehr umgehen müssen und schließen diese kategorisch aus. Doch das betrifft dann eher negative Macken, bei denen man gelernt hat, dass sie dem Gemüt auf Dauer schaden. Und sich diesem zu entsagen, ist dann auch gut.

Ecken und Kanten gehören einfach dazu

Sie werden im Leben immer wieder Menschen begegnen, deren Verhalten nicht Ihren Erwartungen entspricht. Eigenwillige, vielleicht sogar streitbare Vertreter. Nicht unbedingt leicht im Umgang aber wohl ehrlich. Streichen Sie diese nicht gleich von Ihrer Liste, warten Sie ab und schauen Sie doch mal, was sich entwickelt. Wichtig ist ja auch, einen Partner zu finden, der auch mit unseren Ecken und Kanten (die wir ja hoffentlich haben!) zurechtkommt. Und so können wir eben auch umgekehrt ein bisschen ab und zu geben.

„An Menschen mit herausragenden Ecken und Kanten können wir viel besseren Halt finden als an rundum angepassten.“ (Ernst Ferstl)

 

Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.

Ihre Irene

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