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Kann sich ein Seitensprung positiv auf die Beziehung auswirken?

Kann ein Seitensprung positive Auswirkungen auf die Beziehung haben?

Ein Seitensprung kann sich positiv auf eine Beziehung auswirken: Wenn man das behauptet, erntet man in der Regel zunächst ungläubiges Kopfschütteln – aber immer öfter auch verständnisvolles Nicken, von denen, die es selbst erlebt haben. Frust und Langeweile im Schlafzimmer? Fehlende Kommunikation und Abweisung durch den Partner? Ein Seitensprung, One-Night-Stand oder eine Affäre kommen nicht von ungefähr – und können sogar die Lust in der Beziehung wiederbeleben oder zumindest den Alltag wieder schöner machen.

Männer gehen fremd – Frauen auch. Sexuelle Unzufriedenheit und Flaute im Beziehungsbett sind sehr oft die Gründe, warum man sich anderweitig im Rahmen eines Seitensprungs lustvoll auslebt. Werden die eigenen Bedürfnisse befriedigt, so hat das viele positive Effekte – vielleicht sogar auf die eigene Beziehung. Man fühlt sich wieder ausgeglichener und zufriedener. Natürlich stellt sich dabei immer auch die Frage: Setze ich mit meinem Seitensprung die Beziehung aufs Spiel? Andererseits kann die sexuelle Lusterfüllung außerhalb der Beziehung diese durchaus auch wiederbeleben oder sogar retten.

Gründe für den Seitensprung: Warum gehen wir fremd?

Wo liegt eigentlich der wahre Grund dafür, dass wir, zumindest statistisch gesehen, wenigstens einmal im Laufe einer längeren Beziehung fremdgehen? Wenn man seinen Partner nicht mehr liebt, dann könnte man sich doch auch trennen, statt einen Seitensprung zu begehen. Und wenn man ihn noch liebt, warum gehen wir dann fremd? Tatsächlich ist abhanden gekommene Liebe nur sehr selten der Auslöser für einen Seitensprung. Die Gründe fürs Fremdgehen liegen meist in unerfüllter Lust und zu viel Gewohnheit im Beziehungsbett und vor allem im Alltag, aber auch an mangelnder Kommunikation und dem Gefühl, nebeneinander herzuleben. Die in der ersten, hochverliebten Zeit heftig flatternden Schmetterlinge haben sich zur Ruhe gelegt. Das Begehren am Partner hat nachgelassen und man fühlt sich auch selbst nicht mehr in dem Maß begehrt wie früher. In der Beziehung ensteht ein Teufelskreis. Das alles erzeugt sexuellen Frust, und der wirkt sich obendrein negativ auf das partnerschaftliche Miteinander aus. Meist muss man hier jedoch sagen, dass leider die Vernachlässigung oft einseitlich geschieht – was umso frustrierender ist.

Fremdgehen – positiver Einfluss auf die Beziehung?

Viele Menschen berichten, dass sich durch eine Affäre ihr Leben wieder verändert hat. Dabei bleibt die Liebe zum Partner unerschüttert, jedoch wirkt sich die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse auf das allgemeine Wohlbefinden und die Ausstrahlung aus. Man wird wieder ausgeglichener, die Lebensfreude wächst. “Wenn man monate- oder sogar jahrelang sexuell immer wieder vom eigenen Mann abgewiesen wird, ist die Frustrationsgrenze irgendwann überschritten”, sagt Larissa (41). “Ich liebe meinen Mann und ich begründe meine Gefühle auch nicht auf Sexualität, aber dennoch gehört diese für mich eben dazu und ich möchte in meinem Leben darauf nicht verzichten, denn ich habe nur dieses eine. Deswegen trenne ich jetzt eben diese Komponente von unserer Beziehung ab und lebe sehr glücklich damit, weil ich meinem Mann gegenüber nun auch nicht mehr so gefrustet und zickig bin.” So geht es vielen, die in ihrer Partnerschaft schon lange Zeit ungewollt auf Sex verzichten müssen, weil der Partner sich ihnen verweigert und Gespräche erfolglos waren. Oft jedoch hat ein Seitensprung auch auf die Beziehung eine positive Wirkung: Ein Lächeln und Ausgeglichenheit machen attraktiv – das bleibt auch vom Partner nicht unbemerkt. Die gute Laune steckt ihn vielleicht sogar an. Und auch was unser Äußeres betrifft, geben wir uns wieder mehr Mühe, pflegen uns – gerade wenn man sich in der Beziehung in dieser Hinsicht etwas gehenlassen hat, kann sich dies auch vorteilhaft auf die eigene Anziehungskraft auswirken.

„Durch meine Affäre, die ich etwa alle 3-4 Wochen treffe, bin ich viel lebhafter und glücklicher geworden. Auch mein Mann bekommt das mit. Er macht mir wieder viel mehr Komplimente und ich habe grundsätzlich wieder mehr Spaß am Sex. Auch mit ihm. Er begehrt mich wieder. Dieses Begehren zu spüren, weckt auch das eigene“, erzählt Anne-Marie (43).

Lust und Leidenschaft – in einer Beziehung zur Nebensache degradiert?

In der Anfangszeit einer Beziehung kommt man aus dem Bett oft gar nicht mehr heraus. Man kann nicht genug voneinander bekommen, und vieles andere rückt in den Hintergrund. Irgendwann verschieben sich dann die Prioritäten. Gerade, wenn man zusammenzieht, Kinder kommen, ein Nest gebaut wird, treten oftmals andere Dinge in den Vordergrund. Fatal wird es, wenn dann die Bedürfnisse auseinandergehen – man verbringt nur noch Alltagszeit und Familienzeit miteinander, jedoch keine reine Paarzeit. „Meine Partnerin redete nur noch von ihrem Garten, ich habe schon gar nicht mehr richtig zugehört“, erzählt Michael (49). „Das war über die Jahre bezeichnend für unsere Kommunikation geworden, auch in Sachen Sex. Ich suchte mir also anderweitig Ausgleich und bin nun wieder aufmerksamer und nicht mehr so schnell gereizt. An der Sex-Flaute innerhalb der Beziehung hat das nichts geändert. Sie hat einfach keine Lust auf Sex und scheint es auch nicht zu vermissen. Da ich nun außerhalb der Ehe meine sexuellen Bedürfnisse befriedige, mache ich sie aber auch nicht mehr verantwortlich für mein unerfülltes Liebesleben. Das sorgt für Entspannung und bessere Stimmung zu Hause. Und ich bin nicht mehr so genervt, wenn sie mir stundenlang von ihren Feldsalat-Setzlingen erzählt.“

Und jetzt? Wenn die Affäre auffliegt

Meinungen wie die von Larissa, Anne-Marie oder Michael lassen den Schluss zu: Solange man das Fremdgehen geheim halten kann, ist auch der partnerschaftliche Nutzen ersichtlich. Geheimhaltung muss jedoch nicht immer sein, für manche kann es auch eine gute Option bieten, mit dem Partner ein deutlich klärendes Gespräch zu führen und in beider Einverständnis die Beziehung zu öffnen. Zu einer offenen Beziehung gehört jedoch großes Vertrauen und eine konsequente Beachtung der Regeln.

Hält man den Seitensprung geheim und fliegt er wegen einem dummen Zufall auf, muss die Beziehung jedoch nicht gleich zuende sein – die meisten Beziehungen können einen Seitensprung verkraften, wenn die Beweggründe dem Partner erläutert werden. Nicht selten kommt es dann zu einem „Hallo wach“-Moment. „Ich bin mit meinem Partner mittlerweile 12 Jahre zusammen. Ich dachte eigentlich immer, dass alles in bester Ordnung wäre. War es aber nicht. Ich bekam heraus, dass er eine Affäre hat. Enttäuscht und wütend habe ich ihn zur Rede gestellt. Eigentlich war ich davon überzeugt, dass ich mich trennen will. Sehr bestimmt hat er mir dann allerdings erzählt, warum es dazu gekommen ist. Das hat zwar den Seitensprung in meinen Augen nicht gänzlich legitimiert, ihn aber nachvollziehbar gemacht. Da waren im Laufe der Jahre schon einige Defizite in unserer Partnerschaft entstanden. Sexuelle, aber auch kommunikative und zwischenmenschliche“, erzählt Jessica (41).

Seitensprung als Chance? Es kann funktionieren

Ob eine Affäre oder ein Seitensprung das Heilmittel für angeschlagene oder gar zerrüttete Beziehungen sind, kann man nicht pauschalisieren. Sie bieten aber die Chance, dass man sich selbst seiner Bedürfnisse wieder bewusst wird und diese auch befriedigt. Und trotz aller Zweisamkeit: In jeder Beziehung bleibt der Mensch ein Individuum, das für sein Wohlgefühl selbst verantwortlich ist. Nur dann kann er auch ein guter Partner sein. Gibt die Ehe oder Beziehung auf körperlicher – und manchmal auch auch mentaler – Ebene nicht mehr her, was man selbst doch so sehr braucht um glücklich und zufrieden zu sein, so wird eine Alternative notwendig, die dieses Defizit auszugleichen vermag. Eine Umfrage unter LOVEPOINT-Mitgliedern hat zudem ergeben, dass es nicht mal unbedingt nur der Sex ist, der zählt: Die meisten wünschen sich von ihrer Affäre Aufmerksamkeit, wollen begehrt werden und sehnen sich vor allem nach Nähe, Kuscheln und Zärtlichkeit. Dinge, die viele von ihnen in ihrer Partnerschaft vermissen.

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