Die Lust an Dominanz und Unterwerfung: Waren Sie auch immer schön brav?

Dominanz und Unterwerfung

Munkelte man vor wenigen Jahren noch hinter vorgehaltener Hand über die etwas härtere sexuelle Gangart, so sind Dominanz und Unterwerfung heute salonfähig geworden. Kommen Sie mit, in eine Welt jenseits von Blümchensex.
 
Ein Buch sorgt für lustvolle Furore, besonders in weiblichen Phantasien. „Shades of Grey“, der Bestseller von E. L. James berichtet über die ersten Erfahrungen einer jungen Frau mit Dominanz und Unterwerfung. Das Thema BDSM („Bondage & Discipline, Dominance & Submission)  ist durch den Millionenseller fast schon salonfähig geworden. Unterwerfung und Hingabe, Fesselspiele und vieles mehr: Der Inhalt scheint den lustvollen Nerv der Zeit zu treffen – und macht neugierig, den darin verborgenen Reizen auf die Spur zu kommen. Warum auch nicht! Das Thema BDSM ist weit gefächert, es hat bizarre Seiten, lässt aber genauso gut offen, sich nur das herauszusuchen, was man selbst mit seinem Partner genießen will. Deshalb möchten wir Sie auch gerne mit sanfter Dominanz und Unterwerfung vertraut machen und Sie ermutigen, wunderschöne Momente in einer für Sie vielleicht bisher unbekannten emotionalen Tiefe zu erleben.

Eindeutige Rollenverteilung im Bett: Heut habe ich das Sagen!

„Es hat schon lange in mir rumort. Einmal mit meinem Lebensgefährten so Sex zu haben, wie ich es will“, erzählt Pia (38) von ihrem ersten sexuellen Erlebnis mit dem Thema Dominanz und Unterwerfung. „Ich habe ja auch vorher schon gemerkt, dass Lars es genoss, wenn ich mal die Initiative ergriff. Irgendwann habe ich einfach beschlossen, einen solchen aktiven Moment zu nutzen, um ihn mit zwei Tüchern ans Bett zu fesseln und ihm dann die Augen zu verbinden. Keinen Moment erweckte es den Anschein, als hätte ich etwas gegen seinen Willen getan. Es war wunderschön. Durch seine verbundenen Augen fühlte ich mich nicht beobachtet und er schien es auch zu genießen, nichts sehen zu können. Sich mir wehrlos hinzugeben, hat ihn richtig angemacht. Ihn so zu erleben und dabei die Kontrolle in der Hand zu haben, bewirkte bei mir das Gleiche. Seit jener Nacht haben wir wirklich Gefallen an solchen Fesselspielen und BDSM gefunden. Es passiert immer wieder mal und wird zunehmend intensiver.“

So oder so ähnlich träumen viele von Dominanz und Unterwerfung und einem außergewöhnlichen Sex-Erlebnis. Dabei gibt es auch keine generelle Geschlechterrolle – ob nun der Mann oder die Frau den dominanten Part einnimmt, hängt ganz von der Lust und Laune ab. Das zeigen auch Umfragen: Frauen sind bei BDSM viel seltener die in der submissiven Rolle, d.h. in der untergebenen Position, als man annimmt. Gerade Männer, die z. B. beruflich viel Verantwortung übernehmen müssen, genießen das Loslassenkönnen und „Ausgeliefertsein“, den Kontrollverlust bei Fesselspielen. Ohnehin spricht auch nichts dagegen, die Rollen zu tauschen, wenn man möchte – genauso wenig, wie man bei der einmal für beide als angenehm befundenen Verteilung bleiben muss. Alles kann, nichts muss.

Dominanz und Unterwerfung: Ich würd ja gerne – aber wie fang ich’s an?

Pia hat den Schritt gewagt, Signale ihres Lebensgefährten richtig gedeutet und dann erst einmal ganz harmlose Dinge getan, um seine Reaktion auf ihr dominantes Handeln zu erfahren. Bestimmt ist das Geschehen danach auch von beiden ausgiebig und angeregt besprochen worden. „Genauer betrachtet hatten wir eigentlich Sex wie immer. Nur kam jetzt diese erregende  psychische Komponente von Dominanz und Unterwerfung hinzu. Auf meiner Seite das dominante Machtgefühl und die Gewissheit, dafür zuständig zu sein, uns beiden ein lustvolles Erlebnis zu schenken. Auf Lars‘ Seite die devote Bereitschaft dazu, sich mir und dem hinzugeben, was ich für uns beide als erlebenswert beschlossen hatte – ohne dabei seine Lust zu ignorieren. Ich konnte seine Lust steuern … ein tolles Gefühl“, schwärmt Pia weiter. Drei Tücher, und schon rückt das gewohnte und vielleicht auch etwas langweilig gewordene Liebesspiel auf eine ganz andere emotionale Ebene. Um ein dominant-devotes Gefälle in einem Liebesspiel zu erzeugen, muss es also nicht die Peitsche sein und es muss auch schon gar nicht mit Schmerzen oder gar Demütigung einhergehen. BDSM ist das, worauf Sie Lust haben.

Wenn es intensiver wird – wie schütze ich mich und den anderen?

Sich ganz vorsichtig Stück für Stück in diese Welt von Dominanz und Unterwerfung hineintasten. Anhand der ersten, spielerischen dominat-devoten Situationen feststellen, was Ihnen im Bereich BDSM gut gefallen hat und was weniger. Das ist der beste Schutz vor möglichen Missverständnissen. Tauschen Sie sich gegenseitig aus. Tun Sie Ihre Wünsche kund. Dann kann Ihr Partner Ihre Vorstellungen als Grundlage für sein Tun nutzen. Und ganz wichtig: Legen Sie ein „Codewort“ fest. Sollte etwas geschehen, was Sie an Ihre Grenzen bringt, dient es dazu, das Spiel sofort zu beenden. Wenn Sie sich genügend Zeit nehmen und nicht übermotiviert an Dinge herantrauen, die noch Zeit brauchen, werden Sie es vermutlich nie benötigen. Ein solches Wort gibt Ihnen aber auch die beruhigende Sicherheit, es selbst in der Hand zu haben, eine unnagenehme Situation in Bezug auf Dominanz und Unterwerfung auf der Stelle zu beenden. Gerade als passiver, eventuell gefesselter Part des Spiels.

Tipps für ein dominant-submissives Rollenspiel

  • Sinnesentzug
    Funktioniert einer unserer Sinne nicht mehr, verstärkt sich die Empfänglichkeit der verbleibenden Sinne. Das kann im Liebesspiel äußerst prickelnd sein! Eine Augenbinde oder auch Musik via Kopfhörer verursachen ein Gefühl von Hilflosigkeit. Man sieht oder hört nicht, was ringsum vorgeht. Stattdessen verschärfen sich der Geruchs- und Geschmackssinn sowie die Empfänglichkeit der Haut für Berührungen. Aufregend!
  • Fesselspiele
    Ein Hauch von Wehrlosigkeit unterstreicht die Rollenverteilung. Dazu bedarf es keiner Seile oder Handschellen. Weiche Tücher erfüllen diesen Zweck auch. Beim Festbinden des Partners darauf achten, dass die Fesselung nicht zu stramm ausfällt und vor allem keine empfindlichen Blutgefäßen oder Nerven, zum Beispiel an der Innenseite der Handgelenke, gereizt werden.
  • Orgasmuskontrolle
    Darf ich überhaupt? Wann darf ich? Wie oft darf ich? Das Hinauszögern eines Höhepunkts kann dessen Intensität ins Unermessliche steigern – eine Königsdisziplin des BDSM. Als dominanter Part die Befriedigung des anderen in der Hand zu haben, ist auch ein sanftes Druckmittel, wenn es darum geht, sich eigene Wünsche erfüllen zu lassen.
  • Sensibilisierung
    Eine Feder, ein Eiswürfel oder Wachs einer Kerze mit niedriger Schmelztemperatur können zu lust- und reizvollen Spielen dienen, ohne damit wirklich weh zu tun.
  • Dominante Gesten
    Ein unmissverständlicher Griff in die Haare, ein tiefer Blick in die Augen, verbunden mit einer festen und überzeugten Stimme, ein Klaps zur rechten Zeit auf den Allerwertesten: All das sind Möglichkeiten, seinen Wünschen etwas dominanten Nachdruck zu verleihen. Sie dürfen bei BDSM ruhig ein wenig härter anpacken, überall dort, wo ansonsten Liebkosungen zu erwarten wären. Am besten ist es, Stück für Stück auszutesten, wie stark Ihr Partner oder Ihre Partnerin reagiert und rechtzeitig aufhören, wenn es zu viel wird.
  • Lustvolle Befehle
    „Verwöhne mich!“ Devotes Handeln benötigt entsprechende Aufforderungen, auf die der passive Part reagieren kann. Am besten sind es welche, denen dieser gerne nachkommt, ohne dass sein Gehorsam zu selbstverständlich wäre. Solche Situationen zu finden, bedarf einiger Phantasie und Einfühlungsvermögen.

Dominanz und Unterwerfung – ein großer Vertrauensbeweis

Wenn es darum geht, im Bett sein Vertrauen in den Partner zeigen zu wollen, bietet diese dominant-devote erotische Spielart so ziemlich alle Möglichkeiten, es zu offenbaren. Absolutes Vertrauen, aufopferungsvolle Hingabe, behüten und beschützen wollen: All das können Sie an sich und ihrem Partner beim BDSM erleben, wenn Sie den Mut haben, sich auf ein solches Spiel einzulassen. Auf dieser Basis steht einer lustvollen Auszeit vom Alltag nichts mehr im Weg. Ein Spiel mit Dominanz und Unterwerfung kann eine Insel sein, etwas Besonderes, fernab des alltäglichen Lebens. Wir wünschen Ihnen aufregende Entdeckungen.

Drucken