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Hilfe, mein Partner lässt sich gehen!

Mein Partner lässt sich gehen - was tun?

Liebe macht blind – aber nicht lange! Spätestens dann, wenn der Partner sich gehen lässt, ist für viele Schluss mit der rosaroten Brille. Warum es ein No go ist, wenn man sich in der Beziehung gehen lässt, und wie sich das auch aufs Sexleben und die Liebe auswirkt, lesen Sie hier.

Das Aussehen entscheidet oft, wer zusammen kommt und vielleicht sogar auch, ob man zusammen bleibt. Denn bei der Partnerwahl spielt das Äußere doch eine recht große Rolle, auch wenn wir immer die inneren Werte betonen und zu Recht wichtig finden. Umso schlimmer, wenn der Partner, den man sonst so anziehend fand, sich irgendwann gehen lässt. Denn machen wir uns nichts vor: Initialzünder ist erst mal die Attraktivität, wie auch immer man diese für sich persönlich definiert. Für die meisten Frauen und Männer ist damit nicht einmal unbedingt das eigentlliche Aussehen der Person selbst gemeint, sondern auch das Auftreten im Allgemeinen, dazu gehören ordentliche Kleidung, eine gewisse Haltung und vor allem auch Körperpflege. Wenn dies alles nicht mehr stimmt, spricht man oft davon, dass der Partner sich gehen lässt. Zwar hilft uns allein die äußere Erscheinung ohne Ausstrahlung und Charakter am Ende des Tages auch nicht weiter, aber dennoch ist sie für viele ein wichtiger Grundpfeiler für eine gute Partnerschaft.

Wir kennen das meist von festen Beziehungen: Am Anfang einer Beziehung gibt man sich noch Mühe. Man nimmt sich Zeit und brezelt sich für den Anderen auf und zeigt ihm – oder ihr – dadurch auch Respekt. Mit der Zeit wird der Aufwand, den man betreibt, deutlich geringer, manchmal werden dann die schicken Hemden in ausgeleierte T-Shirts getauscht, statt in hübsche Sandaletten schlüpft man in bequeme Schlappen. Ist das der natürliche Lauf der Dinge, das manche Menschen sich in einer Partnerschaft gehen lassen? Und vor allem: Ist das gut oder führt es nicht vielmehr im Laufe der Zeit zu Beziehungsproblemen?

Der Partner lässt sich gehen: Was das für die Beziehung bedeutet

Natürlich fängt bei jedem das „Sich gehen lassen“ an einem anderen Punkt an. Es gibt dabei jedoch für die meisten Menschen zu Recht einen beträchtlichen Unterschied zwischen der kuscheligen Vertrautheit, wenn man sich einfach locker geben kann und sich nicht künstlich auftakeln muss, und dem wirklichen Gehenlassen, wenn man sich so überhaupt keine Gedanken mehr über sich und sein Äußeres macht. Ersteres lässt einen entgegen allen gesellschaftlichen Zwängen zuhause entspannen, der Partner liebt uns nämlich – hoffentlich – auch ungeschminkt. Wenn sich der Partner gehen lässt, geht es jedoch noch viel weiter, schlimmstenfalls wird sogar die Körperhygiene stark vernachlässigt und der Partner duscht beispielsweise nur noch halb so oft wie zu Beginn der Beziehung. Auch dauerhaft schlechte Ernährung und damit oft einhergehende starke figurliche Veränderungen sind meist zu wenig Achtsamkeit für sich selbst geschuldet. Wenn dann auch noch die guten Manieren flöten gehen, kann es durchaus richtig übel für die Beziehung werden und Beziehungsprobleme sind vorprogrammiert.

Aber auch, wenn man sich geistig gehen lässt, sollte das nicht unterschätzt werden: Wenn der Partner beispielsweise nur noch vor dem Fernseher sitzt und mit dem Partner keine anständige Kommunikation mehr stattfindet, lässt das Interesse füreinander zwangsläufig mit der Zeit immer mehr nach und man zieht sich zurück bzw. sucht sich geistige Herausforderungen und Reize woanders.

Mit dem Sich-gehen-lassen ist hingegen nicht gemeint, zum Beispiel an einem schönen langen Wochenende in Jogginghose, ungeschminkt und unfrisiert in aller Ruhe das Frühstück zu zelebrieren und später gemeinsam auf dem Sofa zu liegen und einen schönen Film anzusehen. Man muss selbstverständlich in den eigenen vier Wänden nicht ständig wie aus dem Ei gepellt herumlaufen. Entspannung muss durchaus erlaubt sein – übrigens auch nicht nur am Wochenende, sondern wann immer Sie es möchten.

Wenn der Partner nicht mehr auf sich achtet: Die Folgen

Wenn man jedoch anfängt, sich im negativen Sinne gehen zu lassen, lässt nicht selten auch bald die Lust auf Sex mit dem eigenen Partner nach. Nicht nur, weil man den Partner nicht mehr attraktiv findet, sondern auch weil man selbst wegen seiner Gleichgültigkeit den Elan verliert. Da bleibt unweigerlich die Erotik auf der Strecke. Derjenige, der sich gehen lässt, hat meist nach und nach an immer weniger Dingen und Menschen Interesse. Die Motivationslosigkeit kann sich dann eben auch auf sexueller Ebene zeigen. Da ist man dann meist schon zu zweit, denn der Partner ist hat meist auch keine Lust mehr auf Sex, wenn er das Gefühl hat, so gar nicht mehr beachtet zu werden. “Ich fand es furchtbar, mit anzusehen, wie mein Mann sich immer mehr gehen ließ. Erst war ich einfach nur traurig, später schwankte es um in Wut, weil ich es irgendwann als Respektlosigkeit mir als Partnerin gegenüber empfand. Wie es mir mit seiner Motivations- und Lustlosigkeit ging, war ihm total egal”, erzählt Inga (46). “Ich habe sogar schon an Trennung gedacht, zumal ich mich in letzter Zeit auch immer mehr zu anderen Männern hingezogen fühle, die gepflegt sind und mir das Gefühl geben, dass sie mich begehren würden. Ich habe schon so oft versucht, mit ihm darüber zu reden, leider ohne Erfolg.” Das größte Problem ist die oft mit der Unachtsamkeit einhergehende Resignation, die dann auch dazu führt, dass man gar nicht unbedingt etwas an seinem Status ändern möchte. Man hat sich ja jetzt “gemütlich eingerichtet” in der Beziehung und viele sind sich ihres Partners sehr sicher und hegen nicht mal Gedanken daran, dass er sie irgendwann verlassen könnte, nur weil sie nicht mehr regelmäßig duschen oder 30 Kilo mehr auf die Waage bringen, als noch zu Beginn der Partnerschaft. Die Realität zeigt jedoch: Dies ist ein Trugschluss. Zwar erfolgt nicht immer eine Trennung, jedoch führt es dazu, dass aufgrund mangelnder sexueller Bedürfnisbefriedigung viele Frauen und Männer nach Sex außerhalb der Beziehung suchen. Inga erzählt weiter: “Ich habe für mich quasi schon beschlossen, mich demnächst nach einem Partner für einen Seitensprung umzusehen. Ich will auch endlich mal wieder guten Sex haben und spüren, dass ein Mann sich für mich Mühe gibt und ich vor allem auch mal wieder das Gefühl bekomme, attraktiv zu sein.”

Ist es also in erster Linie ein Problem für die Sexualität, wenn der Partner sich plötzlich gehen lässt, eine mangelnde Körperhygiene aufweist und sich diesbezüglich auch nichts sagen lässt? Selbstverständlich geht es in einer Partnerschaft ja um viel mehr als vermeintiche Äußerlichkeiten. Aber: Möchten wir nicht auch nach einigen Jahren für den Partner immer noch attraktiv sein oder wenigstens das Gefühl haben, dass er uns noch anziehend findet und uns vor allem auch selbst zeigt, dass wir ihm wichtig sind? Dass sich diese Wichtigkeit nicht an Kleidung, Schminke und anderen Äußerlichkeiten festmachen lässt, ist selbstredend, es geht hier um eine positive Ausstrahlung, die man jedoch mit Gleichgültigkeit sich und seinem Partner gegenüber kaum erreichen kann.

Laut einer Studie des Marktforschungsinstitut GfK wäre jeder Zweite dazu bereit sich zu ändern, wenn das der Traumpartner verlangt. Genauer gesagt geht es hierbei um Änderung der Frisur, Beginn einer Diät oder auch den Kleidungsstil. Wenn jedoch die erste Verliebtheit verflogen ist kehrt bei vielen der Alltag ein und manche Frauen und Männer denken ganz offensichtlich, sie müssten sich jetzt keine Mühe mehr geben, die Werbephase ist ja schließlich vorüber. Mit steigendem Alter nimmt übrigens die Bereitschaft noch viel mehr ab, für den Partner etwas an sich zu ändern.

Wie spricht man es an, wenn der Partner sich gehen lässt?

Kann man Veränderungen einfach so vom Partner einfordern? Hat man ein Recht darauf, dass der Partner sich auch nach Jahren noch Mühe gibt und einen umwirbt? Oder gar auf so scheinbar oberflächliche Dinge wie das Aussehen achtet? Und wie spricht man es an, wenn es einen stört, dass der Partner sich gehen lässt oder auch ganz spezifische Dinge wie zu wenig Duschen oder Zähneputzen? Zunächst gilt: Die Anforderungen an den Partner sollten auf jeden Fall nicht höher sein, als man sie selber auch an sich stellt. Hier geht man am besten mit gutem Beispiel voran. Bei manchen funktioniert es tatsächlich, wenn sie ihren Partner darauf ansprechen und ihm sagen, dass er sich verändert hat. Manchmal gibt es nämlich auch den Fall, dass es einem gar nicht so bewusst ist, dass den anderen etwas stört. Wenn der Partner mit den Jahren etwas “außer Form” geraten ist, kann man auch gemeinsam in ein Fitnessstudio gehen oder Joggingrunden drehen. Davon haben beide etwas und man kann sich gegenseitig motivieren. Wollen muss das der Partner jedoch schon, unter Zwang läuft hier gar nichts – und letztendlich sollte es dabei doch vor allem um den gesundheitlichen Aspekt gehen. Um den Partner dazu zu ermutigen, wieder etwas mehr aus sich zu machen, helfen allerdings Drohungen oder wiederholte Forderungen nur bedingt. Hier besteht die Gefahr, dass der Partner einfach „dicht macht“, vor allem, wenn es um die Figur geht, denn diesbezüglich sind vor allem Frauen aber auch Männer sehr empfindlich.

Wenn Sie der Kleidungsstil des Partners stört, gehen Sie mal wieder ausgiebig zusammen bummeln und shoppen. Sagen Sie ganz ehrlich, dass es auf Sie nicht anziehend wirkt, wenn er oder sie ständig nur in ausgeleierten T-Shirts herumläuft. Manchmal hilft die direkte Konfrontation, denn hören, dass man ungepflegt ist, möchte eigentlich niemand. Und wenn alle Stricke reißen, lassen Sie die Schmuddelwäsche einfach nach und nach dezent verschwinden und kaufen Sie neue Kleidung. Das gegenseitige Motivieren hilft meist jedoch nur bei änderbaren Äußerlichkeiten. Das viel schlimmere “innere Gehenlassen” lässt sich leider nur schwer beeinflussen – hier hilft oft alles Reden, Bitten und Betteln nichts. Und dort liegt auch der Knackpunkt, nämlich dann, wenn man den Zustand nicht mehr erträgt, sich der andere hängen lässt und durch nichts in der Welt dazu zu bewegen ist, etwas an der gemeinsamen Situation zu ändern. Denn – und das ist das Schlimme – es ist ja in diesem Moment wie gesagt nicht mal das Aussehen an sich, auf das es ankommt, als vielmehr das Gefühl, dass der Partner die Wertschätzung der Beziehung und einem selbst gegenüber verloren hat. Und gerade dann, wenn auch die gemeinsame Sexualität darunter leidet bzw. irgendwann gar nicht mehr stattfindet, kann das zu einem unerträglichen Zustand werden. Wenn man es nicht schafft, diesen Zustand zu ändern oder zumindest einzudämmen, sind viele Beziehungen zum Scheitern verurteilt oder enden zumindest in dem oft beschriebenen “Nebeneinanderherleben”.

Vielleicht ist gerade das auch der Grund, warum viele Frauen und Männer sich wie oben bereits erwähnt nach einer außerpartnerschaftlichen Beziehung zum Beispiel in Form einer Affäre sehnen. Sie möchten mal wieder beachtet und geschätzt werden und sie genießen das Gefühl, dass sich jemand auch über ihre eigenen Bemühungen freut. Denn wenn man sich nicht gehen lässt, innerlich wie äußerlich, zeigt man dem Anderen, dass er einem wichtig ist und einem an der gemeinsamen Beziehung, sei es eine feste Partnerschaft oder eine Affäre, auch etwas liegt.

 

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

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