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Soll man sich für den Partner ändern? Gründe dafür und dagegen

Soll man sich für den Partner ändern?

Würden Sie sich für Ihren Partner ändern? “Bis zu einem gewissen Maß und wenn es keine Einschränkung bedeutet”, sagen die meisten. Was aber, wenn Ihr Partner plötzlich von Ihnen verlangt, dass Sie nur noch Schuhe mit Absätzen von mindestens 10cm Höhe tragen und sich die Haare blond färben oder ab spätestens nächster Woche endlich die Steaks zur Hölle schicken und zum Veganer werden? Gäbe es für Sie eine Grenze, wenn Sie sich für Ihren Partner ändern würden, und wenn ja, wo läge sie?

Wenn Sie frisch verliebt sind, sind Sie vielleicht geneigt, diese Dinge zumindest einmal auszuprobieren, um dem Partner einen Gefallen zu tun. Nun ist ein Gefallen tun die eine Sache, aber sich grundlegend in manchen Bereichen für den Partner ändern – das ist schon ein anderes Kapitel. Die Frage ist nur, wie fühlen Sie sich dabei? Tja, da gibt es wie immer zwei Möglichkeiten:

1. Entweder das ist total Ihr Ding, Sie wussten es bis dahin nur nicht und danken Ihrem Partner für diese Erleuchtung.

oder

2. Sie haben leider schon die zweite Bänderdehnung wegen den doofen Absätzen erlitten oder leiden jede Nacht Höllenqualen, wenn Sie im Traum wie das Eichhörnchen in Ice Age einem saftigen Steak hinterher jagen.

Wenn Sie bei Punkt 1 hängengeblieben sind, brauchen Sie nicht weiterlesen und können sich ganz unbeschwert für Ihren Partner ändern. Wenn Punkt 2 für Sie zutrifft, dann gibt es einiges zu sagen.

Ich sehe das so: Wenn der Partner partout auf eine Änderung besteht, ist er/sie sicher nicht der richtige Partner für Sie! Natürlich sollte man sich in einigen Dingen entgegenkommen und Kompromisse schließen, damit das Zusammenleben gut funktioniert. Eine Partnerschaft ist immer ein Nehmen und Geben, und das möglichst im Gleichgewicht. Den Partner ändern zu wollen, ist jedoch nicht unbedingt eine gute Idee.

Warum verbiegen sich manche Menschen, nur um Ihrem Partner zu gefallen?

Oftmals sind das Menschen, die – zumindest zu diesem Zeitpunkt – ein geringes Selbstbewusstsein haben. Sie sind sich der Liebe des anderen in der Beziehung vielleicht nicht mehr sicher und versuchen, durch extreme Anpassung oder Selbstaufgabe und indem sie sich für den Partner ändern zu retten, was oft nicht mehr zu retten ist. Hier ist zu hoffen, dass sie spätestens dann ein Aha-Erlebnis haben, wenn sie bemerken, dass ihr Ich viel zu sehr in den Hintergrund getreten ist.

Ist purer Egoismus dann die bessere Lösung?

Man darf in manchen Situationen ruhig auch mal ein bisschen egoistisch sein, jedoch ist das sicher keine Lösung, um Probleme in der Beziehung zu bewältigen. Es besteht heutzutage die Gefahr, dass leider viele Menschen sehr ich-bezogen sind, so dass sie schon eine an sich „normale“ Anpassung an den Partner als unzumutbar empfinden. Sie selbst wollen sich nicht genug anpassen, erwarten aber ein überangepasstes Verhalten ihres Partners und nicht selten läuft es darauf hinaus, dass sie ihren Partner ändern wollen.

Wer jedoch zu einer angemessenen Anpassung nicht bereit oder fähig ist, weil ihm seine Individualität und das Ausleben seiner Interessen das Wichtigste sind, hat ein Bindungsproblem und wird wohl Single bleiben oder ständig wechselnde Partner haben. Denn ohne eine gewisse Bereitschaft zur Anpassung geht es wirklich nicht. Um in den Genuss von Harmonie und Zweisamkeit zu gelangen und eine funktionierende Beziehung zu leben, muss man begreifen, dass das Leben Veränderungen mit sich bringt. Eben ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Selbst eine alte Eiche hält ihre Blätter mit dem Wind … und nicht dagegen!

Den Partner ändern wollen: Wo hört der Kompromiss auf und wo fängt das Verbiegen an?

Das ist sehr individuell. Jeder hat seine eigene Grenze zwischen Kompromiss und Verbiegen. Wenn diese jedoch überschritten wird, verbiegt man sich und das kann auf Dauer nur schaden.

Ich tue meinem Partner selbstverständlich gerne mal einen Gefallen. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber ab dem Moment, wenn ich etwas tue und mich nicht wohl dabei fühle, wenn ich also merke, nein, das bin nicht ich, das will ich eigentlich gar nicht, dann verbiege ich mich. Wenn ich mich verleugne und mich nur wegen meinem Partner ändern würde, werde ich über kurz oder lang mit mir unzufrieden und unglücklich sein. Das hat zur Folge, dass ich mich in meiner Haut nicht mehr wohlfühle. Wenn ich mich selbst nicht liebe, wie kann ich dann den anderen lieben? Ich werde ihm unweigerlich die Schuld geben, obwohl natürlich immer zwei dazugehören. Das kann allerdings letztendlich zum Ende der Beziehung führen.

Wo ist die Grenze von biegen und verbiegen?

Na ja, etwas „biegen“, in Form von Kompromissen eingehen, sollten wir alle. Wenn mein Partner z.B. gerne Leber ist und ich die beim besten Willen nicht runterkriege, bereite ich sie ihm aber trotzdem gerne zu bzw. nörgele nicht herum, wenn er sie sich im Restaurant bestellt, auch wenn ich allein den Geruch schon nicht mag. Warum? Na, weil ich ihm so eine Freude machen kann. Verbiegen ist für mich, wenn jemand in einer Beziehung wiederholt Dinge tut, die seinem Naturell widersprechen, nur, um dem Anderen zu gefallen oder um Streit oder Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen.

Verbiegen sich Frauen eher als Männer?

Ist dieses unbedingte „Angepasstseinwollen“ mal wieder ein typisches Frauending? Wenn ja, liegt es vielleicht daran, dass wir Frauen ja meist etwas harmoniesüchtiger sind. Männern fällt das Egoistischsein ja bekanntlich leichter. Oder wie sehen Sie das?

Vernachlässigen Sie sich und Ihre Wünsche nicht! Tun Sie Ihrem Partner ab und zu etwas Gutes, ohne sich dabei für den Partner ändern zu müssen – und natürlich auch, ohne selbst den Partner ändern zu wollen! Ihr Partner ist aber nicht dafür verantwortlich, Sie glücklich zu machen – das können nur Sie selbst!

 

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 

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