Hochsensibilität: Wie besonders empfindsame Menschen flirten und lieben

Hochsensibilität: Wie besonders empfindsame Menschen flirten und lieben

Hochsensibilität hat viele Gesichter: Hochsensible Menschen nehmen zum Beispiel Sinnesreize viel stärker als andere wahr oder sind bei scheinbar geringer Belastung schneller erschöpft. Was Hochsensibilität für Betroffene bedeutet und wie sich ein hochsensibles Wesen insbesondere aufs Flirten und Daten auswirkt, lesen Sie hier.

Eines vorweg: Hochsensibilität ist ein persönlicher Wesenszug und keine Krankheit. Das Kürzel HSP kommt aus dem Englischen und steht für „Highly Sensitive Person“. Den Begriff hat die amerikanische Psychologin Dr. Elaine Aron geprägt. In der heutigen Gesellschaft haben hochsensible Menschen es immer schwerer, sich ihrem Gemüt entsprechend zu arrangieren. Wir erläutern, wie sich das auf ihre Mitmenschen auswirkt und wie Sie selbst feststellen können, ob Sie hochsensibel sind.

Was ist Hochsensibilität?

Jeder Mensch fühlt sich mit einem bestimmten Level von Reizen am wohlsten. Ist dieser zu niedrig, kommt Langweile auf. Ist er zu hoch, reagiert man genervt oder ist schlichtweg überfordert. Bei hochsensiblen Menschen ist diese Reizschwelle deutlich herabgesetzt. Was die Mehrheit also als spannend empfindet, ist für hochsensible Frauen und Männer oft schon eine wahre Reizüberflutung. Sie verfügen über deutlich mehr Neurotransmitter, wodurch ihr empfindsames Nervensystem einfach mehr Einzelheiten wahrnimmt. Oft wird dies in ihrem Umfeld als Schwäche oder gar Einbildung empfunden, dabei ist es für viele schon fast eine Last.

Sensorisch, emotional, kognitiv: Es gibt verschiedene Schwerpunkte bei hochsensiblen Menschen

Viele Betroffene  sind in mehreren Bereichen sensibel, haben aber oft einen Schwerpunkt:

Sensorische Hochsensibilität: Gerüche, Licht, Geräusche und Farben haben eine besonders starke Wirkung. Musisch, künstlerisch und ästhetisch finden sich hier viele Begabungen. Dafür sind sensorisch hochsensible Frauen und Männer schnell von zu vielen Eindrücken irritiert und sehr lärmempfindlich.

Emotionale Hochsensibilität: Diese Menschen sind sehr empathisch und verfügen über eine starke Intuition. Sie sind sehr gute Zuhörer, auch zwischen den Zeilen. Aufgrund dessen sind sie oft Anlaufstelle für Menschen mit Problemen. Hier besteht die Gefahr der seelischen Überlastung.

Kognitive Hochsensibilität: Frauen und Männer mit einem Schwerpunkt auf der kognitiven Ebene haben ein starkes Gespür für “Wahr oder Falsch” und denken in sehr komplexen Zusammenhängen.

Und übrigens: 70% der hochsensiblen Menschen sind introvertiert. Dabei sind sie jedoch meist genauso kontaktfreudig wie andere. Sie sind nur dann auf dem Rückzug, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Das jedoch kommt aufgrund ihrer sensiblen Antennen gar nicht mal so selten vor. Sie müssen also unbedingt darauf achten, sich nicht zu sehr zurückzuziehen, sonst kann das sogar zu Vreinsamung führen.

Die anderen 30% sind extravertiert. Gerade diese aktiven Hochsensiblen laufen jedoch Gefahr, sich zu überfordern, weil sie oft lange nichts von ihrer Hochsensibilität wissen. Sie rätseln nur über ihre körperlichen und/oder seelischen Erschöpfungszustände. Sie müssen also lernen, auf ihre Anlage Rücksicht zu nehmen und mit ihren Ressourcen hauszuhalten.

Was hochsensiblen Menschen hilft und das Nervensystem harmonisiert

Hochsensible Frauen und Männer sollten auf jeden Fall in allen Lebensbereichen ihre Bedürfnisse kennen, achtsam mit ihnen umgehen und diese auch vertreten. Dazu ist Information Voraussetzung. Leider wissen viele lange Zeit nicht, warum sie sich etwas „anders“ fühlen. Dadurch überfordern sie sich oft und sind überreizt. Je mehr sie aber über sich selbst wissen, umso besser können sie für sich selbst sorgen. Eine passende Umgebung und richtiges Handeln sind ausschlaggebend damit eine hochsensible Person sich wohlfühlt.

Mit diesen Tipps leben Hochsensible leichter:

  • Mit Achtsamkeitsübungen und Meditation kann das Gedankenkarussell, mit dem viele zu kämpfen haben, in Schach gehalten werden.
  • Grundsätzlich soll eine kreativitätsfördernde Arbeits- und Wohnumgebung (Feng Shui wird als sehr angenehm empfunden) geschaffen werden.
  • Termine sollen Hochsensible am besten so planen, dass genug Zeit zum Durchatmen bleibt. Also für entsprechend viele Pausen zwischen den Ereignissen sorgen.
  • Wohlfühlinseln zu schaffen, ist für erregte Gemüter wichtig. Ruhige Plätzchen, an denen sich neue Inspiration sammeln lassen. Dazu angenehme Licht- und Temperaturverhältnisse und keine stressigen Außenreize.

Flirten mit hochsensiblen Personen: Alles ein bisschen intensiver

Flirten ist sogar für Menschen, die vollkommen in sich ruhen, eine aufregende Angelegenheit. Hochsensible sind für Körpersignale sehr empfänglich und denken über Worte oft noch vielfältiger nach. Dabei neigen hochsensible Frauen und Männer manchmal dazu, zuviel in Gesagtes hineinzuinterpretieren, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Ihre ausgeprägte Empathie macht sie allerdings zu sehr guten Zuhörern. Wie ein Seismograph spüren sie die Stimmung ihres Gegenübers, manchmal vielleicht sogar schon, bevor dieser es selbst weiß.

Sie machen sich nichts aus Oberflächlichkeit sondern lieben tiefgehende Gespräche und auch Gefühle. Für den Flirtpartner wiederum ist es wichtig, einer hochsensiblen Person Zeit zu geben und nicht das Gefühl des Klammerns zu vermitteln. Sensible Menschen sind übrigens sehr empfänglich für liebevolle kleine Gesten, wenn der Flirtpartner hier ein einfühlsames Händchen hat, kann er auf jeden Fall punkten. Wenn Sie mit einem hochsensiblen Menschen ein Date haben, sollten Sie auf jeden Fall ihn das Tempo bestimmen lassen. Sonst fühlt sich dieser gedrängt und eingeengt. Die Krux: In der Regel weiß man beim ersten Date noch gar nicht, dass der Flirtpartner hochsensibel ist.

Hochsensible Erotik: Fühlen hochsensible Menschen anders beim Sex?

Wichtig für hochsensible Menschen ist Zärtlichkeit. Aufgrund ihrer Sensibilität, ist das eine bedeutende Voraussetzung für sexuelle Intimität. Aufgrund ihrer sensiblen Wahrnehmung sind sie besonders in der Lage, schöne Empfindungen in der Sexualität intensiv zu erleben. Das betrifft auch die Körperreaktionen ihres Sexpartners. Intuitiv merken sie, was beim Sex gefällt und was nicht. Sex mit hochsensiblen Menschen ist also immer sehr gefühlsbetont. Es kann zum Beispiel auch passieren, dass ein Orgasmus bei Hochsensiblen eine heftige Reaktion auslöst, zum Beispiel Weinen. Sexuelle Stimulation empfinden sie ohnehin sehr stark, zu akribische Reizung (zum Beispiel bei Frauen Reiben der Klitoris oder beim Mann Stimulation der Eichel) kann aber auch dazu führen, dass sie überreizt sind – und dann die Lust ins Gegenteil umkehren. Dann brauchen sie meist eine Pause. Ebenso kann Ablenkung für hochsensible Frauen und Männer ein wahrer Stimmungskiller sein. Handy & Co. haben hier nichts verloren.

Können hochsensible Menschen nur Beziehungen mit ebenfalls Hochsensiblen führen?

Ständiger Input führt bei hochsensiblen Menschen schnell zu Erschöpfung und Rückzug. Das muss ein Partner wissen. Wenn Hochsensible also offen mit ihrer Gabe umgehen und dem Partner frühzeitig kommunizieren, wie sie fühlen, kann eine Beziehung mit einer nicht hochsensiblen Person wunderbar harmonisch und sogar bereichernd verlaufen. So kann der Hochsensible den nicht hochsensiblen Partner dazu verhelfen, achtsamer und empathischer durchs Leben zu gehen und öfter mal einen Gang zurückzuschalten. Auch in Sachen Körperbewusstsein, ist eine Partnerschaft mit einer hochsensiblen Person bereichernd. Gerade Intimität und Sexualität finden meist viel intensiver statt.

Hochsensible denken viel mehr nach, bevor sie ihre Gedanken äußern, das führt dazu, dass impulsive (Streit-)Reaktionen von ihrer Seite wenn überhaupt nur sehr selten stattfinden. Wie bereits erwähnt: Der Partner muss wissen, mit wem er es zu tun hat. Nur dann kann er verstehen, warum es so wichtig ist, Geduld und Toleranz aufzubringen, wenn der hochsensible Partner eben abends wieder mal lieber auf dem Sofa liegt und ein Buch liest, statt auszugehen. Last but not least: Man sollte nicht versuchen, einen hochsensiblen Menschen zu ändern. Auch wenn dieser es gerne tun würde, er kann seine Veranlagung nicht abschalten. Haben Sie Geduld, er wird es Ihnen danken und Sie dafür ebenfalls so akzeptieren, wie Sie sind. Und das sollte doch eigentlich in jeder Beziehung so sein, oder?

 

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 

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