Türchen 16: Andere Länder, andere Weihnachts-Sitten

Weihnachten wird tatsächlich überall auf der Erde gefeiert (was wohl die auf den anderen Planeten machen?), nur hat jedes Land und jede Kultur ihre eigenen Traditionen – schon allein aufgrund der unterschiedlichen Temperaturen. Also wir haben uns gefragt, wie in Asien oder Afrika zum Beispiel das Fest begangen wird. Wenn du auch so neugierig bist, dann laden wir dich auf eine weihnachtliche Reise über alle Kontinente ein.

Nordamerika

Dein erstes Reiseziel ist Nordamerika und hier ganz klar stellvertretend die USA.

Weihnachtsdekoration USA

Weihnachtliche Dekoration ganz im us-amerikanischen Stil

Christmas dient mittlerweile weltweit als Vorlage fürs Weihnachtsfest für alle nicht christlich geprägten Kulturen, die keine eigenen Weihnachtstraditionen entwickelten. Sinnbildlich hierfür steht der Weihnachtsmann mit seinem Rauschebart und rotem Mantel, wie wir ihn heute kennen. Maßgeblich geprägt wurde die Vorstellung des Weihnachtsmannes durch die Werbung eines großen namhaften Getränkekonzerns – du weißt schon, wen wir meinen ;-).

Durch den ganzen Dezember hindurch gehen die Kinder von Haus zu Haus und lassen sich reichlich mit Süßigkeiten beschenken. Die Häuser und Vorgärten werden mit den tollsten Lichterketten und anderen leuchtenden zum Teil doch für uns recht kitschig anmutenden Dekorationen reichlich geschmückt. In manchen Nachbarschaften entsteht hier ein wahrer Wettstreit, wer sein Haus am aufwendigsten dekoriert hat. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember rutsch dann endlich Santa Claus durch den Kamin (wie er das wohl mit seinem dicken Bauch immer macht?) und drapiert all die vielen hübschen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum und stopft die Socken voll, so dass sich vor allem die Kinder am Morgen des 1. Weihnachtstages kaum im Bettchen halten können.

Südamerika

Dein Flug geht weiter in den Süden und du landest in Mexiko.

Radieschenfest Mexiko

Radieschenfest Mexiko

In Mexiko wird Weihnachten sehr bunt gefeiert. Das besondere Highlight an diesen Festtagen sind die farbenfrohen Umzüge, sogenannte ‚Psadas‘, die Maria und Josefs Suche nach einer Herberge symbolisieren. Für die Kinder gibt es ‚Pinatas‘. Dies sind bunt verzierte, mit Süßigkeiten gefüllte Ton- oder Pappmaschée-Gefäße, die während der Christmette von der Kirchendecke herabhängen. Es macht sicherlich einen Riesen-Spaß, die Süßigkeiten zu erhaschen, indem man, wie es Tradition in Mexiko ist, mit verbundenen Augen versucht, diese Gefäße zu zerschlagen.

Ein sehr außergewöhnliches Fest findet am 23. Dezember in der mexikanischen Stadt Oaxaca statt: das Radieschenfest (Noche de los Rabanos). Es soll an die Einführung dieses Gemüses durch die Spanier in der Mitte des 18. Jahrhunderts erinnern. Aus den mexikanischen Radieschen, die wesentlich größer als unsere heimischen Radieschen sind, werden dann kunstvolle Krippenfiguren geschnitzt. Einzelne Radieschen sind bis zu 50 cm hoch und wiegen unglaubliche 3 Kilogramm. Sie werden speziell für dieses Fest gezüchtet und werden nicht zur normalen Erntezeit geerntet, sondern noch monatelang in der Erde gelassen, damit sie ihre prachtvolle Größe und Formen erreichen.Die schönsten Werke werden natürlich prämiert. Krönender Höhepunkt der “Nacht der Radieschen” ist dann ein großes Feuerwerk und der große ‚Psadas-Umzug‘.

Australien

Bitte einsteigen und anschnallen nicht vergessen: Es geht im rasanten Tempo weiter nach Australien.

Weihnachten am Strand

An Heilig Abend einen Cocktail am Strand

In Australien ist während der Weihnachtszeit Hochsommer und sie fällt mitten in die Sommerferien. Deshalb feiern die Australier Heiligabend gerne mit einem Barbecue am Strand oder in Parks, wo man bis spät nachts zusammen sitzt und gemeinsam Weihnachtslieder singt. Tannenbäume sind hier eher ungewöhnlich und sehr teuer, deshalb verwenden die Australier gerne Plastikbäume. Vermutlich verlieren die Tannen auch zu schnell ihre Nadeln… Geschenke gibt es am Morgen des 25. Dezember.

Um Weihnachten auch bei etwas kühleren Temperaturen genießen zu können, kamen clevere Geschäftsleute auf die Idee, ‚Christmas II‘ zu veranstalten. Zum Beispiel wird in den Southern Highlands oder den Snowy Mountains im Juni/Juli erneut Weihnachten gefeiert und endlich können sich die Australier an den üblichen weihnachtliche Spezialitäten erfreuen und viel Glühwein trinken. Irgendwie eine fantastische Idee, wie wir finden, denn so kann man das Fest feiern wie es einem am besten gefällt – am Strand oder in den kühlen Bergen.

Im Übrigen bekam die zu Australien gehörende Weihnachtsinsel ihren Namen von James Cook, weil er und seine Crew 1777 ein so unvergessliches Weihnachtsfest zusammen hatten, so dass er der Meinung war, diese Insel könne keinen anderen Namen verdienen.

Asien

Noch gerade ganz viel Sonne getankt, geht es nun für dich weiter nach Asien.

Weihnachten in Japan

Der Weihnachtsbaum in japanischen Geschäften

Auch in Japan wird mittlerweile Weihnachten nach amerikanischen Vorbild groß gefeiert. Religiöse Gründe spielen in Asien jedoch kaum eine Rolle; es ist eher ein vom Kommerz geprägter Tag wie der Valentinstag oder Halloween. Schon Wochen vor Weihnachten beginnen japanische Händler damit, ihre Geschäfte knallbunt weihnachtlich zu dekorieren. Der Weihnachtsmann wird dort ‚Hoteisho‘ genannt. Dieser stattlicher Herr überwacht auch, ob die Kinder sich im vergangenen Jahr gut benommen haben. Jedes japanische Kind weiß, dass sie sich sehr gut benehmen sollten, vor allem wenn der Hoteisho in der Nähe ist, denn schließlich habe er der Legende nach auch Augen im Hinterkopf und sieht alles. In vielen Familien ist weihnachtliches Festmahl mit Truthahn mittlerweile selbstverständlich.

Auch in China hat das Weihnachtsfest Einzug gehalten und es werden viele öffentliche Plätze, Hotels oder auch Supermärkte festlich geschmückt. Sogar die Verkäufer in Supermärkten sind oftmals als Weihnachtsmann verkleidet. Viele Chinesen lassen es sich mittlerweile nicht nehmen, einen künstlichen Weihnachtsbaum in die Wohnung zu stellen, auch wenn tatsächlich nur 2 Prozent der Bevölkerung Christen sind. Der Weihnachtsmann wird ‚Dun Che Lao Ren‘ genannt.

Afrika

Es ist Zeit, die asiatischen Gefilden zu verlassen und du reist nun nach Afrika.

Die ursprüngliche Tradition sah es in Nigeria nicht vor, dass man sich innerhalb der Familie beschenkt, sondern die wohlhabenden verteilten Geschenke an die ärmeren. Leider gibt es diesen Brauch heutzutage kaum noch. In den verschiedenen Regionen wird Weihnachten sehr unterschiedlich gefeiert; es ist jedoch üblich, dass sich die gesamte Familie und Verwandtschaft versammelt, auch wenn sie teilweise aus Muslimen und Christen bestehen.

Ganz anders ist das Weihnachtsfest in Kenia organisiert. Während in den meisten Ländern die Eltern dafür zuständig sind, sich darum zu kümmern, dass das Christenfest himmlisch begangen werden kann, wird diese Aufgabe dort den Kindern zuteil. Als Weihnachtsessen gibt es traditionell Ziege.

Ägypten verspätet sich grundsätzlich an Weihnachten. Hier wird erst am 7. Januar gefeiert, denn vorher machen es sich die Christen zur Pflicht, vor Heiligabend 43 Tage lang zu fasten und ernähren sich vegetarisch. Erst um Mitternacht beginnen sie dann mit dem reichlichen Festessen. Als Weihnachtsgeschenk erhalten die Kinder traditionell neue Kleider.

Europa

Es wird nun Zeit für dich, in die heimischen Gebieten zurückzukehren. Doch auch wenn Europa immer mehr zusammenwächst, sind die Traditionen noch sehr unterschiedlich.

Du landest in Island und erhältst nicht wie erwartet dein Geschenk vom Christkind, sondern dreizehn kleine Zwerge, die sogenannten Jólasveinar, umringen dich. Sie wohnen gemeinsam mit ihren Eltern, der Hexe Gryla und dem faulen Leppaluoi, in einer Höhle in den Bergen. Ursprünglich waren diese Zwerge dafür bekannt, den Menschen Streiche zu spielen. Ab dem 12. Dezember kommt jeden Tag ein anderer Zwerg aus seiner Heimat in den Bergen und bringt ein kleines Geschenk. Hierfür stellen die Kinder jeden Abend ihre Schuhe an die Fenster. Oh wehe dem, der nicht artig war! Der darf sich nämlich dann mit Karotten oder Kartoffeln zufrieden geben.  An Heiligabend sind selbst sind dann alle dreizehn Zwerge versammelt und das bunte Treiben kann beginnen. Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag bis sie am 6. Januar kehrt jeden Tag wieder ein Zwerg nach Hause zurück. Seinen Ursprung hat diese wunderschöne Tradition in alten nordischen Mythen, unter dem christlichen Einfluss wurden daraus schließlich Weihnachtszwerge.

In anderen skandinavischen Ländern werden die Gaben ebenfalls von kleinen Zwergen, Trollen oder Kobolden gebracht. Um sich mit ihnen gut zu stellen und keinen Ärger zu bekommen, stellen die Norweger einen Teller Grütze an das Fenster und in Finnland wird außer einem Teller Reisbrei auch gleich noch ein Bier dazugestellt. Wer möchte denn da nicht auch Kobold sein?

Julbock Schweden

Der Strohbock aus Schweden

Mittlerweile ist in Schweden, wie in den meisten Ländern, der Weihnachtsmann für die Geschenke an Heiligabend verantwortlich. Früher war es der sogenannte Julbock, eine Ziegenbockfigur aus Stroh. Der Julbock symbolisiere in den germanischen Religionen die jährlich wiederkehrende Fruchtbarkeit der Erde und war eine Verkörperung des Donnergottes Thor. In der schwedischen Stadt Gävle steht seit 1966 jedes Jahr auf dem Schlossplatz ein besonders großes Exemplar, das es mit seiner Höhe von dreizehn Metern ins Guinness Buch der Rekorde geschafft hat. Überlebt hat er jedoch nur bis zur Silvesternacht. Seitdem wurde der riesige Ziegenbock 25 Mal Opfer von Brandanschlägen und ist niedergebrannt. Es soll sogar britische Buchmacher geben, bei denen man darauf wetten kann, ob der Julbock im neuen Jahr noch steht oder schon abgebrannt wurde. Wenn du den Julbock live sehen möchtest, musst du nicht extra nach Schweden fahren. Es wurde eine eigene Webcam eingerichtet, mit der du ihn beobachten kannst. Vielleicht wirst du ja sogar Zeuge, wenn er in Flammen auf geht.

Ankunft Sinterklaas

Sinterklaas und Zwarte Piet kommen mit dem Dampfer an

In den Niederlanden sind der 5. 12. und der 6.12. die wichtigsten Tage in der Adventszeit. Das macht sie zum einzigen christlichen Land, in dem dieser Tag eine größere Bedeutung hat als Heiligabend. Am 6.12. kommt der Nikolaus, hier Sinterklaas gemeinsam mit seinem Begleiter Zwarte Piet (Schwarze Peter) mit einem Dampfschiff aus Spanien angefahren. Dieses, besonders in den Küstenstädten groß gefeierte Ereignis und wird landesweit im Fernsehen übertragen. Doch auch der Weihnachtsmann und das Christkind sind auf dem Vormarsch und viele Familien verlegen das Weihnachtsfest nach deutschem Vorbild auf den 24. Dezember. Um diesen Trend zu stoppen, wurden vielerorts spezielle Bürgerinitiativen gegründet.

In Ungarn findet am 13. Dezember das Luciafest statt. An diesem Tag beginnen die Landsleute traditionell den Tag damit, einen Stuhl aus sieben  verschiedenen Holzsorten zu zimmern. Dieser ‚Luka Stuhl‘ (Luca széke) dient dann in der Christmette dazu, darauf stehend nach der gehörnten Hexe Ausschau zu halten. Wenn man die Hexe entdeckt, nimmt man den Stuhl in die Hand und rennt ganz fix zurück nach Hause. Sobald man sicher zuhause angekommen ist, wirft man den Stuhl ins Feuer und verbrennt ihn, um für sich das gesamte Jahr eine wohlbehütete Sicherheit zu garantieren.

Dein letztes Reiseziel ist Italien. Auch hier spielt eine kleine Hexe, nämlich ‚la Befana‘ eine wichtige Rolle. Die Bescherung findet am Stiefel erst am 6. Januar statt: Der Legende nach hat die arme Befana die Heiligen Drei Könige verpasst und schaut seither auf ihrer Suche nach dem Jesuskind in alle Häuser. Bei dieser Gelegenheit bringt sie die Geschenke mit. Auch hier erhalten nur brave Kinder ein Geschenk, während die unartigen ein Stück Kohle in den Weihnachtssocken gestopft bekommen.

Es ist geschafft. Auch wenn so eine Reise viele Abenteuer beinhaltet und sehr aufregend ist, ist es doch immer wieder schön, nach Hause zu kommen. Nur noch wenige Tage und das Christkindchen bringt uns hoffentlich allen schöne Gaben.

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