Türchen 12: Ach war das schön, als wir noch Kinder waren…

Wäre es nicht schön, an Weihnachten mal wieder Kind zu sein!? Als wir noch in unseren Zimmern darauf warteten, dass das Christkindchen vorbeikommt und das sehnsuchtsvoll erwartete Bimmeln des kleinen Glöckchen ertönt, was es uns erlaubte, in Windeseile nach den Geschenken unter dem Tannenbaum suchen zu dürfen.

Die Magie des kindlichen Weihnachten auch als Erwachsener aufrecht zu halten, gelingt nur wenigen, aber mit den folgenden “Weihnachtsmomenten für die Ewigkeit im Herzen” kann ich vielleicht ja auch Dich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mitnehmen!? Fliegen wir los…

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Ging es euch auch so? Wenn Anfang Dezember die erste Adventskerze angezündet wurde, begann das fieberhafte Warten auf Heiligabend – spätestens jetzt hatte die magische Weihnachtszeit begonnen. Von nun an waren wir auf der Hut und sehr achtsam, indem was wir taten, denn wir konnten uns auf keinen Fall sicher sein, ob der Nikolaus uns nicht heimlich vorab prüfen würde und das Christkindchen uns still und heimlich beobachtete. Manchmal erhofften wir uns auch, dass sie sich am Tag irrten und ein wenig früher als gewohnt ihre Geschenke bei uns ablegen würden. Während wir also so in den leuchtenden Kerzenschein des Adventskranzes starrten, flogen die tollsten Bilder unserer Wünsche vor unserem geistigen Auge vorbei.

Nur noch 24 Mal schlafen

Wie gut, dass unsere Sehnsucht nach dem Christkindchen dann doch durch einen Adventskalender versüßt wurde. Wir konnten es kaum erwarten, morgens aus unserem kleinen kuscheligen Bettchen zu springen, um mit voller Spannung ein weiteres Türchen zu öffnen. Welches Bildchen würde sich wohl heute dahinter verbergen? Ganz besonders toll waren die Adventskalender, die unsere Mütter mit ganz viel Liebe selbstgebastelt hatten und kleine Gaben für den Zeitvertreib verbargen.

Ein Sack voll mit Nüssen

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Ein ganz besonderer Tag in der vorweihnachtlichen Zeit war auf jeden Fall der 6. Dezember. Nur selten im Jahr schlief man am Vorabend schlechter ein – nochmals ein kurzer Blick vor die Tür, dass man auf keinen Fall vergessen hatte, seinen Stiefel hinzustellen. War er wohl auch sauber genug für den Nikolaus oder sollte man doch nochmal auf Nummer sicher gehen und ihn gründlich mit Wasser und Seife putzen? Am nächsten Morgen waren wir dann so aufgedreht; wir hätten am liebsten vor lauter Spannung, Vorfreude und Neugier Purzelbäume geschlagen. Die Aufregung, die deutlich im Bauch zu spüren war, hielt dann für den Rest des Tages an, denn am Abend schaute doch tatsächlich Nikolaus auch noch persönlich vorbei. Dann saßen wir da mit großen Augen und starrten voller Ehrfurcht auf diese bärtigen Gestalten in ihren ausladenden, prachtvollen Gewändern. Und während wir uns für jeden Tadel am liebsten hinter der Couch oder Muttis Beinen versteckt hätten, glühten die Bäckchen voller Stolz und Freude, wenn deutlich wurde, dass der Nikolaus vom Himmel aus auch all das liebenswerte an einem mitbekam und würdigte.

Der Wunschzettel

wunschzettelschreiben

Einen ganz wichtigen Part in der Vorbereitung auf Weihnachten nahm natürlich das Schreiben unseres Wunschzettels ein. Wir gaben uns solche Mühe, diesen besonders schön und ordentlich zu schreiben und mit selbstgemalten Bildern zu schmücken. Schließlich wollten wir dem Christkind imponieren und hofften insgeheim, dass möglichst viele unserer Wünsche erfüllt werden würden. Wir konnten uns doch tatsächlich Stunden damit beschäftigen und irgendwie viel uns immer noch was Neues ein, was uns gefallen könnte.

Leise rieselt der Schnee

Nur die ersten richtigen Schneeflocken, die dick, fast wie kleine süße Wattebällchen, vom Himmel fielen. Wir drückten unsere Nasen am Fenster platt und hofften, dass es über Nacht so viel schneien würde, dass am nächsten Morgen die ganze Landschaft in einem weißen Kleid erwachen würde. Dann würde es heißen: rein in die dicken, wärmenden Winterklamotten, die einem die Freiheit gaben, ganze Hänge runterrollen zu können und Engel in den Schnee zu zaubern. Wir tobten im Schnee, befeuerten uns mit den weißen Prachtkugeln und formten dicke, kugelrunde Bälle, die wir dann aufeinanderstapelten, um den prächtigsten Schneemann aller Zeiten zu kreieren. Was war es doch für eine gefühlte Meisterleistung, wenn wir am Ende die dicke orangefarbene Karotte am Kopf reinsteckten und den weißen Riesen seinen Hut aufsetzten. Es gab für uns draußen kein Halten mehr, bis der Anzug nass bis auf den Popo war und unsere Mütter aufgrund der einbrechenden Dunkelheit uns ins Haus riefen.

Zarter Duft von Zimt und Anis

Plätzchen

Dort erwartete uns eine wohlige Wärme und ein Blick in die Küche verriet uns, dass es wieder Zeit war, der Mutter beim Plätzchen backen zu helfen. Was für ein Spaß, wenn es in der Küche vor lauter Mehl nur so staubte. Eifrig drückten wir unsere Förmchen in den Teig, den wir zuvor ganz, ganz vorsichtig auf der Küchenplatte ausgerollt hatten. Und ab und zu, wenn Mama gerade nicht hinsah, verschwand auch ein klitzekleines Teigstückchen ganz aus Versehen in unseren Mund. Voller Vorfreude warteten wir schließlich dann doch noch geduldig, bis das erste Gebäck aus dem Ofen kam und wir die duftenden, noch halb warmen Zimtsterne testen durften. Wenn später der Vater nach Hause kam, gab es dann auch noch einen leckeren Tee oder Kakao und wir erzählten ihm von den aufregenden Ereignissen des Tages draußen in der Kälte.

Lametta, Strohsterne und kunterbunte Fensterbilder

An manchen Tagen mochten wir allerdings dann doch lieber drinnen bleiben. In solchen Fällen gab es Gott sei Dank unsere Bastelbox mit bunten Schnipseln, Kleber und Schere. Dann machten wir uns dran, die allerschönste Weihnachtsdeko zu gestalten. Schließlich sollte sich das Christkindchen auch erfreuen, wenn es an Heilig Abend bei uns vorbeischaute. Alles musste dafür verziert werden: Die tollsten Sterne garnierten unsere Fenster und jede mögliche Ablage wurde dazu genutzt, noch ein weiteres, mit viel Kreativität gebasteltes Weihnachtsmännchen daraufzustellen. Außerdem wollten wir ja auch noch sämtliche Freunde und Verwandte mit unseren Kunstwerken beschenken. Niemand durfte da vergessen werden.

Drei Nüsse für Aschenbrödel

Besonders schön war es damals, wenn dann endlich Oma zu Besuch kam. Wir wussten dann genau, dass heute DER Abend sei, an dem das heiß ersehnte Christkind vorbeikommen würde. Sie packte dann immer ein dickes, leicht verstaubtes Buch aus, das noch in solch alten Schriftzeichen geschrieben war und las uns eines der wunderschönen Märchen vor. Wir kuschelten uns alle Mann auf die Couch, knabberten unsere Nüsschen und lauschten voller Spannung ihren Worten. Wir liebten einfach ‚Drei Nüsse für Aschenbrödel‘ oder auch ‚Frau Holle‘ und konnten nicht davon genug bekommen, auch wenn wir den Verlauf der Geschichte schon längst kannten. Außerdem war es eine sehr willkommene Ablenkung an jenem großen Abend.

Endlich ist Bescherung

heiligabend

Doch irgendwann gab es trotz dieser spannenden Geschichten für uns kein Halten mehr. Immer ungeduldiger rutschten wir auf unserem Hintern hin und her. Vorsichtig spitzen wir die Ohren gen Tür, ob wir nicht ein Rumpeln vernehmen würden, das das Christkind mit seinen tollen Gaben andeuten würde. Dann war es endlich soweit: Wir vernahmen den süßen Ton des kleinen Glöckchens, das uns das Zeichen gab, dass es an der Zeit war, nach den Geschenken unter dem Tannenbaum zu suchen. Vorsichtig kamen wir in die Stube, unsere Äuglein glänzten bei dem Anblick des vielen Klitzerpapiers und den großen Päckchen. Was war das für ein unglaubliches Gefühl, wenn wir unsere Geschenke vom Papier befreiten und wir unseren großen Wunsch erfüllt bekommen hatten. Dieses Geschenk wollten wir nie wieder aus den Händen geben und es wäre uns später am Abend am liebsten gewesen, wenn wir es mit ins Bett hätten nehmen können.

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