Sex mit dem besten Freund oder der besten Freundin? Wer gerade ungebunden ist, hat der Versuchung vielleicht schon einmal nachgegeben. Allerdings lauern bei der Friends with Benefits einige Risiken …
„Männer und Frauen können keine Freunde sein, der Sex kommt ihnen immer dazwischen.“ Was sich schon im Filmklassiker „Harry und Sally“ als roter Faden durch die Handlung zog, stellt auch im wahren Leben etliche Freundschaften auf die Probe. Wenn aus platonischen Beziehungen plötzlich Friends with Benefits werden, geschieht dies oft aus nachvollziehbaren Gründen. Zum Beispiel, weil man gerade ungebunden ist oder generell keine feste Beziehung möchte, sich aber Sex mit einer vertrauten Person wünscht. Ohne Verpflichtungen und weiter Ansprüche. Ein lockeres, intimes Verhältnis auf freundschaftlicher Basis, eine „Freundschaft Plus“ als Kompromisslösung wirkt durchaus reizvoll. Allerdings hat diese besondere Art der Liebe auch ihre Gefahren, und nicht selten verliert man dabei mehr, als man gewinnt …
Wenn aus besten Freunden Friends with Benefits werden
„Hannes und ich kennen uns schon aus der Schule“, erzählt Ulrike (45). „Wir waren schon immer beste Freunde, haben uns aber nie ineinander verliebt. In einer Phase, in der wir beide Singles waren, hingen wir besonders viel zusammen, sind durch die Kneipen gezogen oder haben gemeinsame Videoabende verbracht. Nach einem feuchtfröhlichen Margherita-Gelage ist es dann passiert. Wir sind zusammen im Bett gelandet. Schließlich waren wir auch beide sexuell ausgehungert. Eigentlich logisch, dass es dazu kam, so gut wie wir uns auch sonst verstanden. Und Sex mit jemandem, dem man blind vertrauen kann, ist ja beileibe keine schlechte Sache. Dachte ich jedenfalls.“
Freundschaft Plus – was ist das eigentlich?
In der amerikanischen Filmkomödie „Freundschaft Plus“ mit Natalie Portman und Ashton Kutcher aus dem Jahr 2011 versuchen die beiden Protagonisten sich an der erotischen Vertiefung ihrer Freundschaft. Bedingung: Keiner darf sich dabei in den anderen verlieben. Ein schwieriges Unterfangen, das letztlich scheitert. Dennoch sehnen sich viele Singles nach einem solchen Beziehungskonzept. Keine feste Bindung eingehen, frei von Verpflichtungen, von Eifersucht und Besitzansprüchen sein und nicht auf Erotik und Sex, körperliche Nähe und Kuscheleinheiten verzichten müssen, das hört sich nach einer ziemlich perfekten Lösung an. Wer sich darauf einlässt, stellt allerdings schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, diese Idealvorstellungen unter einen Hut beziehungsweise eine Bettdecke zu bringen.
Wo die Gefahren lauern
Das größte Risiko: dass aus „Freundschaft Plus“ ganz schnell „Freundschaft Minus“ wird, im ungünstigsten Fall die Freundschaft sogar zerbricht. Zum Beispiel dann, wenn sich einer der beiden verliebt, der andere aber nicht. „Ich könnte mich heute noch ohrfeigen, dass ich es so weit habe kommen lassen“, erzählt Ulrike weiter. „Nach unserer leidenschaftlichen Nacht folgte noch eine weitere und eine dritte. Und dann war irgendwann nichts mehr so wie vorher. Hannes hatte sich nämlich verliebt und gestand mir, dass er doch mehr wollte. Ob ich mir eine richtige Beziehung mit ihm vorstellen könnte? Das konnte ich nicht. Er war verletzt und zog sich zurück. Sicher wird er eines Tages darüber hinweg sein, aber wir haben damit auch unser früheres unbefangenes, freundschaftliches Verhältnis verloren. Das ist sehr schade.“
Freundschaft Plus vs. Affäre – wer gewinnt?
Hin und wieder Sex mit jemandem zu haben, dem man vertraut, den man kennt und mag, eben mit einem Freund, scheint verlockend unkompliziert. Auf den ersten Blick vielleicht auch einfacher als eine dauerhafte Affäre mit einem ansonsten fremden Menschen. „Es war ganz naheliegend“, meint Jan (46). „Nach meiner Scheidung hatte ich zunächst keine Lust auf eine neue feste Beziehung. Auf Sex wollte ich aber auch nicht verzichten, und da sich im Freundeskreis ebenfalls ein Paar getrennt hatte, verbachte ich viel Zeit mit Lena, die ihren Mann verlassen hatte. Wir hatten früher schon zu viert viel miteinander unternommen und verstanden uns gut. Warum sollte ich also versuchen, fremde Frauen kennenlernen, wenn es eine nette und attraktive Frau im Freundeskreis gab? Als ich ihr entsprechende Avancen machte, reagierte sie jedoch mit viel Weitblick. ‚Ich würde gerne mit dir befreundet bleiben; das sollten wir nicht für ein paar Stunden Leidenschaft aufs Spiel setzen‘, meinte sie und gab mir den Tipp, es doch mal mit einem Datingportal zu versuchen. Zuerst hatte ich mit ihrer Zurückweisung zu kämpfen, aber dann folgte ich doch ihrem Rat. Und das war gut so. Es ist wesentlich einfacher, unverbindlichen Sex mit jemandem zu haben, der erotisch zwar auf der gleichen Wellenlänge schwimmt, mit dem aber keine so intensive emotionale, freundschaftliche Bindung besteht. Passt es irgendwann nicht mehr, geht man bei einer Affäre eben wieder getrennter Wege, ohne dass großer Schaden entsteht.“
Freundschaft Plus geht nur mit klaren Regeln
Auch wenn es zuerst nicht so erscheint: Eine Freundschaft Plus zu führen ist wesentlich anspruchsvoller als eine Affäre. Vor allem ist es wichtig, möglichst frühzeitig klare Absprachen zu treffen, wenn man mit dem besten Freund oder der besten Freundin ab und an auch das Bett teilen will. Was geschieht, wenn sich einer in jemand anderen verliebt und wieder die einstige rein platonische Freundschaft zurückmöchte? Ist eine tolle Freundschaft plus Sex nicht eigentlich die klassische Beziehung, die man zuerst nicht wollte? Ist es für beide okay, wenn doch mehr daraus wird? Und ist es möglich, befreundet zu bleiben, auch wenn einer der beiden das „Plus“ aus der Freundschaft wieder streichen möchte? Nur wenn all diese Fragen einvernehmlich geklärt sind, hat der Sex unter guten Freunden überhaupt eine Chance. Eine dauerhafte Affäre mit einem gleichgesinnten Menschen, den man unter ganz bestimmten Voraussetzungen kennenlernt, schafft viele Probleme gar nicht erst, die beim Modell „Friends with Benefits“ lauern. Vor allem dann, wenn man sich wie beim Online-Dating schon vorab über Wünsche und Erwartungen austauschen und gezielt nach jemandem suchen kann, der zu den eigenen Vorstellungen passt.
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