Längst ist es nicht mehr immer so, dass Frauen in der Rolle der Geliebten sich wünschen, dass ihre Affäre sich irgendwann in eine feste Beziehung verwandelt. In Zeiten von Casual Dating & Co. genießen immer mehr Frauen Lust und Liebe mit Freiheit.
Geliebte gab es schon immer. In früheren Zeiten war ihr Status ein anderer, erst mit der modernen Zeit wurde sie eher in die Schublade mit der Aufschrift „Opfer“ gesteckt. In Deutschland soll es mehr als drei Millionen Geliebte geben. Doch was viele nicht wissen: Sehr viele Geliebte entscheiden sich ganz bewusst für diesen Status und genießen ihn, weil er für sie das perfekte Lebensmodell bietet.
Der Status der Geliebten heute
Frauen, die Geliebte sind, ernten oft eher mitleidige Blicke – wenn denn überhaupt jemand davon weiß. Meistens wird davon ausgegangen, dass eine Geliebte ihre Lebenszeit nur damit verbringt, darauf zu hoffen, dass sich der Mann von Frau und Kindern trennt und sich letztendlich für sie entscheidet. Oder, wenn es in der gemeinsamen Affäre keine anderen Partner gibt, dass er sich vom freiheitsliebenden Lebemann zum bindungswütigen Beziehungspartner entwickelt. Geliebte zu sein hat in den Augen der Gesellschaft also immer irgendwie einen Hauch von Leid. Zweifelsohne mag dies auch auf viele zutreffen, die dadurch unter einem hohen Leidensdruck stehen. In diesem Artikel möchte ich mich jedoch den “glücklichen Geliebten” widmen, die sich dieses Lebensmodell bewusst aussuchen.
Die meisten Geliebten warten …
Das Leben als unglückliche Geliebte besteht überwiegend aus Verzicht. Gemeinsame Urlaube, spontane Treffen, Anrufe, Feiertage oder der Alltag als Paar sind meistens nicht realisierbar oder zumindest mit viel Planung verbunden. Sie muss immer warten, bis er einen passenden Zeitpunkt findet. Ein Leben also, das sich überwiegend nach seinem Terminplan ausrichtet. Selbst wenn die Geliebte sich nicht hinhalten lässt, ihn sogar unter Druck setzt und ein Ultimatum setzt, viele Männer bleiben entscheidungsunfähig. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten Männer überhaupt keine Veranlassung sehen, sich zu entscheiden, geschweige denn sich von der Ehefrau zu trennen. Dieser Tatsache müssen unglückliche Geliebte ganz realistisch ins Auge sehen. Vorwiegend jüngere Frauen, die mit der Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben und auf der Suche nach dem Hauptgewinn sind („Oh Gott, ER ist es, mit IHM möchte ich ein Haus im Grünen, Kinder, Hund und Katze“), laufen Gefahr, in der Warteschleife zu enden. Ob sie als Geliebte glücklich leben kann oder eben nicht, muss jede Frau für sich selbst entscheiden. Denn es ist erwiesen: nur jeder zehnte Ehemann verlässt seine Frau für seine Affärenpartnerin.
Ein Leben in der Warteschleife muss nicht sein
… auf was sollte man denn auch warten? Nicht jede Frau möchte ihre Affäre automatisch auch als Ehemann haben, schon gar nicht, wenn sie selbst noch einer Beziehung steckt. Insofern darf die Ehefrau die erste Geige gerne weiter spielen. Die selbstbewusste Geliebte möchte einfach nur genießen, was sie sich vielleicht bisher nicht gegönnt hat, aber braucht. Immer mehr Frauen sind finanziell unabhängig und müssen auf der Suche nach Liebe daher nicht nach einem Ernährer Ausschau halten.
Wer sind diese glücklichen Geliebten?
Glückliche Geliebte sind oft die selbstbewussten und selbständigen Frauen, die schon eine Ehe oder längere Beziehungen hinter sich haben (oder sogar noch führen). Sie stehen mitten im Leben, haben ihre partnerschaftlichen Erfahrungen gemacht und wissen, dass die Liebe oftmals im Alltagstrott verloren gehen kann. Sie haben sich verändert. Jetzt sind sie selbst mal an der Reihe und wollen sich ausleben, vielleicht sogar mal ein bisschen egoistisch sein und sich vor allem verwöhnen lassen. Sie machen sich keine Gedanken mehr darum, was die Gesellschaft von ihnen erwartet und wollen sich in keine Schablone mehr pressen lassen. Sie kennen sich mittlerweile selbst gut und wissen, was sie wirklich wollen. Bis dahin ist es zwar meist ein harter Weg, aber er lohnt sich. Erst dann kann man sagen, man ist frei, zumindest freier als früher.
Es gibt natürlich auch grundsätzlich die Frauen, die viel zu freiheitsliebend sind, als dass sie sich enger an einen Mann binden möchten. Sie möchten nicht jeden Tag mit dem Partner gemeinsam verbringen. Und schon gar nicht in einer gemeinsamen Wohnung. Weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass diese Lebensform die Liebe – und erst recht den Sex – nicht unbedingt schöner macht. Wenn sie also keine Geliebte wäre, würde es sich um das klassische Living Apart Together (LAT) handeln.
Warum Geliebte und keine feste Partnerschaft?
Eine Geliebte weiß, die gemeinsame Zeit mit dem geliebten Mann umso intensiver zu genießen. Die glückliche Geliebte will Zuwendung, Kommunikation und Sex, ohne sich gleichzeitig mit Alltagsdingen wie Haushalt oder Grundsatzfragen, die mit festen Beziehungen einhergehen, auseinanderzusetzen. Man kennt zwar überwiegend nur die Schokoladenseiten des anderen, allerdings kann genau das auch einen Teil des Reizes für dieses Liebesmodell ausmachen.
Es gibt durchaus Frauen, die sich bewusst gegen eine „normale“ Beziehung entscheiden. Etwa weil sie nicht (mehr) an das Funktionieren der Monogamie glauben oder weil ein fester Partner, den man ständig um sich hat, in ihrem momentanen Leben einfach keinen Platz hat, zum Beispiel wegen eines stressigen Berufs oder weil sie eben ihre Zeit zunächst ganz nach ihren eigenen Wünschen gestalten möchte, ohne eine allgegenwärtige Verantwortung.
Die Kunst ist, zu genießen
… und zwar das, was gerade da ist, ohne ständig zu hinterfragen, ob und wie lange die Affäre hält. Das ist Lebenskunst. Glückliche Geliebte sind in der Lage, die Zeit, die sie mit dem Partner verbringen, zu genießen. Mindestens genauso wichtig ist aber auch, die restliche Zeit in ihrem Leben genießen zu können. Für sie dreht sich nicht alles um den Mann und um den Gedanken, wie sie ihn doch noch ganz für sich gewinnen können. Ihr Leben ist ausgefüllt und sie wissen etwas mit sich anzufangen. Sie lieben und sie fühlen sich geliebt. Woran sollte es ihnen also mangeln?
Es gibt viele Freiheiten, die das Leben als Geliebte attraktiv machen: Keine Kompromisse, keine finanzielle Abhängigkeit von einem Mann – die glückliche Geliebte kann ihr Leben leben, wie es ihr gefällt. Sie kann die Zeit zu zweit in vollen Zügen genießen, kein ehelicher Alltagstrott, sondern das Paradies der gemeinsamen Stunden.
Die Frauen, die ihr Lebensglück zur Zeit nicht unter anderem von einem festen Partner abhängig machen, ein gewisses Maß an Freiheit brauchen und an der Rolle der Geliebten nichts Anstößiges finden, könnten eine glückliche Geliebte abgeben. Sofern sie dies möchten, denn wie immer im Leben hat man die Wahl und man weiß es erst, wenn man‘s ausprobiert hat.
… und übrigens gilt das ganze natürlich auch für glückliche Liebhaber – aber dies soll eine andere Geschichte sein.
Ihre Irene
(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)
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