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Single oder Paar: Muss man eine Beziehung haben, um glücklich zu sein?

Die einen sagen als Single lebt man einfach unabhängiger, die anderen heben die traute Zweisamkeit der Paarbeziehung hervor.

Kann man nur als Single wirklich glücklich sein oder ist man in Wahrheit einsam? Ist das Leben als Paar schlichtweg überbewertet oder das Nonplusultra? Ganz so einfach ist es wohl nicht, denn wie immer im Leben hat jede Medaille zwei Seiten.

Das Singleleben…

… bietet natürlich etwas mehr Freiheiten in der Lebensgestaltung. Man muss niemandem Bescheid geben, wenn man sich abends mit Freunden noch einen Absacker gönnen will – open end. Freie Gestaltung bei der Urlaubsplanung, Arbeitszeit, Wohnungseinrichtung und zahlreiche andere Gebiete. Auf den ersten Blick überwiegen ganz klar die Vorteile. Doch schwelt da nicht so ganz latent der Wunsch nach trauter Zweisamkeit? Fühlt man sich von Zeit zu Zeit einsam? Es gibt immer mal Situationen, in denen man jetzt verdammt noch mal gerne einen Partner an seiner Seite  wissen will. Ich denke für einen begrenzten Zeitraum soll und kann man eine Single-Phase wunderbar auskosten und genießen. Auf die Dauer ist dies sicher nicht für jeden geeignet. Es gibt jedoch Menschen, die es gar nicht anders haben wollen, über einen großen Freundeskreis verfügen und ständig neue Projekte angehen, womit ein Partner womöglich überfordert wäre. Außerdem ist der soziale Druck auf Singles heutzutage längst nicht mehr so groß wie früher. Studien, in denen Singles ungesünder lebten und demzufolge häufiger krank seien als Paare, werden laut den amerikanischen Soziologinnen Hui Liu und Debra Umberson langsam aber sicher überholt – denn weil es immer mehr Singles gibt, sinkt der Zwang, sich nach außen hin zu rechtfertigen, immer mehr, somit auch die Stressbelastung. Vor allem Frauen entdecken das unverbindliche Singleleben immer öfter für sich und wollen gar keine feste Beziehung.

Die Paarbeziehung

Andere Menschen hingegen können sich ein Leben nur im Doppelpack vorstellen. Sie brauchen dieses WIR-Gefühl wie die Luft zum Atmen. Klar bietet die klassische Zweier-Beziehung auch ihre Vorteile. Probleme kann man gemeinsam angehen, man kann Rückendeckung – sowie Stärkung durch den Partner erwarten. Knüppel, die einem das Leben so zwischen die Beine wirft, kann man mit vereinter Kraft beseitigen. Man kann also negative Dinge teilen und schon sind sie nur noch halb so wild. Man darf jedoch nicht vergessen, dass an einer Beziehung auch gearbeitet werden muss und sie aus Kompromissen besteht. Nur so erhöht man die Chance auf ein fruchtbares Zusammenleben. Wichtig ist, auch weiterhin im Dialog zu bleiben, sonst hat man sich irgendwann nichts mehr zu sagen. Und das ist definitiv der Tod einer jeden Beziehung. Was bleibt ist bestenfalls eine gut funktionierende WG, meist ist es ein Nebeneinanderherleben. Es besteht also durchaus die Gefahr auch in einer Paarbeziehung einsam zu sein. Und das ist dann meist noch schlimmer für die betreffenden Personen, als gar keinen Partner zu haben.

Single, Mingle oder Paar?

Blickt da noch jemand durch? Es gibt tatsächlich noch eine dritte Beziehungsversion im Bunde. Heutzutage tauchen ständig neue Begriffe für Beziehungsformen auf und man fühlt sich ein bisschen wie bei Robert Lembkes  „Was bin ich?“. Single und Paar ist klar, aber was in Gottes Namen ist ein Mingle?

Mingles sind Singles, die im Prinzip wie ein Single leben, sich aber gleichzeitig in einer lockeren Beziehung befinden. Mingle kommt aus dem Englischen und ist eine Wortkombination aus “mixed” und “single”. Mingles sind weder richtig Single noch in einer festen Paarbeziehung. Nichtsdestotrotz sind bei Mingle-Verbindungen Gefühle im Spiel. Sie  treffen sich regelmäßig und schlafen miteinander, aber eigentlich wissen sie nicht genau, ob sie nun ein Paar sind oder nicht bzw. was sie eigentlich voneinander wollen. Oder sie haben sich noch keine tieferen Gedanken darüber gemacht. Experten zufolge leidet darunter oft einer der beiden, nämlich der, der bereit wäre, aus der „Halb-Beziehung“ eine richtige Beziehung zu machen. Der andere dagegen schweigt lieber – und hält gleichzeitig Ausschau nach jemandem, mit dem er wirklich eine Beziehung eingehen will. Das  Mingle-Dasein ist überwiegend bei den 20- bis 30-jährigen verbreitet.  Also im Prinzip im Übergang zu einer neuen Alters- und Lebensphase. Man muss sich selbst finden und auch herausfinden, welche Beziehungsform zu einem passt.

Vielleicht ist es aber auch nur die große Sehnsucht nach Freiheit und Optimierungsdrang dieser Generation. Man sucht immer nach einem noch besseren Partner und will sich daher nicht auf eine Person festlegen. Und oft verändern sich die Bedürfnisse im Laufe des Lebens, und deswegen kann es auch sein, dass so eine Mingle-Beziehung vielleicht doch zur fast schon tot geglaubten, ganz normalen Beziehung führt.

Beziehungen werden neu erfunden

Grundsätzlich binden sich heutzutage viele erst später fest an einen Partner, da man vorher mit der eigenen Selbstverwirklichung beschäftigt ist. Beruflich wie privat möchte man zunächst das Leben in vollen Zügen und in Freiheit genießen, möglichst ohne große Verpflichtungen.

Es muss auch für viele nicht unbedingt die klassische Hochzeit in Weiß sein, manche schwören dem Trauschein ganz ab. Denn: Nichts muss mehr für immer sein, wer weiß schon, was morgen ist? Die Wenigsten werden noch in den „Genuss“ der Feierlichkeiten einer Goldenen Hochzeit kommen. Die Beziehungen werden kürzer – und die Single-Phasen dazwischen länger – das ist im Durchschnitt Fakt. Ob Polyamorie, Polygamie, Single, Paar oder Mingle, ob Affäre oder offene Beziehung. Heute haben wir zum Glück die Freiheit, die Beziehungsform zu leben, die unseren Neigungen entspricht. Um aber dahin zu kommen, muss man sich vorher erst mal ausprobieren.

Affäre versus feste Beziehung – oder gerade deswegen?

Bei einer Single-Phase kann man  zunächst mal das Liebesleben ohne Verbindlichkeiten aufpeppen. Hierzu bieten sich Dating-Seiten wie zum Beispiel LOVEPOINT an, denn hier kann orts- und zeitunabhängig geflirtet werden. Statt mühsam Gleichgesinnte in Bars oder Clubs aufzuspüren, kann man zielstrebig online auf die Suche gehen. Kurz gesagt: Tatsächlich ist im Internet die Suche eher von Erfolg gekrönt und stellt sich schneller ein, da nicht erst austariert werden muss, wer was sucht. Nirgendwo findet man mehr Flirtpartner auf einem Fleck. Gerade Frauen trauen sich hier auch eher, ihren erotischen Phantasien freien Lauf zu lassen und tun dies oft im Rahmen einer lockeren Bekanntschaft. Und wer weiß, vielleicht wird ja aus der prickelnden Spielerei letzten Endes etwas Ernstes? Die meisten Singles sind nicht unbedingt unglücklich mit ihrem Dasein ohne festen Partner, weil sie sich zu beschäftigen wissen und über einen großen Freundeskreis verfügen. Sie sind also weder einsam noch krampfhaft auf der Suche nach dem Partner fürs Leben. Wenn’s dann aber doch mal schnackelt, sind viele Singles, die ihr Leben eigentlich ohne Partner ausgerichtet haben, der klassischen Paar-Beziehung auch nicht abgeneigt.

Das wichtigste ist – egal ob Single oder in einer fester Beziehung – , dass man sich seiner Bedürfnisse bewusst ist, sich diese erfüllt und zufrieden ist. Beziehungen, in denen sämtliche Nähe verloren gegangen ist, machen ebenso unglücklich wie ein Singleleben, das von Einsamkeit und Langeweile geprägt ist. Oft sogar noch viel mehr, denn in einer entfremdeten Beziehung fühlt man sich einsam, obwohl man zusammen ist. Mit Nähe in der Beziehung sind dabei Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit gemeint, und nicht vorrangig nur Sex, auch wenn doch leider in vielen Beziehungen im Laufe der Zeit das Sexleben auf der Strecke bleibt, was meist zumindest für einen Paarteil ein auf Dauer nicht tragbares Problem darstellt. Denn eine Beziehung ohne Sex können sich nur die wenigsten Frauen und Männer vorstellen.

Wir sehen also, man muss keine Beziehung haben, um glücklich zu sein aber es lässt sich auch nicht pauschal beurteilen, ob man als Single oder Paar glücklicher ist. Vielmehr kommt es auf das gemeinsame Erleben mit einem Menschen an, auf die Leidenschaft mit- und die Lust aufeinander, von Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und Genuss geprägt. Und dabei spielt es keine Rolle, in welcher Beziehungsform man lebt.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 

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