Keine Lust mehr? Warum die Leidenschaft nachlässt

Wenn die Lust geht und der Frust kommt, heißt es: handeln!

Tote Hose in deutschen Betten? Immer weniger  Sex, je länger die Beziehung dauert? Stimmt es, dass wir zunehmend die Lust am Sex verlieren, und wenn ja: Warum ist das so? Wie kann man die sexuelle Unlust bekämpfen? Sind Stress und die Hektik des Alltags die größten Lustkiller? Und haben Frauen generell weniger Lust als Männer?

Wer hat weniger Lust: Mann oder Frau?

Die weibliche Flucht in die Migräne ist fast schon ein Klischee – aber immer noch wird vor allem bei Frauen vermutet, dass sie weniger Lust auf Sex haben. Dabei kommt es wesentlich häufiger vor als vermutet, dass  der Mann sich schnell auf die Seite dreht und das Licht ausmacht, bevor er sich auf Liebesspiele einlässt.

Laut Statistik haben deutsche Frauen zwischen 20 und 50 Jahren 1,4 Mal pro Woche Sex. „Schön wär’s“, sagt Maja verzweifelt. „Wir haben kaum noch Sex – Tom hat das letzte Mal vor 8 Wochen mit mir geschlafen.“ Das Überraschende dabei: Maja und Tom sind kein altes Ehepaar, sondern erst seit einem knappen Jahr zusammen. „Ich hab etwas zugenommen in der letzten Zeit. Vielleicht findet er mich einfach nicht mehr attraktiv?“ Viele Frauen mit demselben Problem kennen diese Selbstzweifel. Sie suchen zuerst die Ursachen bei sich. Tatsächlich hat männlicher Lustverlust aber häufig etwas mit ihrer Eingebundenheit in andere Dinge – Job, Hobby, Freunde – zu tun. Das bestätigt auch der Hamburger Urologe Hartmut Porst. Nur etwa 10 Prozent der „unlustigen“ Männer unter 40 haben ein organisches Problem oder einen Hormonmangel.

Der Stress mit der Lustlosigkeit

Julia erzählt aus ihrer Erfahrung: „Nils war ständig erschöpft und lustlos, er wollte nur ein bisschen kuscheln und gleich schlafen. Das hat mich total verunsichert, ich habe mich ungeliebt und unattraktiv gefühlt.“ Erst viel später fand sie heraus, dass Nils in seinem Job überfordert war und sich permanent extrem unter Druck setzte. Dadurch, dass Frauen heutzutage Sex und Zärtlichkeit eher einfordern als früher, wird das Problem überhaupt erst offenkundig. Sie sind selbstbewusster als früher und äußern ihren Anspruch an Zuwendung deutlicher.

Auch der Psychologe Dr. Reinhardt Kleber bestätigt, dass immer häufiger Männer in seine Beratung kommen und über sexuelle Unlust, Erektionsprobleme oder Impotenz klagen. Eine Ursache sieht er auch in der mangelnden Kommunikation zwischen vielen Paaren: „Es ist ein großer Fehler, wenn Paare nicht über ihre Bedürfnisse sprechen.“ Wenn die Situation verfahren ist, könne aber auch eine Therapie helfen. Frauen rät Reinhardt Kleber, hartnäckig zu bleiben und nicht nach den ersten Annäherungsversuchen aufzugeben. Und dann ist die Häufigkeit des Sexes natürlich auch kein wesentliches Kriterium. Manche Frau findet 2 Mal in der Woche zu wenig, eine andere ist mit 1 Mal pro Monat Sex zufrieden. Dasselbe gilt natürlich auch für die Männer. Probleme gibt es nur, wenn die Partner in einer Beziehung sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Warum die Lust auf einmal nachlässt

Psychische Ursachen wie Stress, Unsicherheit und Überforderung sind weitaus häufiger als körperliche Gründe für den Lustverlust. Aber es ist durchaus möglich, dass zum Beispiel Schmerzen für mangelndes sexuelles Verlangen verantwortlich sind. Bei vielen Paaren ist dies immer noch ein Tabuthema. Das hat auch Jan erlebt: „Ich wusste einfach nicht, was mit Steffi los ist. Ich dachte schon, sie hat einen anderen oder findet mich unattraktiv.“ Bis schließlich ein Gespräch beim Ehetherapeuten irgendwann Aufschluss brachte: Steffi litt beim Sex unter Schmerzen. „Ich dachte, mit mir stimmt was nicht, ich hab eine Macke. Das war mir total peinlich“, erklärt sie. Eine eingehende ärztliche Untersuchung brachte es dann ans Licht: Steffi hat Endometriose. Bei dieser gutartigen Wucherung der Gebärmutterschleimhaut können Schmerzen beim Sex auftreten. Durch eine Hormonbehandlung können die Beschwerden aber behandelt werden; auch eine Operation ist denkbar.

Grundsätzlich sprechen Mediziner von einer sexuellen Funktionsstörung, wenn solche körperlichen Beschwerden mehrfach und über einen längeren Zeitraum auftreten Jede zweite Frau ist einmal im Leben davon betroffen – davon 15 Prozent sogar permanent.

Gründe für Schmerzen beim Sex

Eine weitere Ursache für Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kann zum Beispiel eine psychisch oder körperlich/hormonell bedingte mangelnde Befeuchtung der Scheide sein. Nach Geburten, Operationen oder Bestrahlungen kann es zu einer Vernarbung der Scheidenschleimhaut und damit zu Schwierigkeiten kommen. Auch Scheidenentzündungen, Zysten und Tumore gelten als Auslöser für Schmerzen beim Sex. In jedem Fall sollten Frauen sich bei Beschwerden ärztlich untersuchen lassen, um frühzeitig eine Behandlung beginnen zu können. Keine falsche Scham – es geht um Ihre Gesundheit! Und in den meisten Fällen sind die Symptome gut behandelbar. Wenn Sie als Mann bei Ihrer Frau Anzeichen für eine organische Ursache spüren, sprechen Sie das Thema einfühlsam an. Auch wenn die Beschwerden Ihrer Partnerin eher stressbedingt sind, können Sie gemeinsam eine Lösung finden. Ruhe und gemeinsame Zeit, ein kurzer Wellnessurlaub oder eine Massage, Zuwendung und Zärtlichkeit können oft schon viel bewirken.

Wenn er seinen Mann nicht mehr steht

Frank (25) ist schwer getroffen. Er ist noch nicht lange mit Laura zusammen – und leidet plötzlich unter Erektionsstörungen. Beim Urologen erfährt er jedoch, dass keine organischen Ursachen zugrunde liegen. Körperlich ist mit Frank alles in Ordnung – aber er setzt sich selbst so sehr unter Druck, dass fast nichts mehr geht. Der Fall ist nicht selten – und läuft oft nach ähnlichen Mustern ab. Das männliche Selbstverständnis vom Allzeit-Bereitsein und zuverlässiger Potenz ist ausgeprägt – und wird durch die Medien permanent verstärkt. Immer mehr und größere Anforderungen werden an den modernen Mann gestellt – und vor allem soll er in jeder Lebenslage funktionieren. Gerade das führt dazu, dass sein kleiner Freund immer häufiger einfach nicht mehr mitspielt.

So ist es auch bei Frank: Er hat sich schon nach dem ersten Date mit Laura einiges vorgenommen – und vor lauter selbstgemachtem Stress und Leistungsdruck dann schlappgemacht. Psychologen raten in solchen Fällen, nichts erzwingen zu wollen, sondern lieber einen Gang herunterzuschalten. Häufig hilft es, sich bewusst keinen Geschlechtsverkehr vorzunehmen, sondern mit der Partnerin andere Zärtlichkeiten auszutauschen, sich gegenseitig zu verwöhnen, sich Zeit zu lassen und ganz relaxed zu Werke zu gehen. In vielen Fällen stellen sich so nach einiger Zeit auch die Erektionen wieder ein. Auch Entspannungsübungen und Antistressprogramme können helfen – besonders dann, wenn beruflicher Stress und Überlastung als mögliche Lustkiller in Betracht kommen.

Qualität statt Quantität

Libidoverlust? Es gibt viele mögliche Ursachen. Grundsätzlich aber gilt: Jedes Paar darf nach seiner Fasson glücklich werden. Zu viel oder zu wenig Sex gibt es nicht. Wenn Sie sich beide einig sind, ist alles bestens. Und viel Sex bedeutet nicht automatisch auch guten Sex. Auf die Qualität kommt es an!

Nur wenn sehr unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse aufeinandertreffen oder ein Partner aus psychischen oder körperlichen Gründen die Lust verliert, sollten Sie etwas tun. Schließlich ist das Leben zu kurz für Frust im Bett!


Weitere Artikel zum Thema


Überraschend anders: Was Männer wirklich beim Sex wollen

Überraschend anders: Was Männer wirklich beim Sex wollen


Der weibliche Orgasmus: Vaginal, klitoral, ganz egal?

Der weibliche Orgasmus: Vaginal, klitoral, ganz egal?


Sex beim Seitensprung vs. Sex in der Beziehung: Welcher ist besser?

Sex beim Seitensprung vs. Sex in der Beziehung: Welcher ist besser?


Drucken