Pro und Contra: Sex beim ersten Date – LOVEPOINT-Mitglieder berichten

Geplante Enthaltsamkeit oder leidenschaftlicher Sex – die einen lassen es entspannt auf sich zukommen und entscheiden spontan, die anderen haben diesbezüglich unantastbare Prinzipien und wollen sich erstmal in aller Ruhe näher kennenlernen.

Rund um die Themen Lust und Liebe scheiden sich bekanntlich oft die Geister. Was dem einen gefällt, damit kann man den anderen jagen, was der eine gutheißt, findet der andere nahezu verwerflich. Gut so! Denn hätten alle dieselbe Meinung, wären Flirten und Daten ja langweilig. Diesmal haben wir die LOVEPOINT-Mitglieder Jutta (42) und Jan (44) gefragt, was sie davon halten, beim ersten Treffen gleich miteinander ins Bett zu gehen. Was spricht dafür, Sex beim ersten Date zu haben, und was dagegen?

Noch als ich jünger war, hatte ich ganz klare Prinzipien: Kein Sex beim ersten Date. Als es so langsam losging mit Jungs sowieso, da hatte ich auch noch die Idealvorstellung, mich für den Richtigen aufzusparen. Als die Beziehung zu „dem Richtigen“ nach ein paar Monaten in die Brüche ging, ließ ich mich dennoch nicht gleich beim ersten Date rumkriegen. Hauptsächlich aus dem Grund, weil es irgendwie „in“ war, Männer zappeln zu lassen. Ich hatte dann bis Mitte 30 eine längere Beziehung, aus der früh auch meine Tochter hervorging. Leider hat diese Partnerschaft nicht gehalten, das hatte aber nichts mit Sex zu tun.

„Ab Mitte 30 hörte ich mehr auf mein Bauchgefühl“

Mittlerweile bin ich viel entspannter, was Sex beim ersten Date betrifft. Ich bin einer festen Partnerschaft zwar nicht grundsätzlich abgeneigt, suche aber ohne Eile nach einem geeigneten Partner dafür – wegen mir darf das ruhig noch ein bisschen dauernd und ich genieße mein Single-Leben bis dahin. Ich treffe mich hin und wieder gerne mit netten Männern, die ich beim Online Dating kennenlerne. Und es ist durchaus schon passiert, dass es direkt beim ersten Date ins Bett ging. Warum denn auch nicht? Wenn man sich anziehend findet und es knistert? Es gibt doch kaum etwas Schöneres als dieses Kribbeln, die Vorfreude auf das, was der Abend noch bringen mag.

„Bei Männern, die Sex beim ersten Date zwingend voraussetzen, verabschiede ich mich dennoch“

Was ich gar nicht leiden kann: Wenn ich das Gefühl habe, mein Datepartner ist nur auf Sex aus. Wenn ich nach fünf Minuten Gespräch schon seine Hand auf meinem Oberschenkel spüre oder er sonstwie unangenehm anzüglich oder gar aufdringlich wird. Dass ich Sex beim ersten Date grundsätzlich offen gegenüberstehe, bedeutet im Umkehrschluss ja nicht, dass Sex auch tatsächlich stattfinden muss. Manchmal ergibt sich einfach auch ein angeregtes und sympathisches Gespräch, das wir dann an anderer Stelle vielleicht nochmal vertiefen. So vergehen auch mal ein paar Treffen, bis es dann tatsächlich zum Sex kommt. Ich finde man kann das doch gar nicht so spontan planen, pauschalisieren schon gar nicht. Wenn man sich supergut versteht, auf einer Wellenlänge liegt und es beim Treffen knistert, dass man es kaum aushält, verstehe ich einfach nicht, warum man dann den schönen Abend abbrechen und warten sollte?

„Frauen müssen Männer zappeln lassen – für mich ein Trugschluss”

Das häufigste Argument, das ich – übrigens vornehmlich von anderen Frauen – gegen Sex beim ersten Date höre, ist, dass Männer Frauen erobern wollen und sie nach dem Sex das Interesse verlieren. Deswegen soll man seine Lust gefälligst ein paar Treffen lang zügeln und die Männer noch ein bisschen zappeln lassen. Ich kann natürlich nur meine persönliche Erfahrung schildern, aber mir ist das tatsächlich noch nie passiert. Wenn der Sex für beide Seiten unbefriedigend war, hatte es sich zwar meistens auch mit Folgetreffen erledigt, aber dann liegt das doch in der Natur der Dinge, oder? Es würde sich nichts ändern, wenn man sich davor schon fünfmal getroffen hätte, und dann feststellt, dass man sexuell nicht zusammenpasst. Ich denke heute darüber sicher anders als früher. Wenn ich eine neue Partnerschaft eingehe, dann möchte ich auch, dass es sexuell mit uns harmoniert. Darauf hatte ich als ich jünger war weniger Fokus gelegt. Oder besser gesagt, ich kannte meine eigene Sexualität noch nicht so gut und wusste nicht, wie erfüllend Sex mit dem richtigen Partner sein kann.

„Es kommt, wie es kommt – das gilt für Sex und auch für die Zukunft.“

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Mann gerade dann, wenn der Abend rundum gelungen war, wir tollen, für beide Seiten befriedigenden Sex hatten, gesteigertes Interesse zeigt. Dieses bewusste Zappelnlassen ist doch eher das, was Männer nervt. Im Übrigen habe ich aber wenig Interesse an ständig wechselnden Bekanntschaften. Wenn es Zoom gemacht hat, hege und pflege ich meine Liaison. Und wenn sich irgendwann mal wieder eine feste Partnerschaft entwickelt, dann soll es so sein. Und ich glaube nicht, dass diese dann einen schlechteren Start hätte, nur weil wir vielleicht beim ersten Treffen schon Sex hatten. Im Gegenteil.

Ich kann mir nicht vorstellen, Sex beim ersten Date zu haben. Das hat primär folgende Gründe: Zunächst möchte ich meine Datepartnerin erstmal näher kennenlernen. Wenn ich das Thema Sex beim ersten Treffen schon im Voraus ausschließe, muss ich mir gar keine Gedanken machen, wo der Abend noch enden könnte. Ich kann mich voll und ganz auf unser Treffen und unsere Gespräche konzentrieren.

„Ich möchte erst eine Vertrauensbasis aufbauen, bevor ich mit einer Frau Sex habe“

Außerdem habe ich das Gefühl, dass die meisten Frauen Sex beim ersten Date ohnehin ablehnen. Wahrscheinlich geht es ihnen ähnlich wie mir und dazu kommt, dass sie Männer, die diesbezüglich gleich in die Vollen gehen, sicher auch aufdringlich finden. Dies möchte ich unbedingt vermeiden. Mir ist Sex nicht unwichtig, aber er ist eben auch nicht alles und es lohnt sich, darauf zu warten, damit man ihn dann richtig genießen kann. Das kann man finde ich erst, wenn man den Datepartner so gut kennt, dass man eine gewisse Vertrauensbasis aufgebaut hat. Wer schafft das denn schon innerhalb von zwei, drei Stunden?

„Macht sie das mit jedem so?“

Noch was: Klar bedient man damit ein bisschen das Klischee, aber ich habe mich auch schon bei dem Gedanken ertappt, ob eine Frau, die sich beim ersten Date gleich so richtig in die Vollen legt und mir deutlich signalisiert, dass sie am liebsten sofort mit mir ins Bett will, das mit jedem so macht? Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass ich deswegen dann an keinem weiteren Kontakt interessiert wäre, aber ich fände es schon seltsam. Es würde mir das Gefühl geben, ich sei nur einer von vielen. Auch, wenn ich gerade nicht zwingend eine feste Partnerschaft anstreben würde, ein kleiner Sonderstatus darf doch sein, finde ich.

„Vorfreude ist die schönste Freude“

Ein weiterer Vorteil, wenn man nicht gleich miteinander ins Bett springt, ist die erotische Spannung, die dann bei den Folgetreffen entsteht. Ich mag diese Art von Reiz. Wenn man jemanden dann schon etwas näher kennt und anziehend findet, gibt es immer noch etwas zu erforschen. Wann Sex dann meiner Meinung nach stattfinden sollte, kann ich so pauschal natürlich nicht sagen. Das ergibt sich dann. Deswegen ist man, wie ich finde, auch nicht weniger spontan als Frauen und Männer, die schon beim ersten Date Sex haben. Man plant ja nicht minutiös „so, heute ist der Abend der Abende und wir haben zum ersten Mal Sex“. Es ist eben nur zeitversetzt, weil man sich beim ersten Date erstmal in Ruhe näher kennenlernt und danach Zeit hat, das Treffen Revue passieren zu lassen und zu reflektieren.

„Vergeudete Zeit gibt es nicht!“

Das Argument, dass man, wenn man eigentlich eine rein sexuelle Verbindung sucht, ja möglichst schnell wissen möchte, ob man im Bett miteinander harmoniert, kann ich schon irgendwie nachvollziehen. Aber: Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben – und im Zweifelsfall muss man dann zwar feststellen, dass es doch nichts mit der gemeinsamen Affäre wird, hat doch aber zumindest ein paar schöne kurzweilige Treffen gehabt. Außerdem schreibe ich mit den meisten Frauen schon im Voraus ein paar Nachrichten hin und her, in Zeiten von Online Dating ist das ja gang und gäbe. Oft gibt es da auch dezente Hinweise, in welche Richtung die Reise denn gehen darf.