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Eigentlich nicht mein Typ – Wenn es auf einmal trotzdem kribbelt

Nicht mein Typ und trotzdem Schmetterlinge im Bauch

Können Sie sich für jemanden begeistern, der genau das Gegenteil von Ihrem Traumpartner ist? Oder denken Sie sofort “Das ist nicht mein Typ”, wenn Sie sehen, dass Ihr Flirtpartner in manchen Dingen nicht Ihren Wunschkriterien entspricht und nicht in ihr Beuteschema passt?

Jeder hat  doch mehr oder weniger einen bestimmten Partner-Typ im Kopf. Entweder man mag den Flippigen, den Kreativen, den Anzugträger, den sportlichen Typ oder den Intellektuellen. Wenn man also so durch die Welt läuft, hält man auch automatisch Ausschau nach diesem Typ Mensch, man ist wählerisch bei der Partnersuche. Die meisten bleiben dieser Schemasuche auch ihr Leben lang treu und lassen alle, die nicht in ihr Beuteschema passen, mit einem “Sorry, aber Du bist leider nicht mein Typ” abblitzen. In erster Linie sind es also die Äußerlichkeiten, die uns zunächst leiten, und weniger die inneren Werte, die Beachtung finden. Schade zwar – aber leider ist das bei uns Menschen so, zumindest auf den ersten Blick, und dabei ist es ganz egal, ob es sich um den potentiellen Traumpartner, einen Seitensprung oder eine Affäre handelt.

Sie stehen auf all das, was er nicht ist?

… und dann kommt plötzlich der Tag, an dem Sie einem Menschen begegnen, der so gar nicht Ihren Vorstellungen entspricht, mit dem sie sich aber im Nachhinein betrachtet nicht nur eine schöne Affäre, sondern vielleicht sogar eine feste Beziehung vorstellen könnten. Auch mir ist das mal passiert. Er begegnete mir im Freundeskreis: Glatze, Brille, etwas zu leger, was die Kleidung angeht. Nun ja, erstens war ich gerade sowieso nicht auf Partnersuche, hatte zweitens auch keine Lust auf einen One-Night-Stand und drittens dachte ich sofort “das ist sowas von gar nicht mein Typ”, also fiel er, wie gesagt, absolut nicht in mein Beuteschema. Er war ein Kollege eines Freundes, also sah man sich ab und an. Ich stellte recht schnell fest, dass ich mich mit ihm über Gott und die Welt unterhalten konnte, wir viele gemeinsame Ansichten und Wertigkeiten hatten und die Zeit auf wundersame Weise wie im Flug verging – obwohl er nicht in mein Beuteschema passte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihn schon länger zu kennen.

Haben Sie das  auch schon einmal erlebt? Man lernt einen Menschen kennen und „fremdelt“ überhaupt nicht, sondern fühlt sich in seiner Gegenwart sofort wohl. Ich hätte mich nächtelang mit ihm unterhalten können und wäre noch nicht mal eingeschlafen, obwohl mir normalerweise ohne Red Bull um Punkt 22:30 Uhr die Augen zufallen und mein Kopf auf mein Kissen sinkt. Ein weiterer entscheidender Punkt war, dass er mich zum Lachen bringen konnte – und das habe ich sehr genossen. Wenn wir uns bei der Begrüßung in den Arm nahmen, so war das ein total angenehmes Gefühl, ich hätte mich daran gewöhnen können. Ihm fehlte zwar der von mir an einem Mann heiß geliebte Wuschelkopf, aber sonst war alles absolut stimmig. Zwar unterbewusst, aber doch nicht zu übersehen: Ich war auf dem besten Weg, mich in ihn zu verlieben. Bevor sich dieses Gefühl allerdings intensivieren konnte, zog es ihn leider – recht kurzfristig – beruflich ins Ausland, so dass wir uns aus den Augen verloren haben. Diese Erfahrung hat mir allerdings gezeigt, dass es durchaus passieren kann, dass ich mich in einen Mann, an dem ich auf der Straße achtlos vorbeigegangen wäre, verlieben kann und ich meine Auffassung von “Das ist mein Typ – das ist nicht mein Typ” noch einmal überdenken sollte. Wer hätte das gedacht?

Und so, wie es mir mit ihm ergangen ist, so ergeht es tagtäglich vielen. Ist es also tatsächlich nur die äußere Hülle, die den Glanz eines Menschen ausmacht? Hat man wirklich ein unerschütterliches Beuteschema, dem man mit Jagdlust hinterhereifert? Ich finde nicht.

Da kommt mir übrigens gerade ein Spruch meiner Oma in den Sinn, der da heißt: „Was nützt dir eine schöne Schüssel, wenn nichts drin ist?“ Vielleicht fiel Opa ja auch in die Kategorie „Nicht mein Typ“, wer weiß…?

“Das ist nicht mein Typ!” Warum eigentlich nicht? Befreien Sie sich vom Schubladendenken! 

Wenn Sie zum Beispiel Anzug und Krawatte nicht mögen, stecken Sie den Menschen darin nicht gleich in die “Nicht mein Typ-Schublade”. Nur weil er beruflich diesen Dresscode tragen muss, heißt das noch lange nicht, dass er privat nicht der Jeans-Typ sein sollte.

Geben Sie jedem Menschen, der neu in Ihr Leben tritt, eine Chance. Somit eröffnen sich auch für Sie selbst neue Möglichkeiten. Wenn ich das schreibe, meine ich natürlich nicht, dass Sie sich mit Menschen treffen sollen, die Ihnen unsympathisch sind – manchmal kann man jemanden eben einfach gar nicht riechen und niemand kann erwarten, dass man es dann dennoch versucht. Aber hin und wieder über sein selbstauferlegtes Beuteschema hinwegzusehen und einmal nicht gleich “Das ist nicht mein Typ” zu denken, kann ganz unverhoffte Erlebnisse bringen. Es ist vielleicht nicht die Liebe auf den ersten Blick, vielleicht sogar erst die Liebe auf den dritten. Vielleicht gar keine Liebe aber ein wunderschönes erotisches Abenteuer oder eine heiße Affäre. Vielleicht einfach auch nur ein nettes Gespräch mit einer sympathsichen Person, an das man gerne zurückdenkt. Es gibt so viele Facetten, die ein ansprechendes Gesamtbild abrunden. Es ist so wie bei einer Zwiebel: mit jeder weiteren Schale, die man abnimmt, entdeckt man etwas Neues. In diesem Sinne: Fröhliches Pellen!

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

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