Partnersuche für Alleinerziehende: Lust auf Nähe trotz Kind

Partnersuche für Alleinerziehende: Lust auf Nähe trotz Kind

Es ist passiert, obwohl man sich doch alles ganz anders vorgestellt hatte: Plötzlich ist man alleinerziehend! Von erleichternd bis hin zu tragisch – die Gründe dafür sind ganz individuell. Ebenso die Art, als alleinerziehende Mutter oder alleinerziehender Vater mit der Zeit nach der Trennung umzugehen. Was passiert, wenn man wieder Lust auf Nähe und Intimität verspürt? Und warum wollen sich so viele Alleinerziehende nicht gleich wieder fest binden?

20 Prozent der Eltern in Deutschland sind bereits alleinerziehend, 91 Prozent davon wiederum Mütter. Recherchen eines deutschen Portals für Alleinerziehende verweisen mit ihren Zahlen und Fakten auf eine amerikanische Studie. Deren Ergebnis prophezeit, umgelegt auf die Situation in Deutschland, einen Anstieg der alleinerziehenden Elternteile um 52,2 Prozent bis zum Jahre 2048. Dies würde bedeuten, dass es in knapp dreißig Jahren mehr alleinerziehende Mütter und Väter geben wird als Kernfamilien. Dabei stieg alleine in den vergangenen 15 Jahren der Anteil der Alleinerziehenden bereits um satte 50 Prozent. Kein Wunder also, dass das Thema Partnersuche für Alleinerziehende so aktuell ist wie nie. Mit all seinen Facetten wird es auch in den kommenden Jahren seinen Stellenwert kontinuierlich ausweiten.

Partnersuche für Alleinerziehende: „Erstmal keine Verpflichtungen, bitte!“

Margot (40) ist alleinerziehende Mutter zweier Töchter (5 und 7) und erzählt über den Grund ihrer Trennung: „Mein Mann und ich stritten uns nur noch, leider auch sehr oft vor unseren Kindern. Anfangs waren es Lappalien, das klassische „Ich habe den ganzen Tag die Kinder, mach Du jetzt auch mal was!“. Oder „Ich bin den ganzen Tag arbeiten, was soll ich denn abends noch alles machen?“. Im Laufe der Zeit bekamen wir uns auch immer häufiger über Erziehungsfragen in die Haare. Später ging unser Streit um Geld, um nicht erfüllte Erwartungen. Und ganz am Ende verloren wir den Respekt voreinander gänzlich und es kam zu wüsten Beleidigungen.

“Ich konnte mir zuerst nicht vorstellen, mich überhaupt jemals wieder so fest zu binden.”

 

Irgendwann packte er seine Sachen und zog aus unserer gemeinsamen Wohnung aus. Ich selbst hatte nicht die Kraft dazu, mich hat das alles so zermürbt. Das war auch der Grund, warum ich erstmal nichts mehr von Männern wissen wollte. Vor allem konnte ich es mir überhaupt nicht vorstellen, mich überhaupt jemals wieder so fest zu binden und eine Partnerschaft einzugehen, solange die Kinder noch im Haus sind. Ich wollte einfach erstmal frei sein und keine Verpflichtungen in Sachen Beziehung haben.“

Wie Margot geht es vielen alleinerziehenden Müttern und Vätern. Psychologen bestätigen, dass es nach einer langen Partnerschaft ohnehin keinen Sinn macht, sich sofort in eine neue Beziehung zu stürzen beziehungsweise krampfhaft die Partnersuche voranzutreiben. Es ist besser, Unterstützung und Halt zunächst im Freundes- und Familienkreis zu finden. Oder man sucht sich psychologische Hilfe. Denn man braucht oft jemanden, der einem hilft, mit den aufgewühlten Emotionen umzugehen. Diese Bürde direkt einem neuen Partner zuzumuten, wäre unfair. Es würde einen entspannten, von Altlasten befreiten Start in eine gemeinsame Zukunft doch sehr erschweren.

Ist es in Ordnung, wenn man sich nach einer Trennung oder dem Verlust des Partners nicht gleich wieder fest binden will?

Mark (39), alleinerziehender Vater eines Sohns (11), erzählt über den Tod seiner Frau: „Julia wurde vor knapp 10 Jahren durch einen Autounfall aus dem Leben gerissen. Unser Sohn war kurz vor seinem zweiten Geburtstag. Zum Glück hat er nicht sofort kapiert, was der Tod seiner Mutter und meiner Frau bedeutete. Wir hatten und haben Gott sei Dank eine großartige Oma und Familie, die uns in dieser Zeit sehr aufgefangen und unterstützt haben.

„Ich konnte und wollte mich zunächst nicht wieder verlieben. Aber auf Nähe und Sex verzichten wollte ich auf Dauer auch nicht.“

 

Was mich betraf, so spürte ich, dass ich als alleinerziehender Vater nach der ersten großen Trauerphase eine entscheidende Komponente besonders vermisste: Sex. Oder vielmehr, Zuneigung, Nähe und Sex. Julia und ich hatten ein intaktes und gutes Sexleben. Beim Gedanken an eine neue Beziehung hatte ich aber sofort ein schlechtes Gewissen. Obwohl ich weiß, dass Julia nicht gewollt hätte, dass ich alleine bleibe. Ich brauchte erstmal Zeit für mich und wollte mich nicht gleich wieder auf einen neuen Partner einlassen. Da war Casual Dating eine gute Möglichkeit, um im Internet einen geeigneten Partner für ein paar schöne Stunden zu zweit zu finden. Als alleinerziehender Vater lernt man zwar auch auf dem Spielplatz ab und an Frauen – manchmal sogar ebenfalls alleinerziehende – kennen. Aber im Leben hätte ich die Damen nicht zufällig wiedersehen wollen, wenn es mit uns im Bett nicht gepasst hätte!“

„Unverbindlichkeit ist für viele alleinerziehende Mütter und Väter zunächst ein wichtiges Kriterium!“

 

Besonders dann, wenn der geliebte Partner durch einen Schicksalsschlag oder eine Krankheit verstirbt, braucht man eine angemessene Trauerphase, um überhaupt mit der Situation fertig zu werden. Die meisten so plötzlich alleinerziehenden Mütter und Väter haben dann zunächst kein Bedürfnis nach einem neuen Partner – sei es für eine feste Beziehung oder ein erotisches Abenteuer. Aber auch, wenn die Trennung vom Partner nicht so abrupt und tragisch endet, möchten viele Alleinerziehende zunächst keine neue Partnerschaft eingehen. Erst einmal muss das Alte verarbeitet werden, und das ist auch vollkommen gut und wichtig.

Nach einer anstrengenden Partnerschaft genießen Alleinerziehende zunächst ihre Freiheiten

Zwar regt sich nach ein paar Monaten oder auch Jahren bei den meisten Alleinerziehenden aber doch der Wunsch, wieder einen Partner an seiner Seite zu haben. Die Partnersuche für Alleinerziehende hat tatsächlich meist eine Besonderheit: Bevor man nämlich einen neuen, festen Partner findet, mit dem man seine Kinder vertraut macht und der langfristig eine Ersatzvater- bzw. Mutterrolle erfüllt, möchten doch viele Alleinerziehende zunächst unverbindliche Treffen mit anderen Frauen und Männern erleben.

„Etwa ein Jahr nach der Trennung war ich zwar noch lange nicht reif für eine neue Beziehung. Aber ich merkte, dass ich wieder Lust bekam zu flirten. Und ja, irgendwie wollte ich auch mal wieder ganz und gar Frau sein, nicht nur Mutter“, erzählt Margot weiter.

“Er war zwar nicht alleinerziehend, hatte aber die gleichen Vorstellungen!”

 

„Weil ich in einer doch recht überschaubaren Kleinstadt wohne und es mir wichtig war, dass niemand etwas mitbekommt, suchte ich mir einen gleichgesinnten Partner bei einer Online-Partnervermittlung. Er war zwar nicht alleinerziehend, aber hatte von einer lockeren Verbindung genau die gleichen Vorstellungen wie ich. Wir treffen uns seitdem regelmäßig, gehen essen oder haben tollen Sex. Meine Töchter sind solange im Kindergarten beziehungsweise in der Schule. Manchmal bringe ich sie zu meinen Eltern. Das klappt wunderbar. Ob und wann ich mich wieder fest binden möchte? Ja, irgendwann gerne. Aber im Moment genieße ich meine Freiheit voll und ganz. Und meine Entspannung diesbezüglich überträgt sich auch auf meine Kinder.“

Wo finden alleinerziehende Mütter und Väter Gleichgesinnte?

Egal, welcher Umstand nun dazu geführt hat, dass man alleinerziehend wurde – letztendlich müssen sich fast alle Alleinerziehenden mit denselben Fragen beschäftigen. Dies führt zu einem „Wir sitzen alle in einem Boot“-Gefühl. Schnell kommt man miteinander ins Gespräch, wenn man sich beispielsweise auf dem Spielplatz oder beim Elternabend trifft. Sehr viele alleinerziehende Väter und Mütter suchen jedoch mittlerweile wie Margot und Mark im Internet bei einer Partnervermittlung einen geeigneten Partner. Hier sind die Prognosen besser, ein passendes Gegenstück zu finden. Vor allem dann, wenn man einen Partner sucht, an den man sich nicht gleich wieder fest binden sondern nur ab und zu ein paar schöne Stunden voller Nähe und Lust verbringen möchte.

“Alleinerziehende wollen sich nicht immer gleich wieder fest binden.”

Mark berichtet mit einem Augenzwinkern: „Beim Online Dating läuft es finde ich relativ entspannt ab: Ich weiß, woran ich bin, und ebenso wissen die Damen, mit denen ich in Kontakt trete, dass hier ein netter, alleinerziehender Kerl sitzt, der nicht gleich die neue große Liebe sucht aber trotzdem Interesse an ein bisschen Vergucktsein, Kuscheleinheiten und entspannten Treffen hat.“ Lachend fügt er hinzu: „Ach ja, und an tollem, für beide befriedigenden Sex natürlich! … Aber im Ernst, das ist im Moment die beste Lösung für mich und ich habe eine tolle Frau gefunden, die genau das auch sucht. Späteres Verlieben – das kann ich heute schon sagen – nicht ausgeschlossen.“

Muss man ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kindern haben?

Jede Mutter und jeder Vater möchte, dass es den Kindern an nichts mangelt und sie sich wohl fühlen. Ist man alleinerziehend, trägt man im Alltag trotz des oft gemeinsamen Sorgerechts diesen Anspruch alleine. Das führt dazu, dass alleinerziehende Mütter oder Väter manchmal ein schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber haben, wenn sie sich mit einer anderen, für das Kind fremden Person treffen.

Faktisch leiden Kinder oft unter der Trennung der Eltern. Der große Trugschluss ist aber das Bestreben „wegen den Kindern zusammenzubleiben“. Kinder haben sehr feine Antennen, sie merken sofort, wenn etwas zwischen den Eltern nicht stimmt. Schlimm wird es erst recht, wenn Eltern nicht im Stande sind, ihre Probleme diskret und unter vier Augen zu lösen. Kinder bekommen dann mit, wie Mutter und Vater sich streiten, anschreien und womöglich sogar jeglichen Respekt voreinander verlieren. Mittlerweile sind sich Kinder- und Jugendpsychologen sicher, dass weniger die Trennung der Eltern an sich das größte Problem darstellt. Es ist eher die Art und Weise, wie die Phase vor der Trennung erlebt wurde und wie letztendlich die Trennung vonstattengeht.

„Ein schlechtes Gewissen, nur weil man emotionale und sexuelle Bedürfnisse hat, muss keiner haben!“

 

Kinder lernen, dass ihre Mutter oder ihr Vater eigenständige Individuen mit eigenen Interessen sind. Dies dürfen und sollten auch Alleinerziehende anstreben, denn ein schlechtes Gewissen, nur weil man natürliche emotionale und sexuelle Bedürfnisse hat, muss keiner haben. Im Interesse der Kinder macht es jedoch Sinn, wechselnde erotische Bekanntschaften nicht vorzustellen oder zu kommunizieren oder zumindest im Beisein der Kinder als „gute Freunde“ zu agieren. Gerade jüngere Kinder brauchen einige Zeit, um sich an eine neue Person zu gewöhnen. Ein häufiger Wechsel ist nur verwirrend und kann unter Umständen das Bindungsvermögen eines Kindes negativ beeinflussen.

Pflegt man allerdings eine länger andauernde Affäre, gar mit der Option, dass später mehr daraus werden könnte, kann es für Kinder sogar schön sein, wenn sie die Person bald kennen lernen und vielleicht sogar in gemeinsame Aktivitäten wie Essen gehen oder einen Ausflug machen mit eingebunden werden. Das muss man aber im Einzelfall persönlich abwägen und entscheiden. Eine feste, neue Partnerschaft, in der der neue Partner zwangsläufig eine Art Mutter- oder Vaterfigur zumindest für noch jüngere Kinder darstellt, streben die meisten Alleinerziehenden ohnehin erst nach einer längeren Single-Zeit an.

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