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Schüchtern beim Sex: Wie Sie Ihre Hemmungen ablegen

Wer schüchtern beim Sex ist, hat es oft schwer, seine Bedürfnisse zu formulieren und auszuleben. Was sind die Ursachen solcher Hemmungen und was kann man dagegen tun?

Mist, wieder nicht getraut? Viele Menschen wissen ein Lied davon zu singen, ob in Alltagssituationen oder beim Flirten, ob im Job oder im Bett. Wer eher zurückhaltend ist, vielleicht Angst hat, etwas falsch zu machen, und nicht wagt, seine Bedürfnisse klar und deutlich auszusprechen, ist oft unzufrieden mit sich selbst. Gerade, wenn es um Liebe, Lust und Leidenschaft geht, ist es ja ohnehin nicht so einfach, den Mund aufzumachen. So würden viele gerne ihre erotischen Phantasien ausleben und vielleicht einen neuen Sexpartner kennenlernen, sind aber im entscheidenden Moment zu schüchtern, auf andere zuzugehen und ihre Wünsche zu formulieren. Was sind die Ursachen dafür, dass manche Frauen und Männer so schüchtern beim Sex sind? Und kann man seine Schüchternheit in den Griff bekommen? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.

Schüchtern beim Sex: Wie’s kommt, dass man sich einfach nicht traut

Sex ist eine sehr private, intime und ganz individuelle Angelegenheit. Insofern gibt es natürlich auch keine allgemeingültigen Regeln dafür, wie Sex mit all seinen Facetten, mit dem „Davor“ und „Danach“ abzulaufen hat. Erlaubt ist, was gefällt! Das findet auch Olli (46): „Ich bin sehr offen, was Sex betrifft. Leider bin ich aber auch ziemlich schüchtern. Ich bin mit meiner Partnerin zwar schon sehr lange zusammen, traue mich aber nicht so richtig, ihr von meinen erotischen Phantasien zu erzählen. Für sie scheint es auch tabu zu sein, über Sex offen zu sprechen. Das Ergebnis ist, dass nicht viel los ist bei uns im Bett. Ich finde das sehr schade, dass wir so schüchtern beim Sex sind und würde gerne mal über meinen Schatten springen, weiß aber nicht, wie ich das Thema anschneiden soll.“

So wie Olli geht es vielen. Häufige Ursachen für übermäßige Schüchternheit können sein:

  • Versagensängste: Einer der Hauptgründe für schüchternes Verhalten beim Sex ist die Angst, etwas falsch zu machen oder sich zu blamieren.
  • Körperliche Gründe: Manche Frauen und Männer haben Blockaden, sich beim Sex fallen zu lassen, weil sie mit ihrem Aussehen nicht zufrieden sind oder aus der vermeintlichen „Norm“ fallen. Zum Beispiel, wenn sie sich zu dick oder zu dünn, zu groß, zu klein oder sonst irgendwie unvollkommen fühlen.
  • Schlechte Erfahrungen: „Früher war es mit meiner Schüchternheit gar nicht so schlimm“, erzählt Susanne (43). „Aber als ich dann bezüglich meiner sexuellen Offenheit ein paar sarkastische Kommentare von meinem letzten Partner gehört habe, habe ich mich zurückgezogen und lieber die Klappe gehalten.“
  • Sexualität als Tabu: Auch die Erziehung beeinflusst unser Verhältnis zur Sexualität. Wer streng und vielleicht sehr religiös erzogen wurde, betrachtet bestimmte Praktiken wie zum Beispiel Oralverkehr oder den Umgang mit erotischem Spielzeug eventuell als Tabu. Auch wenn davon dann ein gewisser Reiz ausgeht, traut man sich möglicherweise nicht, diese Spielarten auszuprobieren.
  • Sex in den Medien: Ob TV, Internet oder Magazine & Co.: Wir werden von den Medien mit Nacktheit und Sex überflutet. Eigentlich ganz private, intime Dinge. Und jetzt scheint es so, als müsse man mit dem öffentlichen Ideal vom perfekten Sex mithalten. Das setzt so manchen unter Druck.
  • Wenige Erfahrungen: Wer sehr lange mit ein und derselben Person zusammen war und Sex hatte, jetzt aber einen anderen Partner sucht, fragt sich vielleicht, ob er überhaupt noch weiß, wie es „richtig geht“. Dann können Hemmungen und Bedenken aufkommen, ob man die Erwartungen des neuen Sexpartners erfüllt und ihn zufriedenstellen kann.

Wie kann ich meine Schüchternheit überwinden?

„Ich wäre wirklich gerne etwas weniger ängstlich und introvertiert, wenn es um Sex geht“, meint Sonja (44). „Aber irgendwie stehe ich mir immer selbst im Weg und traue mich nicht zu sagen, worauf ich Lust habe. Klar, dass ich dann auch nicht das bekomme, was ich will! Und das macht mich schon unzufrieden.“

Sicher: Man kann seine Persönlichkeit nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln. Aber es gibt auch für sehr schüchterne Menschen Verhaltenstipps, um etwas wagemutiger zu werden:

  • Sich selbst mögen und vertrauen: Der erste Schritt gegen Schüchternheit beim Sex ist es, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Hassen Sie sich nicht für Ihre Zurückhaltung, sie ist ja nichts Schlechtes! Viele Menschen und potenzielle Partner stehen sogar darauf, ein „stilles Wasser“ zu ergründen.
  • Körpersprache optimieren: Wer schüchtern beim Sex ist, drückt dies oft auch durch seine Körperhaltung, Gestik und Mimik aus. Ein aufrechtes Auftreten, ein offener Blick und ein Lächeln können Wunder wirken! Wer sich so gibt, wird besser von anderen wahrgenommen, hat eine positive Ausstrahlung und wird über kurz oder lang auch leichter Kontakte knüpfen.
  • Selbstbefriedigung: Wer sich selbst etwas Gutes tut und so sein Körperbewusstsein trainiert, weiß umso genauer, was ihm wie am besten gefällt. Dies macht es dann auch einfacher, dem Partner zu sagen oder zu zeigen, wohin die erotische Reise gehen soll.
  • Alles kann, nichts muss: Auch wenn die Medien voll davon sind, Sie müssen nichts tun, nur weil es andere tun oder gerade en vogue ist. Druck ist beim Sex völlig unangebracht.
  • Sicherer flirten und daten: Schüchternheit zeigt sich ja nicht erst im Bett, sondern meist schon davor. Wer befürchtet, sich dadurch interessante Kontakte entgehen zu lassen, ist zum Beispiel beim Online-Dating gut aufgehoben. Hier kann man sich erst einmal aus der sicheren Deckung heraus kennenlernen und mögliche Stolpersteine schon vor dem ersten realen Treffen aus dem Weg räumen.
  • Entwaffnend ehrlich: Warum nicht einfach zugeben, dass man etwas schüchtern und nervös ist? Das wirkt sympathisch und wird Ihren Flirt- oder Datepartner ermuntern, Ihnen über den aufregenden Anfang hinwegzuhelfen.
  • Katastrophendenken abschalten: Wer Angst hat, beim Daten etwas falsch zu machen, sollte sich die Frage stellen, was denn schlimmstenfalls passieren kann. Auf diese Weise merkt man schnell, dass es kein Beinbruch ist, wenn nicht alles nach Plan läuft.
  • Good Vibrations: Ziehen Sie zum Date angemessene Kleidung an, in der Sie sich aber auch unbedingt wohlfühlen müssen. Das betrifft bei Frauen natürlich auch Haarstyling und Make-up. Und wenn’s dann richtig gut läuft, machen Sie sich ruhig noch einmal ganz deutlich klar: Ihr Flirtpartner findet Sie toll! So, wie Sie sind. Ermutigend, oder?
  • Angenehme Atmosphäre schaffen: Gerade, wenn es dann intensiver zur Sache geht und Sie im Bett landen, sollte das Drumherum stimmen. Wer wegen vermeintlicher körperlicher Unzulänglichkeiten Hemmungen hat, sollte zum Beispiel für eine gedämpfte, warme, indirekte Beleuchtung sorgen.
  • Sich einfach nicht verrückt machen lassen: Es gibt viele Ratgeber à la „So werden Sie zum perfekten Liebhaber“ oder „In 5 Schritten zum Traumpartner“. Wenn es wirklich so einfach wäre, gäbe es wahrscheinlich das Wort Schüchternheit gar nicht mehr. Setzen Sie sich nicht unter Druck, wenn Sie selbst schüchtern beim Sex sind, gut Ding will Weile haben. Und es sind oft schon ganz kleine Stellschräubchen, an denen Sie drehen können, um immer wieder kleine Erfolge zu erleben.

Keine Sorge, alles wird gut!

Schüchternheit und Hemmungen in Sachen Sex sind nichts Schlimmes. Wenn Sie sich dadurch eingeschränkt fühlen, können Sie etwas dagegen tun, um Schritt für Schritt etwas wagemutiger zu werden. Und dann werden Sie auch schnell merken, dass viele Ängste unbegründet waren. Haben Sie zudem noch einen einfühlsamen (Affären-)Partner an Ihrer Seite, werden Sie trotz Schüchternheit irgendwann Ihre Sexualität so leben können, wie Sie sich das wünschen. Ganz bestimmt!

 

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