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Ist Treue noch zeitgemäß? Die Natur des Menschen

Ist Treue noch zeitgemäß?

Treue: Welchen Stellenwert hat das Thema bei der heutigen Lebensplanung und ist Monogamie überhaupt noch zeitgemäß? Sind Sie sexuell erfüllt? Fühlen Sie sich in Ihrer Partnerschaft rundum wohl? Falls nicht, dann haben Sie es jeden Tag in der Hand, neue Entscheidungen für Ihre Lebensweise zu treffen und den Reiz des Neuen zu erleben.

Ewige Treue in der Partnerschaft ist vielen Menschen wichtig – so könnte man meinen. Doch heutzutage ist das bei  längst nicht mehr so vielen der Fall, wie dies noch vor einigen Jahren war. Umfragen zeigen, dass nur noch 50 Prozent der Singles Treue in der Partnerschaft für zwingend halten. Immer häufiger setzen sich beide Modelle durch: Partnerschaften, in denen das Treuemodell wichtig ist, aber auch Verbindungen, in denen erotische Abenteuer nicht gleich als Trennungsgrund gesehen werden. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig.

Ewige Treue – von der Natur nicht vorgesehen

Betrachten wir  Treue und Untreue einmal evolutionsbiologisch: Evolutionsforscher wie Charles Darwin haben schon früh betont, dass Monogamie zumindest beim Mann nicht von Natur aus angelegt ist. Im Gegenteil. Aus Sicht der Arterhaltung ist es für den Mann erstrebenswerter, seinen Samen möglichst breit zu streuen, um die größtmögliche Anzahl an Nachkommen zeugen zu können und damit den Fortbestand des menschlichen Lebens zu sichern. Frauen hingegen wählen genau den Partner, der am ehesten dafür geeignet scheint, gesunde Nachkommen zu zeugen und für die Versorgung und den Schutz der Familie aufzukommen.

Heute hat Sexualität allerdings einen viel weiter reichenden Stellenwert. Milliardenumsätze der Pharmaindustrie auf dem Sektor der Verhütung zeigen, dass der Lust heute meist aus „Spaß am Tun“ gefrönt wird und nicht mehr hauptsächlich der Fortpflanzung dient. Besonders die Absicherung menschlichen Lebens durch soziale Systeme und die Emanzipation und Unabhängigkeit der Frau sorgen dafür, dass die Lust am Sex immer mehr gewachsen ist.  Das Resümee der Experten lautet: Der Mensch ist für die Liebe geschaffen, aber offensichtlich nicht nur für die eine. Affären zählen immer mehr zum normalen Repertoire des menschlichen Sexualverhaltens.

Monogamie – Unwort oder Tugend?

Monogamie ist nichts von der Natur Gegebenes, sondern eine kulturelle „Errungenschaft“, die wir uns im Laufe der Zeit angeeignet haben. „Angeboren ist nur die Eifersucht. Um die zu bekämpfen, haben wir die Monogamie erfunden“, sagt auch Ulrich Clement, Professor für medizinische Psychologie in Heidelberg. Deshalb, so sagen Forscher, kann man Untreue per se nicht verdammen, sondern es sollte sich vielmehr die Frage stellen, ob der Mensch nicht im Laufe der Zeit seine Instinkte und seine Neigung zur Polygamie aufgrund konventioneller Begebenheiten und Treue-Konstrukte verloren hat.

Fakt ist, dass Treue heute noch einen hohen moralischen Stellenwert genießt. Es gab Zeiten, da war dies anders. Da waren Mätressen und Konkubinen hochangesehene Mitglieder der Gesellschaft. Es gehörte sozusagen zum „guten Ton“, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Allerdings war das vor dem Zeitalter der Romantik, die das Ideal der liebenden Zweisamkeit und die Treue als moralische Basis einer Beziehung manifestierte.

Doch ist Treue heute noch zeitgemäß oder nur das Überbleibsel einer längst vergangenen Epoche? Die Zeichen stehen jedenfalls ganz auf Veränderung. Neben dem Modell der exklusiven, auf ewige Treue ausgerichteten Partnerschaft tritt immer öfter auch die Variante der offeneren, der selbstbestimmten Beziehung.

Ist Treue wirklich sinnvoll?

Jeder zweite hatte schon einmal während einer Beziehung  ein erotisches Abenteuer. Umfragen zufolge bezweifeln 38 Prozent der Deutschen, dass man überhaupt treu sein kann.

Paartherapeuten halten es daher für sinnvoll, die Bereitschaft zur Treue oder überhaupt ihre Definition  innerhalb einer Beziehung  individuell zu klären. Studien belegen diese Sinnhaftigkeit. Sie zeigen, dass sich immer mehr Paare mit dem Gedanken arrangieren, dass auch ein erotisches Abenteuer  in   einer Partnerschaft vorkommen kann – und die Grundfeste der Beziehung nicht gleich erschüttern muss.

Viele Experten und vor allem  Beteiligte selbst bestätigen, dass ein erotisches Abenteuer für eine Beziehung positive Aspekte haben kann. So kann ein Seitensprung auch Anlass dafür sein, eine Bestandsaufnahme der eigenen Beziehung vorzunehmen, klar Schiff zu machen und Impulse aus der Affäre auch für die Belebung der Partnerschaft aufzugreifen.

Welchen Stellenwert Treue heutzutage in einer Beziehung besitzt, darüber kann man sicherlich kontroverser Meinung sein und jede dieser Ansichten hat ihre Berechtigung. In erster Linie ist es wichtig, dass sich jeder für sich im Klaren ist, welchen Weg er einschlagen möchte. Jeder hat stets die Möglichkeit sich in seinem Leben weiterzuentwickeln und Entscheidungen für seine Lebensqualität zu treffen. Ganz egal, ob er sich für die Treue zu seinem Partner entscheidet oder ob er seine Erfüllung in einer offenen Beziehung oder einem Seitensprung findet. Wie heißt es so schön: Jeder ist seines Glückes Schmied.

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