Mächtiger Höhepunkt: Was Frauen über den vaginalen Orgasmus sagen

Mächtiger Höhepunkt: Was Frauen über den vaginalen Orgasmus sagen

Viele Frauen machen zwischen einem klitoralen und einem vaginalen Orgasmus einen Unterschied. Vollkommen überbewertet sagen die einen, das Nonplusultra die anderen, wenn es darum geht, den vaginalen Höhepunkt zu beschreiben. Wir haben genauer nachgefragt, wie Frauen diese Art von Orgasmus empfinden. Und ob sie überhaupt einen Unterschied machen.

„Mein erster vaginaler Orgasmus war ein Gefühl, als würde mich ein Erdbeben erfassen. Ich verlor jegliche Kontrolle über meinen Körper, zuckte und wusste genau: Das war jetzt was anderes, als meine bisherigen Orgasmen.“ So mächtig, wie Helena (38) es hier beschreibt, erleben zwar nicht alle Frauen ihren ersten vaginalen Orgasmus, aber diejenigen, die ihn erleben, machen durchaus einen Unterschied zu einem klitoralen Orgasmus.

Unklare wissenschaftliche Lage: Die Klitoris ist ein großes Organ

Dabei ist es wissenschaftlich nicht einmal endgültig geklärt, ob es den „vaginalen Orgasmus“ überhaupt gibt. Im Gegenteil, Studien weisen sogar darauf hin, dass Nervenenden der Klitoris so weit ins Scheideninnere reichen können, dass ein als vaginal empfundener Höhepunkt in Wirklichkeit ein klitoraler ist. Unter der Prämisse also, dass Frauen einen Unterschied spüren, stellt sich die Frage, was genau einen vaginalen Orgasmus ausmacht. Und ob er intensiver ist als der klitorale Höhepunkt.

Helena erzählt weiter: „Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie genau das mit meinen Orgasmen eigentlich abläuft. Wenn der Höhepunkt kam, kam er halt. Und das tat er meistens durch zusätzliche direkte Stimulation meiner Klitoris. Ich fing beim Sex ganz automatisch an, sie mit meinen Fingern zu „bearbeiten“, wenn das nicht ohnehin mein Partner tat. Bis ich an einen Mann geriet, der mich direkt ins Gesicht fragte, ob ich diese direkte Stimulation denn wirklich brauche, um zum Orgasmus zu gelangen. Also versuchten wir es ohne und siehe da: Mein Orgasmus blieb erstmal aus.“

Die meisten Frauen benötigen zusätzlich klitorale Stimulation

Tatsächlich ist Helena in dieser Situation nicht die einzige. Schon im berühmten „Hite Report“ der amerikanischstämmigen Sexualwissenschaftlerin Shere Hite aus dem Jahre 1977 war zu lesen, dass gerade mal 30 Prozent der Frauen durch reine Penetration ihrer Vagina einen Orgasmus erleben. Weitere 30 Prozent benötigen zusätzliche Stimulation, der Rest kommt – leider – gar nicht. Seitdem sind zahlreiche weitere Studien erschienen. Eine relativ hohe Anzahl an Frauen, die klitorale Stimulation benötigen oder beim Sex sogar gar nicht zum Orgasmus kommen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Ergebnisse.

Sexuell auf einer Wellenlänge liegen – gute Voraussetzung für einen vaginalen Orgasmus

Was also braucht es, um einen vaginalen Höhepunkt zu bekommen? „Ich wollte mich nicht unter Druck setzen, aber irgendwie mochte ich auch den Gedanken, nur durch die Stimulation mit dem Penis meines Sexpartners zum Orgasmus zu kommen“, berichtet Helena. „Glücklicherweise harmonierten wir sexuell sehr gut und ich war jedes Mal sehr erregt, wenn wir gemeinsam zur Sache kamen. Wir sprachen auch ganz offen darüber, was uns anturnte. So merkte ich irgendwann, dass ich es unglaublich geil fand, wenn er mich ein bisschen zappeln ließ. Und mich nebenbei aber mit Worten weiter anheizte, so dass ich irgendwann das Gefühl hatte, ich komme gleich schon allein beim Gedanken daran, wenn er jetzt gleich in mich eindringt. Und tatsächlich – auf einmal, während er mit rhythmischen, eher langsamen aber tiefen Stößen in meine Lustgrotte drang, bahnte sich mein erster vaginaler Orgasmus an.“

Vaginale Orgasmen erfordern starke Erregung und Entspannung

„Rückblickend betrachtet war es glaube ich das Zusammenspiel aus Entspannung und wirklicher Geilheit – wenn man letzteres so nennen darf. Wenn man zu verkopft ist oder sich mit dem Sexpartner nicht wohlfühlt, wird´s auch nichts mit dem Orgasmus. Sowieso nicht, da klappt es bei mir nicht mal mit zusätzlicher klitoraler Stimulation. Mir hat es unglaublich geholfen, dass ich mit diesem Mann genau das sexuell ausleben konnte, was ich schon immer wollte. Und ich glaube, dass man manchmal eben ein paar Jahre braucht, bis man weiß, was man wirklich will – und mit der Erfahrung und dem eigenen Körperbewusstsein steht und fällt meiner Meinung nach auch das Orgasmusvermögen.

Aber ich hatte es neulich erst mit einer Freundin darüber, die sehr erfüllenden Sex mit ihrem Partner hat und trotzdem vaginal nicht zum Orgasmus kommt. Vielleicht nimmt man das dann einfach als gegeben hin. Denn, da bin ich mir auch sicher, ein vaginaler Orgasmus ist ein wunderbares Gefühl, aber es ist auch kein Weltuntergang, wenn man den Höhepunkt nur durch klitorale Stimulation erlangt.“

Was andere Frauen sagen: Klitoraler oder vaginaler Orgasmus

Judith (36): Ich finde den vaginalen Orgasmus intensiver, er kommt eher „von innen heraus“ und ich spüre es viel früher, wenn er sich anbahnt, als beim klitoralen Orgasmus.

Ann-Kathrin (44): Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied gibt. Wahrscheinlich denken viele Frauen, der Orgasmus sei vaginal, dabei wird doch irgendwie unbemerkt Druck auf die Klitoris ausgeübt. Ein gutes Beispiel ist die Missionarsstellung, hier drückt der Mann ja mit dem Bereich über dem Penis oft auf den Kitzler der Frau und stimuliert ihn so mit.

Kyra (29): Mir ist es relativ egal, ob mein Orgasmus vaginal oder klitoral ist. Habe da nie drauf geachtet, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, komme ich ziemlich oft durch Reiben, Lecken oder anderweitige Stimulation meiner Clit.

Juliane (51): Ich komme ausschließlich durch direkte Stimulation meiner Klitoris zum Höhepunkt. Eine Zeitlang fand ich das recht schade, vor allem weil es mit einem Partner mal zu blöden Diskussionen kam – er fühlte sich wohl auf den Schlips getreten, weil ich nicht nur durch sein bestes Stück zum Orgasmus kam. Dabei hatte das mit ihm ja gar nichts zu tun bzw. war einfach nur ein Egoproblem seinerseits.

Sabine (40): Ich komme gerne öfter beim Sex und ich unterscheide sehr wohl zwischen vaginalen und klitoralen Orgasmen. Vaginal komme ich zuerst, danach kann ich noch mindestens einmal klitoral einen Orgasmus erleben. Umgekehrt ginge das nicht. Wenn die ganz große erste Erregung abgeflaut ist, braucht es für mich schon sehr starke direkte Reizung.

Olivia (38): Ich liebe vaginale Orgasmen. Nur, wenn ich mal das Gefühl habe, dass ich am betreffenden Tag nicht so leicht zum Orgasmus komme, helfe ich nach. Das läuft aber alles ganz automatisch ab, ich mache mir da keinen Kopf drum. Manchmal nehme ich auch einfach die Hand meines Partners und platziere sie da, wo ich sie haben will.

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