Für Sie getestet: Irene beim Tantra-Seminar

Tantra steht hoch im Kurs

Lust und Leidenschaft sind Themen, die immer spannend bleiben. Mittlerweile gibt es sogar Seminare, in denen sich die Teilnehmer näher mit ihrer Sexualität auseinandersetzen können. Aus dem Dschungel der angeboteten Möglichkeiten haben wir für Sie nun einen der momentan beliebtesten Kurse rund um Körper, Sex und Liebe für Sie getestet. Unsere Autorin und Support-Mitarbeiterin Irene Jung hat sich auf Entdeckungsreise gemacht und einen Tantra-Kurs besucht.

Tantra hat mich schon immer fasziniert. Ohne dass ich mir so ganz genau vorstellen konnte, was sich dabei abspielt. Als nun eine Freundin in illustrer Damenrunde von ihrem neuen Liebhaber und seinen Tantra-Massagen schwärmte, reifte in mir der Entschluss, jetzt auch endlich mal einen Tantra-Kurs zu besuchen, um mir selbst die Fragen zu beantworten: Was passiert bei einem Tantra-Seminar? Und hat man bei einem Tantra-Seminar etwa auch Sex?

Fernöstlich lieben – im Hier und Jetzt

Im Redaktionsmeeting wurde mein Themenvorschlag begeistert abgenickt. Zumal ich mich selbst noch als Versuchskaninchen angeboten hatte. Schadenfroh grinsend verabschiedete sich ein Kollege von mir mit den Worten: „Na dann viel Spaß beim Ausprobieren. Ich bin zum Zerplatzen gespannt auf deinen Bericht.“ Was soll ich sagen? Da ich meinen persönlichen Wunsch nach einem Tantra-Seminar nun als offiziellen Auftrag am Bein hatte, gab es kein Zurück mehr. Mir wurde schon ein bisschen mulmig zumute.

Sofort machte ich mich an die Internet-Recherche. Also gut. Tantra gibt es etwa seit dem 2. Jh. nach Christus und es entspringt dem Hinduismus und Buddhismus. Die Lehre eint Körper und Geist und verhilft zu Ausgeglichenheit, Körperbewusstsein und Lebensfreude. Das ist ja schon mal gar nicht schlecht. Und was den erotischen Aspekt betrifft, steht beim Tantra die aphrodisierende Wirkung von lustvollen Berührungen im Vordergrund. Tantra ist keine „schnelle Nummer“, sondern bedarf viel Zeit. Tantra greift auf Meditation und Atemtechnik zurück, um Körper und Geist für Berührungen zu sensibilisieren. So langsam wollte ich es wirklich wissen – und schaute mich nach Seminaren in meiner Umgebung um. Ich war überrascht. Tantra scheint zu boomen. In jeder größeren Stadt gibt es Tantra-Schulen, die Einsteiger- und Fortgeschrittenenseminare anbieten. Ich entschied mich für die, die mir am seriösesten erschien.

Tantra-Seminar – ja bitte! Aber bei wem?

Bevor ich mich anmeldete, fragte ich dem Anbieter per Mail noch Löcher in den Bauch. „Was muss ich zu dem Seminar mitbringen?“ „Wie ist der Männer/Frauen- und Single/Paar-Anteil? Was muss ich noch beachten?“ Die Antwort kam prompt und war sehr nett. Mitbringen sollte man eigentlich nur sich selbst und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues und Ungewohntes einzulassen. Kurz kam das Thema Körperhygiene zur Sprache, auch wenn es während des Seminars nicht unbedingt zum Entkleiden käme. Bequeme, eher leichte Kleidung, durch die man die Berührungen spüren kann, sollte es sein. Und der Teilnehmerkreis werde bewusst so ausgewählt, dass sich ein gut gemischtes Verhältnis ergibt. Deshalb könne es auch passieren, dass man auf einen Termin warten müsse. Ich war ganz angetan von so viel sympathischer Offenheit und meldete mich schnell – und erfolgreich – zu einem Kurs an.

Durch den netten Mailkontakt hatte sich meine Aufregung etwas gelegt. Sie kam allerdings wieder, als der Tag des Seminars gekommen war. Ich war gespannt auf die Menschen, denen ich begegnen würde. Als ich endlich mit den anderen Teilnehmern im gemütlichen Empfangsraum saß, wurde schnell klar, dass sie, bei aller Unterschiedlichkeit, wohl eines gemeinsam hatten: eine große Offenheit und Kontaktfreude. Sandra, die bei einer Versicherung arbeitet, erzählte mir ganz vorbehaltlos, dass sie Probleme hat, sich beim Sex fallen zu lassen, und hofft, durch Tantra sich und ihren Körper besser kennenzulernen, um leichter zum Orgasmus zu kommen. Simon, ein Uni-Dozent, war das krasse Gegenteil. Sehr experimentierfreudig. Er hatte einfach mal wieder Lust auf etwas Neues. Dann war da noch Elena. Sie hatte schon Erfahrung und war über ihr geliebtes Yoga zum Tantra gekommen. Sie meinte, wer Tantra-Sex einmal genossen habe, würde keinen anderen mehr haben wollen.

Die allgemeine Offenheit sorgte dafür, dass meine Aufregung etwas nachließ. Als nun noch Nadja, die Tantra-Lehrerin hinzukam und uns in ihrer ruhigen und ebenfalls sympathischen Art begrüßte, war der letzte Funke Nervosität verflogen. Die Meditation am Anfang trug natürlich auch zu Beruhigung bei. Irene ganz entspannt im Hier und Jetzt … Einatmen, ausatmen …

Berührungen, die unter die Haut gehen

Der Kurs, den ich mir ausgesucht hatte, hieß: „Berührtsein“. Um das bewusste Wahrnehmen von Berührungen sollte es gehen, die durchaus auch erotisch empfunden werden können, ohne eine bewusste sexuelle Stimulation vorauszusetzen. Ich hatte mit Simon das Vergnügen. Es war schon ein komisches und befremdliches Gefühl, als ich seine ersten Berührungen verspürte. Die Kursleiterin gab mit sanfter und beruhigender Stimme immer wieder Hinweise. „Wer möchte, kann nun seine Schultern entblößen, um den Unterschied zu spüren. Aber tut es nur, wenn ihr wirklich dazu bereit seid. Es ist kein Muss. Ihr kennt eure Grenzen am besten.“ „Warum nicht“, dachte ich. Simons Berührungen genoss ich und zog kurzerhand den Halsausschnitt meiner Bluse einfach auf eine Seite.

Nach und nach wurden auch andere Körperregionen in die Streicheleinheiten miteinbezogen. Ich hätte nie gedacht, dass zärtliche Liebkosungen, zum Beispiel in den Arm- oder Kniebeugen mich derart körperlich, aber auch seelisch berühren würden. Einmal ertappte mich Simon beim Aufseufzen, und wir begannen beide zu kichern. Ein kurzer Moment des Erwachens, aber gleich darauf waren wir schon wieder abgetaucht. Natürlich wechselten wir auch die Rollen und irgendwann sogar den „Streichelpartner“. Einfach so viele Eindrücke wie möglich aufschnappen. Mal ließ uns die Lehrerin mit unserem Erleben allein, mal kam sie hinzu und gab auch Tipps.

In den Pausen tauschten wir unsere Eindrücke aus. Aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen war binnen der wenigen Stunden eine eingeschworene Gruppe geworden, in der ich mich richtig wohl fühlte. Nadja versorgte uns in den Pausen noch mit interessanten Infos. „Wenn euch das heute gefällt: Es gibt so vieles zu erleben, was in dieser kurzen Zeit gar nicht zu vermitteln ist. Ihr besucht einen der Schnupperkurse. Weiterschnuppern könnt ihr bereits zu Hause. Hier ist eine Broschüre mit unseren Angeboten und auch sehr hilfreichen und interessanten Literaturvorschlägen.“ Sie verstand es, Lust auf mehr zu machen und beantwortete auch unsere Fragen. Ich konnte natürlich nicht umhin zu fragen: “Hat man bei einem Tantra-Seminar auch manchmal Sex?” Nadja lächelte daraufhin und sagte: Alles kann, nichts muss. Aber Fakt ist: Die sexuelle Vereinigung steht nicht im Vordergrund und wird eher von Fortgeschrittenen praktiziert. Zunächst ist es wichtig, sich mit dem eigenen Körper und dessen Empfindungen vertraut zu machen.

Tantra? Gerne wieder!

Mit vielen faszinierenden Eindrücken zum Thema Tantra, aber auch über mich, endete das siebenstündige Seminar. Mein Fazit: Ich werde es vertiefen. Mir hat es sehr viel gegeben und mich neugierig auf mehr gemacht. Es ist beruhigend zu wissen, dass man sich keinem Gruppenzwang bei solchen Seminaren ausgesetzt sieht. Man lässt nur zu, was man mit sich selbst vereinbaren kann und geht vielleicht mal mutig ein Stück weit über eine Grenze hinweg, um seinen Horizont zu erweitern. Tantra ist eine sehr sinnliche Selbsterfahrung, und ich kann mir vorstellen, dass jemand wie Sandra, die Probleme mit ihrer Sexualität hat, durchaus darin Hilfe findet. Was mich betrifft: Mit einem geeigneten Partner würde ich gerne das Yoni-Massageseminar besuchen. Ich gebe zu: Mich hat die Intensität des Erlebens wirklich für Tantra begeistert. Auch wenn ich nicht alles zu vertiefen gedenke, was Tantra zu bieten hat. Die fernöstliche Liebeslehre ist so vielseitig, dass man vermutlich immer wieder etwas finden und ausprobieren kann, was einem Spaß macht, gut tut und auch Lust bereitet.

 


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