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Bondage & Co.: Wenn Fesselspiele anturnen

Nicht erst seit dem Literaturerfolg der Erotiktrilogie „Shades of Grey“ sind SM, Bondage, Fetischismus und Rollenspiele wieder groß in Mode. Die Bücher über die erotischen SM-Abenteuer einer modernen jungen Frau haben sich weltweit viele Millionen Mal verkauft und die dunkle Welt von hartem Sex und BDSM wieder populär gemacht.

Dabei sind Fesselspiele nicht nur ein Instrument für Herrinnen, Sklaven und devote und dominante Sexliebhaber, sondern eine sehr stimulierende Spielart, die beim Sex neue Reizpunkte setzt. Und vor allen Dingen: Es gab sie schon lange bevor sie auch im Buchladen um die Ecke gehypt wurde. Wir geben Ihnen einen Einblick in die Welt des Bondage und verraten Ihnen mehr über das Faszinosum, sich anderen wehrlos auszuliefern bzw. andere Menschen bewegungslos kontrollieren zu können – und was Sie beim Sex in Fesseln beachten sollten.

Fesselnde Leidenschaft: Die Lust an der Kontrolle

Der aus dem Englischen stammende Begriff Bondage bedeutet ursprünglich „Unfreiheit“ oder „Knechtschaft“ und ist seit einigen Jahrzehnten als Fachbegriff in der SM-Szene bekannt für Fesselungen und Bewegungseinschränkungen aller Art. Seit langem schon ist Bondage als Unterbereich des BDSM- bzw. SM-Sex in Mode, Medien, Filme und Musik eingezogen – man denke z.B. an die extravaganten Outfits von Künstlern wie Madonna oder Depeche Mode in den 1980er Jahren, die damit bewusst experimentiert und provoziert haben.

Bondage-Liebhaber gab es schon lange vor Shades of Grey

Der Anteil der Interessierten und Neueinsteiger wächst nach Beobachtungen in Internetforen deutlich an, gerade seit dem Shades of Grey-Hype.

Dabei sind nicht alle Bondage-Sex-Liebhaber automatisch auch Sklaven und Sklavinnen bzw. Meister und Herrinnen, auch wenn die Grenze zu SM und dominanten Rollenspielen fließend verläuft. Fesselspiele gehören inzwischen auch zum Repertoire vieler Paare, die sonst nichts mit BDSM am Hut haben, vor allem als Methode zur konzentrierten Luststeigerung.

Bondage hat in den meisten Fällen aber mit Dominanz und Unterwerfung zu tun. Das Gefühl, jemandem vollkommen ausgeliefert zu sein, sich völlig hinzugeben und die Kontrolle über sich abzugeben, ist genauso verlockend und erregend wie auf der anderen Seite die Lust, jemand anderen zu fesseln, zu kontrollieren, zu lenken und zu leiten.

Fesselspiele sind eines der wichtigsten Elemente im BDSM

Dabei ist viel Vertrauen beim Praktizieren von Bondage nötig. In der Regel begibt sich die oder der “Sub” (= submissive, d.h. devot, passiv bzw. versklavt) völlig in die Hände und unter die Kontrolle der oder des “Doms” (= dominant, d.h. beherrschend, dominierend und aktiv). Beim BDSM im Allgemeinen  spielt Bondage oft eine wichtige Rolle, aber ist nur eine spezielle Spielart unter vielen anderen Praktiken wie Spanking (Schläge auf den Po oder andere Körperteile, mit der Hand oder Hilfsmitteln), Fetischismus, Fußanbetung, Rollenspiele, Trampling (“Zertrampeln”, hier stellen sich beispielsweise Frauen mit High Heels auf die Brust des Mannes und treten auf ihm herum) oder Dienen.

Fesselspiele selbst sind sehr vielseitig und können sowohl mit einfachen Hilfsmitteln als auch mit vielerlei professionellem Equipment ausgeübt werden. Das beginnt bei einem einfachen Seil, einem Gürtel, Bändern und Klebeband und reicht bis zu Handschellen, Fußfesseln, Knebeln, Masken, Fessel- und Fixierungsmanschetten und Korsetts für quasi jeden Körperbereich.

Auch in der äußeren Form gibt es Unterscheidungen beim Bondage. Das Zierbondage z.B. ist in Kunstkreisen und der asiatischen Kultur sehr verbreitet und setzt kunstvoll Frauen in extremen Ganzkörperfesselungen in Szene, zum Beispiel beim Shibari, dessen Techniken die Schönheit der Frauen bewusst unterstreichen wollen. Beim Filmbondage spielen oft modische Effekte und eine erotische Inszenierung eine große Rolle – und ein Filmheld oder eine Heldin, die sich aus einer ausweglosen Fesselung befreien.

Hardcorebondage für Fortgeschrittene

Beim Hardcorebondage setzen Hardcore-SM-Liebhaber auf einen stark schmerzerzeugenden bzw. stimulierenden Effekt der Fesselungen, z.B. mit engem Abbinden der Blutzirkulation. Das ist allerdings eine mitunter auch gefährliche Form des Bondage, die nur Profis vorsichtig anwenden sollten.

Auch als Kunstform ist Bondage seit einiger Zeit in die Medien und die Öffentlichkeit eingetreten. Das beginnt vom Varieté mit Entfesselungskünstlern wie Houdini oder David Copperfield und erstreckt sich über Bondage- und Tattoo-Art, Musikvideos, Installationen, Hollywood-Filme bis hin zu Fetischcomics, Sexvideos und Büchern.

Von all diesen Fakten und Erklärungen sollte sich der geneigte Bondage-Einsteiger aber nicht verwirren lassen, sondern lieber selbst mal Hand an die Fesseln legen bzw. legen lassen. Auch als Anfänger können Sie spielerisch leicht Fesselungen, Bondage-Szenarien, soften SM und Rollenspiele in ihr Sexualleben einbauen, wenn Sie spüren, dass Sie gerne auf diesem Gebiet einmal Erfahrungen sammeln möchten.

Sanftes Fesseln als fantasievolle sexuelle Spielart

Dabei muss es nicht gleich das volle Programm sein, denn schon einfache Fixierungen mit einem Seidentuch, Gürtel oder Schal reichen zunächst für ein anregendes Szenario aus. Es muss auch nicht immer eine Verbindung zu SM, Dominanz und Unterwerfung bestehen, sondern es sind vielseitige Stimulationen möglich. Der Partner kann sein gefesseltes “Opfer” sanft mit einer Feder stimulieren, es kitzeln oder den Körper mit Schokosoße oder Honig garnieren, frei nach dem Erotikfilm-Klassiker „9 ½ Wochen“. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Das Ausgeliefertsein kann also ebenso eine Rolle spielen wie der bloße bewusste Genuss. Unser Tipp: Mit verbundenen Augen beim Opfer wird die Spannung erhöht, und die Sinne sind noch geschärfter für alle Reize und Verwöhnaktionen. Achten Sie beim ersten Bondage aber auf einige wichtige Punkte: Vermeiden Sie stets Fesselungen um den Hals, denn diese können schnell die Luft abschnüren und damit lebensgefährlich sein! Für manche besteht zwar in der Atemkontrolle beim Sex ein zusätzlicher Reiz, dies ist jedoch nur bei geübten, miteinander sehr vertrauten Sexpartnern zu empfehlen.

Fesseln Sie auch zu Beginn nicht zu fest, damit keine Wunden und Striemen entstehen. Einigen Sie sich gerade mit neuen Partnern bei Bondage, SM und Rollenspielen auf ein festes Codewort, mit dem im Notfall das Spielchen beendet werden kann. Auch Knebel sollten vorsichtig eingesetzt werden und immer noch genug Spielraum zum Atmen lassen.

Bondage beim Casual Dating und bei Affären

Auch beim Casual Dating haben Fesselspiele für viele einen festen Platz. Der Vorteil ist, dass man beim Online-Dating auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer auch mit offenen Karten spielen kann, was die sexuellen Vorlieben betrifft.

Gerade bei einer Affäre bzw. beim Casual Dating generell sind manche Menschen offener für neue sexuelle Spiele oder suchen eben gezielt nach einer gleichgesinnten Person, mit denen sie ihre sexuellen Neigungen ausleben können. Vielleicht entwickelt sich die Lust Neues auszuprobieren auch erst gemeinsam, wenn man sich schon seit einer Weile kennt. Bondage ist ein weites Feld mit unzähligen Spielarten, die prickelnde Abwechslung liefern und das erotische Beisammensein zu einem unvergesslichen Erlebnis machen können. Und viele, die es einmal probiert haben, möchten Fesseln beim Sex ab und zu als als lustvolles Topping nicht mehr missen, da es für sie einen zusätzlichen Lustgewinn darstellt.

Bei Fesselspielen läuft nichts ohne Vertrauen

Dennoch, bei Fesselspielen gilt: Vertrauen ist das A und O, egal wie tief Sie schon in die Welt der Fesselspiele eingetaucht sind. Wenn man sich voller Vertrauen hingibt, egal ob als gefesselter oder fesselnder Part (wobei es bei ersterem noch eine wichtigere Rolle spielt), kann man ganz neue, für viele sehr bereichernde sexuelle Erfahrungen sammeln. Denn Bondage ist viel mehr als nur ein Trend, der durch ein paar Buchseiten angezettelt wurde. Es ist für viele eine erotische Kunst, gleichzeitig eine ganz spezielle Art, Körper und Geist auf eine besondere, vielleicht sogar noch unbekannte Ebene zu bringen, die Sinne zu schärfen und zu schulen. Für manche ist diese Art von Sex ein tiefgreifendes emotionales Erlebnis. Menschen, die regelmäßig Bondage praktizieren, tun dies eben nicht, weil es gerade “in” ist, sondern weil es für sie eine sehr intensive und auch intime Art ist, ihre Lust zu erleben und auszuleben. Wichtig ist für den Gefesselten auch, dass derjenige, der die Fesseln anlegt und somit die Kontrolle hat, souverän ist und, auch wenn das sexuelle Spiel von Dominanz und Unterwerfung geprägt ist, jederzeit die Gewissheit der Sicherheit besteht.

Wenn Sie dem ganzen nichts abgewinnen können, müssen Sie es selbstverständlich auch nicht ausprobieren, nur weil vielleicht jemand gerne die fesselnde Erotik mit Ihnen erleben möchte. Denn das ist ja das schöne am Sex: Er ist so vielfältig, dass für jeden viele lustvolle Varianten und Erlebnisse dabei sind. Egal, wie Sie ihn erleben möchten und welches Ihre sexuellen Vorlieben sind, wir wünschen Ihnen höchsten Genuss dabei.

 

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