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Der neue G-Punkt: Das Gehirn – Guter Sex beginnt im Kopf

G-Punkt Gehirn: Alles über das Lustzentrum im Kopf

Erogene Zonen können bei Frauen und Männern ganz unterschiedlich sein, eine ganz besondere haben jedoch alle gemeinsam: Das Gehirn. Hier lesen Sie, warum dessen Stimulation so ausschlaggebend ist.

Die meisten von uns sind sich ihrer eigenen erogenen Zonen und idealerweise auch der des anderen Geschlechts bewusst. Dadurch wissen wir, wie wir uns und anderen körperliche Lust bereiten können. Vor allem der weibliche Hotspot der Lust und angeblicher Orgasmus-Garant, der G-Punkt, sorgte schon seit seiner Entdeckung 1944 immer wieder für Gesprächsstoff und Debatten. Wir beschäftigen uns heute mit einem ganz anderen G-Punkt: dem Gehirn als sexuellen Stimmungsmacher. Warum öffnet nicht selten der Kopf die Tür zum Orgasmus?

Negative Gedanken blockieren die Lust

Nicht umsonst ist der beste Sex derjenige, der frei von Alltagssorgen und Problemen stattfindet und in dem sich beide Partner vollkommen fallenlassen können.

Sabine, 42: „Oft fällt es mir schwer, beim Sex abzuschalten, ein klingelndes Telefon zu ignorieren oder nicht an die die Steuererklärung auf dem Schreibtisch zu denken. Daher miete ich mich mit meinem Partner einmal im Monat für ein paar Stunden in ein Hotel ein. Hier können wir uns vollkommen ungestört unseren Zärtlichkeiten hingeben.“

Unser Gehirn ist nahezu an allen sexuellen Aktivitäten beteiligt. Wie die Haut als unser größtes Sinnesorgan reagiert auch das Gehirn mit seinen über 100 Milliarden Nervenzellen auf Berührungen. Es wird durch visuelle Reize stimuliert, steuert die Reaktion der Nerven sowie die Ausschüttung der Hormone und reguliert dadurch unser Sexualverhalten. Es sagt uns, wann wir Lust und wann wir keine Lust auf Sex haben.

Die nahezu faszinierendste Eigenschaft ist aber diejenige, dass unser Gehirn auch vollkommen ohne physische Stimulation sexuelle Reize und Fantasien produzieren kann. Optische Reize tun dabei ihr Übriges. Diese sorgen dafür, dass der Körper beispielsweise beim Betrachten erotischer Aufnahmen sexuelle Reaktionen zeigt. Erregung und Orgasmus können dadurch allein vom Gehirn ausgelöst werden.

Kopfkino: Guter Sex ist kopfgesteuert

Wissenschaftlich gesehen ist das Gehirn das wichtigste Sexualorgan. Es wirkt gewissermaßen wie eine Art Viagra auf den Körper. Bei Frauen schüttet es Endorphine beim Sex aus, die für Entspannung sorgen und Frauen zum Orgasmus verhelfen. Denn es ist nahezu unmöglich, an etwas Alltägliches zu denken oder sich sogar von einer Situation bedroht zu fühlen und sich gleichzeitig vollkommen seiner Lust hinzugeben.

Maren, 36: „Ich habe einen ganz besonderen Trick, mir eine erotische Begegnung noch anregender zu gestalten. Manchmal fahre ich nach der Arbeit nicht mit dem Auto sondern mit der U-Bahn zum verabredeten Treffpunkt. Wenn ich mich dann zwischen all den Menschen befinde, stelle ich mir vor, mein Affären-Partner würde jetzt schon neben mir sitzen und wir würden uns vor all den Menschen leidenschaftlich küssen. Ich spüre dann fast schon seine Hände an meinem Körper, wie seine Zunge meinen Hals entlangfährt und muss mich richtig zusammennehmen, dass die anderen Fahrgäste nichts von meiner wachsenden Lust mitbekommen. Das lässt meine Erregung schon fast ins Unermessliche steigen und wenn wir uns dann sehen, gibt´s für uns kein Halten mehr.“

Entspannung im Kopf ist Entspannung im Bett

Genauso wie positive Gedanken unser Sexleben positiv beeinflussen können, bewirken negative Gedanken genau das Gegenteil. Viele Kleinigkeiten werden beim Sex plötzlich wichtig, weil das Gehirn gerade in sexueller Spannung alles in sich aufsaugt. Geräusche oder noch zu erledigende Aufgaben, die sich beim Sex genau im Blickfeld befinden, wirken absolut abturnend. Man sieht den stehengelassenen Abwasch und sieht auf die Uhr, weil sich auch noch Besuch angekündigt hat. Sex unter Zeitdruck? So kann keine Lust aufkommen, sondern allenfalls Frust.

Was spielt sich beim Sex im Gehirn ab? Sexualität funktioniert nicht auf Knopfdruck, sondern ist eine Kette von Reaktionen im eigenen Körper. Zunächst werden alle Sinneseindrücke an das Gehirn weitergeleitet: Wie riecht das Gegenüber? Wie sieht es aus? Wie fühlen sich die Berührungen an? Diese Informationen werden an das Großhirn weitergeleitet, wo jedoch weitere Informationen verarbeitet werden, wie der Abwasch und die anliegende Steuererklärung. Der Thalamus filtert alle Informationen – je mehr Informationen über sexuelle Wahrnehmungen und je weniger störende Nebeninformationen verarbeitet werden müssen, desto entspannter werden Sie Sexualität erleben können.

Sabine, 48 „Früher habe ich beim Sex an alles gedacht, nur nicht an den Sex selbst. Findet mein Partner meine Brüste zu schlaff, stören ihn die Pölsterchen am Bauch und so weiter. Das Ergebnis war, dass ich beim Sex an nichts anderes dachte und meine Lust zu wünschen übrig ließ. Ich konnte mich einfach nicht entspannen. Nach einem One-Night-Stand, der mich darauf aufmerksam machte, dass ich gar nicht bei der Sache bin, wurde mir das Problem plötzlich bewusst. Eigentlich stören nämlich niemanden meine Pölsterchen, sondern nur meine geistige Abwesenheit. Darauf habe ich mich dann besonnen und seitdem kann ich mich wirklich genussvoll hingeben.“

Das wissenschaftliche Alibi für Fremdgänger: Lust ohne Liebe

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn zwischen Lust und Liebe unterscheiden kann. Um dies nachzuweisen, wurden Gehirnreflexe bei der Stimulation von Liebe und Lust gemessen. Beide Reize sprechen unterschiedliche Areale im Gehirn an. Meistens ist es dewegen so, dass wir uns nicht in jemanden Fremden verlieben können, den wir nicht auch sexuell anziehend finden. Wenn wir frisch verliebt sind, haben wir also in der Regel automatisch auch Lust auf Sex mit dem anderen.  Durchaus gibt es jedoch auch Menschen, die sich in jemanden verlieben, ohne sexuelles Interesse untereinander zu verspüren. Und, der häufigste Fall: Es gibt viele Menschen, die sich zwar lieben, aber bei denen im Laufe der Zeit die sexuelle Lust aufeinander vergangen ist. Im Umkehrschluss jedoch können wir ganz einfach Lust auf Sex haben, ohne verliebt zu sein, zum Beispiel bei einem Seitensprung.

Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf – aber denken Sie positiv

Sex und Gehirn gehören untrennbar zusammen. Niemals sollen Sie sich beim Sex durch negative Gedanken unter Druck setzen. Das Gehirn ist verantwortlich für unsere Lust und schenkt uns herrliche Möglichkeiten, wie wir den Gipfel erklimmen können. Entspannungsmaßnahmen sorgen für einen klaren Kopf und können dadurch auch der Lust sehr zuträglich sein. Wem es trotzdem schwerfällt, sich zu entspannen, kann auf kleine Tricks zurückgreifen, beispielsweise Sex nicht im gewohnten Umfeld sondern vielleicht in einem Hotel stattfinden zu lassen. Sex ist nur dann gut, wenn beide ihn genießen – und zwar mit allen Sinnen.


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