“Suche jemanden zum Kuscheln!” Wie Körperkontakt uns heilt

Kuscheln, umarmen und Co. sind die Pfeiler einer Beziehung

Jedes Kind braucht Zärtlichkeit. Kuscheln gibt Geborgenheit und Sicherheit. Das verliert sich auch nicht, wenn wir erwachsen werden. Für Geist und Seele sind Berührungen und Umarmungen wichtig. Der Mensch ist sozial ausgerichtet und braucht enge Bindungen.

Die Single-Haushalte nehmen zu, manche sind freiwillig solo, manche gezwungenermaßen. Zumindest in größeren Städten wächst zudem die Anonymität. Viele Menschen, gerade auch ältere, vereinsamen. In unserer heutigen digitalen und hektischen Zeit kommt der Körperkontakt in Form von Kuscheln und Zärtlichkeiten oft viel zu kurz.  Stress, Einsamkeit und Trennungen sind an der Tagesordnung. Dabei sind Zärtlichkeiten und Berührungen wichtig für unser Wohlbefinden, reduzieren sogar Ängste und Schmerzen.

Kuscheln regt all unsere Sinne an

Wir nehmen mit unseren fünf Sinnen zu unserer Umwelt Kontakt auf.  Berührung und Nähe sind für unser Wohlbefinden sehr wichtig, sogar überlebenswichtig. Durch deren Austausch entsteht eine angenehme Atmosphäre, die wiederum zu Ausschüttung von Dopamin und Oxytocin führt. Kuscheln stärkt das Immunsystem und verringert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Berührungen können beruhigen, motivieren, entspannen und trösten. Kuscheln gibt uns ein Gefühl von Nestwärme und fördert den Seelenfrieden.

Einsame Menschen sehnen sich nach Kuscheleinheiten

Es überrascht nicht, dass viele Menschen sich bei diesen vielen positiven Effekten des Kuschelns nach einer Person sehnen, mit der sie diese Nähe und Zärtlichkeit ausleben können. So finden sich auch bei Partnervermittlungen oft Menschen, die nicht gleich nur “das Eine” wollen, sondern sich auch darauf freuen, endlich wieder mit jemandem ausgiebig zu kuscheln. “Einfach mal wieder bei jemandem im Arm liegen und kuscheln – das war primär mein Ziel, als ich mich bei LOVEPOINT anmeldete”, berichtet uns Aline (41). “Ich bin nämlich nicht unbedingt auf der Suche nach einer festen Partnerschaft, aber Kuscheln muss sein. Das ist mir auch im Rahmen einer Affäre sehr wichtig.”

Unerfüllte Bedürfnisse führen auch in Beziehungen zu Frust

Wer in seiner Beziehung zu wenige Berührungen und Nähe erhält, der sucht sie sich früher oder später woanders. Eine Beziehung allein ist also kein Garant für ausreichenden Körperkontakt. Manch ein Single hat vielleicht sogar mehr positiven Körperkontakt. Es kommt eben– wie immer – auf die Qualität der Beziehung an. Es ist also nicht immer nur das Sexuelle, das uns in die Arme eines anderen treibt. Der Austausch von Zärtlichkeiten und das Kuscheln danach ist genauso wichtig.

Berührungen und Nähe sind überlebenswichtig

Wie wichtig und lebensnotwendig Berührungen in frühen Lebensphasen sind, zeigt ein Experiment Friedrich des II. Er befahl Ammen, die Babys nur zu füttern und zu waschen. Sprechen, Umarmungen und Zuneigung waren untersagt. Nach der Überlieferung hat keines der Kinder das Experiment überlebt.

Fehlende körperliche Nähe kann auch im späteren Leben negative Auswirkungen haben, wie zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl, ein schwaches Immunsystem bis hin zu Suchtverhalten, um die Defizite zu kompensieren. Schlimmstenfalls können sogar Depressionen die Folge sein.

Alternativen für Singles und andere Kuschelbedürftige

Was aber tun, wenn wir allein sind wir jemanden zum Kuscheln suchen? Bevor wir morgen die Kollegin im Büro an unsere Brust drücken, schauen wir uns besser nach Alternativen um:

Kuschelparties: Geborgenheit ohne Hintergedanken

In ganz Deutschland gibt es Kuschelparties. Kommt natürlich wieder aus den USA, genauer gesagt New York. Und wer hat’s erfunden? Reid Mihalko (Sexualtherapeut) und Marcia Baczynski (Beziehungsberaterin). Sie  wollten 2004 Paaren dabei helfen, den persönlichen Körperkontakt untereinander wieder zu intensivieren. Und schon wurde ein neuer Boom der Cuddle Partys losgetreten. Ab 2005 startete dann auch in Berlin die erste Kuschelparty.

Wie hat man sich das vorzustellen? Da treffen sich fremde Menschen, die dann für ca. 20 Euro einen Nachmittag oder Abend miteinander kuscheln – ohne sexuelle Absichten wohlbemerkt. Die Sache ist unverbindlich, man geht keine Verpflichtung ein und nimmt sich, was man braucht.

Erst wird sich etwas aufgelockert, zum Beispiel durch lockeres Durch-den-Raum-Tanzen. Langsames Vortasten durch die ersten Berührungs-Übungen. Dann geht es zum freien Kuscheln. Kuschelregeln gibt es auch: Die Kleidung bleibt an, kein Sex, es herrscht Freiwilligkeit, gekuschelt wird nur mit dem, der auch ein Ja erteilt. Kuscheltrainer moderieren die Übungen und „überwachen“ die Einhaltung der Kuschelregeln, also, dass keiner mal, öhem,  “daneben greift”.

Man kann sich sogar zum Kuscheltrainer ausbilden lassen.

Free Hugs: Kuscheln in der Fußgängerzone

Die Idee zu kostenlosen Umarmungen kommt ursprünglich aus Australien. Immer öfter werden Free Hugs aber auch hier bei uns verteilt. Meist steht eine Frau oder ein Mann in zum Beispiel in der Fußgängerzone, hat ein Schild um den Hals oder in der Hand, auf dem „Free Hugs“ steht. Dann muss man nur noch hingehen und sich umarmen lassen. Gegründet hat diese Kuscheln-to-go-Bewegung der Australier Juan Mann.

Massagen & Co.: Sanfte Berührungen für Kuschelbedürftige

Wellness an sich ist vielleicht eine Art Ersatzbefriedigung. Massieren statt Kuscheln, der Effekt ist ähnlich: Wer sich bei einer Massage verwöhnen lässt, wird „umhegt“ und kann entspannen.

Haustiere: Kuscheln und Streicheln entspannt

Sein Haustier sanft hinter den Öhrchen zu kraulen, sich an warmes Fell zu schmiegen, entspannt ungemein. Sie haben kein Tier, dass Sie betüddeln können? Nicht umsonst sind Katzen-Cafés sehr beliebt die – genauso wie die Hundewiese für Hundehalter – über den Kuschelfaktor hinaus so ganz nebenbei auch noch für soziale Kontakte sorgen.

Und zum Abschluss noch ein schöner Kuschel-Spruch: „Wenn man kuschelt, repariert man sich gegenseitig.“

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 


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