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Der weibliche Orgasmus: Vaginal, klitoral, ganz egal?

Orgasmus: Unterschied klitoral vaginal

Vaginal oder klitoral? Viele Mythen ranken sich um den weiblichen Orgasmus. Ist der vaginale besser als der klitorale? Gibt es überhaupt einen Unterschied und spürt man diesen tatsächlich? Was gibt es Neues aus der Forschung? Hier erfahren Sie mehr.

Vaginal oder klitoral, mit oder ohne G-Punkt, durch bloße Penetration oder intensives Handanlegen? Viele Mythen ranken sich um ihn und wie frau ihn erreicht – den Orgasmus. Fest steht eines: Zwischen dem weiblichen und männlichen Orgasmus gibt es grundlegende Unterschiede. Und auch die Erfahrungen und Empfindungen der Frauen unterscheiden sich ganz individuell. Die meisten jedoch, ca. 70-80 % – dies belegen neuere Untersuchungen – kommen nur durch die direkte Stimulation der Klitoris auch zum Orgasmus. Die bloße Penetration durch den Penis reicht meist nicht aus, auch wenn dies mancher Mann vielleicht nicht so gerne hören mag. Aber die Erklärung für dieses Phänomen liegt auf der Hand: Die Klitoris ist von mehr als 8.000 Nervenenden durchzogen, da kann kein anderer Teil des Körpers mithalten. Wie intensiv ein Orgasmus empfunden wird und wie häufig eine Frau Orgasmen erleben kann, ist ebenfalls unterschiedlich und auch individuell von der „Tagesform“ abhängig. Insbesondere, da die Psyche einen großen Einfluss auf das Lustempfinden hat. Stress, Ärger, Ängste, Belastungen und Alltagssorgen können die Orgasmusfähigkeit und auch die Lust auf Sex deutlich beeinflussen. Wir sind dem weiblichen Orgasmus auf den Grund gegangen und haben dabei auch erstaunliche Neuigkeiten aufgespürt.

Wie ist das mit dem vaginalen und klitoralen Orgasmus?

Der weibliche Orgasmus scheidet die Geister. Während einige Wissenschaftler strikt zwischen einem klitoralen Orgasmus, bei dem die Stimulation ausschließlich über die Klitoris erfolgt, und einem vaginalen, der durch Penetration entsteht, unterscheiden, halten andere wenig von dieser Trennung. Aber was meinen denn die Frauen selbst dazu? Ist es für sie ein Unterschied, ob sie “vaginal” oder “klitoral” zum Orgasmus? In einer Studie der Berliner Charité aus dem Jahr 2004 wurden 575 Frauen zwischen 17 und 71 Jahren zu diesem Thema befragt. Nur ein Bruchteil von ihnen unterschied zwischen den beiden Varianten, die meisten machten das Orgasmuserlebnis eher von der Intensität und der Art der Stimulation abhängig und nicht davon, ob sie den Orgasmus klitoral oder vaginal erleben. Lediglich einige wenige sahen einen Unterschied zwischen klitoralem und vaginalem Orgasmus. „Für mich fühlt sich ein klitoraler Orgasmus zwar kurzfristig heftiger an, aber irgendwie auch oberflächlicher“, berichtet Sandra (41). „Beim vaginalen Orgasmus habe ich das Gefühl, dass er mehr von innen heraus kommt.“ Und Susanne (44) meint: „Ich empfinde einen vaginalen Orgasmus als intimer und befriedigender.“ Eine andere Erfahrung hat Melanie (45) gemacht: „So richtig ausgepowert bin erst nach einem klitoralen Orgasmus, ich empfinde ihn meistens viel stärker als einen vaginalen Orgasmus.“

Die entscheidenden 11 Zentimeter beim Orgasmus

Für Conny stellt sich die Frage nach vaginalem oder klitoralem Orgasmus gar nicht: „Jeder Orgasmus ist irgendwie anders. Mal stärker, mal schwächer, mal total befriedigend, mal macht er Lust auf mehr. Manchmal berührt mich ein Orgasmus auch seelisch sehr tief, ein anderes Mal konzentriere ich mich auf das reine körperliche Vergnügen. Eine Unterscheidung in vaginale und klitorale Orgasmen halte ich da gar nicht für sinnvoll.“ Tatsächlich sprechen neue Erkenntnisse der medizinischen Forschung dafür, dass auch ein als „vaginal“ empfundener Orgasmus in Wirklichkeit von der Klitoris herkommt. Untersuchungen zufolge ist sie nämlich deutlich größer, als man bisher angenommen hat: Rund 11 Zentimeter misst die Klitoris, und ihre Nervenenden reichen damit bis in die Vagina und Schenkel hinein. Es ist also bei weitem nicht nur die kleine, äußerlich sichtbare Klitorisspitze, die für schöne Gefühle beim Orgasmus sorgt. Da die Vagina selbst kaum Nerven besitzt, sind es vermutlich eher die Ausläufer der Klitoris, die für den Eindruck sorgen, einen vaginalen Orgasmus erlebt zu haben.

Bei Männer bekannter – aber auch bei Frauen möglich: der anale Orgasmus

Ein weiteres noch relativ unerforschtes Phänomen neben dem klitoralen und vaginalen Orgasmus ist der anale Orgasmus, den jedoch nur sehr wenige Frauen kennen. Was bei manchen Männern durch die Stimulation der Prostata zum analen Orgasmus führen kann, ist offenbar auch bei Frauen in ähnlicher Form möglich. Immerhin ist der Bereich rund um den Anus sehr empfindlich und empfänglich für Reize. Durchaus denkbar, dass durch die Stimulation des Anus benachbarte Nervenenden der Klitoris mitstimuliert werden und es dadurch zum analen Orgasmus kommt – zum Beispiel dann, wenn die Klitoris sehr weit in die Vagina hineinreicht.

Kann frau auch ohne direkte Stimulation zum Orgasmus kommen?

Manche Frauen haben es schon erlebt, dass sie zum Orgasmus kommen können, wenn nur ihre Brüste stimuliert werden. Andere werden hin und wieder im Schlaf von einem Orgasmus überrascht. Es ist also tatsächlich möglich, dass ein Orgasmus auch ohne direkte Stimulation der Klitoris geschieht. Und angeblich soll der Mensch sogar durch Gähnen zum Orgasmus kommen können – dies behauptet jedenfalls der Neurowissenschaftler und Psychologe Robert R. Provine in seinem neuen Buch „Ein seltsames Wesen – Warum wir gähnen, rülpsen, niesen und andere komische Dinge tun“ mit einem Augenzwinkern. Aber wie kann das alles sein? Hier kommt jetzt unsere größte erogene Zone ins Spiel: das Gehirn, insbesondere das Großhirn. Es spielt beim Orgasmus eine große Rolle und steuert auch die Erregung maßgeblich. Erst durch das äußerst komplexe Zusammenspiel zwischen Nervenzellen und Botenstoffen ist ein Orgasmus überhaupt möglich. So werden beim Orgasmus Botenstoffe wie Dopamin in großen Mengen ausgeschüttet, die unser Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren und uns in starke Euphorie – man könnte auch sagen: in einen Rausch – versetzen. Wie bei einem Süchtigen ist deshalb auch die Gier im Zustand der Erregung so groß: Sexuell erregt wollen wir nicht mehr aufhören, bis der Orgasmus die Befriedigung unseres unwiderstehlichen Verlangens bringt und sich Großhirn und Hypothalamus wieder beruhigen. Interessant sind übrigens die Unterschiede im weiblichen und männlichen Gehirn beim Orgasmus: Das als Amygdala bezeichnete Hirnareal wird bei Frauen während des Orgasmus vollständig ausgeschaltet, bei Männern nicht. Dieser Bereich ist für die Erkennung von Gefahren verantwortlich, ein Hinweis darauf, dass doch noch uralte Instinkte und eine steinzeitliche Rollenverteilung im Gehirn verankert sind.

Der weibliche Orgasmus: so individuell wie jede Frau – ob vaginal oder klitoral!

Ob, auf welche Weise und wie oft eine Frau einen Orgasmus bekommt, ist also offensichtlich eine ganz persönliche Angelegenheit. Für viele Frauen ist der Orgasmus noch nicht einmal besonders wichtig: Sie können auch ohne ihn den Sex, Leidenschaft und Zärtlichkeit mit ihrem Partner genießen. Und da jede Frau auch anders gebaut ist, sind Unterscheidungen, ob man einen Orgasmus vaginal oder klitoral erlebt, vielleicht manchmal hilfreich – im Prinzip aber ganz unerheblich für das eigene Empfinden und die eigene Zufriedenheit. Und niemand muss gar einen analen Orgasmus erleben können, um ein erfülltes Sexualleben zu führen. Auch hier spielen Herz und Hirn wieder eine viel wichtigere Rolle: Fühle ich mich mit meinem Partner (oder mit mir selbst) wohl, bin ich in der richtigen Stimmung, kann ich loslassen und muss mich in diesem Moment um nichts sorgen? Dann sind dies die besten Voraussetzungen für ein erfülltes Liebesspiel. Mit oder ohne Orgasmus.

 


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