Die Nacht der Gefühle: Orgasmus im Schlaf

Ein Orgasmus im Schlaf? Na, immer doch!

Dass pubertierende Jungs öfter mal von feuchten Träumen überrascht werden und die Schlafanzughose Flecken bekommt, ist bekannt. Aber dass es auch einen weiblichen Orgasmus im Schlaf geben soll, halten viele für ein Gerücht. Tatsache ist: Ungefähr jede dritte Frau kennt das Phänomen des nicht genitalen weiblichen Orgasmus. Wir gehen dem Mythos auf die Spur.

Augen zu und genießen

Eigentlich ist es schwer vorstellbar: einschlafen und ohne jegliche physische Stimulation, ohne Hand anzulegen, sich zu berühren und zu streicheln zum Orgasmus kommen? Wie soll denn das gehen? Gäbe es nicht zahlreiche Frauen, die genau dieses angenehme Happy End im Reich der Träume hin und wieder erleben, wäre das Thema Orgasmus im Schlaf wahrscheinlich längst vom Tisch. So aber stellt sich eher die Frage: Lässt sich dieser Orgasmus vielleicht sogar begünstige oder willentlich steuern? Dazu ist es hilfreich, einmal zu untersuchen, was dabei eigentlich genau passiert.

Jede dritte Frau kennt es …

Der Orgasmus im Schlaf ist eindeutig ein Erlebnis, das vor allem gestandene Frauen kennen. Mit 45 Jahren ist jede dritte Frau schon einmal in den Genuss gekommen. Bis sie 45 Jahre alt sind, erleben über 35 Prozent aller Frauen regelmäßig einen Orgasmus im Schlaf; bei den 20- bis 30-Jährigen sind es noch deutlich weniger. Dass es sich bei den angenehmen Gefühlen tatsächlich um einen Orgasmus handelt, lässt sich übrigens nicht nur anhand von Erfahrungsberichten belegen, sondern konnte auch klinisch mit MRT Scans nachgewiesen werden.

Forscher fanden heraus, dass beim „Orgasmus im Kopf“ dieselben Gehirnareale stimuliert werden wie bei einem Orgasmus, der durch direkte Stimulation der Klitoris entsteht. So wird das gesamte Areal der Klitoris im REM-Schlaf verstärkt durchblutet. Wissenschaftler vermuten, dass diese Durchblutung zu einer sexuellen Erregung führen kann, die vom Gehirn registriert wird. Daraus ergeben sich dieselben Reaktionen wie beim Sex im Wachzustand: Der Blutdruck steigt an, der Puls geht schneller.

Das Gehirn – unsere wichtigste erogene Zone

In dieser Situation wird insbesondere der sogenannte sensorische Kortex im Gehirn aktiviert. Das ist der Teil unseres Gehirns, der auf Berührungen anspricht. Interessanterweise funktioniert das auch im Schlaf, wenn gar keine physische Stimulation stattfindet. So genügt es bereits, dass die Frau an die Berührung ihrer erogenen Zonen, also z. B. der Klitoris denkt. Es ist also tatsächlich möglich, sich zum Orgasmus zu denken!

Bei allen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch einen neurologischen Unterschied zwischen dem genitalen und dem nicht genitalen Orgasmus. Beim Orgasmus im Schlaf wird zum sensorischen Kortex auch der präfrontale Kortex viel stärker angesprochen. Dieses Gehirnareal ist zuständig für die Kontrolle von Emotionen und Verhalten, für Planung, aber auch Voraussicht. Der präfrontale Kortex scheint wissenschaftlichen Einschätzungen zufolge hauptverantwortlich dafür zu sein, dass ein Orgasmus ohne körperliche Stimulation überhaupt möglich ist.

„Orgasmen im Schlaf sind extrem intensiv“

„Interessant, einmal eine medizinische Erklärung für den Orgasmus im Schlaf zu hören“, meint Judith (47). „Für mich klingt das sehr logisch. Ich habe hin und wieder auch einen Orgasmus im Schlaf und befinde mich dabei immer in einem merkwürdigen Zustand zwischen Träumen und Wachsein. In dieser Phase spüre ich sexuelle Erregung und lenke dann auch alle meine Gedanken und Handlungen im Traum dahin, einen Orgasmus zu bekommen. Das heißt, ich kann bis zu einem gewissen Punkt die Führung in meinem eigenen Traum übernehmen und diesen bis zum Orgasmus steuern. Das klappt nicht immer, aber ich habe es mittlerweile ziemlich gut im Griff.

Den Orgasmus selbst erlebe ich dann fast meist als äußerst intensiv. Er ist einem „realen“ Orgasmus sehr ähnlich, aber völlig frei von rationalen Gedanken oder Ablenkungen. Man kann sich dabei so richtig fallen lassen. Ich finde das sehr faszinierend.“ Was Judith beschreibt, kennen Wissenschaftler als „luzide Träume“, auch Klarträume genannt. Dabei gelingt es der Träumenden, ihren Traum zu lenken, sich der Situation des Träumens bewusst zu werden und die Traumhandlung in einem erotischen Traum bis zum Orgasmus zu steuern. Etwa, indem sie sich vor Augen führt, dass ihre Klitoris gerade intensiv stimuliert wird.

Wie lässt sich der Orgasmus im Schlaf begünstigen?

Einen Orgasmus ganz einfach im Schlaf bekommen – wann immer frau will? Leider ist das nicht ganz so leicht, und der nächtliche Orgasmus bleib doch für die meisten mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Untersuchungen haben aber ergeben, dass es gewisse Faktoren gibt, die einen nicht genitalen Orgasmus begünstigen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn eine Frau längere Zeit keinen Orgasmus hatte.

Auch wer sehr müde ins Bett geht, hat eine höhere Chance auf einen erregenden Traum. Aber auch am Ende einer sehr langen Schlafphase ist es möglich, dass ein entspannendes Happy End der folgt. Auch prickelnde sexuelle Gedanken beim Einschlafen können das Unterbewusstsein in den Erotikmodus versetzen. Manche Frauen haben es auch schon einmal erlebt, dass sie realen Sex hatten, dabei aber nicht zum Orgasmus kamen und sich der Körper dann im Schlaf den ausgebliebenen Höhepunkt „holte“.

Orgasmus im Schlaf

Ein Orgasmus im Schlaf ist ein besonderes Erlebnis. Vielleicht können Sie ja künftig noch häufiger dieses aufregende Gefühl erleben – oder sich durch gezielte Vorbereitung Ihr erstes Mal bescheren. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall prickelnde Träume!

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