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Sexualhormone – Wie Östrogen und Progesteron unsere Lust auf Sex beeinflussen

Hormone beeinflussen auf faszinierende Weise unsere sexuelle Lust. Erotik und Chemie sind untrennbar miteinander verknüpft. Klingt merkwürdig? Ist aber so! Vor allem die Sexualhormone sind echte Stimmungskanonen.

Hormone machen Lust auf Sex und beeinflussen unsere Laune. Ist etwas mit unserem Hormonhaushalt nicht in Ordnung, leidet unser körperliches und seelisches Wohlbefinden darunter. Auch unsere Lust bleibt davon nicht unberührt. Aber was sind Hormone überhaupt? Wie funktionieren Sexualhormone und wie beeinflussen sie tatsächlich unser Gefühlsleben?

Hormone: jede Menge Biochemie

Hormone sind biochemische Botenstoffe, die in Regionen des Gehirns und in speziellen Zellen einiger Organe und Drüsen produziert werden. Von dort aus machen sie sich über den Blutkreislauf auf den Weg zu ihren Zielorganen. Ob ein Organ auf die Signale eines Botenstoffs reagiert und in welcher Form das geschieht, darauf ist unser Organismus vorprogrammiert. Ein beschleunigter Puls oder eine erhöhte Atemfrequenz sind für uns physisch spürbare Anzeichen, dass Hormone am Werk sind. Viele Reaktionen, die in dem komplizierten Zusammenspiel dieser Botenstoffe und den Organen stattfinden, entziehen sich jedoch unserer bewussten Wahrnehmung.

Ein sorgfältig gemixter Cocktail: die Sexualhormone

Am bekanntesten sind die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron sowie das männliche Testosteron. Östrogen ist jedoch kein Einzelgänger. Über 30 unterschiedliche Botenstoffe vereinen sich unter dieser Bezeichnung des Sexualhormons. Und Östrogene regeln weitaus mehr als nur die Intensität der weiblichen Lust. Sie beeinflussen die Entwicklung der Geschlechtsorgane und regulieren den Zyklus. Progesteron ist das „Schwangerschaftshormon“. Seine primäre Aufgabe ist es, die Gebärmutterschleimhaut auf das Einnisten einer befruchteten Eizelle vorzubereiten und eine Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.
Beim Mann sorgt das Sexualhormon Testosteron für die Reifung der Spermien und ist verantwortlich für die Entwicklung der männlichen Genitalien. Es beeinflusst die Potenz und steuert die Libido. Bei Männern gilt: Je höher der Testosteronspiegel, desto größer das sexuelle Verlangen und umso besser die Zeugungsfähigkeit. Tatsächlich produzieren der männliche wie auch der weibliche Organismus die Sexualhormone Testosteron und Östrogen, je nach Geschlecht nur in unterschiedlich hohen Konzentrationen. Dass die weibliche Libido von ihrem Testosteronspiegel abhängt, ist allerdings ein Irrglaube. Experten der Monash Medical School (USA) widerlegten diese Annahme durch eine Studie mit 1021 weiblichen Probanden. „Wir fanden keinerlei Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen niedrigen Werten im Sexualprofil und einer geringen Konzentration des Testosterons“, so Susan Davis, Leiterin der Studie, die die Abhängigkeit der weiblichen Lust vom Testosteronhaushalt der Frau untersuchte.

Kleinhirn an Großhirn – Woody Allen über Sexualhormone

„Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“: In diesem satirischen Episodenfilm betrieb Woody Allen Anfang der 70er Jahre auf äußerst komische Weise Aufklärung über die Wirkung von Sexualhormonen. Im Teil über die Ejakulation erlebt der Zuschauer aus Sicht der beteiligten Organe und Botenstoffe, was geschieht, wenn ein Mann sexuell erregt ist. Tatsächlich verhält es sich in Wirklichkeit ähnlich, fast so wie es das Drehbuch vorsah – mit Hormonen in den Hauptrollen. Externe Reize, aufgenommen durch Augen, Ohren, Mund, Nase und Haut kurbeln die Produktion unserer Sexualhormone an, wenn wir auf eine Person treffen, die wir anziehend finden. Alle Mechanismen, die uns Lust und Begehren signalisieren, werden dann in Gang gesetzt.

Echte Charakterdarsteller: die unterschiedlichen Sexualhormone

Eine weitere Sparte von Sexualhormonen oder eher “sexuellen Lockstoffen” sind Pheromone [1], so genannte „Austauschhormone“.  Sie dringen durch die Poren der Haut an die Oberfläche unseres Körpers. Von dort aus verbreiten sie sich und sind Bestandteil des individuellen Geruchs eines Menschen. Er entscheidet darüber, ob wir uns riechen mögen oder eher nicht. Wenn uns der Duft des anderen begehrenswert erscheint, ist dies ein Auslöser für sexuelles Verlangen.
Ist es geschehen und man hat sich verliebt, kommen die Botenstoffe Adrenalin und Cortisol zum Zug. Unser Herz beginnt zu rasen. Wir bekommen feuchte Hände und ein flaues Gefühl im Magen, wenn wir nur an die geliebte Person denken. Besonders in Momenten, in denen man Sehnsucht verspürt, weil er oder sie nicht in unmittelbarer Nähe ist, kommt es zu diesen Hormonschüben.
Trifft man sich dann endlich wieder, dürfen wir uns auf die Ausschüttung von Dopamin freuen. Während die Produktion von Adrenalin und Cortisol eher eine Reaktion auf das negatives Gefühl der Sehnsucht sind, ist Dopamin eine pure, körpereigene Lust- und Glücksdroge. Dadurch entsteht das für frisch Verliebte typische Wechselbad der Gefühle. Die berauschende Wirkung von Dopamin nutzt sich leider aber ab, je länger man mit einer Person zusammenlebt. Daraus resultiert, dass man auf kurz oder lang dazu neigt, sich in Affären und bei einem Seitensprung [2] diesen besonderen Glücksrausch wieder zu ermöglichen.
Funktioniert eine Langzeitbeziehung ohne Ausrutscher, ist sicher Oxytocin mit im Spiel. Es wird ausgeschüttet, wenn man sich besonders geborgen fühlt, miteinander kuschelt, sich streichelt und die Vertrautheit des Partners genießt. Deswegen wird Oxytocin auch oft als Kuschelhormon oder Bindungshormon bezeichnet. Bei Frauen wird Oxytocin vermehrt produziert. Deswegen legen sie auch meistens größeren Wert auf Zärtlichkeiten als Männer. Allerdings relativiert eine britische Studie jetzt diesen Zusammenhang: In einer Umfrage unter Paaren und Singles stellte sich heraus, dass die britischen Männer mehr Wert auf Kuscheln legten als die Frauen. Zumindest, was die Nähe und den Körperkontakt beim Schlafen nachts betrifft.

Sexualhormone – der Turbo auf dem Weg zum Höhepunkt?

Hormone sind verantwortlich dafür, dass unsere sexuelle Lust und unser Begehren angekurbelt werden. Was passiert aber, wenn wir dann wirklich Sex miteinander haben? Unser Hormonkraftwerk beginnt dann auf Höchsttouren zu laufen; Glücks- und Sexualhormone werden im Übermaß produziert. Beim Mann kommt das Hormon Vasopressin hinzu, das die Testosteronwirkung auf seine Libido noch um ein Vielfaches verstärkt. Oxytocin tut das Gleiche bei der Frau. Adrenalin putscht uns auf und spornt uns zu Höchstleistungen an. Je näher wir dem Höhepunkt kommen, umso mehr sind wir von der Wirkung des Dopamins erfüllt. Der sexuelle Höhepunkt an sich bleibt allerdings ein Mysterium. Wissenschaftlich ist noch nicht bis ins Detail erforscht, was in diesem Moment in unserem Gehirn abläuft.

Können Hormone auch für sexuelle Unlust verantwortlich sein?

Auch wenn es den Eindruck vermittelt: Nicht nur die Sexualhormone sind verantwortlich für Lust oder Unlust. Seelische Probleme, Stress, Krankheiten, ungesunde Lebensweise und mangelnde körperliche Fitness können ebenso Lustkiller sein wie Störungen im Hormonhaushalt. Mit steigendem Alter nimmt der Spiegel unserer Sexualhormone außerdem ab. Für Frauen bedeuten besonders die Wechseljahre eine große Umstellung. Wenn die Beschwerden zu stark werden, kann man diesen zwar mit Hormonpräparaten entgegenwirken; dies ist aber medizinisch umstritten, da es gesundheitliche Risiken birgt. Ärzte raten alternativ, Hormonschwankungen zu kompensieren, indem man sein körperliches und seelisches Wohlbefinden steigert. Das heißt konkret: Eine gesunde Ernährung, Sport und Erholung tun nicht nur Körper und  Seele gut, sondern tragen auch dazu bei, unsere Libido in Schwung zu halten und mit einem Rückgang des Hormonspiegels, auch dem der Sexualhormone, besser fertig zu werden.

Hormonpräparate: Ist die Pille ein Lustkiller?

Die Antibabypille ist ein Hormonpräparat. Durch die Abgabe von künstlichen Sexualhormonen Östrogen und Gestagen wird dem weiblichen Körper eine Schwangerschaft vorgegaukelt. Von Fall zu Fall kann es sein, dass dabei auch typische Schwangerschaftssymptome auftreten wie Übelkeit, Gewichtszunahme und eventuell auch sexuelle Lustlosigkeit. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Pille unerwünschte Nebenwirkungen verursacht, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Gynäkologen darüber. Die Zusammensetzung der Präparate kann sehr unterschiedlich sein. Und bestimmt gibt es für Sie eine verträglichere Alternative.

Vieles hängt von Hormonen ab – aber längst nicht alles!

Sind wir nicht viel mehr als hormongesteuerte Wesen? Ein Opfer der chemischen Abläufe in unserem Körper? Haben wir gar nichts mitzureden bei Sexualität und Partnerwahl? Aber sicher. Hormone und insbesondere Sexualhormone sind nur ein Teil des Ganzen. Sie sind für viele körperliche Prozesse verantwortlich, beeinflussen auch unsere Befindlichkeiten – aber natürlich spielen unsere Wünsche und Erfahrungen eine entscheidende Rolle in der Frage, wer unser Partner wird und ob die Beziehung glücklich bleibt. Wenn Sie sich bewusst dafür entscheiden, sich nicht zu viel ungesundem Stress auszusetzen, eine positive Lebenseinstellung haben und den Augenblick genießen können – dann sind das beste Voraussetzungen dafür, dass Ihr Körper auch genügend lustbringende Botenstoffe ausschüttet.