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Warum Liebe und Besitzansprüche nicht zusammengehören

Literaturkritikerin Elke Heidenreich hält nichts von Besitzansprüchen in der Liebe. “Ich will nicht besitzen, ich will nicht besessen werden”, sagt die 67-Jährige. “Liebe geht nur großzügig, sonst scheitert sie.”

Da bin ich ganz bei ihr. Denn: Kein Mensch gehört einem anderen. Besitzansprüche sind der Tod jeglicher Liebe und Harmonie. Warum das so ist, damit möchte ich mich heute für Sie beschäftigen.

Was sind Besitzansprüche?

Hinter Besitzansprüchen steckt schlicht und einfach Eifersucht. Eifersüchtige Menschen sind von der Angst beseelt, dass der Partner jemand anderem mehr Aufmerksamkeit widmet als ihnen, das muss nicht auf Personen beschränkt sein, es kann sich dabei sogar um Haustiere oder Hobbys handeln. Sie wollen ihren Partner ständig und lückenlos kontrollieren und sehen ihn nicht als gleichberechtigt an. Grund dafür sind meist starke Selbstzweifel. Krankhafte Eifersucht zeugt von der panischen Angst, die Liebe des Partners zu verlieren und ist beileibe kein Liebesbeweis. Besitzdenken und Besitzansprüche sind Beziehungskiller par excellence.

Solche Menschen sind besitzergreifend und werden zu den reinsten Klammeräffchen. Es herrscht die Angst vor, dass das Vertrauen und die Liebe, die sie ihrem Partner schenken früher oder später missbraucht werden. Aber: Kontrolle schützt nicht davor, dass der Partner das Weite sucht. Ganz im Gegenteil, es kann ihn sogar zur Flucht treiben.

Eifersucht und Untreue [1] gehören zu den häufigsten Scheidungs- oder Trennungsgründen. Laut Umfragen haben 44,3 % Männer und 31,7 % der Frauen aus Eifersucht eine Beziehung beendet. Ein weiterer Trennungsgrund besteht in unterschiedlichen Bedürfnissen nach Nähe und Freiraum. (26 %). Wir haben uns für unseren Partner entschieden und wollen ja eigentlich für ihn da sein. Gleichzeitig möchten wir ihn ganz für uns alleine haben.

Wo liegen die Gefahren, wenn man zu besitzergreifend ist?

Ab einem gewissen Maß verspüren wir fast alle ein bisschen Eifersucht. Das ist auch vollkommen normal und – sofern es nicht zuviel wird – schadet es auch unseren zwischenmenschlichen Beziehungen nicht, zeigt es doch mitunter auch, dass wir einen Menschen eben sehr mögen. Sehr eifersüchtige Menschen hingegen sehen ihren Partner als Privatbesitz und nicht als gleichberechtigten Partner mit eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen. Sie wollen zwar mit ihm zusammenleben, aber auch über ihn bestimmen. Ohne ihn fühlen sie sich nicht geliebt. Sie setzen dem Partner ganz klare, und vor allem enge Grenzen und werden sehr schnell eifersüchtig wenn er sich mit anderen gut versteht. Dahinter steht vor allem Verlustangst.

So darf der Partner vielleicht nicht alleine weggehen, keinen Beruf oder ein bestimmtes Hobby ausüben oder soll sich sogar von bestimmten Bekannten und Freunden zurückziehen. Für den eifersüchtigen Menschen ist das reiner Selbstschutz. Für den Partner fühlt sich das auf Dauer eher nach Gefängnis an.

Umdenken ist angesagt: So lernen Sie “Freiheit”

Was kann man also als Betroffener, der mit Besitzdenken und Verlustängsten lebt, tun? Zunächst sollte man sich über die eigenen Stärken klar werden und ein gutes Selbstwertgefühl [2] entwickeln. Wer seine Verlustängste verringern und nicht so stark empfänglich für Eifersucht sein will, muss lernen, an seinen eigenen Wert zu glauben. So fühlt man sich wesentlich sicherer und kann Kompromisse eingehen, ohne sich untergebuttert zu fühlen. Wichtig ist zu lernen, sich von der Meinung anderer unabhängig zu machen und seinen Wert nicht danach zu bemessen, wie beliebt man bei anderen ist.

Tipps, um Eifersucht zu kontrollieren und selbstbewusster aufzutreten

Durch die Unsicherheit bedingt, muss der Eifersüchtige ständig Bestätigung von außen erfahren. Ziel es ist also, zukünftig selbst für die eigene Zufriedenheit zu sorgen, denn das tut gleichzeitig der Beziehung gut.

  • Dem Partner etwas mehr Luft lassen.
  • Nicht nach Aufmerksamkeit verlangen, wenn der Partner sich mit anderen Dingen, Hobbys oder Freunden beschäftigt.
  • Mehr mit Freunden unternehmen, ohne den Partner.
  • Das Leben wieder mehr nach den eigenen Vorstellungen gestalten.
  • Nicht durch Kleinigkeiten aus der Fassung bringen lassen.
  • Mehr Ruhe, Lebensfreude und Selbstvertrauen erringen.
  • Es ist wichtig, unabhängig vom Partner eigene Kontakte und Aufgaben zu haben.

Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie nicht wieder in alte Verhaltensweisen verfallen. Beobachten Sie sich also aufmerksam selbst oder fragen Sie Ihren  Partner, wenn Sie sich selbst nicht gut einschätzen können.

 

Wie sieht es mit Besitzansprüchen im Rahmen einer Affäre aus?

Liebe und Besitz sind zweierlei. Egal ob Beziehung oder Affäre, die Frage ist, ob wir zum Beispiel überhaupt einen Anspruch auf körperliche Treue haben? Das scheint für viele indiskutabel zu sein. Der Geschlechtsverkehr, der Körper des anderen, alles mein. Aber fremdgehen ist nicht zwangsläufig ein Beweis für mangelnde Liebe!

Optimal, wenn bei einer Affäre [3] beide die gleichen Ansichten haben. Manch ein Affärenpartner möchte jedoch wie in einer Beziehung monogam leben. Zweigleisigkeit ist nicht erwünscht, man möchte auch im Rahmen einer Affäre den Einzelstatus. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, im Gegenteil: Beschränkt man sich auch hier auf einen Affärenpartner, bekommt man die Möglichkeit, den anderen in seinem Wesen besser kennen zu lernen und sich vor allem sexuell aufeinander einzuspielen. Einen Risikopunkt gibt es jedoch: Je länger die Affäre dann andauert, desto mehr könnte ein Affärenteil vielleicht annehmen, dass tiefere Gefühle im Spiel sind. Irgendwann wird dann unter Umständen die Pistole auf die Brust gesetzt und gefragt, ob nun eine Beziehung gewollt ist oder nicht. Dies ist vor allem der Fall, wenn beide oder einer sich nicht parallel dazu in einer festen Beziehung befinden. Sind beide vergeben, stellt sich diese Problematik bei vorab geklärten Fronten meist nicht.

Wer seine erotischen Wünsche und Phantasien außerhalb der Partnerschaft ausleben möchte, kann auch über eine offene Beziehung [4] nachdenken. Erotik und Liebe sind hier klar voneinander getrennt. Wichtig und hilfreich sind allerdings klare Abmachungen und Regeln, an die sich auch beide halten sollten. Ehrlichkeit und Offenheit sind Grundvoraussetzungen für diese Beziehungsform. Stark eifersüchtige Menschen werden damit aber weniger klarkommen.

Ob Affäre oder Beziehung: Eine erfüllende Partnerschaft funktioniert nur ohne zu viel Eifersucht und Besitzansprüche. Erst dann können wir sie auch genießen.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)