- LOVEPOINT.de Magazin - https://www.lovepoint.de/magazin -

Rasiert oder nicht? Vorlieben und Trends bei der Intimrasur

„Rasiert im Intimbreich? Eine saubere und auch erotische Sache!“, sagen die einen. Für andere hingegen ist der Körper des Partners am schönsten so, wie ihn die Natur schuf – mit unberührter Intimbehaarung. Wir gehen dem „haarigen“ Thema mit einem Exkurs in die Kulturgeschichte auf den Grund und haben Frauen und Männer nach ihrer Meinung gefragt.

„Wo Haare sind, da ist auch Freude!“ Der alte Friseurspruch gilt heute nur noch eingeschränkt, denn zumindest im Intimbereich ist die Rasur auf dem Vormarsch, und zwar sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Gerade in der jüngeren Altersgruppe bis Mitte 20 rasiert sich die große Mehrheit mittlerweile die Schamhaare oder stutzt sie zumindest beträchtlich. Aber auch reifere Semester greifen immer öfter zum Rasierer, Epilierer oder Wachs. Aber woher kommt der Rasiertrend? Seit wann rasieren sich Menschen überhaupt? Und warum? Wir haben für Sie ein paar interessante Zahlen und Fakten zur Intimrasur zusammengetragen.

Die Geschichte der Intimrasur – viel mehr als nur ein erotischer Trend

Es gab schon immer Zeiten, in denen Schambehaarung angesagt war, und Epochen, in denen sich die Menschen verstärkt auch im Intimbereich rasierten. Wie so oft waren die alten Ägypter auch hier Trendsetter. Bei ihnen galt ein komplett unbehaarter Körper – von Kopf bis Fuß! – besonders bei Frauen als absolutes Schönheitsideal. Das rasierte Kopfhaar wurde dann durch kunstvolle Perücken ersetzt; der Rest blieb kahl. Dabei spielte übrigens nicht nur Ästhetik eine Rolle, auch hygienische Gesichtspunkte waren für diese Entwicklung bedeutend. So konnten sich Parasiten schwerer festsetzen, wenn dre Körper rasiert war, und die Ausbreitung von Krankheiten wurde eingedämmt. Auch die alten Griechen und Römer gelten als Vorreiter in Sachen Körperenthaarung: Es wurde epiliert, gezupft und rasiert, was das Zeug hält. Auch Bienenwachs kam dabei zum Einsatz, eine Methode, die heute noch praktiziert wird, um sich mit einem Ruck vieler Härchen zu entledigen. Weniger gesund: die Enthaarung mit Hilfe von Kalklauge oder gar arsenhaltigen Cremes, die damals ebenfalls durchgeführt wurde und schwerwiegende Folgen für die Gesundheit hatte.

Ist die Rasur im Intimbereich nur eine Sache des persönlichen Geschmacks?

Im Prinzip ja – aber auch religiöse Traditionen können, zum Beispiel im Islam, Gründe für die Körperenthaarung sein. Etwa die Rasur der Achselhaare, das Schneiden von Finger- und Fußnägeln oder auch die Beschneidung zählen zu den islamischen Reinlichkeitsregeln.

Im mittelalterlichen Europa hatte die Entfernung der Schambehaarung hingegen sehr düstere Gründe: So wurden im Rahmen der Hexenjagd „verdächtige“ Frauen komplett rasiert, um mögliche „Teufelsmale“ aufzuspüren. Anders dann Anfang des 18. Jahrhunderts: Hier setzte Frankreich auch in Sachen Schambehaarung die modischen Trends in Europa. So wurde am Hof des französischen Kaisers Ludwig XV epiliert, gewachst und rasiert. Etwa 150 Jahre später, im viktorianischen Zeitalter, war die Enthaarung in England besonders in. Auch während des Ersten und Zweiten Weltkrieges griffen die Menschen wieder häufiger zum Rasierer. So sollte die Intimrasur vor allem bei Soldaten dafür sorgen, dass sich Läuse und anderes Ungeziefer nicht im Schamhaar festsetzen konnten.

Während in der Hippiebewegung in den 60er und 70er Jahren Natürlichkeit und damit auch üppige Schambehaarung noch einmal einen Aufschwung erlebten, ist in unseren Breitengraden in den letzten Jahren wieder ein stetig wachsender Trend zur Intimrasur zu beobachten. Die freizügigere Darstellung von Nacktheit in den Medien, die liberalere Sexualmoral und ein generell offenerer Umgang mit Sexualität haben dazu sicher auch beigetragen, dass viele Frauen und Männer sich im Intimbereich rasieren.

Rasiert oder nicht? Das ist hier die Frage!

„Ich rasiere mir schon seit langem den Schambereich“, erzählt Adriana (36). „Intimrasur ist einfach eine tolle Sache. Es geht schnell, ist ästhetisch, und ich liebe dieses glatte Hautgefühl, wenn ich frisch rasiert bin. Es hat auch bisher noch keinen meiner Partner gestört, auch wenn der eine oder andere signalisiert hat, dass es ruhig ein paar Härchen dort geben dürfte. Manchmal machen mich die Gespräche unter Männern im nahen Freundeskreis allerdings etwas nachdenklich. Kürzlich sagte einer, dass er eine komplett rasierte Vulva gar nicht mag. Dort ganz nackt zu sein, wäre „unfraulich“, denn Schambehaarung würde definitiv den Unterschied zwischen einem Mädchen und einer Frau ausmachen. Nun, meinem Lebensgefährten gefällt es, und das ist die Hauptsache.“

Übrigens: Eine Umfrage unter LOVEPOINT-Mitgliedern [1] hat ergeben, dass sich 72 Prozent der Frauen und 69 Prozent der Männer regelmäßig rasieren.

Vor allem beim Oralverkehr finden 61 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer eine rasierte Intimzone wichtig.

 

Ob der Anblick eines rasierten Intimbereichs an- oder abturnt, ist natürlich individuell verschieden. Manche lieben es, über ganz glatt rasierte Haut zu streicheln, andere mögen die weichen Härchen. Wie Brüste auch, kann Schambehaarung als Zeichen von Geschlechtsreife wahrgenommen werden und somit den Sexualtrieb wecken. Zudem halten sich Pheromone, körpereigene Duftstoffe, die den Partner sexuell erregen, im Schamhaar besser als auf nackter Haut.

Auch Philipp (38) mag es lieber behaart: „Ich selbst würde mich nie intim rasieren, und bei meiner Partnerin möchte ich das eigentlich auch nicht. Sex ist etwas Natürliches und hat bisweilen auch etwas sehr Animalisches. Meine Liebste möchte ich erleben, wie Gott sie geschaffen hat, und dazu gehört auch die Schambehaarung.“

Haare oder nicht – Hauptsache gepflegt!

Besonders in früheren Jahrhunderten und in Zeiten mit schwierigen hygienischen Voraussetzungen diente die Intimrasur zur Eindämmung von Krankheiten – obwohl andererseits Schambehaarung für den Intimbereich auch eine Schutzfunktion in Hinblick auf Hitze, Kälte und Schmutz erfüllt. Beides ist für uns jedoch heute weniger relevant. Wir haben genug wärmende Kleidung, und Körperhygiene wird allgemein mittlerweile so groß geschrieben, so dass der Hygieneaspekt bei der Intimrasur keine große Rolle mehr spielt.

„Ehrlich gesagt: Es ist mir vollkommen wurscht, wie meine Lady da unten aussieht, ich finde sie immer schön, egal ob sie rasiert ist oder nicht“, meint Michael (42). „Viel abturnender ist, wenn sich jemand untenrum nicht ordentlich pflegt. In unserer zivilisierten westlichen Welt besteht keine Wasserknappheit und Duschen gehört zu den alltäglichen Aufgaben eines körperbewussten Menschen. Da ist das Philosophieren über den Hygieneaspekt von Schambehaarung meiner Meinung nach fehl am Platz. Wenn man sich zu wenig pflegt, kann Schambehaarung nichts verdecken und glatt rasierte Haut auch nichts retten.“

Ein lustvoller Tipp: Rasierer und Rasierschaum – die etwas anderen Sextoys

Wenn man eine Intimrausur bei sich und auch beim Partner bevorzugt, kann man den Akt des Rasierens sogar als ein schönes Ritual in den gemeinsamen Alltag einbinden. „Meine Freundin und ich fahren total auf das glatte Hautgefühl ab, wenn wir beide rasiert sind. Jeder bei sich selbst, aber auch beim Partner. Schon das gegenseitige Rasieren kann als Vorspiel ein unwahrscheinlich aufregendes Erlebnis sein. Erst rasiere ich sie, und dann küsse ich ihr auf den blanken, zarten Venushügel. Das ist für mich Erotik pur. Überhaupt lieben wir es, uns oral zu verwöhnen. Das war auch mit ein Grund, warum wir uns irgendwann dazu entschieden haben, unsere Intimzonen zu rasieren“, plaudert Daniel (40) aus dem Nähkästchen.

Ob mit oder ohne Schambehaarung – erlaubt ist, was gefällt!

Trends hin oder her: Es ist Ihr Körper, und natürlich können Sie Ihren Intimbereich nach Lust und Laune rasieren oder eben auch nicht. Es gibt keine gesundheitlichen oder hygienischen Aspekte, die eindeutig für das eine oder andere sprechen würden. Ob Bikinizone, Irokese, Stoppelbehaarung, total oder gar nicht rasiert, Sexy und gut ist, was Ihnen gefällt. Und beruhigend ist es auch zu wissen: Gleiches gesellt sich gerne zu Gleichem. Was Ihnen in Sachen lustvoller Ästhetik wichtig ist, wird bestimmt auch Ihrem Partner oder Ihrer Affäre [2] gefallen.