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Ich fühle, was Du fühlst: Kann man Empathie lernen?

„Ich verstehe dich ja…“ Diese Phrase haben Sie bestimmt schon einmal gehört und dabei das Gefühl gehabt, überhaupt nicht verstanden, sondern im schlimmsten Fall damit zum Schweigen gebracht zu werden. Das ist KEINE Empathie. Doch was macht Empathie aus und wie kann man selbst empathischer werden?

Gerade bei Meinungsverschiedenheiten und Konflikten, aber auch in Momenten, bei dem es einem selbst nicht gut geht und einen Kummer und Sorgen plagen, erhofft sich doch der eine oder andere, dass der Partner einfühlsamer wäre. Auch selbst wünscht man sich manchmal, den anderen einfach besser zu verstehen. Ich spreche hier von Empathie.

In den Schuhen des anderen gehen

Ein anderes Wort für Empathie ist Einfühlungsvermögen und bezeichnet die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, so dass er die Emotionen und Gedanken des anderen versteht und damit dessen Handeln besser begreift. Dabei geht es nicht darum, den anderen aus der eigenen Warte aus zu bewerten, sondern quasi in seine Schuhe zu treten und die Welt aus seinen Augen zu betrachten. Man nimmt sein Weltbild und seinen Erfahrungshorizont ein. Auch wenn es um solche Eigenschaften wie Geltungssucht oder Rechthaberei geht – man muss sie nicht gutheißen, kann sie aber verstehen.

Zur Empathie gehört außerdem dazu, die fremden Emotionen nachzuempfinden, worauf das Mittrauern und auch Hilfeimpulse beruhen, aber auch ein ansteckendes Lachen. Mitgefühl ist im Übrigen etwas anderes als Mitleid. Während beim Mitgefühl der andere immer noch auf gleicher Augenhöhe betrachtet wird, so erhebt man sich beim Mitleid gedanklich über den anderen und sieht ihn als klein und hilfsbedürftig an.

Spiegelneurone und Mikroexpressionen

1995 entdeckte der Wissenschaftler Giacomo Rizzolatti die Spiegelneuronen an Affen, später wurden sie auch für den Menschen bestätigt. Das Gehirn spiegelt im wahrsten Sinn des Wortes das, was der Sehnerv beim anderen wahrnimmt und ruft dieselben Aktivitäten im Gehirn hervor, als würde man die Handlung selbst ausüben. Auch beobachtete Emotionen werden so automatisch nachempfunden, wobei beobachten nicht immer bewusst passieren muss. Unser Auge nimmt selbst kleinste Mikroexpressionen wahr, das heißt minimalste Gefühlsregungen, die sich kaum sichtbar in Bruchteil einer Sekunde im Gesicht abzeichnen. Paul Ekman, der diese Gesichtsausdrücke entschlüsselt und codiert hatte, unterscheidet Empathie treffend: „Kognitive Empathie lässt uns erkennen, was ein anderer fühlt. Emotionale Empathie lässt uns fühlen, was der andere fühlt…“. Dies erklärt zumindest, warum jeder mehr oder weniger in der Lage ist, empathisch zu sein. Wer tiefer in diese Thematik einsteigen möchte, dem kann ich „Warum ich fühle, was du fühlst“ von Joachim Bauer empfehlen.

Wie man Empathie trainieren kann

Jeder ist von Natur aus bis zu einem gewissen Grad empathisch. Doch diese Fähigkeit lässt sich durch verschiedene Übungen ausbauen. Ein paar möchte ich Ihnen vorstellen. Grundsätzlich sollte man bei sich selbst anfangen. Wer sich selbst gut beobachten, seine Gedanken und Verhaltensweisen reflektieren und seine Emotionen erkennen kann, der ist in der Regel auch fähiger, sich in andere gut hineinversetzen zu können. Um seine Selbstwahrnehmung zu schärfen, habe ich bereits in dem Artikel „Den Sex mit allen Sinnen erleben [1]“ die Übungen zu den Sinneswahrnehmungen beschrieben. Andere Menschen einfach nur zu beobachten und dabei darauf zu achten, nicht zu werten, hilft außerdem die Empathie auszubauen.

Übung: So trainieren Sie Empathie

Um sich gedanklich in den anderen hineinzuversetzen, vor allem bei einem Konflikt, hilft folgende Übung: Legen Sie 3 Blätter Papier verteilt in einem Raum auf dem Boden. Wenn Sie wollen, benutzen Sie 3 verschiedene Farben. Das erste Blatt ist Ihre eigene Position, das zweite die der anderen und das dritte stellt eine unabhängige Person dar, die sich alles von außen betrachtet. Nun stellen Sie sich auf Ihre eigene Position. Was ist es, was Sie alles in dieser Situation wahrnehmen? Welche Gedanken und Gefühle haben Sie? Nachdem Sie sich dies im Klaren sind, gehen Sie aus der Position raus, nehmen vielleicht ein Schluck Wasser zu sich oder machen sonst irgendwie eine kurze Pause und stellen sich dann auf die Position des anderen. Wie fühlt sich der andere? Was denkt der andere? Vielleicht sind Sie überrascht, aber Sie werden sich in den anderen hineinversetzen können. Schließlich stellen Sie sich wieder nach einer kurzen Pause auf das dritte Blatt und betrachten nun die Situation wie ein Fremder. Wie wirkt der Konflikt auf Sie als „Fremder“? Was können Sie von außen sehen, was die beiden nicht wahrnehmen?

Partnerübung:

Auch mit Ihrem Partner können Sie gemeinsam Empathie-Übungen machen. Setzen Sie sich mit Ihrem Partner in einem Abstand von ca. 1 Meter gegenüber. Ihr Partner schließt die Augen und ruft in sich eine Emotion hervor. Sie beide reden nicht miteinander, sondern Sie beobachten einfach nur, ob Sie seine Emotion wahrnehmen können.

Konflikte erfolgreich meistern

Eine weitere Möglichkeit, einfühlsamer zu werden, ist aktives Zuhören. Erfragen Sie die Motive und Beweggründe des anderen und beobachten Sie, was seine Körpersprache dazu verrät. Für ein besseres Miteinander ist es darüber hinaus sinnvoll, nicht nur den anderen zu verstehen, sondern es ihm auch kundzutun, indem man ihn inhaltlich mit seinen eigenen Worten wiederholt. Gerade Konfliktsituationen können sich durch ein aufrichtiges Verstehen entlastend und sogar versöhnend auswirken. Es trägt dazu bei, dem anderen achtsam und wertschätzend zu begegnen und ein Miteinander, ein Wir-Gefühl, wächst. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, kann auch in Kursen lernen, Emotionen bewusst vom Gesicht abzulesen. Selbst kleinste Mikroexpressionen werden mit ein wenig Training sichtbar für Sie werden.

 


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