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Voyeurismus: Die Lust am Zusehen

Wenn wir an Voyeurismus denken, haben viele von uns aufregende Szenen vor Augen, die sie durch ein Schlüsselloch beobachten. Denn Voyeurismus ist oft im wahrsten Sinne des Wortes eine heimliche Leidenschaft.

Der etymologischen Bedeutung nach ist ein Voyeur ein „Seher“, denn das Wort wurde aus dem französischen „voir“ (=sehen) abgeleitet. Er verfügt dabei jedoch nicht über hellseherische Fähigkeiten, sondern wird durch einen visuellen Reiz sexuell stimuliert. Eng gefasst, setzt der Begriff „Voyeurismus“ eine Heimlichkeit voraus. Der Voyeur möchte aus einem Beobachtungsposten heraus nackte Menschen oder Menschen bei sexuellen Handlungen ohne deren Wissen beobachten. Im heutigen Sprachgebrauch meint Voyeurismus jedoch jegliche Art der Lust an der Beobachtung. Wir haben uns gefragt, woher die Lust am Zusehen eigentlich kommt, ob es Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt und wie die Lust durch das reine Zusehen befriedigt werden kann.

Voyeurismus – eine natürliche Lust

Sex spielt sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen vielmehr im Kopf ab als im Unterleib. Die Lust wird dabei maßgeblich durch visuelle Reize stimuliert. Laut einer kanadischen Studie sehen 70% der Männer und 40% der Frauen anderen gerne bei sexuellen Handlungen zu. Viele Wissenschaftler behaupten sogar, dass jeder Mensch eine Form des Voyeurismus in sich trägt, weil dieser in der Natur des Menschen verankert ist. Aus dem Reiz, andere zu beobachten, resultiert unser Lernverhalten. Voyeurismus hat also sogar eine evolutionswissenschaftliche Bedeutung.

Bei einigen Voyeuristen steht der Genuss und der Nervenkitzel im Vordergrund, den sie durch den Hauch von Heimlichkeit und der daraus resultierenden Gefahr erwischt zu werden bekommen.

Voyeurismus aus wissenschaftlicher Sicht

Hinter der Reaktion auf einen visuellen Reiz, wie er beim Voyeurismus erfolgt, stehen komplexe physische Prozesse. Dadurch erklärt sich auch, warum Männer durch erotische Bilder stärker stimuliert werden als Frauen. Visuelle Reize aktivieren bei Männern eine Hirnregion, die für das Verlangen nach Geschlechtsverkehr verantwortlich ist. Auch bei Frauen wird diese Hirnregion aktiviert – jedoch löst die daraus resultierende Erregung nicht sofort den Wunsch nach Sex aus. Verantwortlich für diese Unterschiede sind zwei Zentren des Gehirns: Der Hypothalamus und die Amygdala, welche bei Männern stärker stimuliert werden als bei Frauen, wenn sie erotische Reize verarbeiten.

Aus diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen heraus erklärt sich auch die sofortige Luststeigerung des Mannes, wenn er eine Frau nackt sieht oder seine Sexpartnerin dabei beobachtet, wie sie sich selbst befriedigt. Dieses Wissen können Paare gezielt nutzen, um den Voyeurismus zur Luststeigerung in ihr eigenes Liebesspiel mit einzubeziehen. In der Regel bedarf es großen Vertrauens, solch eine intime Handlung mit dem Partner zu teilen – Offenheit und Hingabe lohnen sich hier jedoch durchaus, denn oft empfindet auch die beobachtete Person große Lust dabei. Manchen fällt es jedoch leichter, ihren Voyeurismus im Rahmen eines sexuellen Abenteuers oder einer länger andauernden Affäre auszuleben.

Zwischen Gebüsch und Swinger-Club: Die Formen des Voyeurismus

Der heimliche Voyeurismus
EinVoyeur, der beispielsweise hinter einem Gebüsch steht und Paaren beim Sex zuschauen möchte, verkörpert die klassische Form des Voyeurismus. Ein heimlicher Voyeur sucht die Öffentlichkeit, in der er sich selbst aber versteckt hält. Erregend ist für ihn die Vorstellung, heimlich in die Intimsphäre eines anderen Menschen einzudringen und diesen beim Sex zu beobachten. Typische Orte sind für den heimlichen Voyeur FKK Strände, Umkleidekabinen oder sogar Fenster in Wohnhäusern. Dabei beflügeln ihn die sogenannten Schlüsselloch-Fantasien – die Neugierde, die ein Schlüsselloch auslöst, weil man wissen möchte, was sich dahinter verbirgt. Während Frauen etwas vorsichtiger sind, lassen sich 60 Prozent der Männer nicht von dem Risiko abschrecken, entdeckt zu werden. Eine voyeuristische Phantasie vieler Mänenr ist es, einer Frau heimlich dabei zuzusehen, wie sie sich selbst befriedigt.

Visuelle Erotik in Swinger-Clubs
Das Angebot eines Swinger-Clubs befriedigt die Lust, anderen beim Sex zuzusehen oder beim Sex entdeckt werden zu können. Oftmals gehen Paare gemeinsam hierhin, um sich entweder gegenseitig beim Sex mit einem anderen Partner zuzusehen oder aber gemeinsam andere Paare zu beobachten.

Digitaler Voyeurismus
Ein ganzer Industriezweig ist um Amateur-Filme und sogenannte „Hidden Cams“ entstanden, die aus der Perspektive des Voyeurs gedreht werden. Im Internet werden in Foren, sogenannten „Candid-Boards“, voyeuristische Bilder ausgetauscht und kommentiert. Aufnahmen vom Gesicht sind dabei für den Voyeuristen meist uninteressant.

 

Voyeurismus: Vom schmuddeligen Image zu einer erotischen Spielart für Genießer

Vorbei sind zum Glück die  Zeiten, in denen Voyeurismus noch als eine Art Perversion am Rande der Gesellschaft galt, die einer ärztlichen Behandlung bedurfte. Heute ist Voyeurismus eine erotische Spielart geworden, die – sofern sie keine Rechte anderer verletzt – den prickelnden Genuss der visuellen Reize in den Vordergrund stellt. Fakt ist: Beide Geschlechter schauen gerne. Was die rein neurologischen Prozesse betrifft, liegen Frauen zwar noch hinter den Männern, jedoch erfahren sie ebenfalls Lust am Zusehen.  Auch die Medien sind auf diesen Zug aufgesprungen. Voyeurismus als Mainstream: Die Branche der Erotikfilme bedient schon lange die Lust am Zusehen beim Sex und hat sich in den letzten Jahren immer mehr auf voyeuristische Vorlieben spezialisiert. Daneben wird auch im öffentlichen Raum, in U-Bahnhöfen, im Fernsehen und in Zeitschriften der Voyeurismus mittels erotischer Fotografien und Gemälde als Kunstform zelebriert.Und nicht zuletzt: Es gefällt vielen von uns, einen erotischen Körper anzusehen. Warum sollte man sich so schöne Anblicke auch entgehen lassen?