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Freibrief zum Fremdgehen: Wenn der Partner einen Seitensprung erlaubt

Affären oder Seitensprünge geschehen normalerweise heimlich. Manche Paare sprechen jedoch ganz offen darüber und gestehen sich auch erotische Abenteuer zu.

Fremdgehen: Wer es tut, tut es in aller Regel heimlich. Seitensprünge und Affären finden fast immer im Verborgenen statt – weil man seinen festen Partner nicht verletzen möchte, schwerwiegende Konsequenzen fürchtet oder dem Fremdgehen selbst keine so große Bedeutung beimisst. Trotzdem kennt fast jeder, der es schon einmal getan hat, auch die Gewissensbisse, die sexuelle Untreue mit sich bringt. Viele beichten hinterher dann doch, um ihr Gewissen zu entlasten, und verletzen den Partner damit enorm. Ein Ausweg aus diesem Dilemma kann es sein, wenn man sich bereits vorher mit dem Thema Fremdgehen in der Beziehung auseinandersetzt. So gibt es Paare, die ihre Beziehung beispielsweise geöffnet haben – und mit diesem toleranten Beziehungsmodell gut leben können.

Woher kommt überhaupt der Wunsch nach mehr Offenheit beim Seitensprung?

Wenn nicht für immer, dann wenigstens für ewig: Wenn sich zwei Menschen in einer Ehe oder Partnerschaft zusammentun, ist das meist mit einem – vor allem sexuell verstandenen – Treueversprechen verbunden. Das fällt in der ersten Verliebtheit ja auch nicht schwer. Zu diesem Zeitpunkt ist das gegenseitige Begehren noch so groß, dass keiner auch nur ansatzweise ans Fremdgehen [1] denkt – vor allem nicht daran, dass der Partner einen Seitensprung vielleicht sogar erlaubt. Mit der Dauer der Beziehung ändert sich das aber in vielen Fällen, und das ist auch ganz normal. Der Reiz des Neuen ist irgendwann weg, es kommen Alltagsbelastungen und Stress hinzu, aus Vertrautheit kann Routine werden, aus Sicherheit Langeweile. Manchmal hat der Partner keine oder nur noch sehr wenig Lust auf Sex. Man selbst hingegen hat vielleicht unerfüllte Sehnsüchte, vermisst erotische Erlebnisse, ist abenteuerlustig – all dies kann Anlass sein, mit dem Partner ein klärendes Gespräch zu führen und vielleicht die Beziehung zu öffnen. Zum Beispiel auch dann, wenn einer der Partner keine oder kaum sexuelle Erfahrungen mit anderen gesammelt hat. Das Gefühl, etwas verpasst zu haben, kennen viele. Oder die sexuellen Vorlieben haben sich im Laufe der Jahre auseinanderentwickelt und man sucht eine Möglichkeit, bestimmte Vorlieben trotzdem ausleben zu können. Hier gilt natürlich das Prinzip „Gleiches Recht für alle“. Wer dahintersteht, für den kann eine offenere Partnerschaft ganz neue Impulse geben. Sowohl für jeden Partner allein als auch für das gemeinsame Sexleben – zum Beispiel dann, wenn man in Swingerclubs oder bei einem Dreier gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen will.

Der Freibrief zum Fremdgehen: eine echte Chance?

„Erst mal bin ich aus allen Wolken gefallen, als meine Ehefrau nach 16 Jahren Ehe mit dem Vorschlag kam, dass wir unsere Beziehung öffnen sollten“, erzählt Martin (46). „Nachdem sich meine erste Aufregung gelegt hatte, habe ich mir ihre Argumente aber noch einmal durch den Kopf gehen lassen und musste feststellen: Sie hatte recht. Meine Lust auf Sex war tatsächlich kleiner geworden, und so bekam Arja immer öfters einen Korb von mir, wenn sie mit mir schlafen wollte. Sie fühlte sich nicht mehr begehrt und von mir abgewiesen. Sollte ich es ihr da wirklich verwehren, ihre Bedürfnisse auszuleben, nur weil mir selbst nicht mehr so danach war? Ansonsten war unsere Beziehung ja wirklich intakt. An eine Trennung dachte keiner von uns. Also ließ ich mich auf das Experiment ein und erlaubte ihr außerehelichen Sex. Allerdings unter ganz klaren Bedingungen, die wir gemeinsam aufstellten.“ Nach seiner anfänglichen Skepsis steht Martin hinter der Entscheidung. „Eifersucht war zunächst schon ein Thema für mich“, gesteht er. „Nach und nach merkte ich aber, wie Arja aufblühte und sich das auch positiv auf unsere Beziehung auswirkte. Wir sind beide daran gewachsen und letztendlich ist sogar meine Lust auf sie wieder gestiegen.“

Wenn es so läuft wie bei diesem Paar – kann man da überhaupt noch von Fremdgehen oder gar Betrug sprechen?
„Als ich hinter Peters Affäre kam, fühlte ich mich belogen und betrogen“, sagt Susanne (47). „Er versuchte mir jedoch zu erklären, wie es überhaupt dazu gekommen war. Kein einfaches Gespräch, aber in der Beschreibung seiner sexuellen Frustration erkannte ich mich selbst wieder. Der Sex mit ihm reizte mich einfach nicht mehr so wie früher. Nach weiteren intensiven Gesprächen haben wir dann gemeinsam entschieden, Sex als Exklusivbestandteil unserer Beziehung auszuklammern. Damit leben wir heute sehr gut, und da wir beide von dem Freibrief Gebrauch machen, mit Sicherheit auch sexuell befriedigter. Von Fremdgehen oder Betrügen würde ich jetzt nicht mehr sprechen – wir sind uns ja einig!“

Fremdgehen mit Erlaubnis – das sollte man beachten:

Die offene Beziehung: für manche durchaus eine brauchbare Lösung

Der Freibrief zum Fremdgehen ist durchaus eine Chance, wenn die Beziehung an sich intakt und stabil ist. So kann sich der erlaubte Seitensprung [2] durchaus positiv für alle Beteiligten auswirken – aber nur dann, wenn sie wirklich mit der neuen Situation leben können und auch dahinterstehen. In einer ohnehin angekratzten, instabilen Beziehung wird das Modell einer sexuell offenen Partnerschaft hingegen die Kluft zwischen den Partnern eher noch vertiefen. Bevor Sie sich darauf einlassen bzw. selbst mehr sexuelle Freiheit einfordern, sollten Sie Ihre Beziehung einer genauen Prüfung unterziehen. Hält sie das offene Fremdgehen aus? Oder liegen die Probleme nicht eigentlich ganz woanders? In diesem Fall ist es sicher ratsam, sich zunächst um die anderen Baustellen der Partnerschaft zu kümmern – und Fremdgehgelüste im Geheimen auszuleben.