Er kleiner – sie größer: Noch immer sorgt diese Konstellation hinsichtlich der Körpergröße bei so manchem für explosive Diskussionen. Völlig zu Unrecht, denn mit einem gesunden Maß an Selbstbewusstsein hinsichtlich des Größenunterschieds machen Sie Stänkerern den Gar aus.
Rod Steward und Penny Lancaster, Martin Scorsese und Helen Morris – diese Promi-Beziehungen haben etwas gemeinsam: Es sind Paare, die sich nicht daran stören, dass der Mann in puncto Körpergröße ein wenig hinter dem Durchschnitt her hinkt – oder die Frauen ihm vorauseilen, je nach dem, von welcher Seite man es betrachtet, wenn die Liebste den Liebsten um ein paar Zentimeter überragt und ein deutlich sichtbarer Größenunterschied vorliegt. Wen wundert´s, denn das archaische Muster „er größer – sie kleiner“ ist längst veraltet und Größenunterschiede bei Paaren sollten keine Rückschlüsse auf die Qualität der Beziehung und des Sexuallebens mehr zulassen und ebenso wenig die Partnersuche maßgeblich beeinflussen. Und natürlich auch nicht auf den beruflichen Erfolg. Denn dass oben genannte Herren einiges im Leben erreicht haben, ist unumstritten.
Archaische Muster beeinflussen die Partnerwahl – noch heute?
Bei der Partnerwahl herrschten Jahrhunderte lang folgende Regeln: Der Mann muss größer sein als die Frau, hat die Frau zudem zu beschützen und ihr ein Heim zu verschaffen – welches dann wiederum von der Frau in Schuss gehalten wurde. Längst jedoch ist die Frau emanzipierter geworden und nicht mehr in allen Belangen vom Mann abhängig. Sie entscheidet selbst wo und wie sie wohnt und beschützen kann sie sich auch alleine. Doch was hat es mit der Größe auf sich? Warum ist der Größenunterschied bei Paaren für viele noch immer ein (Tabu-)Thema? Die Partnersuche [1]erfolgt nämlich heute bereits nach ganz individuellen Kriterien: Sympathie, Ausstrahlung, Persönlichkeit und kulturelle Vorlieben. Da hat die Größe des Partners doch scheinbar keinen Einfluss mehr, oder?
Fakt ist: Wir suchen alle nach Zuneigung. Frauen möchten immer noch oft die bekannte starke Schulter zum Anlehnen an ihrer Seite haben, während Männer gerne in die Beschützerrolle schlüpfen, die sich bei einer kleineren, zierlicheren Dame scheinbar leichter ausleben lässt, als bei einer großgewachsenen Einmeterfünfundachtzigfrau. Das Modell „Kleiner Mann – große Frau“ passt hier scheinbar für manche nicht ins Schema. Doch schlaue Paare wissen schon längst: Es kommt auf die Souveränität der Partner an und nicht auf die Körpergröße oder gar den Größenunterschied, es ist also rein theoretisch vollkommen egal, ob der Mann kleiner ist als die Frau oder sie ihn überragt. Nina (35) kennt das nur zu gut: „Mit meinen 1,79 m habe ich früher immer nur nach noch größeren Männern Ausschau gehalten, bei kleineren Männern kam ich mir vor wie so ein Mannsweib, unerotisch und irgendwie grob. Bis mir Paul über den Weg lief, 3 Zentimeter kleiner als ich. Anfangs machte mir das Kopfzerbrechen, weil ich ständig dachte “wie sieht denn das aus” und “was ist, wenn ich mal hohe Schuhe tragen möchte”– er ging mit unserem Größenunterschied jedoch so souverän und selbstbewusst um, dass ich mich davon anstecken lies.“
Kleiner Mann – große Frau: Das Selbstbewusstsein entscheidet, ob es passt
Klischees in Bezug auf die Körpergröße sind auch heute noch weit verbreitet in der Gesellschaft. Doch Körpergröße hat nichts mit dem Charakter und Emotionalität zu tun – kleinere Männer haben ebenso starke Schultern zum Anlehnen sowie größere Frauen sich auch ab und zu gerne ein bisschen beschützen lassen, sofern überhaupt gewünscht. Wenn Probleme wegen dem Größenunterschied zwischen Mann und Frau bestehen, liegt das eher an mangelndem Selbstvertrauen. Denn letztendlich basiert die eigene Wahrnehmung leider bei manchen immer noch zu sehr auf der Außenwirkung auf andere beziehungsweise auf der daraus resultierenden Meinung.
Gibt es Unterschiede, wenn es sich um Partner für feste Beziehungen handelt oder um Partner für ein erotisches Abenteuer?
Es mag den Anschein haben, dass man im Rahmen einer festen Beziehung nachsichtiger mit vermeintlichen „Wunscheigenschaften“ in Bezug auf Äußerlichkeiten des Partners ist, als im Rahmen einer Affäre oder bei einem Seitensprung [2]. In einer Beziehung kommt es offenbar eher auf die viel beschriebenen „Inneren Eigenschaften“ an. Bei einem erotischen Abenteuer hingegen haben viele sehr genaue Vorstellungen darüber, wie der Partner aussehen soll. Doch gerade hier darf man nicht unterschätzen, welche Rolle Sympathie und Ausstrahlung spielen können – nämlich so eine große, dass man auch mal darüber hinwegsehen sollte, wenn die Frau größer ist als der Mann und somit über ein paar Zentimeter über das Ziel hinausgeschossen ist (und vice versa).
„Grundsätzlich mag ich es lieber, wenn die Frau nicht ganz so groß ist, wie ich – was bei mir zugegebenermaßen nicht immer ganz so einfach ist“, erzählt uns Hans-Georg, 54. „Beim Online-Dating habe ich wochenlang einen sehr anregenden Mailaustausch mit Ines gehabt, die mir irgendwann beiläufig mitteilte, sie war shoppen und habe Ewigkeiten keine Schuhe gefunden, in Größe 42 wären die schönen Exemplare nämlich immer schon ausverkauft. Das verschaffte mir zuerst für einen Moment sprichwörtlich tellergroße Augen und dann aber auch sehr viel Neugier und ich erfuhr, dass sie stattliche 1,83 m groß ist – im Vergleich zu meinen 1,73 m doch eine Hausnummer und ich hoffte inständig, dass die Schuhe, die sie letztendlich gefunden hatte, nicht auch noch 12-Zentimeter-Absätze aufwiesen. Ihr machte unser Größenunterschied jedoch von Anfang an gar nichts aus. Ich hatte erst Bedenken, die aber ruckzuck verflogen waren, als wir uns zum ersten Mal trafen. Wir waren so sehr auf einer Wellenlänge, dass für Gedanken über die Körpergröße überhaupt keine Zeit mehr war und es begann eine schöne Affäre.“
Die Erfahrung zeigt, dass sowohl in festen Beziehungen als auch bei Affären ein paar Zentimeter Größenunterschied keine nennenswerte Rolle spielen. So ist es auch alle Mal einen Versuch wert, wenn man bei der Partnersuche die Eigenschaften, die den Wunschpartner ausmachen sollten, nicht allzu eng und festgefahren auslegt. Besonders beim Online-Dating [3] lässt sich die Anzahl potenziell passender Partner für Sie erhöhen, wenn Sie ein paar Zentimeter von Ihrem eigentlichen Traummaß abrücken. Denn es wäre doch schade, wenn Sie sich aufgrund von einem winzigen bisschen Körpergröße einen Traumcharakter und prickelnde Momente entgehen lassen.
Größenunterschied als Thema im Bekanntenkreis: Wie geht man mit Lästermäulern um?
Souveränität und Selbstbewusstsein sind auch in Bezug auf einen Größenunterschied die Schlüssel zum Glück – ganz egal, was das Umfeld nebst Verwandten und Freunden zu sagen hat. So raten Beziehungsberater an, dass bei Tuscheleien und Lästerattacken vor allem konkrete Ansagen beider Partner erfolgen sollten. Durch diese Maßgabe würde die Beziehung eher gefestigt werden und die Stimmen nach und nach verstummen. Wer nämlich selbstbewusst auftritt und zum persönlichen Empfinden steht, der lässt wenig Raum für kritische und verletzende Äußerungen hinsichtlich des Größenunterschieds.
Timo, 39, berichtet uns: „Christiane hat Beine bis zum Hals, somit aber auch deutlich längere als ich. Mit knapp unter 1,80 bin ich zwar nicht gerade winzig, Christiane ist jedoch 1,85 und mit High Heels locker einen halben Kopf größer als ich. Dennoch bin ich stolz, wenn wir gemeinsam durch die Gegend flanieren – wir ziehen zwar die Blicke auf uns, aber ich genieße das und fühle mich keineswegs zu klein neben ihr. Blicke von anderen, viel größeren Männern á la ‘Was will denn der Kleine mit der langbeinigen Gazelle?’ belustigen mich eher. Ich lache mir ins Fäustchen und denke ‘too bad guys, sie ist schon vergeben’.“
Nicht nur die Promis machen es vor: Größenunterschiede zwischen Mann und Frau spielen kaum noch eine Rolle. Wichtig sind andere Dinge wie Selbstbewusstsein und das eigene persönliche Empfinden. Ob die Frau ein wenig größer und der Mann ein paar Zentimeter kleiner ist – wen interessiert´s, wenn man sich doch sonst gut versteht und die schönen Momente des Lebens gemeinsam genießen kann?