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Kann man Liebe und Sex trennen?

Die Liebe dem Partner, die Lust der Affäre: Viele Menschen entscheiden sich mit ganz verschiedenen Anliegen neben ihrer eigentlichen Beziehung für eine Affäre. Die Hauptgründe sind jedoch ein Mangel an Aufmerksamkeit und sexuelle Unzufriedenheit, die sie durch die Affäre ausgleichen. Doch kann man Liebe und Sex tatsächlich voneinander trennen? Und wie bringt man alle Ansprüche unter einen Hut?

In der ersten Zeit einer Partnerschaft ist es für die meisten undenkbar, sich auf einen Seitensprung [1] einzulassen. Lust und Leidenschaft konzentrieren sich ganz exklusiv auf das Subjekt der Begierde und man kann sich nicht vorstellen, Liebe und Sex zu trennen. Aber irgendwann kehrt wieder das normale Leben mit all seinen Höhen und Tiefen ein. Die Liebe, das Vertrauen und der Zusammenhalt festigen sich zwar im Laufe der Zeit, aber es ist nicht selten, dass der erotische Hunger aufeinander nachlässt. Oder dass sich die Bedürfnisse auseinanderentwickeln. Was dann?

Für die wenigsten ist – wenn die emotionale Basis in der Partnerschaft noch stimmt – sexueller Frust ein Trennungsgrund. Viele Betroffene suchen stattdessen in einem Seitensprung oder einer Affäre die Erfüllung unerfüllter Sehnsüchte. Und damit auch die Chance, weiter glücklich mit dem Partner zusammenleben zu können. Wie ist es, wenn man den Alltag mit dem geliebten Partner teilt, sexuelle Lust aber in einer Affäre auslebt? Kann man Liebe und Sex wirklich voneinander trennen?

Sexuelle Unzufriedenheit: Seitensprung-Grund Nummer eins

Alles bleibt anders und nichts, wie es war: Auch eine Beziehung ist nicht immer statisch. Wünsche und Bedürfnisse ändern sich, und der Alltag sorgt dafür, dass wir irgendwann auch die rosarote Brille der Verliebtheit absetzen. Kehrt dann eine gewisse Ernüchterung ein, kümmern wir uns nicht mehr genug um die Beziehung, lässt die gegenseitige Aufmerksamkeit nach, fühlen wir uns zu wenig beachtet und fehlen uns Zärtlichkeiten und Nähe, erzeugt das Frust.

„Ein Seitensprung war eigentlich für mich nie eine Option, Liebe und Sex trennen zu können hielt ich für nur schwer möglich“, erzählt Marc (42). „Ich dachte, alles was ich brauche, bekomme ich von meiner Frau – und sie natürlich auch von mir. Jetzt, nach 6 Jahren Ehe, sieht das allerdings anders aus. Wir haben es einfach nicht geschafft, uns die Lust am gemeinsamen Sex zu bewahren. Sandra erklärte mir, dass ihr Sex und Intimität einfach nicht mehr wichtig sind, beteuerte mir aber, dass dies nichts an ihrer Liebe zu mir geändert hat. Ich liebe sie auch noch, habe aber keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als mir im Internet eine Partnerin für ein erotisches Abenteuer zu suchen. Ich kann und will einfach nicht dauerhaft auf Sex verzichten. Und entgegen meiner Vermutung lassen sich Liebe und Sex trennen, sogar ganz wunderbar.“

Marc ist mit seiner neuen Lebenssituation zufrieden: „Sex ohne Liebe – das funktioniert für mich. Meine Affären-Partnerin und ich erfüllen uns gegenseitig unsere erotischen Träume. Meine Frau freut sich darüber, dass ich nicht mehr so gereizt bin wie früher. Auch wenn ich jetzt Heimlichkeiten vor ihr habe, unterm Strich profitiert auch unsere Ehe von dieser Lösung.“

Länger dauernde Affäre oder One-Night-Stand?

Die Entscheidung, Sex und Liebe oder auch Sex und Alltag zu trennen, ist mittlerweile zu einem Modell geworden, das immer mehr Menschen anspricht. Die meisten ziehen dabei eine länger anhaltende Affäre [2] einem One-Night-Stand vor. „Mir war es wichtig, dass sich meine Suche nach einem Sex-Partner, mit dem ich meine Lust ausleben konnte, nicht bloß auf ein billiges, einmaliges Erlebnis beschränkt“, erzählt Tania (44). „One-Night-Stands sind nichts für mich. Ständig wechselnde Partner bergen ein höheres Gesundheitsrisiko, und ob sie immer so diskret sind, wie ich mir das vorstelle, ist auch fraglich. Mein außereheliches Liebesleben soll ja geheim bleiben! Deswegen habe ich mir einen Gleichgesinnten gesucht, der dieselben Erwartungen und Vorstellungen hat wie ich. Sex und Liebe trennen zu können, gehört also praktisch zu meinem Beziehungsmodell. Wobei ein kleines bisschen Verliebtseit und Herumturteln schon dabei sein darf, aber die tiefe, innige Liebe brauche ich für guten Sex nicht.“

Liebe und Sex trennen: Ist das nicht riskant?

Natürlich: Eine Affäre kann eine Lösung sein – birgt aber auch gewisse Risiken. Fliegt sie auf, bedeutet dies möglicherweise das Ende für die Beziehung. Andererseits: Wenn sich die Sehnsucht nach Lust, Leidenschaft und Nähe in der Partnerschaft nicht stillen lässt, wird dies die Beziehung über kurz oder lang ohnehin auf eine harte Zerreißprobe stellen. Wer fest daran glaubt, einen toleranten Partner zu haben, der kann auch versuchen, in einem klärenden Gespräch die Beziehung zu öffnen und sich Seitensprünge zuzugestehen. Dieser Weg braucht jedoch enorm viel Vertrauen und partnerschaftliches Verständnis. Mit Hilfe klarer Absprachen kann aber auch eine offene Beziehung durchaus langfristig funktionieren, Liebe und Sex trennen stellt hier keinerlei Probleme dar.

Aber was, wenn man sich in die Affäre verliebt [3]? Dann ist dies höchstwahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass die Beziehung zum Lebens- oder Ehepartner wohl schon länger in emotionalen Scherben liegt. Und dann sollte man sich ohnehin grundsätzliche Gedanken über die Beziehung und die Rolle der Affäre machen.

Warum sich viele für eine Affäre entscheiden:

• Ohne Lust-Frust zurück zur Ausgeglichenheit

Wer über lange Zeit sexuell unzufrieden ist, staut jede Menge Unmut an. Das verursacht Druck, der sich negativ auf die Beziehung auswirkt. Eine Affäre kann das Ventil sein, diesen Druck abzulassen. Und dies hat oft zur Folge, dass auch die Partnerschaft und das alltägliche Leben wieder ausgeglichener und harmonischer verlaufen.

• Seitensprung mit Mehrwert

Die wenigsten Seitenspringer suchen ein einmaliges, schnelles Abenteuer in Form eines One-Night-Stands. Eine Affäre bietet die Chance, sich im Laufe der Zeit besser kennenzulernen und damit auch viel mehr Spielraum zur Erfüllung der erotischen Bedürfnisse und Wünsche zu haben. Und für viele bedeutet die Affäre zudem nicht nur Lust, sondern auch eine Flucht aus dem Alltag, mehr Aufmerksamkeit, Zuneigung und Nähe. Dabei sind die meisten Frauen und Männer dennoch imstande, Liebe und Sex zu trennen.

• Eine Chance für die Liebe

Wenn Sie Ihren Partner lieben, er aber Ihre sexuellen Bedürfnisse nicht ausreichend oder gar nicht mehr befriedigen kann, könnte es eine gute Lösung sein, Sex und Liebe zu trennen. Die Partnerschaft erscheint dann nicht mehr als „Mängelexemplar“ – schließlich können Sie sich woanders holen, was Ihnen sexuell fehlt. Damit steht der Partner auch nicht mehr unter dem Druck, alle Ihre Bedürfnisse befriedigen zu müssen.

• Die Affäre als erotischer Wunscherfüller

Der Sex mit dem Partner ist nicht besonders aufregend? Vieles von dem, was Sie sich erträumen, lässt sich im ehelichen Schlafzimmer nicht erfüllen? Verwirklicht man seine erotischen Sehnsüchte in einer Affäre, wirkt das auf viele wie ein belebender Kick. Und das kann sogar dem weniger spektakulären Sex mit dem Partner seinen Reiz zurückgeben.

Liebe und Sex trennen: die Affäre als Ausweg?

Eigentlich ist es mit der sexuellen Lust wie in vielen anderen Lebenslagen auch: Wer gerne Tennis spielt, aber einen Sportmuffel zum Partner hat, kann frustriert daheim bleiben – oder er sucht sich für dieses spezielle Bedürfnis andere Mitspieler. Kommt er dann ausgeglichen und fröhlich nach Hause, ist das eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Natürlich ist eine Beziehung kein Tennismatch und der Schritt in eine Affäre sollte gut überlegt sein. Tief verletzen möchte und soll man den Partner auch nicht. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Frauen und Männer dazu, die Affäre geheim zu halten. Wenn es in der Beziehung aber nicht mehr möglich ist, die eigenen erotischen Bedürfnisse zu erfüllen, kann die Affäre ein Ventil sein, die Lust auszuleben, ohne dass sich an der Liebe zum Partner etwas ändert.