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Beziehung ohne Sex – warum das auf Dauer selten gut geht

Eine Beziehung ohne Sex – kann es das geben? In manchen Beziehungen rückt der Sex mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund oder findet gar nicht mehr statt. Alltag, Familie, Kinder, Beruf, Karriere oder Schicksalsschläge lenken die Konzentration auf andere, im Moment wichtigere Dinge. Sex wird zuerst nebensächlich, dann immer rarer, und nicht selten verzichten Paare irgendwann ganz darauf. Wenn dieser Zustand für beide in Ordnung ist, kann auch eine Beziehung ohne Sex erfüllend und harmonisch sein. Doch ist das die Realität?

In den meisten Fällen sieht es tatsächlich anders aus – das Verlangen nach Sex ist oft einseitig und führt beim vernachlässigten Part zu dauerhaften Problemen. Daraus entsteht nicht nur sexueller Frust, sondern auch Beziehungsprobleme, Gefühlskälte, Nichtkommunikation und schlimmstenfalls eine Trennung können die Folge einer dauerhaften Beziehung ohne Sex sein. Eine Möglichkeit ist es, die Beziehung zu öffnen oder den Sex „auszulagern“, z.B. mit einem gleichgesinnten Partner speziell für das erotische Vergnügen. Wir gehen der Sache auf den Grund – funktioniert eine Beziehung ohne Sex?

In einer guten Beziehung liebt man immer bedingungslos, heißt es weitläufig. Aber gilt das auch für eine Beziehung ohne Sex? Erotik ist ein menschliches Grundbedürfnis, und wenn eine Beziehung keinen Sex mehr ermöglicht, sucht der Vernachlässigte zwangsweise einen anderen Weg der sexuellen Erfüllung. Im ungünstigsten Fall ist das die sexuelle Unterdrückung, aber das geht niemals lange gut, sondern sorgt für Verdruss, Frustration und kann sogar zu Depressionen führen.

Kein Sex ist auch keine Lösung

Andere suchen ihr „Glück“ bei sexlosen Beziehungen in der heimlichen Masturbation, was zumindest besser als gar kein Sex ist – aber auch keine dauerhafte Alternative. Die Vielfalt dabei ist groß, vom klassischen „Handjob“ über Sextoys bis hin zur Stimulation über Sexfilme und entsprechende Seiten im Internet. Vorbei sind zumindest die Zeiten, in denen man(n) sich verschämt in düstere, schmierige Sexläden schlich, um ein bestimmtes Magazin oder eine anregende Videocassette zu ergattern. Das funktioniert in der virtuellen Welt komfortabler, schneller und diskreter.

Aber kann eine Beziehung, in der ein Partnerteil keinen Sex mehr will, überhaupt auf Dauer funktionieren? Einem gefrusteten Partner in einer Beziehung muss es wie ein Hohn vorkommen, wenn die Popsängerin Jennifer Lopez ihren Kurzzeit-Ehepartner Ben Affleck vertraglich dazu verpflichten wollte, sie mindestens viermal pro Woche sexuell zu befriedigen, worauf der US-Schauspieler die Flucht antrat.

Im Alltag vieler Beziehungen sieht es umgekehrt aus. Nur noch gelegentlicher, sporadischer Sex, und bald gar keiner mehr. Was bleibt, ist die vertraute Hand, das Sexspielzeug oder für manche gar der Besuch in einem teuren Etablissement für schnelle, „fachkundige“ Erleichterungen.

Dabei muss jedoch deutlich gesagt werden: Phasen, in denen man in einer Ehe oder festen Partnerschaft wenig bis gar keinen Sex hat, gibt es immer – und das ist auch vollkommen normal und kein Grund zur Panik. Für die wenigsten Menschen ist es auchnicht schlimm, für einen bestimmten Zeitraum auf Sex zu verzichten, solange dieser absehbar bleibt. Das sollte man auch mal aushalten können. Zum Problem wird es meist erst dann, wenn der ungewollte Sexverzicht zum Dauerzustand wird. Und vor allem: Wenn darüber hinaus Nähe und Zärtlichen fehlen.

Keine Lust auf Sex in der Beziehung ist meist ein einseitiges “Problem”

Statistisch gesehen „verblasst“ die rosarote Brille der anfänglichen heißen Liebe nach ca. drei Jahren in einer Beziehung. Danach wird vieles zur Gewohnheit, und sobald neue Verantwortungen und Lebensabschnitte wie Kinder und Karriere ins Leben treten, muss der Sex oft weichen. Auch Krankheiten und Stresssituationen sind ein häufiger Grund dafür. Dabei gibt es durchaus Beziehungen, in denen irgendwann bei beiden keine Lust mehr auf Sex besteht. Doch was passiert, wenn diese Unlust einseitig aufkommt, was häufig der Fall ist? Meist sucht man sich eine Beziehung ohne Sex ja nicht aus.

Zwei Therapeuten haben in ihren Büchern ihre eigenen Theorien dazu entwickelt, Esther Perel in “Wild Life – Die Rückkehr der Erotik in die Liebe” und Ulrich Clement mit “Guter Sex trotz Liebe”. Für sie bedeutet Lustlosigkeit und Verzicht auf Sex nicht das Ende einer Beziehung, denn hier herrscht oft „zu viel Liebe“. Wenn langjährige Paare meinen, sie hätten sich auseinandergelebt, kleben sie eher zu viel zusammen, was den Sex erstickt.

Die Sehnsucht nach Stabilität und wilder Lust zugleich

Leidenschaft ist laut Esther Perel kein Ausdruck der Liebe, sondern ein „eigenes System, das nach entgegengesetzten Regeln funktioniert“. Stabile Partnerschaften „beruhen auf Nähe, Verlässlichkeit, Berechenbarkeit, Gleichheit, Sorge füreinander, Lust dagegen beruht auf Unkontrollierbarkeit, Fremdheit, Geheimnis, Unsicherheit, Sorglosigkeit“, so die New Yorker Paartherapeutin.

Dazu leiden die Betroffenen oft unter dem Gefühl, abgewiesen zu werden, wenn ihre Annäherungsversuche fehlschlagen. Sie beginnen, vermeintliche Fehler an sich zu suchen, fühlen sich hässlich und unattraktiv und fragen sich, ob der Partner sie noch liebt. Aus der Angst entstehen Frust und Selbstzweifel. Die sexuelle Unbefriedigung baut zudem seelischen und hormonellen Druck auf, den man irgendwann herauslassen muss.

Welche Möglichkeiten gibt es, um mit einer Beziehung ohne Sex klarzukommen?

Langfristig gibt es nur zwei Möglichkeiten: Das Dilemma akzeptieren oder sich einen Ausweg suchen. Solange eine Beziehung auf einem festen Fundament steht, sollte sie deshalb nicht aufgegeben werden. Stimmen Harmonie, Liebe, Aufmerksamkeit und Verantwortung füreinander, geht es sicher ohne Lustaustausch weiter. In diesem Fall hilft es, das Gespräch suchen – oder eine Alternative.

Das kann neben der erwähnten autoerotischen Variante die „Auslagerung“ der sexuellen Lust im Rahmen einer offenen Beziehung sein. Diese Lösung erfolgt am besten in Abstimmung mit dem Partner und nach klaren Regeln, was erlaubt ist, und was nicht. Falls diese Offenheit aber fehlt, bleibt eine heimliche Variante, beispielsweise in Form einer dauerhaften Affäre mit einer gleichgesinnten Person.

Eine Affäre zum Ausgleich?

Für die meisten Menschen, die auf der Suche nach einer Affäre sind oder sich schon in einer befinden, ist klar, dass dieser Seitensprung nichts an der Liebe zum Partner ändert. Dennoch: Auch wenn der Hauptgrund für eine Affäre in der Regel der Wunsch nach mehr Erotik im Leben ist, sind für viele Zärtlichkeit, Nähe und Aufmerksamkeit ebenfalls wichtige Attribute – denn abgesehen vom Sex ist es oft auch genau das, was in vielen Beziehungen fehlt. Menschen, die in ihrer Affäre also auch gleichzeitig “jemanden für die Seele” suchen,  kann es helfen, wieder befriedigter und ausgeglichener zu werden, weil ihre tiefsten Bedürfnisse nach Intimität und Zweisamkeit endlich wieder gestillt werden. Manche Frauen und Männer berichten, dass ihre Partnerschaft sich mit einer Affäre dahingehend entspannt hat, dass sich der feste Partner nicht mehr von ihrer Lust bedrängt fühlt.

Möglichkeiten, Sexualität und feste Beziehung zu trennen und für sich eine realistische Alternative zu wählen, gibt es demnach. Ob man sich dafür entscheidet und welche Möglichkeit man wählt, eine Beziehung ohne Sex zu kompensieren, bleibt individuell zu bestimmen.

 


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