Wo die Liebe hinfällt: Das Gesetz der Anziehung

Die Liebe ist kein Zufall

Und es hat Zoom gemacht – wenn aus Anziehung plötzlich mehr wird, die Gefühle verrückt spielen, wir nur noch an den anderen denken können und auch sonst alles unwichtig erscheint, dann ist Liebe im Spiel. Doch wie genau entsteht das schönste Gefühl der Welt und welche Faktoren entscheiden darüber, wen wir anziehend finden und ob wir uns in jemanden verlieben? Wir sind diesen spannenden Fragen auf den Grund gegangen – mit zum Teil verblüffenden Ergebnissen!

Warum der Blitz einschlägt

Forscher sind sich nicht einig darüber, nach welchen Kriterien wir unseren Partner auswählen und ob dies wirklich bewusst geschieht. Allerdings gehen viele davon aus, dass es etliche Faktoren gibt, die sich auf unsere Partnerwahl und dementsprechend auf die Liebe auswirken und die wir nicht kontrollieren können. Evolution und genetische Veranlagung scheinen dabei ebenso eine Rolle zu spielen wie die kulturelle und soziale Prägung, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren haben.

Was wir attraktiv finden: das Aussehen

Eigentlich würde man davon ausgehen, dass Attraktivität im Auge des Betrachters liegt und sehr individuell empfunden wird. Tatsächlich deuten aber Untersuchungen mit Probanden auf der ganze Welt darauf hin, dass es eine gewisse Übereinstimmungen in der Frage gibt, was attraktiv ist und was nicht. So mussten heterosexuelle Frauen und Männer in einer Studie die Attraktivität von Gesichtern beurteilen. Ungeachtet der Herkunft fanden die meisten Teilnehmer zum Beispiel symmetrische, ebenmäßige Gesichtsformen schöner als unregelmäßige. Evolutionswissenschaftler erklären dies mit dem Gesetz der Fortpflanzung. Denn noch immer schlummert in uns der genetische Auftrag, für die Erhaltung der Art zu sorgen.

Unbewusst halten wir deshalb nach einem Partner Ausschau, der für diesen übergeordneten Zweck die besten Voraussetzungen mitbringt. Also ein Mann oder eine Frau mit einem gesunden, starken Körperbau, wie gemacht zum Zeugen beziehungsweise Austragen von überlebensfähigen Kindern. Eine weitere Erkenntnis: Dass sich Gegensätze anziehen, ist seltener der Fall als vermutet. Die meisten handeln bei der Partnerwahl nach der Devise „Gleich und gleich gesellt sich gern“. So wurden den Teilnehmern der Studie auch Fotos vorgelegt, bei denen ihr eigenes Gesicht in das andere Geschlecht umgewandelt wurde. Von diesen Gesichtern fühlten sich die Teilnehmer am meisten angezogen.

Auch Signalfarben scheinen bei der Partnerwahl eine gewisse Rolle zu spielen: So ist die Farbe Rot nicht nur ein Zeichen der Liebe, sondern auch Männer finden Frauen attraktiver, die Rot tragen. Dies lässt sich mit Beispielen aus der Tierwelt erklären: So zeigen Menschenaffen durch die rote Färbung bestimmter Körperteile ihre Paarungsbereitschaft. Auch Libellen färben sich rot, wenn sie ihre Geschlechtsreife erreicht haben.

Den kann ich nicht riechen!

Die Optik ist das eine – aber auch die anderen Sinne spielen bei der Partnerwahl eine große Rolle. So ist es enorm wichtig, sich gegenseitig riechen zu können. Dabei spielt sich diese Vorauswahl in so subtilen Dimensionen ab, dass wir gar nichts davon merken. Die Rede ist von Pheromonen, die wir mit unserem Schweiß verströmen. So haben die Pheromone eines Menschen, den wir zur Fortpflanzung geeignet halten und der gut zu unseren Genen zu passen scheint, auf uns eine äußerst betörende Wirkung. Auch das scheinen Menschen mit den Tieren gemein zu haben. So können schon Mäuse erschnüffeln, ob ihr auserwählter Mäuserich genetisch mit ihnen harmoniert. Liebestolle Eber wiederum versprühen großzügig den Sexuallockstoff Androstenon, um Säue paarungswillig zu machen.

Apropos Hormone …

Hormone sind nicht nur für den verführerischen Duft verantwortlich, den wir verströmen, sondern haben auch einen Einfluss auf das Aussehen. Geschlechtshormone wie Testosteron sorgen zum Beispiel beim Mann dafür, wie männlich – und damit anziehend – er tatsächlich aussieht. Je mehr Testosteron er hat, desto kräftiger sind Augenbrauen, der Kiefer und gesamte Körperbau. Bei Frauen wiederum bewirkt das Hormon Östrogen, dass die Körperformen runder und weicher ausfallen und das Hüft-Taille-Verhältnis stimmt. Männer bevorzugen nämlich die sogenannte Sanduhr-Form, während Frauen auf Männer mit schmalen Hüften und breiten Schultern abfahren. Aber sind wir wirklich so sehr durch Biologie und Evolution gesteuert? Haben wir unsere Partnerwahl überhaupt nicht selbst in der Hand?

Soziologie und Psychologie haben einen großen Einfluss

Keine Angst: unser Glück hängt nicht nur vom Duft und der Schulterbreite oder dem Hüft-Taille-Verhältnis ab. Die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir aufwachsen, unsere soziale Herkunft und psychologische Disposition sind mindestens genauso wichtig. So hängt es sehr davon ab, ob man in sicheren wirtschaftlichen Verhältnissen aufwächst oder in einer Kultur, die vom Überlebenskampf geprägt ist, in Krisengebieten oder sehr armen Regionen. Je wohlhabender eine Gesellschaft ist und je gleichberechtigter Männer und Frauen leben, umso weniger wichtig sind Auswahlkriterien, die die Unterschiede zwischen Mann und Frau betonen. Das heißt: In hochentwickelten Industriestaaten ist es für eine Frau weniger wichtig, dass der Mann sehr stark ist. Sie kann für sich selbst sorgen und ist nicht auf den Jäger angewiesen, der ihr mit der Hand ein Wildschwein fängt.

Status schlägt Hormonhaushalt

Ein weiteres Indiz dafür, dass kulturelle Faktoren die biologischen überlagern können: Soziologische Studien haben gezeigt, dass wir uns zwar möglicherweise von Aussehen oder Geruch beeinflussen lassen, dabei aber selten bereit sind, große soziale oder kulturelle Unterschiede zu überwinden. Es ist also gut möglich, dass wir einen Menschen attraktiv finden, uns aber nicht weiter auf ihn einlassen, weil einfach die Unterschiede in der Bildung oder dem sozialen Hintergrund zu groß sind. Das, was uns ähnelt, bietet nämlich weniger Gründe für Konflikte und Streit und verspricht ein breites Feld an Gemeinsamkeiten. Einfach, weil beide sich mehr zu sagen haben, beruflich auf der gleichen Wellenlänge schwimmen und vermutlich auch ähnlichere Lebensentwürfe haben.

Vielen Paaren ist es besonders wichtig, sich aufeinander verlassen zu können, sich gegenseitig Sicherheit und Geborgenheit zu schenken. Diese Werte entstehen auch dadurch, dass wir uns beim anderen wie zuhause fühlen.  Zum Beispiel, weil wir die gleichen Bücher und Filme mögen, dieselbe Art zu wohnen und zu leben bevorzugen und in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen sind.

Und plötzlich ist sie da, die Liebe

So genau ist es wirklich nicht zu sagen. Ob Genetik oder sozialer Staus, Pheromone oder Psychologie, es hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, warum wir uns zu jemandem hingezogen fühlen und uns verlieben. Und letzten Endes ist das ja auch gut so, denn ein bisschen Unberechenbarkeit macht die Liebe doch erst so richtig spannend!


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