Sie befinden sich hier: Flirt & Dating

Menschenkenntnis: Wie sie beim Flirten hilft

Manchen Menschen fällt es deutlich leichter, ihr Gegenüber einzuschätzen, als anderen. Sie haben eine gute Menschenkenntnis, sagt man ihnen dann nach. Doch was genau macht eine gute Menschenkenntnis eigentlich aus? Und ist einem die Menschenkenntnis in die Wiege gelegt oder kann man sie auch erlernen? Und wie kann sie Ihnen beim Flirten helfen?

„Menschenkenntnis ist das Resultat vieler Beobachtungen über eine Menge verschiedener Menschen,“ sagt der Schriftsteller Wilhelm Heinse. Diese Weisheit beantwortet tatsächlich auch schon zum Teil die oben gestellten Fragen. Eine gute Menschenkenntnis beruht nämlich in erster Linie auf den persönlichen Erfahrungen, die man im Laufe seines Lebens macht. Nach und nach bekommt man ein Gefühl dafür, auf welche Dinge man achten muss. Man lernt die Körpersprache und die Ausdrucksweise der Menschen kennen. Menschenkenntnis zu erlangen ist wie eine Fremdsprache zu lernen, am Anfang macht man noch Fehler, aber irgendwann geht´s automatisch.

Schon Sokrates sagte: „Erkenne dich selbst“. Nur wer sich selbst gut kennt, kann auch andere einschätzen. Selbsterkenntnis ist also der (erste) Weg zur Menschenkenntnis. Man muss sich daher bewusst machen, dass jeder von uns  sogenannte “blinde Flecken” hat. Wichtig ist, überhaupt erst mal diese Flecken zu finden. Es geht schlicht und einfach darum, herauszufinden, was unsere „Schwachpunkte“ sind, über die wir auf einer meist unbewussten Ebene gut zu erreichen sind. Der nüchterne, faktische Typ, lässt sich z.B. von nackten Zahlen beeindrucken. Wer großen Wert auf Status legt, wird leichter von teurer Kleidung und viel „Bling Bling“ geblendet. Und schon kann man andere nicht mehr neutral beurteilen.

Goethe sprach damals von „Herzensbildung“ heute gibt es einen Fachausdruck dafür: Emotionale Intelligenz. Damit sind Fähigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Mitgefühl, Menschlichkeit, Takt und Höflichkeit gemeint.

Weiterhin ist Empathie für die Menschenkenntnis unabdingbar und bildet die Basis zwischenmenschlicher Beziehungen. Wer sich in andere hineinversetzen kann, kann recht schnell die versteckten Signale im Verhalten anderer erkennen und herausfinden, was sie wollen.

Der erste Eindruck kann täuschen: Kein vorschnelles Urteil fällen

Oft lassen wir uns dazu hinreißen schon beim ersten Kontakt ein Urteil über andere Menschen zu fällen. Aber wie oft irren wir auch? Ich bin schon Menschen begegnet, von denen ich anfangs keine gute Meinung hatte, sie aber später (gerne) wieder änderte. Umgekehrt natürlich auch. Das gehört zur „Übung“ im Leben. Man kann mit der Zeit immer besser einen Menschen einschätzen. Brauchte man anfangs vielleicht bei manchen Menschen noch Jahre, reduziert sich das mit steigender Menschenkenntnis später auf Monate. Das ist natürlich auch abhängig von der Zeit, die man mit diesem Menschen verbringt. Ein wirkliches Kennenlernen dauert für mich persönlich ca. drei Monate, da setze ich aber schon täglichen Kontakt voraus. Ich finde, nach dieser Zeit kann man schon ein faires „Urteil“ bilden oder besser gesagt, sich einen Eindruck verschaffen. Das ist aber natürlich nur ein persönlicher Richtwert, der bei jedem individuell ausfällt.

Die Beobachtungsgabe: Nonverbale Erkenntnis

Um eine gute Menschenkenntnis zu entwickeln, braucht es einige Fähigkeiten, die geschult werden müssen. Um die Körpersprache seiner Mitmenschen richtig deuten zu können, muss man über eine gute Beobachtungsgabe verfügen. So lassen sich Widersprüche zwischen dem, was Ihr Gegenüber sagt, und seiner wirklichen Meinung aufdecken. Aber wir überschätzen ohnehin das Gesagte in der Kommunikation, denn in Wahrheit laufen 97 Prozent (!) der Verständigung im nonverbalen Bereich ab. Anstelle des „Was“ kommt es also vielmehr auf das „Wie“ an. Legen Sie somit mehr Gewicht auf Mimik, Gestik und Tonfall.

Die Körpersprache: Wichtiger Helfer auf dem Weg zur Erkenntnis

Unsere Körpersprache ist der ehrlichste Gradmesser für unsere momentane Stimmung. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wer Partner eines Morgenmuffels ist, weiß, wann dieser wieder ansprechbar ist. Der Morgenmuffel sendet nämlich entsprechende Signale wie einen grimmigen Blick und eine bestimmte Körperhaltung aus. Und je nachdem, mit welcher Miene der Kollege ins Büro kommt, weiß man sicher auch, ob dieser heute einen guten oder eher schlechten Tag hat.

Ob jemand gut drauf ist oder nicht, weiß man innerhalb von drei Sekunden. Denn  eine ungeschriebene Regel haben wir alle gemeinsam, egal welche Kultur und welcher Ort auf der Welt: wir gliedern unsere kommunikativen Handlungen in Einheiten von ca. drei Sekunden. Ob Sie jemandem die Hand schütteln oder  ihn umarmen – alles läuft in diesem Drei-Sekunden-Takt ab. Machen Sie mal den Selbsttest und schauen Sie jemandem in die Augen, ab wann beginnen Sie, sich unwohl zu fühlen? Ausnahme: Wer sich nicht kennt und länger in die Augen schaut ohne sich unbehaglich zu fühlen, ist wahrscheinlich gerade am Flirten.

Ein weiteres Hilfsmittel um Herauszufinden, wie unser Gegenüber tickt, kann auch das Gesichtlesen sein. Verkäufer oder Personalchefs nutzen die Physiognomik, um Personen schnell einschätzen zu können. Die wenigsten Menschen, außer wenn sie Schauspieler sind, haben ihre spontanen Reaktionen unter Kontrolle.

Ob Sie jemandem die Hand schütteln, seinem Gespräch lauschen, seinen Geruch aufnehmen und seine Gestik und Mimik beobachten. Bei Beurteilung der Körpersprache ist es wichtig, dass Sie alle Ihre Sinne einschalten und sich nicht nur auf ein einziges Merkmal konzentrieren, um Ihre Menschenkenntnis zu trainieren.

Menschenkenntnis hilft beim Flirten

Erfolg hat bekanntlich, wer sich gut verkauft. Egal, ob in Gehaltsverhandlungen, bei Bewerbungen oder eben beim Flirten. Ein guter „Verkäufer“ zeichnet sich vor allem durch gute Menschenkenntnis aus. Doch Vorsicht: Wir projizieren gern eigene Wünsche in unseren Gesprächspartner und blenden Dinge aus, die wir gar nicht wissen wollen. Wir wollen unser Gegenüber so wahrnehmen, dass er oder sie in die Vorstellung passt, die wir uns wünschen. Bremsen Sie also ggf. Ihre Euphorie etwas und behalten Sie den Überblick. Ein erster Eindruck sagt noch nicht alles über einen Menschen aus. Das soll nicht die Begeisterung schmälern, wenn es ein tolles Date war. Aber Sie sollten Ihrer Urteilskraft auch eine zweite Chance geben.

Sind Sie eher schüchtern beim Flirten und wissen nicht, wie Sie am besten ein Gespräch starten sollen? Dann setzen Sie Ihre Körpersprache bewusst ein. Nach dem ersten Blickkontakt lächeln Sie Ihr Gegenüber einfach freundlich  an. Er wird daraufhin mit ziemlicher Sicherheit zurücklächeln und schon ist der Weg geebnet. Je offener und unbefangener Sie auf andere zugehen, desto leichter fällt es Ihnen, Kontakte zu knüpfen.

Auch am Händedruck lässt sich einiges ablesen. Bei einem festen, sicheren Händedruck wissen Sie schon, dass es sich um einen Menschen mit Pfeffer im Hintern handelt und bei einem laschen eher um einen unsicheren und nicht gerade durchsetzungsstarken Typ. Aber wie gesagt, nie ein Signal isoliert betrachten – das gehört auch zur Kunst der Menschenkenntnis.

Weiterhin können Sie dann, wenn Sie so am Plaudern sind, an Veränderungen der Mimik oder Gestik eventuelle Gefühlsänderungen feststellen. Wann redet Ihr Gesprächspartner schneller oder langsamer? Wann (und vor allem bei welchem Thema) bemerken Sie eine körperliche Anspannung. Achten Sie auf Kleinigkeiten und Sie merken genau, wann der andere gestresst oder emotional ist.

Übrigens: Auch beim Flirten am Telefon senden wir die gleichen Signale aus.

Menschenkenner können auch manipulieren – aber keine Angst!

Nehmen Sie sich mal einen Moment Zeit, um in sich hinein zu hören. Wonach sehnen Sie sich am meisten im Leben?  Erst wenn Sie das für sich selbst herausgefunden haben, können Sie bewusst darauf achten, ob Sie jemand manipulieren möchte. Oft nutzen Ihre Mitmenschen diese vermeintlichen Schwachstellen aus, weil es ihnen einen direkten Zugang zu Ihren Emotionen verschafft! Wenn Sie z.B. Bestätigung im Leben suchen, hat jeder, der Ihnen nette Komplimente macht und Ihnen sagt, was Sie hören möchten, bei Ihnen leichtes Spiel. Wenn Ihr Gegenüber also genau in diese Kerbe haut, kann das gerade beim Flirten verhängnisvoll sein. Denn nun können Sie nicht mehr unvoreingenommen urteilen. Sogenannte Romance Scammer sind im Aufspüren von Bedürfnissen und entsprechendem Manipulieren wahre Meister. Das heißt jedoch nicht, dass Sie grundsätzlich bei Komplimenten skeptisch sein sollen – Komplimente gehören zum Flirten dazu und sind Balsam für die Seele. Nur wenn jemand sie damit überhäuft und gleichzeitig Forderungen an Sie stellt, sollten Sie achtsam sein.

Übung macht den Meister: Knüpfen Sie Kontakte und lernen Sie für Ihre Menschenkenntnis

Je mehr Kontakt Sie zu Menschen haben, desto besser werden Sie sie kennenlernen und desto größer wird Ihre Menschenkenntnis. Auch wenn wir es am liebsten nur mit netten Menschen zu tun haben, sollten wir auch mit denen reden, die wir auf den ersten Blick nicht so mögen. Hier können uns nämlich unter Umständen Vorurteile, die mit unserer Biografie zu tun haben, in die Irre führen.

Die beste Schule ist das Leben, also platzieren Sie sich am besten mittenrein. Setzen Sie sich doch mal einfach in ein Straßencafé und beobachten die Menschen. In welcher Stimmung befinden sich die Personen, wer fühlt  sich unwohl oder ist fröhlich, wer sucht engeren Kontakt zu seinem Gegenüber oder wer flirtet gerade mit wem.

Menschenkenntnis ist nichts, was man nicht lernen könnte, sondern die Summe sozialer Fähigkeiten, die man durch Übung verbessern kann. Ein gewisses Maß an Empathie, emotionaler Intelligenz und der Liebe zu Menschen ist aber unabdingbar.

Das letzte Wort dazu hat heute Adolph Freiherr von Knigge:

Menschenkenntnis, als die Hauptsache bei dem Umgang mit Menschen, wird am sichersten auf dem Wege der Selbsterkenntnis gefunden.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

Drucken