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Squirting: Die Ejakulation der Frau

Bei Männern ist die Ejakulation während des Orgasmus schlichtweg normal. Aber auch Frauen können ejakulieren: „Squirting“ ist das feuchte Ergebnis, das manchen Frauen beim Sex zuteil wird.

Bis ins Detail ist das Suirting, die weibliche Ejakulation, noch nicht erforscht – Erfahrungsberichte belegen aber ganz klar: Es gibt sie. Doch ejakuliert jede Frau beim Orgasmus? Passiert es zufällig, oder lässt sich Squirting erlernen und steuern? Wie fühlt es sich an? Und was passiert dabei eigentlich im Körper? Wir gehen dem Mythos Squirting auf den Grund.

Wenn die Lust eine Frau überflutet

„Bis heute lächelt Michael, mein Lebensgefährte, wenn ich ihn frage, ob er mein erstes Squirting-Erlebnis vorsätzlich forciert hat. Eine Antwort darauf habe ich bis heute nicht bekommen. Nur immer wieder dieses süße, freche Grinsen, verbunden mit den Worten: Ein Gentleman genießt und schweigt. Auffällig war es seinerzeit schon, dass er mich in besagter Nacht sehr intensiv und lange verwöhnte und sich mit seinen Fingern ausgiebig meinem G-Punkt widmete. Nach einiger Zeit stellte sich bei mir das Gefühl ein, ich müsste dringend auf Toilette. Der Moment war aber viel zu lustvoll, um ihn zu unterbrechen. Die geballten Lustgefühle entluden sich irgendwann in einem sehr heftigen Orgasmus. Erst als ich von diesem Wahnsinnserlebnis wieder zu mir kam, bemerkte ich, dass das ganze Bett unter uns nass war.“ So wie Ellen (39) ist es auch anderen Frauen ergangen. Das erste Squirting wird oft aus einer hochexplosiven Lust geboren, kommt überraschend und ohne es bewusst angestrebt zu haben. Der einen oder anderen Frau ist ihre Ejakulation dem Partner gegenüber sogar unangenehm und peinlich, weil das Gefühl entsteht, „ins Bett gemacht zu haben“. Dabei ist Urin, wenn überhaupt, nur ein ganz geringer Bestandteil des weiblichen Ejakulats.

Wissenswertes rund um die weibliche Ejakulation

„Auch beim Weibe besteht ein den Moment höchster Wollust markierender Ejakulationsvorgang oder Ejakulationsgefühl.“ (Richard von Krafft-Ebing, 1888)

Die weibliche Ejakulation ist schon lange bekannt. Vor fast 2300 Jahren beschäftigte sich bereits der griechische Philosoph Aristoteles mit dem Phänomen dessen, was wir heute die weibliche Ejakulation oder, mit dem englischen Begriff, Squirting nennen. In der Folge versuchten kluge Köpfe zu klären, was eigentlich anatomisch bei der weiblichen Ejakulation passiert. Hundertprozentig sicher ist sich die Wissenschaft aber bis heute noch nicht.

Die Rolle des G-Punktes beim Squirting

Zum ersten Mal erwähnt wurde der G-Punkt 1672 von dem niederländischen Arzt Regnier de Graaf. Er beschrieb eine besonders sensible Zone in der vorderen Scheidewand und verglich sie mit der männlichen Prostata. Tatsächlicher Namensgeber des G-Punktes ist allerdings nicht Graaf, sondern der deutsche Frauenarzt Ernst Gräfenberg, der 1950 die weibliche Ejakulation in direkte Verbindung mit der Stimulation der Gräfenberg-Zone (G-Punkt) brachte.

Woraus besteht das Ejakulat der Frau überhaupt?

Vollends ist die Herkunft und Zusammensetzung des weiblichen Ejakulats beim Squirten noch nicht ergründet. Forschende Wissenschaftler und Ärzte sind sich uneinig: Die einen halten die Flüssigkeit für Urin, andere für ein Sekret, das in den Skene-Drüsen produziert wird, und wieder andere gehen von einer Kombination von beidem aus. Wie auch immer – die weibliche Ejakulation als solche hat nichts mit Urinieren zu tun. Squirting ist das feminine Gegenstück zur männlichen Ejakulation.

Kann jede Frau squirten oder Squirting gar erlernen?

Fakt ist, dass sich die prozentuelle Anzahl der Frauen, die schon mal eine Ejakulation hatten, durch Umfragen und Studien nach oben korrigiert hat. Ging man in den 1960er Jahren nur von etwa 4,7 % aus, so lassen neuere Studien auf einen Anteil von bis zu 54 % schließen. Ob jede Frau Squirting erleben oder erlernen kann, ist schlussendlich aber noch nicht geklärt. Zudem kommt, dass die weibliche Ejakulation sich nicht zwangsweise in einem Schwall entladen muss, im Gegenteil, oft fließt das Ejakulat eher, als dass es spritzt, und ist nicht zu unterscheiden von der Feuchtigkeit, die ohnehin bei Erregung entsteht. Die meisten Frauen mit Ejakulationserfahrung berichten, dass es einfach so gekommen ist. Meist beschreiben sie eine lustvolle Situation, bei tiefster Entspannung und in totaler Hingabe, in der es zum ersten Mal passierte. Und von vielen wird dabei tatsächlich der Stimulation des G-Punkts eine große Bedeutung zugemessen. „Der G-Punkt hat ja schon etwas Mystisches. Seitdem ich aber weiß, dass es ihn gibt und wo ich ihn bei meiner Partnerin finde, haben wir eine ganz besondere und spezielle Praktik in unser Sex-Repertoire aufnehmen können. Corinna genießt es, wenn ich sie mit den Fingern dort verwöhne. Wenn ich dann meinen Zeige- und Mittelfinger mit einer Art „Komm her“-Bewegung einsetze, kann es durchaus passieren, dass sie sehr intensiv mit einem lustvollen Schwall zum Höhepunkt gelangt. Als wir das zum ersten Mal erleben durften, waren wir, ehrlich gesagt, etwas verdutzt. Aber mich machte ihr feuchter Orgasmus total an. Heute versuche ich öfters einmal, bewusst ihre Ejakulation herbeizuführen. Sie genießt es auf jeden Fall – ganz gleich, ob es dann letztenendes mit dem Squirting klappt oder nicht“, erzählt Arndt (42).

„Irgendwie ist mir das unangenehm“: Wenn man sich beim Squirten unwohl fühlt

Während es für manche Frauen ganz natürlich oder sogar lustvoll ist, eine Ejakulation zu erleben, empfinden andere dabei erhebliche Scham und leiden regelrecht unter ihren Ejakulationen. Diese Frauen möchten wir ermutigen: Es gibt keinen Grund zur Besorgnis! Zunächst einmal ist die Ejakulation etwas ganz natürliches, egal ob beim Mann oder bei der Frau. Wenn es Ihnen trotzdem unangenehm ist, vielleicht das Bett nass zu machen, kann schon ein untergelegtes Handtuch Abhilfe schaffen – ebenso wie ein offenes Gespräch mit Ihrem Partner über Ihre Hemmungen oder Befürchtungen. Und keine Angst, die meisten Männer haben in der Regel kein Problem damit.

Den Sex genießen: ob “mit” oder “ohne”

Manche Frauen erleben eine Ejakulation, andere nicht – aber das sagt nichts über die Qualität des Sex aus, den Sie mit Ihrem Partner haben. Squirting ist keine besondere Fähigkeit und nichts, was man erlernen muss. Es heißt auch nicht, dass der Sex für eine Frau, die ejakuliert, intensiver oder “besser” ist, als ohne Ejakulation. Wenn Sie aber neugierig geworden sind, gehen Sie, wenn Sie möchten, auf Entdeckungsreise – der G-Punkt wird vielleicht ein Wegweiser sein. Und wenn es so weit ist: Es gibt keinen Grund, sich als Frau dafür zu schämen. Ebenso wenig, wie es die Herren der Schöpfung tun. Denn es ist eine natürliche Reaktion des Körpers.

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