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Dominanz beim Sex oder doch lieber das Kuschelprogramm?

Dominanz im Bett oder lieber Blümchensex?

Dominanz beim Sex und submissives Verhalten, Bondage, SM oder doch lieber Kuschelsex und sanftes Streicheln zum Höhepunkt? Spaß im Bett haben kann man auf viele unterschiedliche Arten. Fast alles ist mittlerweile salonfähig. Aber wo liegen die Grenzen? Welche Sexpraktiken sind noch normal, was gilt als abartig? Und ist abwechslungsreicher, experimentierfreudiger Sex auch automatisch der bessere Sex?

Kennen Sie das auch? Wenn man Zeitschriften durchblättert und sich im Internet tummelt, wenn man Magazinsendungen im Fernsehen schaut oder in der Szene-Bar die Ohren aufsperrt, wird eines offenbar: der gute alte Blümchensex scheint nicht mehr spannend genug. Ist er gar out? Musste er der Dominanz beim Sex weichen? Hört man manch einen reden, dann fängt man an zu meinen, wer etwas auf sich hält, ist mindestens ein Fan von Bondage oder lebt mit dem Sexpartner seinen Schuhfetisch aus. Dominanz und Unterwerfung beim Sex, Partnertausch und SM, sich zeigen oder anderen beim Liebesspiel zugucken, alles geht. Nur ganz normale Hausmannskost beim Sex scheint keinen großen Reiz mehr zu versprühen. Aber ist das wirklich so? War früher beispielsweise Dominanz beim Sex bzw. vielmehr das Zusammenspiel zwischen dominantem Verhalten im Bett und lustvoller Unterwerfung ein Thema, über das man höchstens hinter vorgehaltener Hand tuschelte, füllt es heute die Bestsellerlisten.

Vielen Dank für die Blumen! Warum kaum noch jemand von Blümchensex spricht

Blümchen und Sex – das Niedliche, Verspielte klingt beim Wort Blümchensex schon durch. So wie bei der Blümchentapete oder dem Blümchenkaffee, der so dünn ist, dass das Muster der Kaffeetasse noch durchscheint. Blümchensex, da wird mit dem Sexpartner gekuschelt und gespielt, Romantik wird großgeschrieben und manchmal kommt es noch nicht einmal zum eigentlichen Akt. Das Vorspiel wird dabei nicht selten sogar zum Hauptspiel – und das ist vielen Menschen zu eintönig, zu langweilig und langwierig. Zumindest, wenn man den Medien glauben darf. Ausgefallene bis hin zu bizarren Sexualpraktiken liegen im Trend, Dominanz beim Sex, submissive Spielarten und generell BDSM-Praktiken gehören scheinbar zum guten Ton. Was früher als pervers galt, ist heute quasi salonfähig. Gibt es heutzutage überhaupt noch perversen Sex? Was ist normal? Und wo liegen die Grenzen?

Was ist normal? Und welche Sexpraktiken sind pervers?

Perversion bezeichnet ein den vorherrschenden Moralvorstellungen zuwiderlaufendes Verhalten. Wenn die Moralvorstellungen der Gesellschaft sich ändern, lockerer oder auch strenger werden, verschieben sich auch die Grenzen zwischen Normalität und perversem Verhalten. In den letzten Jahrzehnten ist unsere Gesellschaft immer liberaler geworden. Auch, was die Liebe betrifft. Beispiel Homosexualität: In rund 75 von 195 Staaten auf der Welt werden Homosexuelle auch heute noch strafrechtlich verfolgt. Hierzulande sieht es zum Glück anders aus: Seit dem 1. August 2001 sind eingetragene gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften in Deutschland möglich. In Bezug auf Sexualpraktiken hat sich hinlänglich der Enttabuisierung und Akzeptanz auch einiges getan.

Als „pervers“ gelten bei uns vor allem sexuelle Praktiken, die illegal sind, die gegen den Willen des Sexpartners vollzogen werden. Der Begriff „pervers“ ist dabei eher umgangssprachlich, die Wissenschaft verwendet den Ausdruck „Paraphilie“.

Dominanz beim Sex, flotter Dreier, SM und Co.

Sie stehen auf Fesselspiele oder fühlen sich in der SM-Ecke wohl? Dominanz beim Sex oder submissives Verhalten stehen ganz vorne auf Ihrer Liste, die Sie mit Ihrem Sexpartner durchspielen möchten, und Lack und Leder turnen Sie an? Sie kommen beim Zuschauen so richtig in Wallung? Oder ist doch der zärtliche Blümchensex Ihr Ding? Was auch immer Sie mögen – wichtig ist, dass Ihre sexuellen Vorlieben nicht Ihr Leben dominieren. Wenn Sie sich zwanghaft zu einer sexuellen Praktik getrieben fühlen, wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, auf eine andere Art und Weise Lust zu empfinden und wenn Sie den Drang verspüren Dinge zu tun, die nicht legal sind, dann besteht Handlungsbedarf. Eine echte Paraphilie ist krankhaft und bedeutet meist eine große Qual für den Betroffenen – und auch für dessen Sexpartner. In einem solchen Fall ist es ganz wichtig, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ansonsten gilt die einfache Devise: Erlaubt ist, was gefällt. Solange es nicht gegen den Willen einer anderen Person geht und niemand Schäden davonträgt. Man muss einfach nur gleichgesinnte Sexpartner finden, die den Spaß an der Sache teilen – ganz egal ob es sich um Dominanz beim Sex handelt, ob Sie lieber in der submissiven Rolle sind, Blümchensex haben oder ob Sie von den ganzen Bezeichnungen überhaupt nichts halten und einfach “ganz normalen Sex” haben wollen.

Probieren geht über Studieren – das gilt auch beim Sex

Sexuelle Experimentierfreudigkeit, Offenheit und die kleine, gesellschaftsfähige Perversion: Wir haben schillernderen, abwechslungsreicheren Sex als früher. Aber haben wir auch besseren Sex? Hier sind sich die Paartherapeuten und Sexualwissenschaftler nicht einig. Nur weil alles geht, muss es nämlich noch längst nicht gutgehen. Vielmehr ist zu beobachten, dass uns die Medien mit ihrer Berichterstattung über tollen Sex auch unter Druck setzen. Oft fühlen sich Paare bemüßigt, mehr im Bett zu veranstalten als die Missionarsstellung. Auch wenn dies beiden Sexpartnern vielleicht seit Jahren am meisten Spaß macht. Andere, die bisher sanften Kuschelsex liebten, fühlen sich auf einmal animiert, Dominanz beim Sex walten zu lassen. Neues auszuprobieren kann sehr bereichernd und erfüllend sein. Aber lassen Sie sich dabei bloß nicht unter Druck setzen. Das führt nur zu Versagensängsten beim Sex und Unzufriedenheit. Gerne oute ich mich auch selbst: Ich finde, dass die Missionarsstellung zurecht die nachwievor meist praktizierteste Sexstellung ist, denn beide Parteien können einander wundervoll spüren und die Körper von Angesicht zu Angesicht miteinander verschmelzen lassen. Wieso sollte man sich das mies reden lassen?

Grundsätzlich gilt: Lassen Sie sich einfach von Ihren Wünschen leiten und nicht von dem, was gerade en vogue ist. Sie finden Blümchensex klasse? Dann müssen Sie nicht mit Ihrem Sexpartner in den Swingerclub, nur weil das angeblich heutzutage dazugehört. Und wenn Sie Lust haben, Neues auszuprobieren, nur zu. Aber fühlen Sie sich zu nichts verpflichtet. Was „in“ ist und was „out“, entscheiden Sie und Ihr/e Sexpartner/in immer noch selbst.

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