Generation 40 Plus: Warum älter werden manchmal anstrengend ist

In Würde älter werden

In den Zwanzigern ist man noch unbeschwert, in den Dreißigern stellt man oft Weichen für die Zukunft und in den Vierzigern ziehen viele ein erstes Resümee, was sie bisher erreicht haben und wo die Reise noch hingehen soll. So weit, so gut, denn es ist tatsächlich nützlich, sich ab und an selbst zu reflektieren. Problematisch wird es, wenn man beginnt, sich mit anderen zu vergleichen. Warum das so ist und was man dagegen tun kann.

Schlanke Frauen mit prallen Brüsten und makelloser Haut, straff trainierte, knackig gebräunte Männer mit strahlend weißen Zähnen – das sind nicht etwa Bilder von einer Erstsemesterparty am Baggersee, sondern Erscheinungen von Frauen und Männern jenseits der 40, wie sie uns die Medien ständig vermitteln. Sicher, manche sind mit guten Genen gesegnet oder haben einfach Zeit und finanzielle Mittel, um sich vollumfänglich um ihr makelloses Aussehen und Auftreten zu kümmern. Doch wenn man ehrlich ist, sieht die Realität oft ganz anders aus. Und ich meine, nicht unbedingt schlechter.

Angst vor dem Alter – warum eigentlich?

Folgt man dem Glauben, der in einschlägigen Medien verbreitet wird, darf man eines bitteschön nicht werden: alt! Also, zumindest was das Aussehen betrifft, denn wie heißt es so schön? “Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein!” Dabei ist Älterwerden doch – abgesehen von den natürlichen (!) Veränderungen – in erster Linie Ansichtssache. Ich zum Beispiel empfinde jemanden als alt, der „stehen geblieben“ ist, keine Träume mehr hat, sich gehen lässt, keine sozialen Kontakte mehr pflegt, also im Grunde genommen nur noch auf den Tag wartet, an dem er in die Kiste hüpft. Und glauben Sie mir, das hat nichts mit dem kalendarischen Alter zu tun. Es ist kein Wunder, dass viele Menschen Angst vor dem Älterwerden haben, wenn sie dieses ständig mit negativ behafteten Begriffen wie Einsamkeit, Krankheit, Falten, Vergesslichkeit oder gar Demenz gleichsetzen. Dann wird jedes Jahr mehr auf dem Lebenskonto natürlich eine Bedrohung.

Warum lassen wir uns Schönheitsideale aufzwingen?

Wenn man all die oben genannten Begriffe ins Positive umkehrt, klingt alles plötzlich wunderbar: tolle soziale Kontakte und eine fürsorgliche Familie, Vitalität, charismatische Lachfältchen, ein über die Jahre gewachsenes Wissen und Erfahrungsreichtum. Das Problem: Irgendwie scheint die Meinung zu gastieren, dass man all dies nur erreichen kann, wenn man dabei dem von den Medien übermittelten Schönheitsideal entspricht. Einerseits streben wir nach Individualität, andererseits laufen wir Gefahr – überspitzt gesagt –  irgendwann mal alle gleich auszusehen. Warum? Wahrscheinlich, weil wir den gängigen Schönheitsidealen erliegen. Die Aufklärung ist in dieser Hinsicht zwar groß, eigentlich müsste jeder wissen, dass es DAS nicht sein kann. Und trotzdem will jeder schlank sein, eine glatte Haut zeigen, die richtigen Proportionen an den richtigen Stellen haben. Dafür investieren wir dann viel Geld und Zeit, mal ganz abgesehen davon, dass es uns unter Druck setzt. Denn wenn die Vermeidung des äußerlichen Älterwerdens zur Obsession wird, nimmt die Sache schon krankhafte Züge an.

Konkurrenzdenken macht auf Dauer krank

Der wahre Grund, warum viele von uns mit dem Älterwerden hadern, ist, wenn Sie mich fragen, schlichtes Konkurrenzdenken. Wir sehen uns insgeheim alle nach Anerkennung. Auch, wenn man mit sich im Reinen ist und sich nicht sonderlich darum schert, was andere sagen oder denken, so freuen wir uns doch, wenn andere gut finden, was wir tun oder wie wir sind. Das Problem ist, dass mit zunehmendem Alter viele Frauen und Männer diese Anerkennung in erster Linie für ihr Aussehen erwarten. Und sich demzufolge ärgern, wenn jemand daher kommt, der genau so alt aber körperlich einfach “besser erhalten” ist. “Also die Ulrike sieht mit 50 ja fast noch aus wie vor 15 Jahren!” Ja, die Ulrike hat aber vielleicht andere Päckchen zu tragen, die Sie für ein paar Falten weniger auch nicht eintauschen wollen. Oder der Ulrike ist ihr gutes Aussehen tatsächlich schnurz, sie würde viel lieber für ihr stetiges Engagement im Naturschutz/in der Politik/sonstwo gelobt werden.

Erfolgreich Älterwerden ist eigentlich ganz einfach

Wir haben heute die einzigartige Möglichkeit, gesünder alt zu werden, das bedeutet mehr Lebensqualität. Mit unserer Lebensweise beeinflussen wir unser biologisches Alter, auch unser Glück – denn uns stehen alle Möglichkeiten offen, täglich zu lassen, was uns schadet. Schönheit, das sollten viele endlich verinnerlichen, entsteht auch durch innere Zufriedenheit und ein entspanntes Annehmen dessen, was auf einen zukommt. Falten zeigen eben gelebtes Leben. Was kann daran falsch sein? Makellosigkeit kann meines Erachtens auch langweilig sein. Wenn wir immer dem aktuellen Ideal hinterherrennen entfernen wir uns immer mehr von unserem Ich, weil wir nur eine Kopie von irgendwem sind. Wo bleibt da die Individualität, das, was den einzelnen ausmacht?

Außerdem muss man die Sache auch mal vom praktischen Standpunkt aus sehen:  Wer morgens zerknittert aufwacht, hat tagsüber mehr Entfaltungsmöglichkeiten.

Ihre Irene

(Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.)

 


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